PA4: Keinerlei Lebenszeichen trotz Spannungsversorgung

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ernesto
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PA4: Keinerlei Lebenszeichen trotz Spannungsversorgung

#1 Beitrag von ernesto » 12.09.2025, 18:49

Hallo,

nachdem mir bei meinem CC4 schon so gut geholfen wurde, geht es mit dem PA4 weiter (da er keine Lüfter hat, denke ich, es handelt sich um einen PA4 und nicht um einen PA4/2).

Symptom:
trotz Einstecken leuchtet nicht mal die Standby-LED, geschweige denn, dass beim Drücken des Power-Buttons etwas passiert.

Bisher analysiert:
  • das Innenleben zeigt keinerlei Spuren von irgendwas Ernstem (kein Elko offensichtlich geplatzt, nichts offensichtlich verbrannt, kein Gestank)
  • 4A-Sicherumg auf der Sicherungsplatine ist i.O.
  • alle Eingänge in den Haupt- und Standby-Trafo werden mit 230V versorgt
  • aus dem Standby-Trafo kommen 34V~ am Anschluss weiß-weiß-rot
Habe hier schon gelesen, dass der Standby-Trafo öfters mal den Geist aufgibt, aber das scheint hier ja nicht der Fall zu sein.
Soweit ich den Schaltplan verstanden habe, benötigt RS801 (das Relais neben dem Standby-Trafo) den Schaltstrom durch die zweiadrige rot-weiße Verbindung. Aber die scheint er nicht zu bekommen.

Wo setze ich die Suche am besten fort? Kann ich gefahrlos alle Verbindungen zu den Endstufenplatinen erstmal abziehen, um mich auf die Einschaltplatine zu konzentrieren?


Schon mal vielen Dank im Voraus, Gruß
Ernst

P.S.: an den PA4 ist derzeit nichts angeschlossen, keine LS/Remotekabel, und kein Input. Aber das sollte ja nichts tun. Bridge-Schalter steht auf off, Impedanz auf 4 Ω.

Litton72
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Re: PA4: Keinerlei Lebenszeichen trotz Spannungsversorgung

#2 Beitrag von Litton72 » 12.09.2025, 20:00

Hallo Erich,
keine Panik :shock:
Nimm zuerst den Standby Trafo mitsamt der Netzsicherungsplatine heraus.
********
Ach ja, hatte ich vergessen: VORHER UNBEDINGT den NETZSTECKER ZIEHEN und (mit Klebeband o.Ä.) gegen versehentliches wieder einstecken sichern!
********
Darunter befinden sich 2 Miniatur- Sicherungen. Die sehen auf dem Foto aus wie Transistoren, können aber auch andere Formen haben.

Bild

Im einfachsten Fall sind eine oder beide Sicherungen durch. Wenn du den 3poligen Stecker der vom Standby Trafo kommt abziehst, kannst du die Sicherungen mit dem Ohmmeter prüfen.
Um sie zu ersetzen, einfach so lang wie möglich abkneifen und die Neue Sicherung von oben drüber löten. Nun kannst du den Trafo wieder einbauen und das Gerät einschalten.

Wenn das gerät noch andere Fehler hat, solltest du zuerst die Netzteilplatine (die mit den dicken Kondensatoren) ausbauen und genau anschauen. Oft sind auf der Unterseite verbrannte Leiterbahnen, die den Stromfluss unterbrechen. Die beiden Endstufen solltest du noch unangetastet lassen.
Mache Fotos, Fotos und noch mehr Fotos! Sie helfen später beim Zusammenbau. Mache eine Liste mit Zeichnung, welche Schraube wohin kommt! Es gibt Blechschrauben und metrische Gewindeschrauben unterschiedlicher Länge.

Hier mal eine Todo Liste zum Ausbau, Einbau natürlich umgekehrt:

1. Sicherungsplatine lösen (2 Schrauben, Linsenkopf, M3x6mm)
2. Standbytrafo lösen, dazu beide Abstandsbolzen und eine Blechschraube 2,5x6mm entfernen (Foto)
3. auf der Netzteilplatine den 2poligen Stecker CN807 unterhalb von Pin 36 abziehen
4. auf der Netzteilplatine den 3poligen Stecker neben den Sicherungen PR 801/802 abziehen Der Stby Trafo liegt nun frei.
5. 3 weitere Blechschrauben 2,5x6mm entfernen.Die Netzteilplatine ist nun gelöst.
6. Schneide 11 Kabelbinder ab (im Foto grün markiert).
7. Den 7poligen Stecker vom Trafo abziehen.
8. 8 Muttern ( mm) der LS-Buchsen lösen und die Kabelschuhe abnehmen. Position merken!!
9. Lötnagel "GND" von der Eingangsplatine ablöten (ist dermittlere von3 schwarzen Drähten).
10. 2poligen Stecker CN803 (kommt von der Eingangsplatte CN902) abziehen.
11. CN 801 und CN802 ablöten.
12. Lötnägel 36 und 37 ablöten, Kabel 2x vio (Att: 36 und 37 sind 2x vergeben).
13. Einen kabelbinder an der Lütersteuerung abschneiden.
14. Die Stecker der beiden Lüfter abziehen und Lüfter entfernen.
15. 4 Kabelbinder von der Controllerplatine abschneiden.
16. CN403 abziehen und Buchsenplatte entfernen.
17. CN406 abziehen ( führt zu CN805 auf der Netzteilplatine)
18. Lötnägel 37 und 6 mit jeweils 1 gelben Draht ablöten (sind auf der Platine parallel geschaltet ) R channel
19. Lötnägel 36 und 5 mit jeweils 1 weissen Draht ablöten (sind auf der Platine parallel geschaltet ) L channel
20. Lötnagel 11 1 schwarzer Draht ablöten Masse (ist der kürzeste von3 schwarzen Drähten)
21. Lötnagel 17 1 schwarzer Draht ablöten Masse (ist der längste von 3 schwarzen Drähten)
22. Stecker BC103 (3polig) von der Lüftersteuerung abziehen. Kommt vom Netzteil oberhalb D813.
23. Stecker (2polig) von der Lüftersteuerung abziehen. Kommt vom Netzteilplatine 2.
24. Lötnägel 12 (blau) und 14 (rot) ablöten. gehen zu Endstufe a.
25. Lötnägel 13 (blau) und 15 (rot) ablöten. gehen zu Endstufe b.
26. Lötnagel 16 1 schwarzer Draht ablöten (Masse)
27. Stecker CN804 3polig ablöten Rot zeigt zu den dicken Elkos.
Netzteilplatine kann entnommen werden.

Leider kann ich die Fotos derzeit auf meinem PC nicht wiederfinden :wall:

Viele Grüße

Hajo
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ernesto
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Re: PA4: Keinerlei Lebenszeichen trotz Spannungsversorgung

#3 Beitrag von ernesto » 13.09.2025, 09:22

Hallo HaJo,

vielen Dank für dieses Tutorial :thumb:

Habe die zwei Sicherungen gefunden, aber leider sind sie auf einer Seite press an die Platine gelötet (und stehen senkrecht), sodass ich nicht mit der Messspitze an das Beinchen komme. Muss ich also von unten ran, und dazu alles ausbauen.

Ich melde mich, sobald ich Messwerte habe.

Gruß
Ernst

ernesto
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Re: PA4: Keinerlei Lebenszeichen trotz Spannungsversorgung

#4 Beitrag von ernesto » 13.09.2025, 10:02

So, wir haben ein Zwischenergebnis:

beide Sicherungen PR801 und PR802 scheinen durchgebrannt. Mein Ohmmeter geht bis 2 MΩ, und den Wertebereich sprengen sie beide.

Unterseite der Endstufenplatine sieht ansonsten gut aus, einzige Alterungsspuren sind im Bereich von IC801 und dessen Kühlkörper.

Bild

Die Ersatzsicherungen muss ich erst bestellen, habe keine auf Vorrat.
Oder kann man die für einen kurzen Test überbrücken?

Gruß
Ernst

Litton72
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Re: PA4: Keinerlei Lebenszeichen trotz Spannungsversorgung

#5 Beitrag von Litton72 » 13.09.2025, 12:20

Hallo Ernst,

Hast du ein paar Glühlämpchen, die du anstelle der Sicherung einsetzen kannst? Oder nimm ein paar "Angstwiderstände", möglichst unter 50 Ohm, maximal 1/2Watt, die du opfern kannst?
Ich rate davon ab, die Sicherungen einfach zu überbrücken, ein Schaden am Trafo wäre dann möglich.

Besser wäre ein Labornetzteil, welches du vor dem Gleichrichter anschließt und zuerst mal den Strom misst.
Wenn das Netzgerät nur eine Spannung liefert, musst du 2 Messungen machen:

Eine Strippe des Netzteils an Pin 17 und nur den(!) = Masse für die Spannungsregler, die andere Strippe an einen der beiden Wechselstromanschlüsse des Gleichrichters D803.
Spannung ca. 20V einstellen und den Strom messen, der sollte deutlich unter 500mA sein.

Dann die 2 Strippen am Netzteil vertauschen und noch einmal messen. Damit sind der positive und der negative Spannungszweig geprüft, was fehlt ist noch der Gleichrichter selbst.

Dazu einfach die beiden Strippen des Netzteils mit den 2 Wechselspannungsanschlüssen des D803 verbinden, und wieder 2 Messungen machen, die 2. mit vertauschten Strippen.
Wenn der Strom nicht zu hoch ist, kannst du anschließend testweise die Sicherungen überbrücken.

Wenn du ein 2. Netzteil oder eines mit 2 Ausgangsspannungen hast, würde ich alle Messungen damit ohne den Trafo und außerhalb der PA4 machen.

Viel Erfolg!

Hajo
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Re: PA4: Keinerlei Lebenszeichen trotz Spannungsversorgung

#6 Beitrag von ernesto » 13.09.2025, 16:38

Danke Dir vielmals, HaJo, für diese detaillierte Anleitung! :thumb:

Zugang zu einem Labornetzteil habe ich leider nicht. Habe jetzt die Feinsicherungen mitbestellt, und übe mich in Geduld. Beziehungsweise werde die Gehäuseteile aufarbeiten.

In der Zwischenzeit versuche ich zu verstehen, wie die Belegung der Primärseite des Trafos ist, und ob er für 240V oder 220V konfektioniert ist.
Meinem Verständnis nach müssten bei nominell höherer Primärspannung (real 230V bzw. theoretisch 240V) auf der Primärseite weniger Windungen verwendet werden als bei 220V, um auf der Sekundärseite die gewünschten Spannungen zu generieren.
Die zwei Spulen der Primärseite sind bereits in Reihe geschaltet. Laut Schaltplan (siehe hier: viewtopic.php?p=17359#p17359) scheint die Primärseite ja zweimal zwei leicht verschiedene Wicklungen zu besitzen, einmal zugänglich via braun/gelb und einmal schwarz/rot. Und es wird immer nur eine der beiden Farben an die Netzleitung angeschlossen, also entweder gelb+rot für 220V oder braun+schwarz für 240V (ich verzichte bewusst auf die Nummerierung der Lötpunkte/Pins, weil die bei mir so gar nicht übereinstimmt mit dem Schaltplan).

Müsste stimmen, oder?

Gruß
Ernst

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Re: PA4: Keinerlei Lebenszeichen trotz Spannungsversorgung

#7 Beitrag von Litton72 » 13.09.2025, 20:39

Hallo Ernst,

ich glaube du bringst da etwas durcheinander.

Bei einem Trafo ist das Verhältnis der Windungszahlen auf der Primär- und Sekundärseite maßgeblich.

Beispiel: wir nehmen einen Trafo mit primär 100 Windungen und legen 100VAC an. Auf der Sekundärseite liegt dann 1VAC je Windung an.
Also 10 Windungen sekundär ergeben 10VAC (10:1), 20 Windungen 20VAC (5:1) und 100 Windungen eben 100VAC (1:1).
Wickelst du noch mehr auf die Sekundärseite wird die Ausgangsspannung höher als die Eingangsspannung.
Wenn du die Primärspannung erhöhst, musst du auf der Primärseite mehr Windungen aufbringen, um die Spannung auf der Sekundärseite gleich zu halten.
Gibst du also primär 120V auf den Trafo, kommen sekundär 12V heraus (immer noch 10:1).
Da du sekundär aber nur 10VAC haben willst ,musst du das Verhältnis auf 12:1 ändern also primär noch 20 Windungen draufpacken. Rechnung: 1/12=0,08333 | 120Vx0,08333= ca.10V
Das Braun Schaltbild ist also richtig gezeichnet :-)
Natürlich könnte man einfach weniger Windungen auf die Sekundärseite aufbringen - bloß wie machst du dann die Umstellung auf 110V?

Leider lässt sich der Standby Trafo nicht auf 240V umschalten.

Viele Grüße

Hajo
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