vor einigen Tagen hatte ich das Glück, ein gut erhaltenes Regie 525 geschenkt zu bekommen. Für mich war es das neueste und "modernste" Braun-Gerät, das ich bisher auf dem Tisch hatte. Es bewegt sich eigentlich schon außerhalb meines Interessensbereichs, mithin auch meines Beuteschemas. Bei mir hört's beim Regie 520 auf.
Aber wie sagt man so schön: Einem geschenkten Gaul...
Nach gründlicher äußerer und innerer Rundumsäuberung des Geräts und Ersetzen eines Elkos mit offensichtlich rissigem Kunststoffgehäuse war ich schon neugierig, was nach dem Anschließen der Funktionstest ergeben mochte. Was soll ich sagen: Alle Funktionen waren auf Anhieb in Ordnung. Halt, ein einziger, leider nur sporadisch auftretender Fehler tauchte doch noch auf: AM setzt hin und wieder aus. Ein erster Check brachte bisher noch kein Ergebnis. Da muss ich doch etwas tiefer einsteigen (außer Hobbypflege hat man ja ansonsten nichts zu tun).
Doch nun zu meinen persönlichen Eindrücken zu diesem Gerät:
Ich habe ja Verständnis dafür, wenn ein Hersteller aufgrund des Kostendrucks, der im wesentlichen durch die Produkte aus Fernost mehr und mehr aufgebaut wurde, Mittel zu Einsparungen ergreifen muss.
Zunächst dachte ich, das Regie 525 sei der Bezeichnung zu folge der Nachfolger des Regie 520, aber ein Blick ins Geräteinnere und auf den Schaltplan belehrte mich eher dahingehend, dass es sich um eine preiswertere, mit entsprechenden Einschränkungen behaftete Alternative zum Regie 550 handeln musste.
Ein Vergleich mit dem Regie 520 zeigte zunächst folgende augenfällige (Einsparungs-)Unterschiede:
Mechanisch
- Die Frontplatte wurde nicht aus lackiertem Stahlblech, sondern aus Plastik gefertigt.

- Der untere Gehäusedeckel besteht nur noch aus dünnem Aluminiumblech.
- Die Chassisteile sind nicht mehr gegenseitig verschraubt sondern lediglich noch mittels umgebogenen Laschen miteinander verbunden, die durch einen eingestanzten Schlitz im anderen Teil geführt sind.
Elektrisch
- Kleinerer Netztrafo / kleineres Netzteil
- Kleinere Endstufe
- Ziemlich einfacher Tuner (FM-HF-Baustein)
- Einfacherer ZF-Verstärker
Das waren im wesentlichen die wohl notwendigen Haupteinsparungsmaßnahmen. Mit solchen "Spargeräten" hätte sich die Braun AG in den vorangegangenen Jahren jedoch nicht den Namen gemacht, den sie damals hatte.
Was mich aber vor ein völliges Rätsel stellt, ist die Anordnung der einzelnen Baugruppen im Gerät.

Da werden die externen Eingänge (Phono, Band, usw.) wie auch die NF und verschiedene andere Funktionen von der FM-ZF-Platine auf dem längstmöglichen Leitungsweg quer durch das ganze Gerät geschleift, weil man die Platine mit dem AM-Empfänger und den NF-Vorstufen links vorne im Chassis plazieren musste. Musste? Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies eine Vorgabe von Dieter Rams war.
Auf der Frontseite des Regie 510/520 waren doch auch links unten die Stellknöpfe der diversen Potentiometer angeordnet und rechts unten die Tasten für die Auswahl der Wellenbereiche und der externen Tonquellen. Diese Positionierung folgt dort auch weitgehend dem inneren und von der technischen Seite her richtigen Aufbau des Geräts.
Hätte man beim Regie 525 die Anordnung der Platine mit dem AM-Empfänger / NF-Vorstufen (mit etwas geänderten Abmessungen) und die der Poti-Platine untereinander getauscht, so wäre der Kabelwust auf ein Minimum reduziert worden. Diese unsäglich langen Kabelverbindungen bringen nicht nur Nachteile in elektrischer Hinsicht, sondern sie sind unschön, ja fast schon dilettantisch und darüber hinaus auch unnötig teuer. Die Gestaltung der Frontansicht hätte in diesem Fall nicht weniger gelungen ausfallen können. Wo blieb daher das Veto der Entwicklungsleitung?
So bleibt für mich abschließend doch ein gewisses Maß an Enttäuschung über den gegenüber früheren Geräten so unprofessionellen Aufbau des 525er.
Aber was soll die herbe Kritik überhaupt? So weit ich unterrichtet bin, wird das Regie 525 ohnehin nicht mehr gefertigt. Oder?
Gruß Heinrich