vielen Dank für deine ausführliche Erläuterung. Heute war wieder Löttag, und so habe ich erst mal die ollen Trimmpotis für die Röhren-Arbeitspunkte gegen NOS aus meinem Kellerlager getauscht:

Um nicht von ganz Null anfangen zu müssen, habe ich die neuen Potis ungefähr auf die Messwerte der alten eingestellt. Scheint auch genau zu passen, denn die Leistungsaufnahme hat sich nicht geändert.
Die Symmetrie habe ich dann noch mal neu und so sorgfältig wie möglich eingestellt. Unter 20mV zu kommen, ist aber fast unmöglich, da bräuchte man Spindeltrimmer dazu. Da mein empfindliches Digitalmultimeter mich beim Einstellen fast wahnsinnig gemacht hat, habe ich zu meiner "Bunten Kuh", einem alten Zeigerinstrument aus der DDR, gegriffen. Immerhin bin ich deutlich unter 50mV gekommen. Das ist aber extrem fummelig einzustellen.
Dem Gesamt-Ruhestrom widme ich mich ein anderes Mal, denn die NOS-DDR-Endstufenröhren machen ein kleines Problem: Obwohl alle aus der gleichen Produktionsreihe stammen, brennen die Heizfäden unterschiedlich hell. Insbesondere beim Einschalten unterscheiden sie sich dergestalt, dass 2 Röhren kurzzeitig kriminell hell werden, die anderen beiden gar nicht. Nach dem Aufheizen glühen die Heizfäden der ersten Röhren immer noch ein wenig heller als die der anderen beiden. Ein Austausch gegeneinander hat gezeigt, dass es tatsächlich an den Röhren selber liegt. Ich denke, es ist am besten, wenn ich versuche, noch 4 Exemplare dieser Produktionsreihe zu bekommen und diese dann auf Gleichheit selektiere. Sie sind ja nicht teuer.
Zweite Maßnahme war der Umbau auf RIAA. Vorher:

Nachher:

Unschön ist der stehende und vom Rastermaß nicht passende 100nF-Kondensator. Ich hatte ja axiale aus dem Kellerlager geholt, aber leider zu spät festgestellt, dass sie nur 63V Spannungsfestigkeit aufweisen, dass ist für die Anode viel zu wenig. Glücklicherweise hatte ich noch die WIMAs, das soll aber nicht so bleiben.
Die 47nF-Kondensatoren hätte ich umsetzen und weiter verwenden können - aber sie hatten deutlich Kapazität verloren und lagen nur noch bei etwa 40nF! Die anderen Kondensatoren und auch alle Widerstände lagen aber im gesunden Bereich. Gut, da war auch nicht die Anodenspannung drauf. Ob Folienkondensatoren verschleißen? Ich finde den Kapazitätsverlust schon ungewöhnlich.
Klanglich sind es keine Welten zwischen CCIR und RIAA. Nach dem Umbau hat der Grundton zugelegt, die etwas überscharfen Höhen sind verschwunden. Das Klangbild bleibt aber schön und ist keineswegs muffig geworden, wie ich zunächst befürchtet hatte. Vielmehr bleibt eine kleine Tendenz zur Hochtonlastigkeit, was daran liegen könnte, dass ich für C103 und C203 nur 15nF zur Verfügung hatte statt 18nF. Bei Gelegenheit schalte ich vielleicht 3,3 nF parallel dazu. Die grünen ERO-NOS-Kondensatoren aus meinem Kellerlager habe ich natürlich vor dem Einbau geprüft, sie sind alle in Ordnung.
Ciao
Chris