Braun R4 - Linker Kanal nur Halbwelle

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zocholl

Braun R4 - Linker Kanal nur Halbwelle

#1 Beitrag von zocholl » 28.05.2010, 19:11

Hallo,

ich versuche gerade einen R4 zu reparieren. Der rechte Kanal der Endstufe funktioniert, der linke gibt nur einen kleinen Teil der positiven Halbwelle wieder.

Ich habe versucht die Ursache durch Messen auf der Platine zu bestimmen, aber das fehlerhafte Signal ist praktisch im ganzen Verstärker zu finden.

Da zumindest ein Teil der positiven Halbwelle durchkommt, vermute ich den Fehler im unteren Verstärkerteil. Deswegen habe ich schon die Transistoren T309, T313 und T325 ausgebaut und gemessen. Da sie anscheinend in Ordnung waren, habe ich sie mit den entsprechenden Transistoren des funktionierenden Kanals ausgetauscht, was aber keine Verbesserung brachte.

Das Verhalten des Verstärkers habe ich unten als Bild angehängt, wobei Rot das Eingangssignal und gelb und grün den linken und rechten Ausgang (unbelastet) darstellen.

Bild

Ich wollte nachfragen, ob jemand eine Idee hätte, wie ich weiter vorgehen könnte.

Vielen Dank im Voraus

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Uli
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#2 Beitrag von Uli » 28.05.2010, 20:26

Hi Zocholl,

interessant, das es immer nur- oder sehr oft den rechten Kanal betrifft, der Probleme macht.

Als erste solltest Du die Elko´s tauschen, natürlich nicht nur die der Endstufe sondern auf jeden Fall auch die C7xx Elko´s vom Netzteil.
Prüfe mal die Dioden D316 & D318, aber auch die Dicke "D320". Auch bei mir war die Halbwelle des rechten Kanal´s abgeschnitten. Danach ging es wieder und brachte unter Last 95W heraus!
Die hitzeleidenen Transis solltest Du übrigens ersetzen und mit ausreichendem Abstand zur Platine einlöten (gibt´s bei RS!). Ändere auch die Widerstände R325 & R326 von 47Ω auf 82Ω und drehe vor dem ersten anschalten den Ruhestrom auf 0 mV runter und nach einem 10 Minütigen warmlaufen auf 10 mV bei beiden Kanälen wieder hoch.

Bin gespannt obs auch bei Dir an der Diode lag.... versuchs mal!

Gruß... Uli

PS: eine Frage noch: hast Du den Verstärker mal vom Pre-Amp getrennt (Drahtbrücken gezogen) und mal direkt bespeißt? Vielleicht liegt es auch an der Vorstufe....

zocholl

#3 Beitrag von zocholl » 28.05.2010, 21:34

Hi Uli,

Danke für die superschnelle Antwort. Ich werds gleich Anfang nächste Woche testen und die Erfolge hier posten. Hab den Braun im Geschäft, da das Prüfequipment da um Klassen besser ist...

Das Prüfsignal speisen wir übrigens direkt in die Endstufe ein. :wink:

Gruß

derlange
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#4 Beitrag von derlange » 31.05.2010, 11:32

Hallo Zochol,

auch auf die Gefahr hin, Uli (teilweise) zu widersprechen: Grundsätzlich unterliegen Elkos der Alterung - insbesondere, wenn sie thermischen Belastungen ausgesetzt sind und bei dem Alter des Gerätes spricht daher einiges für deren Erneuerung. Gleichwohl habe ich Braungeräte aus den 60ern in Betrieb, in denen ich nur einzelne defekte Elkos habe tauschen müssen.

Grundsätzlich würde ich aber eine gezielte Fehlersuche vorziehen, sofern das nötige Werkzeug (wie in Deinem Falle) vorhanden ist. Da noch die Spitzen der positiven Halbwelle wiedergegeben werden, gehe ich von einer drastischen Arbeitspunktverschiebung aus.

Du schreibst, der Fehler sei in der gesamten Endstufe zu finden. In diesem Falle würde ich von T 301 bzw. 302 an die Ausgangssignale der Transistoren messen. Sollte der Fehler schon hier auftreten, spricht vieles gegen die Siebelkos in dessen näherer Umgebung (C 365, 313, 311). Jedenfalls würde ich den Fehler noch vor dem Gegentaktteil der Schaltung vermuten.


Grüße
DerLange

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Uli
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#5 Beitrag von Uli » 31.05.2010, 12:21

derlange hat geschrieben:auch auf die Gefahr hin, Uli (teilweise) zu widersprechen: Grundsätzlich unterliegen Elkos der Alterung - insbesondere, wenn sie thermischen Belastungen ausgesetzt sind und bei dem Alter des Gerätes spricht daher einiges für deren Erneuerung. Gleichwohl habe ich Braungeräte aus den 60ern in Betrieb, in denen ich nur einzelne defekte Elkos habe tauschen müssen.
Hi Langer, Gefahr läufst Du nicht, lerne auch nie aus und lasse mich gerne verbessern!
Ganz Unrecht hast Du da nicht mit, allerdings sind die alten Elko´s auch von besserer Qualität gewesen (meist Made in W.-Germany), die Elko´s im R4 sind alle aus asiatischer Fertigung.... geraden die grauen Elko´s sollte man alle rausschmeißen da sie zwar optisch kaum verändert aussehen, allerdings von den Werten her aus dem Ruder gegen 0µ laufen.
Der Prozessor reagiert übrigens extrem emfindlich auf Spannungsschwankungen durch kaputte Elko´s... daher der Tip!

Gruß... Uli

zocholl

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#6 Beitrag von zocholl » 04.06.2010, 21:01

Ich bin weiterhin auf Fehlersuche und poste hier mal mein bisherigen Erkenntnisse:

Übrigens sorry, wenn sich meine Darstellung oder Fragen etwas konfus anhören. Ich bin halt eher in der digitalen Welt (sprich µC, Mosfets, etc. zuhause). Aber ich versuch mal die Krümmel Analogwissen, die ich zusammentragen kann zu nutzen....

Den Hinweis auf die Arbeitspunktverschiebung hab ich mal genutzt. Ich habe beide Eingänge mit Masse verbunden und dann mal die Spannungen in der Schaltung gemessen:
  • Die Eingangsstufe (T301-T305) scheint in Ordnung zu sein. Die jeweils an den Widerständen und Transistoren abfallenden Spannungen sind in ähnlichen Bereichen wie beim "guten" Kanal
  • Jetzt kommt der interessante Part: Die Transistoren T308, T332, T310 bilden ja eine Reihe von Stromquellen, die die Arbeitspunkte der positiven und negativen Endstufenteile einstellen.
  • Beim "guten" Kanal finden sich Spannungen von +1,2V (Kollektor T332) und -1,2V (Emitter T332). Beim schlechten Kanal liegt am Kollektor von T331 nur ca 890mV und am Emitter ca -400mV
  • Der von T309 bzw. T310 eingeprägte Strom scheint praktisch gleich zu sein, da an R325 bzw. R326 jeweils etwa 620 mV abfallen
  • Die Basis-Emitterspannung von T331 ist natürlich etwas geringer als die von T332, da durch den Spannungsteiler von R319, R321 und VR301 ja weniger Spannung an der Basis ankommt
Die Quizfrage ist jetzt: Wer nimmt mir die Spannung der Arbeitspunkte. Meine momentane Vermutung ist, dass entweder T309 oder T331 für die falsche Arbeitspunktspannung für den negativen Kanal verantwortlich ist und dass die Verschiebung des positiven Arbeitspunktes nur eine Folge ist. Ich denke, ich werde mal die zwei Transistoren besorgen und auswechseln.

Wenn jemand einen Denkfehler findet, würd ich mich freuen, wenn ich ne Nachricht kriegen würde.

Bis zum nächsten Mal, ich bleib am Ball.....

P.S.: Da ja die Spannungsdifferenz nicht soooo groß und der Strom in der Reihe T307, T331, T309 auch noch im Rahmen ist, hab ich mal versucht den unteren Punkt (Emitter T331) niederohmig mit dem gleichen Punkt im guten Kanal zu verbinden. Interessanter Effekt: plötzlich sehe ich von einem eingespeisten Signal auf beiden Kanälen eine komplette obere Halbwelle.....

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Uli
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#7 Beitrag von Uli » 21.06.2010, 16:47

Hallo Zscholl,

bist Du schon weiter gekommen?

Du solltest auch mal die Ströme des Netztes prüfen und provisorisch alle C7xx Elko´s (bis auf die Dicken 8200µF+10000µF) der Stromversorgung erneuern, stimmt hier was nicht... geht´s schon schlecht weiter!

Gruß... Uli
Gruß Uli
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zocholl

Fehler gelöst

#8 Beitrag von zocholl » 06.07.2010, 07:30

Hi Leute,

es hat ein wenig gedauert, bis wir wieder eine Bestellung beim Reichelt machen mussten, aber die Wartezeit hat sich gelohnt...

Es war in der Tat T331, bei dem irgendwie die Basis durchgebrochen war. Dieser Transistor, der ja anscheinend für die Vorspannungen der Basen der Ausgangstransistoren zuständig ist, hat mir die kompletten Arbeitspunkte verschoben.

Als ich ihn ausgetauscht hatte, funktionierte der Verstärker wieder wunderbar.

Ich habe noch den Stromspar-Umbau der Endstufe, den Uli vorgeschlagen hat eingebaut. Jetzt rennt das Teilchen wieder optimal....

Ich bedank mich mal herzlich für die Einblicke und Denkanstöße, die ich von Euch bekommen hab.

Gruß, Zocholl

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