Hallo Heinrich,
ich hoffe Du hattest einen guten Rutsch ins neue Jahr. Leider hat meine Antwort länger ausgestanden, da ich berufsbedingt zwischen den Jahren meine höchste Arbeitsbelastung habe.
Danke noch einmal für Deine Überlegungen bezüglich der Entwicklung meiner PL500. Ein Stück weit scheint Deine Überlegung zur Veränderung des Anodenruhestroms auf die Situation zuzutreffen.
Es war durchaus überraschend, das die neuen RFT, welche meine alten Westinghouse beerbt haben, eine erhebliche Anpassung des Bias erforderten. Ich war genötigt, das Bias bis zum Anschlag zu verringern, da der Ruhestrom zunächst ca. 35mA betragen hat. Dies ist für eine PL500 deutlich zu viel. In den ersten 5 Stunden ist der Ruhestrom stark durchgerutscht und pendelte sich zunächst auf 25 mA ein. Nach ca. 20 Stunden erreichte die Verlustleistung stabilen 20 mA. Wohlgemerkt, die Bias Einstellung stand zu diesem Zeitpunkt immer noch auf dem niedrigsten Anschlagwert. Nach etwa 20 Stunden haben sich auch die Symetriewerte nicht mehr geändert.
Die Aufnahmen die ich oben eingestellt habe, stammen noch aus der Phase der ersten 10 Stunden. Jetzt nach ca. 80 Betriebsstunden habe ich das Bias noch einmal ganz leicht angehoben und keine weiteren Veränderungen mehr wahrgenommen. Dabei habe ich eine konservative Einstellung gewählt und die halbe Verlustleistung der PL500 (6W) eingestellt. Es liegen also etwa 18 mV pro PL500 Netto an.
Was die Messungen mit ARTA angeht, habe ich nachfolgend ein paar Screenshots eingestellt die den aktuellen Zustand des CSV 60/1 ganz gut wiedergeben.
Die Messungen sind an einer hochwertigen 24 Bit Audiokarte mit 96000 Hz durchgeführt worden, die bezüglich Rauschabstand und Klirrgrad den CSV erheblich unterbietet (0,0024% THD+N). Der Verstärker wurde mit einem komplexen Lastwiderstand von 8 Ohm belastet und über eine Weiche mit vorgesschaltetem Spannungsteiler (L Pad-17 dB) via LS Ausgang mit der PC-Audiokarte ausgemessen.
Den mittleren THD / THD+N Wert pro Kanal habe ich über die FFT (1kHz Sinus) ermittelt. Dabei ist die erste (harmonische) Oberwelle k2 der begrenzende Faktor. Diese wandert in Kombination mit der zweiten Oberwelle k3 (deutlich kleiner) bei zunehmender Leistung aus, sodaß sich der Klirr entsprechend negativ verändert.
Da bezüglich des Klirrfaktors die Abhängigkeit von Frequenz und Amplitude interessant ist, habe ich noch eine Klirrmessung mit einem gleitenden Sinus in 1/48 Stufen von 20 - 20.000 Hz bei -17 dB Dämpfung durchgeführt. Diese Messung läßt einige Rückschlüsse auf das Verhalten des CSV 60/1 zu.
Weiterhin könnte der Frequenzgang (20-25.000Hz) interessant sein, der speziell beim CSV 60 ja ebenfalls zu den zentralen Kritikpunkten zählt. Hier macht der alte Verstärker, der sich weitestgehend im Originalzustand befindet eine durchaus gute, wenn auch nicht überragende Figur. Er bleibt tatsächlich innerhalb seiner Spezifikation (ein Kanal ist jedoch etwas schwächer). Klanglich ist der CSV 60/1 jedoch so gut, das ich ihn bevorzugt höre. Immerhin weicht er von 30 - 20.000 kHz nur +/- 1.0 dB ab (der bessere Kanal). Nach unten begrenzen die LS und nach oben mein Gehör...
Bei diesen Messungen läuft immer per Bypass mein Hameg Oszi mit, um den Sinus zu kontrollieren und Schwingungen oder Übersteuerung frühzeitig zu erkennen. Ich bin mir natürlich im klaren das sich Meßfehler einschleichen, die alleine das Meßequipment mit sich bringt. Trotzdem dürften die Meßwerte für eine Einschätzung hinreichend genau sein.
Anbei die Screenshots und die Leistungseckdaten:
Vpp am LS-Ausgang: 20,3V
V (RMS) Bandeingang: 0,7 V
Ausgangsleistung P: ca. 6W an 4Ohm / ca. 3W an 8Ohm
Screenshots FFT (Fast Fourier Transform 1 kHz):

Linker Kanal / THD und THD+N getrennt

Rechter Kanal / THD und THD+N getrennt
Frequenzgang CSV60/1 kompensiert (Differenzrechnung vs. Audiokarte)

Dämpfung: L-Pad -12,8 dB
Klirrmessung (THD) mit Sinus Sweep 1/48 Steps

Rechter Kanal -17 dB Dämpfung (20,3Vpp üvber LS)

Linker Kanal -17 dB Dämpfung (20,1Vpp üvber LS)
Meßplatz:
Lastwiderstand & Weiche/Dämpfung:
Oszi Amplitudenmessung:
Ich hoffe,das war nicht zu viel O.T.

Andererseits ist es ja interessant zu sehen, ob sich die Werte in Zukunft negativ verändern werden. Das nächste NOS vierer Set der PL500 steht zumindest bereit.
Gruß, Jens