zu 1) Mach dich von dem Gedanken frei, dass die Transistorpreisunterschiede immer etwas mit der Qualität zu tun hätten. Warum kostet ein BC547 oder BC557 0,04€ und der "Vorgänger" BC177 dagegen 0,32€? Warum kostet ein MJ2955 bei Conrad 2,06€ und der ebenbürtige BDX18 bei Pollin nur 0,25€ (Endstufentransi für regie 530)? 700% Qualitätszuschlag oder Markenherstellerzuschlag? Nee, nee. Bei Altbeständen spielen historische Bezugskosten und Lagerkosten eine Rolle. Entscheidender dürfte aber die Nachfrage sein. Ungängige Typen werden kurzfristifg verramscht, Dauerbrenner dürfen im Regal bleiben. Dazu kommt die unterschiedliche hausinterne Preisgestaltungs- und Einkaufsphilosophie. Pollin scheint sein Sortiment ausschließlich aus Sonderposten zu rekrutieren, Conrad und Reichelt nur teilweise, andere mit breit gefächerten Sortimenten und echter Auswahl zwischen div. Qualitäten wie z.B. Farnell vielleicht noch deutlich weniger. Bei vielen aktuellen Transistoren besteht ein Überangebot, das die Preise drückt. Außerdem sind die Herstellungskosten bei Standardbauteilen in den letzten 30 Jahren immer mehr gesunken. Die Masse der Bauteile wird von den Herstellern direkt oder über Broker an Produktionsbetriebe abgesetzt. Die Versender u.a. Kleinstmengenverkäufer haben zusammen einen geringen Anteil am Gesamtabsatz und beziehen die Bauteile sehr oft aus Restposten, die die Industrie nicht mehr gebrauchen kann. Beispielsweise oxidieren die Elektroden der Bauteile, was die Lötfähigkeit vermindert und damit Probleme bereiten kann, die man bei einer automatisierten Massenfertigung überhaupt nicht will. Den Bastler stört's nicht, der lötet nicht nach festen Taktzeiten, sondern bis die Lötstelle gut ist. Der Versender kauft solche Bauteile zum Schnäppchenpreis ein. Na ja, das habe ich alles von E-Ingenieuren so aufgeschnappt. Ich selbst kenne mich in der Branche nicht aus.
Deine Frage nach Qualitätsunterschieden wird wohl offen bleiben. Was meinst du damit? Die Verletzung der angegebenen elektrischen Bauteilspezifikationen, die im Betrieb konstruktionsbedingt nicht überschritten werden, ist nicht zu befürchten.
zu 2) Ersatztypen findet man in mittlerweile ganz unmodischen Transistortabellen in Buchform (z.B. ECA oder Tower's), PC-DVD-Transistordatenbanken (z.B. von ECA, Windows erforderlich), im Internet (z.B.
http://www.alltransistors.com oder
http://english.electronica-pt.com/) oder mit Hilfe der Suchfunktionen der Elektronikversender.
zu 3) Datenblätter herunterladen und vergleichen. Mit "datasheet" als Suchwort findest du das Meiste. A/B/C unterscheiden bei Kleintransistoren nach der Pro-Elektron-Norm (heute: EECA, Europa) den Mindestvertärkungsfaktor, leider nicht ganz einheitlich, aber relativ verlässlich (üblicher Bereich: A 100-120 min., B 180-250 min., C 380-420 min.). Bei Leistungstransistoren (BDnnn oder BD?nn) stehen A/B/C/D für alles Mögliche, meistens für die unterschiedliche Spannungsfestigkeit (Beispiel: BD544 ist ein 15A-Transistor, Ucb/ce ist beim BD544A 60V, BD544B 80V, BD544C 100V, BD544D 120V). Aber aus den Buchstaben sind keine absoluten Spannungswerte ablesbar, sie haben bei anderen Typen andere Werte oder gar andere Bedeutungen. Bei den BD433 bis BD436 (4A-Transistor) stehen A/B/C für die unterschiedliche Verstärkung, natürlich mit geringeren Werten als bei den BC-Typen. Bei den BD695 bis BD700 steht A für erhöhte Stombelastbarkeit, nämlich für einen 8A-Typ, ohne A ist Icmax nur 5A. Bei den Japan-Transistoren nach JIS-Norm kennzeichnen A/B/C/D ebenfalls Selektionsgruppen. Welche Regeln da gelten, weiß ich nicht. Lade dir mal das Datenblatt des 2SC673AB von Hitachi herunter. Da ist das gut erklärt. A steht beim 2SC637 für eine Ucb von 50V statt 35V, B steht für Verstärkung zwischen 100 und 200. Sieht also auch sehr individuell aus.
Und nochmal: Immer das Datenblatt herunterladen. Es gibt bei gleichen Typenbezeichnungen unterschiedliche Kenndaten zwischen den Herstellern. Die alten BD135 bis BD140 von Telefunken haben einen Icmax von 1A, bei Typen aus aktueller Produktion sind 1,5A üblich. Gut, macht ja nix. Aber was ist, wenn es mal umgekehrt ist? Die Fälle gibt es. Negative Überraschungen kann man z.B. beim Gehäuse erleben: Man will irgend einen alten TO-3-Transi nachbestellen und bekommt vom anderen Hersteller dieselbe Typenbezeichnung im TOP-3 oder TO-247 Gehäuse. Fällt vorher nicht auf, wenn der keine andere Variante anbietet. Selbst Schuld, wer da nicht vorher alles abgeprüft hat. Gut, heute sieht man bei einer Internetbestellung fast immer ein Produktbildchen. Trotzdem immer genau hinsehen.