- zum Bau eines 2-Wege-Studiolautsprechers – passiv, geschlossenes Prinzip
- Dauerbelastbarkeit 30/40 Watt an 4 Ohm
- Gehäuseform und Farbe freigestellt, nicht enthalten, muss angefertigt werden
- Baujahr ca. 1971-1975
- Verkaufspreis einzeln DM 190,- (unverb. Richtpreis)
In den Verkaufskatalogen von Braun von 1971 bis ca. 1975 erschien als Zubehör der LB 500 Lautsprecher-Bausatz mit „zwei Lautsprecher-Systemen mit allen Teilen, die zum Eigenbau einer leistungsstarken Lautsprechereinheit in HiFi-Qualität erforderlich sind. Durch ein selbstgefertigtes Gehäuse kann LB 500 in Form und Größe auf die Raumverhältnisse abgestimmt werden. (Empfohlenes Volumen 20-30 I). Je nach Gehäuse bester erzielbarer Übertragungsbereich 30 ... 25.000 Hz; 1 dynamischer Tieftonlautsprecher 21 cm - 1 dynamischer Hochtonlautsprecher mit Kalotten Membran 2,5 cm, eine gedruckte Schaltung mit zwei Frequenzweichen. Belastbarkeit 30 Watt; Impedanz 4 Ohm. Übergangsfrequenz 1800 Hz, 12 dB/Oktave.“ (http://www.hifimuseum.de/hifi-programm-feb-1971.html) Diese Art Zubehör gab es auch von anderen HiFi-Herstellern in der Zeit, z.B. von Grundig.
Die Systeme entsprachen in etwa denen der Zwei-Wege-Lautsprechereinheiten L 480 oder der L 500. Es wurden zwei Gehäusegrößen (HxBxT) empfohlen: 470x270x200 [flach] und 420x250x250 [kompakt]. Die 16-seitige „Anleitung für den Bau einer Lautsprechereinheit mit dem Bausatz LB 500“ enthielt Angaben zum selbstorganisierten Bau des Gehäuses, dem Einbau der Lautsprecherchassis sowie der Weiche, der Gestaltung der Frontseite, der Abdichtung, der Verdrahtung, der Hohlraumdämmung und zum Kabeldurchbruch (heute eher mit Terminus). Für die vorgeschlagenen Gehäusevarianten lagen je eine Schreiner-Schablone im „Maßstab 1:1“ bei, die sich in der Praxis allerdings als etwas verkleinert herausstellten und als Tieftöneröffnung 185 mm statt 202 mm nannten. Weitere Einsatzvorschläge waren die Wandaufhängung, die Aufstellung in Regalen oder der Einbau in Schrankwände.






Es gab mehrere Varianten des LB 500, zunächst erkennbar durch die auf dem Karton aufgedruckte Nenn-Belastbarkeit 30 Watt oder 40 Watt. Entsprechend waren die Chassis (TT LC 20/4, HT LC 2/3), die Frequenzweiche mit abweichender Bestückung sowie Pinanzahl ausgerüstet. Beim Model „40 Watt“ war das Membrangehäuse oben schwarz lackiert und der Membrankarton etwas dunkler gefärbt.



Der LB 500 war im Prinzip eine L 500 ohne Gehäuse. Geht man von einem Straßenpreis des LB 500 von DM 160,- und von dem einer L 500 von DM 360,- aus, zog Braun DM 200,- für ein Lautsprechergehäuse mit Frontblende und Dämmung ab. In der Größenordnung dürften sich wohl die damaligen Zusatzkosten für das Material zum Bau eines individuellen Gehäuses belaufen haben. Hier muss die Produktbeschreibung enden, wäre der Bausatz das fertige Produkt und hätte das System in meinem Versuchsaufbau nicht so mager geklungen, ohne „unendliche Schallwand“ oder geschlossenes Gehäuse für die Tieftöner. Zur Abrundung der Produktbeschreibung folgt daher noch die Darstellung eines Selbstversuchs: Bau einer Stereo-Lautsprechereinheit mit dem Bausatz LB 500 im Jahre 2014, ca. 40 Jahre nach der Produktion. Das ganze Unterfangen hat den retro-retro Charm, dass jederzeit ein Rückbau stattfinden kann und der Bausatz wieder zurück gewonnen werden kann.
Meine unverbastelten, nie in einer Box verwendeten, also „neuen“ Bausätze stammen laut Stempel auf den HT- und TT-Chassis von 1975, einer war Modell „30 Watt“, der andere Modell „40 Watt“. Ich wollte die kompakte Gehäuseversion mit ca. 20 l Hohlvolumen bauen, übernahm aber für das Gehäuse die Außenmaße vom Braun Atelier RM6 (410x250x276, ähnlich aber jünger und digitalfester als eine L 500). Damit umging ich das Problem mit der Furnierung von MDF-Platten, handelte mir aber zugleich Probleme mit den abgeschrägten Längskanten des Atelierdesigns ein. Als Baumaterial wurde laserscharf zugeschnittene, schwarz durchgefärbte MDF-Platte verwendet, Dicke 16 mm. Das „mitteldichte“ Holzfasermaterial erhält durch mehrere Schichten Hartöl und abschließend Antikwachs eine schöne mattschwarze Oberfläche, wie beim RM6. Dort ist die Oberfläche allerdings nur eine Folie. Ein Dichteband trennt Außen- und Innenschall der Chassis auf der Frontplatte luftdicht ab. Im Gehäuse dämmt Polyesterdämmwatte „SinusLive 50“ den Rückstoß. Die von Braun (vor 40 Jahren) empfohlenen 400g Mineralwolle „Sillan SF 29/39“ der Fa. Grünzweig & Hartmann sind nicht mehr lieferbar, obgleich es die Firma noch gibt. Die Front aus „Lautsprecherbespannstoff schwarz 1 M“ liegt auf einem dünnen Rahmen aus Kieferholzprofilen. Es ist mir nicht möglich ein Lochnetzgitter aus Metall zu fertigen. Die Stoffstruktur der von mir gewählten Bespannung zeichnet aber in etwas das Gittermuster der RM6 nach. In die verwendeten Rahmendübel passen problemlos die Dübelzapfen der Originalfrontgitter der RM6. Zum Abschluss formulierte ich noch einen individuellen "Typenaufkleber" für die Rückseiten dieser LB 500.










Bauzeit mit langenPausen für die Ölhärtung drei Wochen. Kosten für MDF-Platten, Laserzuschnitt, Zubehör und Oberflächenbehandlung ca. 160 Euro je Box. Das entspricht grob dem oben genannten Preisunterschied des LB 500 zur L 500 von ca. 1975. Wie klingt die „optische Variante RM6“ des LB 500? Taunussound der 1970er Jahre na klar, knackiger aber etwas pumpender Bass mit Durchschlag oder wie in der zeitgenössischen Werbung für die L 500 beschrieben: "volles, aber transparentes Klangbild von angenehmer Natürlichkeit". Die Grenzen der Nenn-Belastbarkeit von 30/40 Watt werden schnell erreicht. Die Beschallung mittlerer Räume ist sicher gewährleistet. Vieles hängt auch von der Aufstellung ab, im Regal oder frei auf einem Ständer stehend. Quod libet, gratias ago Braun.
Gerhard