braunianer hat geschrieben:Soweit ich weiß ist Mercedes Benz doch schon zu großen Teilen an die Chinesen verkauft, wie viele deutsche Betriebe. Ohnehin halte ich die Chinesen für wesentlich cleverer im Vergleich zu uns "Westlern", zumal diese auch langsfristig investieren/kalkulieren, anstatt nur kurzfristig in die eigene Tasche zu wirtschaften.
Widerspruch - abgesehen davon, dass es weltweit völlig normal ist, dass multinationale Konzerne mit multinationalem Kapital betrieben werden, ist die deutsche Wirtschaft weit davon entfernt, von China unterwandert zu werden.
Und an dem Kurs, den die Chinesen fahren, kann ich nichts schlaues erkennen. Eigentlich führen die Chinesen den totalitären Kurs des ehemaligen Ostblocks fort, Devisen mit wirtschaftlichen Verlusten zu kaufen. Chinesische Waren werden zu großen Teilen zu Preisen verkauft, die nicht mal ein Gegenwert für die eingesetzten Rohstoffe darstellen. China wiederholt auch nicht die Entwicklung von Japan, die Billig- und Ideenklau-Strategie nur als Einstieg zu benutzen. Seit mehreren Jahrzehnten geht jetzt der wirtschaftliche Boom in China, und bis heute kommt aus China nur dann gute Ware, wenn westlicher Geist dahintersitzt. Die chinesische Blase wird genau in dem Moment platzen, wo die Masse des Volkes die totale Entrechtung zugunsten einer kleinen Mittel- und Oberschicht nicht mehr hinnehmen wird. In dem Moment, wo In China Kohle nach modernen Sicherheitsstandards gefördert werden muss, wo Fabriken ihren Dreck nicht mehr einfach rauslaufen lassen dürfen, und wo die Landbevölkerung sich ein Mindestmaß an sozialer Gerechtigkeit einfordert, verschwinden die ganzen westlichen Firmen genauso schnell aus China, wie sie gekommen sind.
Die deutsche Strategie mit dem breit aufgestellten flexiblen Mittelstand ist viel schlauer. Im Gegensatz zu den USA, die schon vor Jahrzehnten ihre Seele nach Fernost verkauft haben, ist Deutschland ganz schnell in der Lage, die Produktion wieder komplett nach Europa zurückzuholen. Die fehlende Bereitschaft Chinas, geistiges Eigentum und Patente anzuerkennen, ist ein Faktor mehr, der China in der Rolle als Arbeitssklave für die ganze Welt festhält. Kaum noch westliche Firmen sind bereit, know-how-intensive Produkte in China fertigen zu lassen, weil sie wissen, dass kurze Zeit später die Welt mit Billig-Plagiaten überschwemmt wird. Der bisherige Oberklopper, den ich gelesen habe, ist, dass mit Billigung der Regierung Plagiate von ganzen Geschäften in chinesischen Großstädten entstehen. So gibt es neben der legalen Apple-Store-Kette noch eine, die genauso aussieht, genauso offen agiert, und die nur Apple-Plagiate verkauft.
Eine weitere heiße Geschichte, die nicht auf besonders viel wirtschaftliche Kompetenz schließen lässt, ist die Abhängigkeit Chinas zum amerikanischen Dollar. Es ist mittlerweile wohl so weit, dass die USA von China Geld geliehen bekommt, um in China Ware einkaufen zu können - erinnert irgendwie an Griechenland, aber in viel größerem Maßstab.
Mit Afrika schließt sich dann der Kreis. Klar is es in Afrika noch viel billiger als in China, aber das Niveau und die Produktivität sind ja auch nochmal um Längen schlechter. Und wenn den Chinesen in Jahrzehnten mal wirklich gelingen sollte, was in Jahrhunderten niemand geschafft hat, dann werden auch hier die Löhne und die Sozialstandards steigen, und der Vorteil schmilzt dahin.
Insgesamt sehe ich in China eigentlich nur eine riesige Tragödie, und hoffe, dass der Knall, der unweigerlich kommen muss, nicht die ganze Welt mit abwärts zieht.
Gruß Frank
"Man will halt immer das, was die anderen haben, bis dann alle das haben, was die anderen haben und dann wollen alle wieder das, was dann keiner mehr hat"