Warum muss es mich schon wieder treffen? Ich hatte doch gerade erst den SK6 verdaut!
Ein hoffnungsvolles Mitglied unseres Forums fragte mich (womöglich habe ich mich sogar selbst angetragen




Hier hatte ein blindwütiger, dilettantischer, liebloser usw... Bastler seine Spuren hinterlassen. Doch der Reihe nach:
Als erstes fiel auf, dass die meisten Elkos im Gerät erneuert wurden. Nur die meisten - und nicht alle - lag offensichtlich daran, dass jene, an die man etwas schwieriger herankam, von der Erneuerung tunlichst ausgenommen wurden. Dennoch bemühte sich der eifrige Reparateur nicht im mindesten, die passenden Elkotypen einzusetzen, geschweige denn, sie korrekt zu plazieren. Munter klebte er sie dorthin, wo's am einfachsten ging, meistens auf die Leiterbahnenseite der Platine. Ich benutzte den Ausdruck "kleben" mit Bedacht; man beachte die sorgfältige Ausführung der "Lötstellen".


Bei näherer Betrachtung konnte man auch erkennen, dass ebenfalls sämtliche

Erste Lötversuche am Isolierschlauch



Weshalb der HF-Drossel Dr361 vom Starbastler ein 820Ω-Widerstand parallel geschaltet wurde, wird wohl für ewig sein Geheimnis bleiben (siehe Buchstabe B).


Die Elkos im Netzteil (siehe Buchstabe E) wurden durch solche mit zu niedrigem Wert ersetzt, der mit dem Buchstabe F sehr liebevoll an den abgezwickten Anschlussdraht des alten Elkos gepappt.




Sorgfältig plazierte Ersatzelkos (siehe Buchstaben G bis J)...
Na dann stand ja dem Anschließen und Testen dieses armen CE16 nichts mehr im Wege. Es folgte ein Aufatmen, denn die Skalenbeleuchtung nahm sofort ihren Dienst auf. In diesem Fall konnte ja nicht viel kaputt sein

...UKW war absolut tot; MW lief! Nur etwas war ungewöhnlich. Mein elsässischer MW-Lieblingssender kam auf der Skala bei ca. 660 KHz, sendet er aber doch auf ca. 1300 KHz. Ein Blick hinter die Frontplatte brachte die Erleuchtung. Das AM-Skalenseil wurde angeflickt - nicht komplett erneuert. Dabei wurde es aber falsch herum wieder aufgelegt und so ist der Drehko bei der höchsten angezeigten Frequenz ganz eingefahren (höchste Kapazität, d.h. niedrigste Empfangsfrequenz) und bei der niedrigsten angezeigten Frequenz ganz ausgefahren (niedrigste Kapazität, d.h. höchste Empfangsfrequenz). Toll! nun darf ich auch noch das Skalenseil erneuern. Vor allem das Auflegen macht immer großen Spaß

Dem FM-Skalenzeiger fehlt die kleine Führungsschnur aus Nylon, sodass der Zeiger von innen an Skala entlang schrapst. Gott sei Dank habe ich noch etwas Angelschnur "von der Rolle".
Nun aber wieder zurück zum fehlenden UKW-Empfang: Es war schnell geklärt, dass der FM-ZF-Verstärker in Ordnung sein musste. Also war der Fehler im UKW-Baustein (neudeutsch: FM-Frontend... schrecklich!) zu vermuten.
Nach dem Entfernen des Abschirmgehäuses fiel sofort der neue, unschön hineingepfuschte und an die abgezwickten Anschlussdrähte des Originaltransistors schlecht angelötete Eingangstransistor T101 auf (siehe Buchstabe L). Es sollte eigentlich ein AF106 sein, war aber ein AF139. Von den technischen Daten her (beides Mesatransistoren) ein akzeptabler Ersatz (wenn auch nicht der Originaltyp), zumal der AF139 für noch erheblich höhere Frequenzen geeignet ist, als der AF106. Seine etwas geringere Spannungsfestigkeit spielt in dieser Schaltungsumgebung keine Rolle. Eine Spannungsmessung am Emitterwiderstand ergab auch den korrekten Wert.


Nächster Transistor T102 (siehe Buchstabe M): Oh weh! Da stand ja nicht, wie es sollte AF124 drauf, sondern AF126. Ein völlig ungeeignetes Exemplar, der aufgrund seiner zu niedrigen Grenzfrequenz keinesfalls in einer UKW-Vorstufe, sondern nur in ZF-Verstäkerstufen einzusetzen ist. Ein weiterer Umstand wunderte mich ebenfalls. Beim Berühren des Transistorgehäuses veränderte sich das leise Rauschen im Lautsprecher, obwohl das Transistorgehäuse als Abschirmung intern mit dem Masseanschluss verbunden sein sollte. Kontrollblick: der Transistor war falsch herum angeschlossen. Die Transistoren T102 und T103 sind gesockelt und der geniale Servicespezialist brachte es noch nicht einmal fertig, den neuen (falschen) Transistor wenigstens richtig herum einzustecken. Daher: defekt. Macht aber nix, war eh der falsche.
Als der Tuner nach all diesen Bemühungen noch immer nicht lief, sagte der wackere Vorbesitzer bestimmt zu sich selbst: "Na dann setze ich die Kiste eben "ins eBay". Sprach's und tat's. Und nun hänge ich auch noch mit drin

Nachdem wieder ein AF124 seinen Platz im Sockel gefunden hatte, war erfreulicherweise ein guter UKW-Empfang möglich. Allerdings wurden offenbar die Schwingkreise im UKW-Teil, zumindest aber der Oszillatorkreis verstimmt, denn die empfangenen Sender liegen um ca. 2 MHz neben der auf der Skala angezeigten Empfangsfrequenz.
Die Umschaltung auf "Stereo" ergab nur einen sehr leisen, verzerrten Stereoempfang. Da gibt's also noch zu tun. Aber ich möchte erst mal alle anderen Pfuschstellen und Wehwehchen beseitigen. Eigentlich sollte man solch ein verbasteltes Gerät gleich wieder zuschrauben und zurückschicken, aber um einen CE16 wäre das wirklich zu schade.
Wenn Ihr richtig aufgepasst hattet, habt Ihr sicherlich bemerkt, dass der Buchstabe K fehlt. Er ging mir verloren...
Ich werde wieder berichten, falls sich ein Zwischenergebnis lohnen sollte, andernfalls wenn der Patient abschließend wieder geheilt entlassen werden kann.
Viele Grüße
Heinrich