im Folgenden möchte ich über die Gehäuserestauration eines RT 20 berichten. Dabei geht es hauptsächlich um die Holzarbeiten.
Zunächst einige Bilder zum Zustand vor Beginn der Arbeiten:

Das Gerät spielte zwar einwandfrei, das Gehäuse war aber in einem schlechten Zustand.
Die Fehler im Einzelnen:

Die Front hatte links neben dem Lautsprecher eine Beule und war mit Farbanreibungen verschmutzt.

Die Drucktasten waren durch Nikotin vergilbt, die Drehknöpfe fehlten ursprünglich und waren schon durch Knöpfe von einem SK 5 (in einem zu hellen grau) ersetzt.
Ansonsten war die Front bis auf kleinere Schrammen und Lackabplatzer noch gut, insbesondere die Beschriftung war noch komplett.
Besonders hart hatte es dagegen das Gehäuse getroffen.



Die hinteren Ecken waren komplett weggebrochen, die hintere Kante teilweise erheblich beschädigt und an vielen Stellen fehlte das Deckfurnier. Auf der Oberseite war duch Wasserschäden der Lack zum großen Teil zerstört und das Holz grau geworden.

Die Rückseite war verschmutzt und die Pappe an einigen Stellen "angenagt", Gott sei Dank aber nicht von Mäusen.
Nun zu den Arbeiten am Gerät.
Als erstes mußte es komplett zerlegt werden, da man dann zur Reinigung besser an alles herankommt und da für die Ausbeul- und Holzarbeiten die Gehäuseteile einzeln benötigt.
Zum Ausbeulen wurde die Front auf ein glattes Holzbrett gelegt und dann mit Hammer und einem Durchtreiber die Beule nach und nach zurückgedrückt. Vorsichtig arbeiten, denn solange man von hinten die Beule herausdrückt, nimmt vorne der Lack noch keinen - oder nur geringen - Schaden. Zum Verteilen der Kraft ggfs etwas unterlegen, um Durchdrücken der Durchtreiberspitze zu vermeiden.
Wenn die Stege der Lautsprecherabdeckung etwas aus der Reihe verbogen sind, sollte man sie möglichst mit bloßen Händen wieder zurecht drücken, die Stege sind sehr biegeweich.
Die Reinigung der Knöpfe mit Cosmophen wurde schon in einem anderen Thread beschrieben, hier zur Vollständigkeit nochmal das Bild nach der Reinigung:

Die Farbanreibungen auf der Front wurden mit Motorradreiniger und feiner Stahlwolle (000) entfernt, damit reibt man den seidenmatten Lack nicht so schnell blank. Für die "normal" verschmutzte Fläche nehme ich Baumwolllappen, Glasreiniger und für hartnäckige Verschmutzung ebenfalls Motorradreiniger. Die Lackabplatzer wurden zum Schluss mit seidenmatter Modellbaufarbe (Humbrol) nachgetupft. Dazu wird der Farbton durch Mischen des weissen Lacks mit beige und hellgrau an den Ist-Stand des Lackes angepasst. Mit etwas Übung bekommt man auch das leichte Nachdunkeln beim Trocknen ganz gut in den Griff.

Hier die fertige Front, nur die Drehknöpfe sind noch im falschen Grau.
Nun zu den Holzarbeiten am Gehäuse. Um die Ecken mit entsprechenden Sperrholzstückchen rekonstruieren zu können, mußten die zerbröselten Ecken zunächst versäubert werden.


Auf der Oberseite war das Furnier so stark beschädigt und verschmutzt, dass ich mich entschieden habe, diese Seite neu zu furnieren. Insbesondere die Schwarzfärbung der Zwischenräume zwichen den Holzzellen ging fast durch die komplette Furnierschicht, so dass es aussichtslos erschien, diese zu entfernen. Bei lokalen Flecken kann man durch Einweichen mit Zitronensäure (die aus der gelben Flasche zum Backen) oder Bleichen mit Wasserstoffsuperoxid noch einiges machen, aber wenn die komplette Fläche schwarz geädert ist, würde ich davon abraten.
ZUm Entfernen der Furnierschicht wird die Oberseite mit Wasser benetzt. Zusätzlich legt man ein nasses Tuch auf die Fläche. Mit einem heißen Bügeleisen fährt man über das Tuch und erzeugt Wasserdampf, der in das Furnier eindringt und die Verleimung löst.

Ist das Furnier ausreichend eingeweicht, kann man mit einem Stechbeitel unter das Furnier fahren und es vorsichtig nach und nach ablösen. Dort wo das Furnier schon vorgeschädigt ist, geht es besser ab, dort wo der Lack noch i.O. ist, tut man sich etwas schwerer.

Hier die Fläche nach vollständigem Entfernen des Furniers.

Das neue Furnier wird grob auf die richtige Größe zugeschnitten.

Gut sichtbar auch die eingesetzten neuen Ecken. Das Einkleben der neuen Sperrholzteile erfolgte mit 2-Komponenten-Kleber (Stabilit Express), um die Spalte zwischen Neuteil und versäubertem Gehäuseausschnitt gut auszufüllen.
Vor dem Neuaufleimen des Furnier muß die Fläche natürlich sauber verschliffen werden. Dann gleichmäßig Leim auftragen, am besten mit einem Zahnspachtel (hatte ich leider nicht zur Hand):

Dann das Furnier auflegen und mit einem glatten Brett anpressen. Man braucht viele Schraubzwingen!

Mit dem abgelösten Furnier der Oberseite kann man die fehlenden Furnierstücke auf den Seitenflächen ergänzen. Bereich mit fehlendem Furnier vorbereiten, passendes Stück zuschneiden und ebenfalls mit Hilfe von Schraubzwingen verleimen.



Wegen der Schwärzeflecken auf der Aussenseite habe ich das Furnier umgedreht, so dass die frühere Verleimungsseite nach aussen kommt.
Man hätte die Seitenflächen auch komlpett neu furnieren können, aber ich versuche, soviel Originalsubstanz zu erhalten wie möglich.
Bis hier bin ich bis heute mit den Arbeiten gekommen, der zweite Teil kommt, wenn das Gerät fertig ist - also hoffentlich bald!
Herzliche Grüße
Gerhard