R4 Lautsprecherausgang links rauscht/verzerrt

[BraunP2]

Hallo zusammen,
ich bin erst vor kurzem unter die Braun Atelier Freunde gegangen und habe diverse gebrauchte Geräte erworben, darunter auch einen R4.
Das Gerät scheint weitestgehend in Ordnung zu sein, außer dass der linke Lautsprecher Ausgang nicht ok ist und die Toblerone lose heraushängt (aber das ist ein anderes Thema).
Der linke Lautsprecher, egal ob an 1 oder 2 angeschlossen, krazt, ist verrauscht und der Ton kommt nur ganz schwach und verzerrt durch.
An Lautsprecher und Kabel liegt es nicht, das habe ich bereits durch gegenseitigen Austausch ausgeschlossen. Auch nicht am Eingang.
Hat jemand eine Idee, woran es liegen könnte und was ich tun muss?
Vielen Dank
Andreas

[olimuc]

Hallo Andreas,

willkommen bei den Atelier-Freunden!

Das ist wahrscheinlich das Lautsprecher-Schutzrelais, dessen Kontakte oxidiert sind.

Es sitzt unter der „Prozessorbox“ und hat aktuelle Standardabmessungen, ist also problemlos zu bekommen.

Allerdings muss Du es auslöten (dazu muss die Geräteunterseite abgeschraubt werden) und die Prozessorbox muss zur Seite geklappt werden, damit man den Austausch vornehmen kann.

Es sind zwei Stück, allerdings solltest du erst alle anderen Kontaktprobleme ausschließen, da der Fehler bei beiden LS-Paaren auftritt.

Du kannst zum Beispiel den Vor- und Endverstärker auftrennen und mit anderen Geräten testen falls zur Verfügung, dann kannst du den Fehler eingrenzen.

Liebe Grüße

Oli

[BraunP2]

Hallo Oli,
danke für den freundlichen Empfang und den Hinweis.
Da ich hier völlig neu bin: Was ist die Prozessorbox und wie klappt man sie heraus? Habe die Unterseite geöffnet, aber sehe da nicht wirklich was.

VG
Andreas

[olimuc]

… schau mal in diesen Thread:

viewtopic.php?t=11981

Da ist alles gut beschrieben.

Die Prozessorbox ist das Gehirn des R4, also wirklich gut aufpassen!

[Litton72]

Hallo Andreas,
auch vom mir herzlich willkommen im Forum!

Bevor du mit den Relais beginnst, mach eine Hörprobe über den Kopfhörerausgang an der Frontplatte des R4.
Der R4 hat, anders als der CC4, keinen eigenen Kopfhörerverstärker. So kannst du also direkt hören, was die Endstufe macht.
Wenn du dort die Störungen hören kannst, sind die Relais außen vor. In diesem Fall kannst du mit einem normalen Cinchkabel anstelle der beiden Steckbrücken hinten am R4 den linken mit dem rechten Kanal tauschen und feststellen, ob der Fehler mitwandert.

Wandert er mit, liegt es am Vorverstärker, anderenfalls hat die linke Endstufe einen Defekt.
Erst vor kurzem hatte ich so einen Fehler, da war die Ursache ein defekter Eingangskondensator C301 (L) / C302 (R).
Ich würde beide tauschen.
Da ich deine Lötkenntnisse nicht einschätzen kann, würde ich vorschlagen, du setzt dir einen Kopfhörer auf und testest mal
wie oben beschrieben. Das Ergebnis postest du hier, dann sehen wir weiter.

Viele Grüße
Hajo

[BraunP2]

Hallo Hajo und Oli,
vielen Dank schonmal für die Hinweise. Bin leider noch nicht dazu gekommen, an dem R4 weiterzuarbeiten. Sobald ich etwas herausgefunden habe, melde ich mich wieder.

VG
Andreas

[BraunP2]

Kurzes Update:

Bin heute mal wieder dazu gekommen, etwas an meinen R4 zu machen. Um vernüftig testen zu können, habe ich mir einen kleinen Mini-Oszi für 50 Mäuse zugelegt- genial, was die kleinen Dinger alles können.
Mittels Handy und Ton Generator App habe ich über einen USB C- Cinch Adapter einen 1kHz Sinus Ton auf den CD Eingang gegeben. Ergebnis: Kopfhörer links verrauscht und verzerrt, rechts ok. Vorverstärker- Ausgang: beide Kanäle sauberer Sinus mit ca. 0,5V. Lautsprecher Ausgang: Rechts sauberer Sinus mit ca. 8V. Links wenig bis gar nix. Hinter C301,302 gemessen alles ok.
Bevor ich jetzt anfange, mich den ganzen Weg bis zum Ende durchzutesten, was ja bei den Platzverhältnissen trotz weggeklappter Prozessorbox und abgebauter Frontblende reichlich schwierig ist: Gibt es noch ein paar bekannte Fehlerkandidaten, bei denen man ansetzen sollte? Vor den Relais habe ich jetzt noch nicht gemessen, ist ja eher unwahrscheinlich, dass auf beiden der linke Kanal ausfällt. Oder doch?

VG
Andreas

[Litton72]

Hallo Andreas,
ich schlage vor, zuerst den Ruhestrom beider Endstufen zu messen (nicht: einzustellen).
Wenn der Ruhestrom links wesentlich zu hoch ist, könnte sich das mit Rauschen bemekkbar machen, dann sollte es aber auch schön warm am Kühlblech werden.

Sollte der Ruhestrom im linken Kanal ca. Null sein ist der erste Verdacht der Widerstand R327 (100 Ohm).
Danach kommen R325 (47 Ohm) sowie R351 und R353 (jeweils 4,7 Ohm) und R336 (5,6kOhm) in Betracht.
Wenn du keinen offensichtlich defekten Widerstand findest, solltest du die Widerstände zumindest einseitig auslöten und durchmessen, verlasse dich keinesfalls auf den Augenschein.
BEACHTE: Unbedingt den Netzstecker ziehen UND die (dicken) Kondensatoren C703, C704, C734 und C735 entladen, bevor du im Gerät lötest.
Wenn die Widerstände ok sind, gibt es noch die Möglichkeit, dass T327 (2SC1815) und / oder T329 (2SA1015) durchgeschlagen ist / sind.
Erst wenn auch das ausgeschlossen werden kann, wird es klein, bunt und lustig
Siehe hier, Post Nr. 19
viewtopic.php?p=80184&sid=2525a26e3e28f ... 808#p80134

Viele Grüße

Hajo

[BraunP2]

Hallo Hajo,

vielen Dank für die vielen guten Hinweise.

Mittlerweile hat sich die Situation geändert. Vorhin als ich ihn nochmal eingeschaltet habe, um noch etwas zu messen, ging plötzlich wieder alles. Voller Sound auf beiden Kanälen. Ich bin mir völlig im klaren, dass das Problem damit nicht endgültig behoben ist. Möglicherweise habe ich, als ich mit der Messspitze auf der Platine rumgestochert habe, irgendeinen Wackelkontakt oder eine kalte Lötstelle wieder leitend gemacht.

Jetzt ist natürlich die Frage: Was tun? Der Arzt würde jetzt sagen, mal beobachten und bei Beschwerden wieder in die Sprechstunde kommen. Oder sollte ich präventiv irgendetwas tauschen oder nachlöten?

Vielen Dank für weitere Hinweise.

Viele Grüße
Andreas

[Litton72]

Hallo Andreas,

so ein Verhalten ist nicht ungewöhnlich. In dem von mir verlinkten Thread findest du mehr Hinweise.

Ich würde mich schon mal mit ausreichend Kältespray und einem Föhn bewaffnen.
Kalte Lötstellen oder Haarrisse in den Leiterbahnen wurden ebenso beobachtet, wie defekte Bauteile. Immerhin weißt du jetzt, dass es sich nicht um einen schwerwiegenden Defekt handelt.
Behalte den Ruhestrom im Auge, das ist ein hilfreicher Indikator, wie etwa der Blutdruck beim Menschen
Nachlöten ist so eine Sache, wenn man im Trüben fischt. Meist verschlimmbessert man die Situation.
Bedenke: Die Platinen sind aus Pertinax, ca. 40 Jahre alt und das Material ist längst nicht so stabil wie heutige Platinen.

Viele Grüße

Hajo

[Herr Beimer]

Hallo hallo

Ich hænge mich "frecherweise" mal mit einem Problem an diesen Dialog, da dieses sehr æhnlich dem hier diskutierten erscheint, aber doch Unterschiede aufweist. Andreas' Anfrage wurde ja bereits fleissig diskutiert, und auf diese Art und Weise muss kein neues Thema aufgemacht werden. Ich hoffe, das ist soweit ok. Ausserdem læsst eine genaue Unterscheidung ja zudem vielleicht auch weitere Rueckschluesse auf Andreas' Problem zu..?

In diesem Sinne: Gleich ist bei meinem R4, dass grundsætzlich ein Kanal nicht richtig funktioniert. Im Unterschied zum Rauschen in Andreas' Geræt wuerde ich die Fehler im Klangbild aber eher als Aussetzer (= pløtzlich sehr leise oder verschwunden) bezeichnen, und weniger als rauschenden oder verzerrten Ton. Interessant ist auch, dass die Aussetzer scheinbar sehr unregelmæssig auftauchen: Das Geræt kann eine halbe Stunde fehrlerfrei arbeiden, um dann ad hoc (links) wieder auszusetzen. Dabei meine ich zudem beobachtet zu haben, dass bei Wechsel des Eingangsignals die Aussetzer spontan wieder verschwinden kønnen. Und vielleicht entscheidend: Die Tonprobleme bei meinem R4 beziehen sich ausschliesslich auf das Lautsprecherpaar 1 und ueberhaupt nicht auf 2 (dort ist der Ton durchgehend in Ordnung).

Nun ist meine Frage, ob nach meiner Fehlerbeschreibung die møglichen Ursachen des Problems deutlich einschrænkt werden kønnen oder dieses sogar eindeutig identifizierbar wird?

Danke im voraus!

alex

PS: Sollten Andreas oder andere der Meinung sein, dass mein Beitrag hier doch eher falsch platziert ist, kann ich ihn an dieser Stelle gerne zurueckziehen und als neues Thema einbringen.

[Litton72]

Hallo Alex,

um auszuschließen, dass der Fehler vom Vorverstärker kommt, solltest du die Steckbrücken entfernen und die Verbindung mit einem Chinch Kabel wiederherstellen, wobei du L und R vertauscht.
Wenn die Endstufe als fehlerhaft verifiziert wurde, rate ich zu Föhn und Kältespray.
Sehr hilreich ist es, den Ruhestrom zu überwachen, dazu ein Messgerät per Verlängerungsdraht fest anschließen, dann hast du die Hände frei.
In deinem Fall scheint es sich um einen Wackelkontakt zu handeln z.B. um eine "kalte Lötstelle".

Wenn du den Fehler provozieren kannst und der Ruhestrom sich nicht ändert, kommen besonders der Eingangskondensator und die Ausgangsrelais infrage. (gelber Pfad in der Zeichnung)
Ändert sich der Ruhestrom im Fehlerfall, folge dem roten Pfad:
https://postlmg.cc/7f6BqVFr
Sieh dir die mit einem Dreieck markierten Widerstände sowie T307 und T309 an. manchmal reagieren diese schon auf bloße Berührung mit der Messspitze.

Viel Erfolg
Hajo

[BraunP2]

Hallo Alex,

ich habe natürlich nicht's dagegen, wenn Du dich hier mit dranhängst. Obwohl es manchmal besser ist, ein eigenes Thema zu starten, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
Meine Meinung zu deinem Problem: Wenn es nur auf einem Lautsprecherpaar auftritt, wird der Fehler wahrscheinlich bei den Relais liegen und nicht auf der Endverstärkerplatine. Hast Du einen Oszi? Falls ja, würde ich vorne mal ein konstantes Signal draufgeben und schauen, wie es vor und nach dem Relais aussieht.

VG
Andreas