Hallo zusammen,
ich verfolge diesen thread mit wachsendem Interesse, da ich eigentlich auch (zumindest tendenziell) zur Fraktion der Röhrenliebhaber gehöre.
Was da allerdings an Leistungsangaben zum Mesa Boogie 20/20 geschrieben wurde, ist schon sehr abenteuerlich. Die EL84 leistet im Gegentakt-(AB- oder B-)betrieb unter Ausnutzung ihrer Grenzdaten gerade mal 17 Watt NF-Leistung bei 4% Klirrfaktor. Darüber hinaus steigt er überproportional an. Bei 20 Watt dürfte er die 10%-Marke überschritten haben. Dies selbst lediglich bei bequemen 1 kHz gemessen.
Dazu kommt der für den HiFi-Gebrauch wesentlich zu klein dimensionierte Ausgangsübertrager, der neben einem nach unten eingeschränkten Übertragungsbereich insbesondere bei niedrigen Frequenzen den Klirrfaktor schon recht früh auf für highfidele Ansprüche inakzeptable Werte ansteigen lässt. Nach oben wird der Frequenzbereich durch den nicht verschachtelten Wicklungsaufbau des Übertragers und der Verwendung von Standardblechen ebenfalls schon früh begrenzt werden.
Dies sind alles Eigenschaften, die den Verstärker zwar für den Einsatz als Gitarrenverstärker prädestinieren, ihn jedoch als HiFi-Verstärker völlig ungeeignet machen.
Eine Pizzaschachtel zum Röhrenverstärker umzubauen ist jedoch eine interessante Sache. Man muss hierbei nicht nur mit der niedrigen Bauform zurechtkommen, sondern darf auch keinesfalls das Design aus dem Auge verlieren. Es müsste also im Ergebnis selbst für Jochen abnahmefähig sein.
Wenn man von einer Ausgangsleistung von 20 Watt je Kanal ausgehen möchte, so wäre zunächst zu überlegen, ob man damit leben könnte, die Röhren (und ggf. Trafos) sichtbar aus der Geräteoberseite herausragen zu sehen oder nicht.
Falls nicht, käme eine Anordnung wie beim Mesa Boogie 20/20 infrage, nämlich die Röhren liegend in der nach hinten offenen Rückseite unterzubringen. Dies bedeutete auf jeden Fall Zwangskühlung, was sich aber nahezu geräuschlos realisieren ließe. Als Netz- und Ausgangstrafos kämen aufgrund der Gehäusehöhe nur Ringkerntrafos in Frage.
Da ich bei Ringkern-Ausgangsübertragern hinsichtlich ihrer Übertragungsqualität sehr skeptisch bin, würde ich zu einer PPP-Endstufe tendieren. Es gibt zwar einen Hersteller, der auch die Herstellung von hervorragenden Ringkern-Ausgangsübertragern beherrscht (Fa. Nagra), aber es findet sich gerade auf diesem Gebiet auch viel Gegenteiliges. Die Produkte der Fa. RINGKERNTRAFO.NL kenne ich leider nicht.
Eine PPP-Endstufe erfordert nur einen recht anspruchslosen Ausgangsübertrager, der auch problemlos als Ringkerntrafo konzipiert werden kann – und das sogar noch als Spartrafo. Allerdings geben in dieser Schaltung zwei EL84 keine 20 Watt her. – Kein Problem, man nehme dafür zwei EL34, die diese Leistungsanforderung bei sehr guten Übertragungseigenschaften hinsichtlich Frequenzbereich und Klirrfaktor erfüllen.
Falls man die Röhren und den Ausgangsübertrager auf der Geräteoberseite sehen möchte, würde ich mich auch Thomas' Vorstellung anschließen und bei reduzierter Gehäusebreite Monoendstufen konzipieren. Hierbei würde ich mich jedoch für eine Eintakt-Triodenendstufe mit einer 6C33C (keinesfalls aus chinesischer Herstellung) entscheiden, die ebenfalls 20 saubere Watt liefert. Klanglich wäre das sogar die noch bessere Lösung als die PPP-Endstufe.

Beide Konzepte können jedoch bei richtiger Schaltungsauswahl und umsichtigem Aufbau zu sehr guten Ergebnissen führen.
Sicherlich gibt es noch weitere Ideen oder Vorschläge zu diesem Thema von Euch.
Viele Grüße
henry2