Ein Wort vorneweg: Ich bin KEIN Profi. Alles hab ich mir mehr oder weniger selbst beigebracht und es wird nichts neues für die Profis unter Euch sein, aber vielleicht schaut hier auch ab und zu ein Neuling rein, dessen A2 so allmählich den Geist aufgibt.
Deshalb hier mal meine kleine Restauration. Für Tipps und Vorschläge, wie es besser zu machen ist, bin ich immer dankbar!!!

Here we go:
Ich hab vor kurzem sehr günstig diesen A2 erworben. Wurde als defekt angeboten. Äußerlich in nahezu neuwertigem Zustand (viel besser als auf den schlecht gemachten Bildern) hatte er "innerlich" kleine Macken: Kanalausfall, Rauschen und Knacken in den Lautsprechern, Starke Schaltgeräusche beim betätigen z.B. des Rumpelfilters, Knarzen beim Betätigen des Balancereglers usw.
Hier mal ein paar Bilder vor dem Putzen:


Da er mir irgendwie gut gefallen hat, hab ich mich entschlossen, das Gerät nicht nur zu reparieren, sondern gleich komplett zu überholen und alle Elkos auszutauschen.
Der A2 ist dafür gut geeignet, überall kommt man relativ gut ran.

Also: Deckel ab, Boden ab, Seitenteile und Front ab und schon kommt man an vieles gut zum Löten dran. Bei mir waren unten auf der großen Platine so manche Lötverbindungen sehr schlecht. Teilweise an manchen heißwerdenden Transistoren schon komplett ausgerissen und hielten nur noch sporadisch. Kanalausfälle wundern mich da nicht...
Beim Abnehmen der Seitenteile und auch der Front, kann es passieren, daß man ein oder mehrere Unterlegteile findet. Die sind dazu da, daß das Gehäuse auch gut zusammenpasst, ohne Toleranzen. Es ist sehr ratsam, sich zu merken, WO diese Unterlegscheiben sind, bzw. hingehören, sonst bekommt man beim Zusammenbauen eventuell Probleme und das Gehäuse passt dann nicht mehr richtig zusammen:

Um die Front abzubekommen, kann man erst die kleine Steckverbindung von der Filter-Leiterplatte lösen. Dann kommt die Front schon ein bißchen weiter raus und es ist einfacher danach dann die große Steckverbindung von der Clipping-Anzeige zu lösen. Beim A2 wirklich alles kein Problem!
Hat man alle Teile ab, kann man diese erstmal gut putzen. Ich habs mit Spüli und Wasser gemacht. In der Frontplatte ist noch die Platine der Clipping-Anzeige eingebaut. Die muß natürlich vorher ab!!

Und die ist ein bißchen schlecht abzubekommen, da mit Steckverbindungen befestigt. Ich bin vorsichtig mit einem Messer unter die schwarzen Verbindungen, dann mit Fingernägeln abziehen.
So, dann kann man sich an die langweilige Lötarbeit machen! Erstmal anderes Radio an, dann geht die Arbeit leichter!

Viel zu beachten gibt es nicht: Rechts neben dem Lautsprecherrelais (Omron G2Z-222P-US) ist ein Bi-Polar-Elko eingebaut, zu erkennen an der fehlender "-"Markierung und Beschriftung BP. Position C623. Auf der Platine ist der mit "+" gekennzeichnet, auch im Stromlaufplan, also Vorsicht und BipolarElko einbauen!

Ein Wort noch zu dem Lautsprecherrelais: Normalerweise ersetze ich bei solchen Überholungen das Lautsprecherrelais. Ich habe aber keine Ahnung, wo man Ersatz für dieses herbekommen kann. Offensichtlich wird dieses Omron G2Z-222P-US nicht mehr hergestellt. Meins hat noch funktioniert und ich hab es dringelassen. Trotzdem: Weiß jemand wo man Ersatz oder ein anderes passendes bekommen kann?
Das andere Relais RS801 schaltet übrigens die Spannung der Endstufe niedriger bei 2 eingeschalteten Lautsprechern. Siehe ServiceManual. Ich hab es ebenfalls dringelassen. Das dürfte ja auch nicht so schnell kaputtgehen. Wird ja kaum geschaltet.
Zusätzlich zu den Elkos hab ich noch die beiden Potis zum Einstellen des Ruhestroms durch neue Piher 1kOhm ersetzt. Position R610a und R610b. Die alten gehen oft kaputt und der Ruhestrom läßt sich dann nur schwer bis gar nicht richtig einstellen.

Wenn man vorhat, den A2 an Aktivlautsprechern zu betreiben, kann man noch das zusätzliche Relais einbauen, wie im ServiceManual beschrieben. Position RS501. Ich hab das aber nicht gemacht. Die zweite Version des A2 hat dieses Relais eh schon serienmäßig eingebaut soweit ich weiß. Bei meinem A2/2 ist es jedenfalls so.
Hier mal ein Bild von der Lötarbeit. Neue Elkos hatte ich da schon drin. Man beachte die vielen schlechten Lötstellen:

Ich hab ALLE Lötstellen auf den Platinen erst ab und dann wieder neu angelötet.
Aber weiter:
Die Endstufenplatine lässt sich einfach herausnehmen: Die Enstufentransistoren sind auf ein Metall angebracht, das wiederum auf den Kühlkörper geschraubt ist. Man muß also nur das Metallteil nit den 4 Schrauben abschrauben und nicht die Transistoren. Die 3 Verbindungskabel kann man dann (oder besser vorher) von unten auf der großen Platine ablöten.
Die zweite Version ist hier servicefreundlicher, weil schon mit Steckverbindungen versehen, das Löten erübrigt sich dann!
Dann hat man die Platine draußen und kann gut an ihr arbeiten:

Beim Einbauen ist zu beachten: Am besten baut man sie wieder ein, wenn man die 4 großen Filter Elkos draußen hat. Sonst hat man wie ich, die größte Mühe, die Kabelverbindung wieder in die Lötlöcher zu bekommen! Hier geht es sehr eng zu!

So, das war es im wesentlichen. Manch kleinen Elko z.B. auf der Filterplatte 50V/0,68uF hab ich durch Panasonic Folienkondensatoren ersetzt.
Ach ja, eine Sache noch: Ich weiß, der Einsatz von Kontaktsprays ist umstritten. Ich hab mit Caig DEoxit sehr gute Erfahrungen gemacht und das auch hier genommen.
Für die Potis nehme ich DEoxit Faderlube F5 und für die Schalter DEoxit D5 Das Zeug ist echt sehr gut und völlig geruchsfrei.
Nach dem Reinigen der Potis mit Kontaktspray geht dann oft z.B. der Volumeknopf nicht mehr so schön satt wie vorher, weil das Mittel auch das Dämpfungsfett aus der Welle spült.
Das läßt sich leicht beheben, indem man wieder etwas Dämpfungsfett von außen an die Welle gibt. Gut verteilen, Welle bewegen, eine nacht einwirken, den Rest entfernen und schon geht der Volume und die anderen Drehschalter wieder schön satt und weich wie vorher. (Oder besser!!!)
Hier am Beispiel eines Marantz:

So, ist alle Arbeit gemacht, muß man noch den Ruhestrom einstellen.
Hier ist ein Fehler im Service Manual und mein Dank gilt Jürgen aus dem http://www.radiodesign.de-Forum.
Ich zitier ihn einfach mal:
Wenn man will, kann man noch DC-offset messen. Beim mir wars unter 5mV also alles OK. Der DC-offset sollte zwischen +5mV und -5mV liegen. Ideal sind 0mV.In der Serviceanleitung ist wohl ein Tippfehler: Gemeint sein dürfte Messung zwischen R661 a+c (bei Einstellung an R610a), und entsprechend Messung an R661 b+d (bei Einstellung an R610b).
R661 sind jeweils gepaarte Widerstände im Keramikgehäuse (bei meinem A2 im weißen Gehäuse). Liegen waagerecht zwischen den Transistoren auf dem großen Kühlkörper. An den Widerständen selbst lässt sich schlecht messen, aber an die Emitter der beiden benachbarten Transistoren, oder an die Anschlußleitungen LV/b,d bzw. LV/l,n kommt man heran. Der Schaltplan zeigt die direkte Verbindung.
(In meinem Schaltplan steht übrigens zwischen den genannten Messpunkten an R661 jeweils "20 mV" statt der 15mV in der Serviceanleitung. Kein signifikanter Unterschied, denke ich.)
Gruß,
Jürgen

Mehr zum Thema gibts hier: http://www.audiokarma.org/forums/showth ... =dc+offset
So, ich glaube das wars! Mein A2 läuft jetzt wieder wie neu! Toll! Kein Rauschen, kein Knacken, nichts! Nichtmal mehr beim Betätigen des Rumpelfilters.
Also ist er fertig für den Staub der nächsten 25 Jahre!!!





Da die großen 63V/8200uF Elkos nirgends in passender Größe aufzutreiben waren, hab ich hier 63V/10000uF Elkos genommen. Kein Problem, passen perfekt.

Wenn man gerade nur welche mit 4 Anschlüssen parat hat, kann man die glaub ich auch nehmen, zumindest ist die Platine dafür vorbereitet.
Viel Erfolg beim nachmachen!!
Grüße Vinylfan.
EDIT: Hier noch eine Elkoliste. Erleichtert die Arbeit:
Code: Alles auswählen
Braun A2/1 cap list.
8200uF/63V 2
10000uF/35V 2
1000uF/6,3V 2
330uF/35V 2
100uF/63V 2
100uF/16V 1 bipolar
220uF/10V 2
47UF/50V 2
100uF/25V 1
100UF/6,3V 2
47uF/16V 4
47uF/10V 1
47uF/6,3V 4
33UF/35V 2
22uF/16V 12
10uF/35V 2
10uF/16V 13
4,7uF/35V 6
2,2uF/50V 2
1uF/50V 15
0,68uF/50V 2
0,47uF/50V 2
Ohne Gewähr.