braun super RC 62/2 (aus PK-G5 RC62), durchbrochener Kondensator?

Receiver und (Vor-)Verstärker außerhalb atelier/regie/slim line
Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
sadomskyj
Experte
Experte
Beiträge: 348
Registriert: 06.03.2022, 18:02
Wohnort: Berlin

braun super RC 62/2 (aus PK-G5 RC62), durchbrochener Kondensator?

#1 Beitrag von sadomskyj » 05.08.2024, 14:27

Gruß aus Berlin,

beim Instandsetzen eines braun super RC 62/2 (aus einer Radio-Phono-Kombination PK-G5 Ch= RC62) für eine Kollegin aus dem Förderverein der braun Sammlung Ettel ist mir entweder ein faux pas unterlaufen oder der Defekt war schon vorher da: es ist ein keramisches Kondensator Röhrchen (C 59, 1n) gebrochen.
Im Moment habe ich noch Probleme, das Schaltbild zu verstehen, hier läuft die Linie vom PIN 2 der EABC 80 zum C 61 (und weiter) durch, ohne Unterbrechung durch den C 59. Um die Linie herum ist C 59 dargestellt, mit Anschluss an Masse. Im Gerät sieht es aber so aus, als ob der Rohrkondensator zwischen PIN 2 der Röhre und den weiteren Bauteilen im Gerät liegt - verbindend - und von einem Metallring umschlossen ist, der zur Masse führt.

Für das weitere Vorgehen überlege ich, für den Kondensator Ersatz zu besorgen und in anstelle des gebrochenen Kondensators einzubauen (= in den Metallring einsetzen und verbindend zwischen PIN 2 der EABC 80 und C 61 einlöten). Sollte das Einsetzen in den Metallring aufgrund der Dicke des neuen Kondensatorröhrchens nicht gehen, würde ich den neuen Kondensator hilfsweise mit einem dickeren Draht umwickeln und diesen an den Metallring anlöten.
Falls hier jemand einen Tipp hat, würde ich mich sehr freuen.

Nur Nebenbei: Für mich unbekannt ist das Bauteil F7, im Schaltbild unterhalb des C 59 dargestellt. Im Gerät sieht es für mich wie ein verschiebliches Ferritröhrchen aus, welches auf dem Anschlussdraht des C 59 sitzt. (Das gleiche Röhrchen ist auf dem Anschlussdraht zum PIN 4 der EABC 80). Dient das zur "Entstörung" bzw. Unterdrückung von Störungen?

Viele Grüße

Michael

Bild

Bild

Bild
Bild

Benutzeravatar
sadomskyj
Experte
Experte
Beiträge: 348
Registriert: 06.03.2022, 18:02
Wohnort: Berlin

Re: braun super RC 62/2 (aus PK-G5 RC62), durchbrochener Kondensator?

#2 Beitrag von sadomskyj » 06.08.2024, 10:28

Zum Bauteil F7 konnte ich was herausfinden:

"bei diesem Schaltzeichen handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Ferritperlen, die in die Heizleitungen zur Vermeidung hochfrequenter Stufenverkopplung, oder auch allgemein zur Unterdrückung parasitärer hochfrequenter Schwingungen eingefügt werden. Je nach angestrebter Induktivität werden die Perlen nur über einen Zuleitungsdraht geschoben, oder dienen als "Wickelkörper" für mehrere Drahtschleifen."

Quelle: Radiomuseum
https://www.radiomuseum.org/forum/schal ... ichen.html

Ein Herr Giese hat dann noch im Radiomuseum einen sehr ausführlichen und interessanten Beitrag dazu eingestellt:
https://www.radiomuseum.org/forum/ferri ... daten.html

Grüße
Michael

Benutzeravatar
henry2
Moderator
Moderator
Beiträge: 1151
Registriert: 03.10.2010, 10:39
Wohnort: Markgräflerland

Re: braun super RC 62/2 (aus PK-G5 RC62), durchbrochener Kondensator?

#3 Beitrag von henry2 » 06.08.2024, 20:34

Hallo Michael,

was die Ferritperlen angeht, hast Du die absolut richtige Erklärung gefunden. Sie dienen einer Erhöhung der Induktivität einer (meist kurzen) Drahtverbindung von A nach B. Zum Durchführungs-Keramikkondensator C59 gibt es leider weniger gute Nachrichten, was die Wiederbeschaffung anbetrifft. So etwas gibt es neu nicht mehr zu kaufen, wenn man Glück hat, vielleicht gebraucht. Er dient ebenfalls, insbesondere in Verbindung mit einer Kapazität gegen Masse, zur Unterdrückung hochfrequenter Schwingneigungen.

Er bildet in diesem Fall zusammen mit der Induktivität F7 einen Tiefpass, der hochfrequente Schwingungen unterdrückt. Der Elko C61 kommt für diese Aufgabe wegen seiner hohen Eigeninduktivität nicht infrage. Um dem Effekt des Durchführungskondensators möglichst nahe zu kommen, würde ich C59 durch zwei Keramikkondensatoren mit je ca. 1 nF ersetzen, indem ich den einen mit kurzem Anschluss an den Ausgang von F7 und den anderen ebenfalls mit kurzem Anschluss an Pin 2 des Röhrensockels der EABC80 anlöte. Die beiden anderen Anschlüsse der Keramikkondensatoren liegen mittig an dem dicken Masseanschluss. Nachdem Du die Reste von C59 entfernt hast, musst Du natürlich wieder eine direkte Verbindung zwischen dem Ausgang von F7 und Pin 2 des Röhrensockels der EABC80 herstellen.

Die beiden Keramikkondensatoren sollten von guter Qualität, d.h. mindestens der Klasse 2 sein (keinesfalls Sperrschichtkondensatoren), wenn sie an dieser Stelle etwas nützen sollen.

Sicherlich hast Du Dir schon vorgenommen, alle Elkos im Gerät zu erneuern. Hierzu gehören aber auch unbedingt alle Kondensatoren im Hartpapiergehäuse, deren Anschlussseiten mit Bitumen verschlossen wurden.


Viele Grüße

Heinrich

Benutzeravatar
sadomskyj
Experte
Experte
Beiträge: 348
Registriert: 06.03.2022, 18:02
Wohnort: Berlin

Re: braun super RC 62/2 (aus PK-G5 RC62), durchbrochener Kondensator?

#4 Beitrag von sadomskyj » 13.08.2024, 15:20

Hallo Heinrich,

vielen Dank für Deine Informationen. Am letzten Sonntag habe ich alle Elektrolytkondensatoren und alle Papierkondensatoren mit Bitumenverschluss sowie zwei sog. Malzbonbons ausgetauscht.
Ebenso habe ich den Durchführungskondensator ersetzt. Ein Funkamateur in Marburg hat die Diskussion im Forum über den gebrochenen Kondensator gelesen
und hat mir diesen Durchführungs-Kondensator gegen Briefportoerstattung geschickt. An dieser Stelle möchte ich mich für diese Spende noch einmal sehr bedanken!
Ein Test des RC 62/2 am Sonntag verlief erfolgreich, ich konnte viele Sender in Berlin klar und mit gutem Klang empfangen.
Als letzten Schritt habe ich den Ersatz des originalen Siemens Gleichrichters durch einen modernen Siliziumgleichrichter geplant. Der neue Gleichrichter liegt vor, ebenso eine Auswahl von 10W-Widerständen (mit verschiedenen ohmschen Werten, um die beste Kombination zu finden) als "Vorwiderstände", um die Spannungserhöhung durch den Siliziumgleichrichter abzubauen, auf Höhe der Spannung, die jetzt vorhanden ist.

Viele Grüße

Michael

Antworten