raimund54 hat geschrieben:Die Aussteuerungsanzeige des TG 1000 sind keine VU-Meter (wie bei allen Konkurrenten damals üblich, ausser ASC), sondern Spitzenspannungsmesser, wie sie in der Studiotechnik verwendet werden! Damit kann man wirklich bis zum Maximum aussteuern ohne das die Klangqualität leidet. Besonders der Klirrfaktor steigt nicht ins unermessliche, wie dies leicht bei VU-Metern möglich ist, wenn man bis 0 dB oder etwas höher aussteuert (...)
Hallo liebes Forum,
jetzt bin ich ganz neu hier und muss schon meckern

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Aber zuerst möchte ich mich kurz vorstellen. Ich heiße Holger, wohne in Hannover, bin Mitte 50 und seit 1968 Tonbandamateur (Meine Erste: Telefunken M 203 TS) und etwa ebenso lange Hobbyelektroniker. Ich gehöre nicht zu den Hardcore-Sammlern, die hunderte von Geräten auf meterlangen Regalen horten - und die ich beneide. Dafür fehlt mir aber sowohl der Platz als auch das Verständnis meiner Ehefrau

. Ich bin auch kein Braun-Sammler. Habe aber einen Radiowecker und einen Rasierer, der nichts taugt, von Braun

.
Und ich habe eine gute Handvoll Bandmaschinen, darunter eine TG 1000, die ich allesamt selbst repariert/überholt/eingemessen habe, wenn dies nötig war.
Ich besitze auch einige Plattenspieler von Dual, Lenco, Technics und PE, sowie eine schöne Vintage-Anlage mit Grundig-Aktivboxen, -Tuner T7500 und Vorverstärker SXV-6000.
Oben drauf thront entweder eine Revox A77, eine Tandberg oder seit Kurzem die TG 1000, die ich auf Halbspur umgebaut habe. Wahlweise werden die Bänder mit einem Telefunken CN 750 HighCom II bearbeitet, dessen Pegelanzeige auch sonst zum Aussteuern benutzt wird, da es eine Spitzenwertanzeige ist.
Und da bin ich auch schon beim Thema! Denn mit der oben zitierten Feststellung von Raimund bin ich absolut nicht einverstanden! Wenn die Schätzeisen der TG 1000
keine VU-Meter sind, was sind dann bitte VU-Meter? Die Braun-Drehspulen sind die trägsten und gemütlichsten Anzeigen, die ich je bei einer Bandmaschine gesehen habe, und deren Integrationszeit geschätzt bei 300-350 Millisekunden liegt. Es sind gewissermaßen "Super-VU-Meter", bei denen ein Vorlauf von 6 dB kaum noch ausreicht, wenn man bei durchschnittlichem Programmmaterial bis 0 dB VU aussteuern will. Ich weiß, dass Braun damals irgendwas von "Spitzenwertanzeige" geschrieben hat, aber leider darf man nicht alles glauben, was da so gedruckt wurde.
Du hast doch sicher schon mal Spitzenwertanzeiger bei der Arbeit gesehen? Da zuckt es bei jedem noch so kurzen Impuls! So kurz, dass viele einen Speicher für die Spitzen eingebaut haben, damit man sie erkennen kann. Und das geht nur mit trägheitslosen Systemen.
Gemäß Spezifikation muss ein solcher Peak-Anzeiger nämlich innerhalb eines Impulses von 10 ms von -20 auf 0 dB hochschnellen können. Das heißt, bei einem kräftigen Trommelschlag schlägt so ein Ding deutlich aus. Versuch das mal mit den Schätzeisen der TG 1000! Da bewegt sich kaum was. Ich sende dir gern eine wav-Datei mit einem Test-Burstsignal, mit dem man die Ansprechgeschwindigkeit einer solchen Anzeige testen kann.
Spitzenwertanzeigen hingegen haben meist (aber auch nicht immer) die Geräte mit masselosen Fluoreszenzanzeigen oder LED-Ketten, sprich neuere Kassettendecks. In der Studiotechnik gab es früher dafür Lichtzeigerinstrumente.
Es gibt auch einige wenige Bandmaschinen mit Drehspulinstrumenten, die sich mit der Bezeichnung "Peak Level Meter" brüsten. Aufgrund der mechanischen Trägheit eines solchen Instruments ist es jedoch nicht wirklich möglich, Impulse von 10 ms damit korrekt anzuzeigen. Hier handelt es sich meist um angenäherte "halb-Spitzenwert"-Charakteristiken, die etwa in 20-50 ms von -20 auf 0 dB ansteigen können. Solche Anzeigen haben etwa die Tandberg TD20A oder die Uher Report Monitor. Bei denen lasse ich beim Einmessen auch noch einen kleinen Lead von 2-3 db; damit ist man auf der sicheren Seite.
Echte VU-Meter haben eine Integrationszeit von ~250 ms, wenn sie normgerecht ausgeführt sind. Dafür gilt dann der Vorlauf von 6 dB bei Bezugspegel, der je nach Hersteller und Art der Maschine unterschiedlich (185/250/320/514 nWb) sein kann.
Die TG 1000 wird bei mir mit 257 nWb/m-Bezugsband auf 0 dB VU eingemessen. Dann hat sie noch genug Luft nach oben, bis der Klirrfaktor von 3% erreicht wird. Bei 320nWb/m wäre mir da schon mulmig. Man kann übrigens auch die beiden Widerstände von 2,2 kOhm vor den VU-Metern gegen solche von 1-1,5 kOhm ersetzen; dann wird die Anzeigecharakteristik etwa der der Revox A 77 gleich, und mit der kann man sehr gut arbeiten.
Aber Spitzenwerte kann die auch nicht!
Tut mir leid, dass mein Einstand hier gleich mit einem Veto stattfindet, aber das konnte ich nicht einspruchslos hinnehmen.
LG Holgi