anlässlich meines Umzugs im April dieses Jahres habe ich endlich vom Schreiner meines Vertrauens die zur Breite und Tiefe der studioline-Geräte passenden Holzelemente für mein Spannstützenregal anfertigen lassen. Das Material ist Birke Multiplex 18 mm, Deckfurnier Buche (A/B-Qualität), Oberfläche geölt.
Das Regalsystem hatte ich schon vor einiger Zeit mal äußerst günstig in der Bucht geschossen (13,57 €), die Regalböden und auch der Korpus aus beschichtetem MDF hatten aber zum einen völlig unpassende Maße und zum anderen waren die Teile auch in einem erbärmlichen, nicht mehr aufarbeitungswürdigem Zustand. Bis auf die Beschläge (Stützen, Kopf- und Fußelemente etc.) wanderte der ganze Rest daher direkt zum Sperrmüll. Die Beschläge standen seitdem im Keller und warteten geduldig auf ihr neues Leben.
Das Regal lässt sich prinzipiell frei im Raum aufstellen und kann somit auch als Raumteiler verwendet werden.
Auf dem Korpus steht nun meine heiß geliebte studioline-701er-Anlage:
Links: TS501 mit P701
Rechts: AC701 mit AP701
(pepper)
1 Etage höher steht links ein C3 und rechts ein CD3, beide in grau (salt).
Die slims stehen auf Schreibtischhöhe und die ateliers etwas über Ellbogenhöhe. Im Stehen ist alles perfekt bedienbar.
Dem geschulten Auge wird natürlich sofort auffallen, dass ich aus optischen Gründen die Gehäusebreiten vom C3 und CD3 „verlängert“ habe. Die Verbreiterungsbarren im Seitenprofil der Atelierbausteine sind aus Eschenholz und lackiert habe ich sie mit der allseits bekannten Kwasny-Grundierung aus dem Baumarkt. Wenn ich mal wieder Zeit und Muse habe, werde ich diese noch 2-3 mal füllern und schleifen, momentan ist die Maserung des Holzes noch gut sichtbar (vorletztes Foto), was auf Dauer meinen Ansprüchen nicht genügt.
Ganz konsequent bin ich bei der Anordnung der Nuggets nicht gewesen, denn eigentlich sollte der Einschaltknopf der Geräte ja immer ganz links sein (was beim C3 nun nicht eingehalten ist). Nach meinem Gusto schaut es so aber besser aus.
In dem Korpus hat nun ein Teil meiner Schallplattensammlung ein neues Zuhause gefunden („nur“ die Highlights

Wer sich nun fragt, was das wohl für Lautsprecherboxen sind, die auf den Fotos zu sehen sind: Die Lautsprecher heißen „Monitor 120“ und entstammen der seinerzeitigen Düsseldorfer Edelschmiede Kirksaeter. Gekauft habe ich sie noch als Schüler 1978 bei Ludger Kuhl in Darmstadt und zur seinerzeitigen Finanzierung gingen die halben Sommerferien drauf. Überholt (Bass-Sicken) wurden sie vor 2 Jahren von unserem allseits geschätzten Forumsmitglied Rainer Hebermehl zu einem wie immer mehr als moderaten Preis. Stehen tun sie auf einem zweckentfremdeten Stahldraht-Einschubgestell für DIN A4-Körbe von IKEA, allerdings ohne die Körbe. Die Dinger klingen immer noch hervorragend und ich wollte zum einen nichts, was höher ist, wie die slimline-Geräte und zum anderen ein holzsichtiges Gehäuse, passend zum Regal. Ja, ich weiß, da gäbe es von Braun schon auch was, hab ich aber momentan nicht.
Und für alle, die wissen wollen, wie das Regal funktioniert:
Die Stützen bestehen aus 2 miteinander verschweißten U-Profilen aus 3 mm Stahlblech, welche gemeinsam ein zusammengesetztes H-Profil ausbilden. Das Fußteil besteht aus einer runden Fußplatte mit darauf aufgeschweißten, 40 cm langen Flachstählen 20 x 6 mm, welche von unten in die H-Stützen eingeschoben werden. Mittels 2 Schraubverbindungen und mehreren im Steg des H-Profils angeordneten Bohrungen lassen sich beide verbinden und auch die Höhenanpassung variabel in 30 mm Schritten vornehmen. Am Kopf hat das zusammengesetzte H-Stützenprofil eine 10 mm starke und allseits bündig aufgeschweißte Kopfplatte mit Gewindebohrung. Im Bereich unterhalb der Bohrung ist der Steg des H-Profils auf einer Höhe von ca. 14 cm ausgenommen, so dass von oben eine Gewindestange M12 mit Querlochung (zum drehen) eingeschraubt werden kann. Auf die Gewindestange wird von oben das Kopfteil aufgesteckt, welches aus einer runden Kopfplatte mit einer darauf angeschweißten Rohrhülse besteht. Über herausdrehen der Gewindestange werden die Stützen nach deren Ausrichtung zwischen Boden und Decke verspannt, auch hierüber ist eine weitere Möglichkeit zu Höhenanpassung gegeben. Das Regal ist für lichte Raumhöhen von 224,4 m bis 268,4 m einsetzbar.
Die Fachböden haben an den Schmalseiten mittig je zwei dem H-Profil entsprechende Einschnitte, so dass sie seitlich in das H-Stützenprofil eingesteckt / von oben eingeschoben werden können. In den Stützen sind im Raster von 50 mm Bohrungen angeordnet, durch die 10 cm lange Stahlstifte gesteckt werden, welche das Auflager für die Fachböden bilden.
Der Korpus wird über seitlich am Korpus angeschraubte Hartholzleisten mit den Stützen verbunden. Zuerst werden die Holzleisten seitlich in das H-Stützenprofil eingeschoben (bzw. umgekehrt die Stützen seitlich auf die Leisten aufgeschoben). In der Hartholzleiste ist oben eine Bohrung. Sind die Stützen ausgerichtet und verspannt, wird rechts und links ein Stahlstift durch die Stützen und die Bohrung in der Holzleiste gesteckt. Anschließend kann die temporäre Unterstützung unter dem Korpus entfernt werden und der Korpus hängt an den Stahlstiften.
Der Aufbau ist zwar etwas tricky, aber wenn man planvoll dabei vorgeht keine Kunst.
Erstaunlich ist die Belastbarkeit: 0,97 lfm Schallplatten im Korpus + 4 x studioline + 2 x atelier, da kommt schon was zusammen. Cool finde ich, dass ich die Kabelanbindung der ateliers in der oberen Etage komplett verdeckt in den H-Stützen unterbringen konnte. Bei der weiteren Kabelversorgung unterhalb des Korpus ging das leider nicht (zu viele Kabel wegen „Vernetzung“ mit anderen Räumen und wegen der eingeschobenen Stützenfüße auch kein Platz mehr). Daher Kabelauslass mittig hinten unten im Korpus.
Sollte jemand wissen, welcher Möbeldesigner dieses Regal entworfen hat und welcher Hersteller es produziert hat, so möge er/sie dies hier gerne kundtun. Meine bisherigen Recherchen haben hier bislang leider keine weiterführenden Erkenntnisse gebracht……
Spannstützenregale haben mich irgendwie schon immer fasziniert, vor allem, wenn sie als Raumteiler frei im Raum platziert sind. Aus zeitgemäßer Produktion wird jedoch kaum etwas angeboten.
Gestalterisch völlig indiskutabel ist das Spannstützenregalsystem „Stolmen“ von IKEA. Plump und klobig.
Hier ist eine recht ansprechende Website, die einige aktuell hergestellte Spannstützenregale (und auch andere schöne Regalsysteme) vorstellt. Die Preise dürften sich allerdings nicht groß vom Vitsoe 606 unterscheiden oder sogar noch darüber liegen……
Bekannt ist auch noch das System von Ulrich P. Wieser von 1958, das von der Firma „Schweizer Wohnbedarf“ produziert wurde, einfach mal gurgeln. Sehr durchdacht und gelungen. Die Firma gibt’s immer noch und auch Entwürfe von Wieser werden noch (oder wieder) produziert, das Spannstützenregal aber leider nicht.
Dann kenne ich auch noch ein System mit Rundstützen „Rohr in Rohr“ mit inneren Spannfedern und seitlich einhängbaren Auflagerwinkeln für die Fachböden. Hatte ein Studienkollege in seinem WG-Zimmer stehen, Vater war Architekt. Formal absolut o.k., aber recht wackelig und nur für leichte Sachen geeignet. Wenn’s jemand kennt (Designer / Hersteller), bitte auch hierzu gerne hier nähere Infos.
So, und jetzt werde ich gleich die Couch aufsuchen und mir alle 3 Sätze des genialen Trompetenkonzerts von Jacques Loussier & The Prague Kammer Orchestra gönnen.
Yours Sincerely
Helmut