Hallo Frank,
danke für Deine ausführliche Antwort. Auch ich kann dem, was Du erwidert hast, weitgehend zustimmen, aber ich glaube, wir haben auch ein wenig aneinander vorbei geschrieben. Es ist unbestritten, dass es heute für vergleichsweise wenig Geld wohlklingendere Wiedergabegeräte gibt, als in den 70er Jahren.
Ganz gut klingen heißt meiner Meinung nach aber noch nicht "HiFi" im Sinne des Wortes. Das zu bemerken ist schon der eine Teil meiner Gedanken hierzu, den ich 'rüberbringen wollte. Der andere Teil ist die heutige Einstellung eines Großteils der Leute zum Thema Musikwiedergabe und und den dafür vorgesehenen Geräten.
Jörg brachte es auf den Punkt, indem er schrieb: "Digital ist doch einfacher und einfach ist gut." und er meinte damit gewiss den deutlich höheren Bedienungskomfort, den ein digitales Wiedergabegerät gegenüber einem Plattenspieler aufweist. Es kommt eben ganz darauf an, wo man seine Schwerpunkte setzen möchte; ich persönlich setze sie, soweit ich es mir finanziell erlauben kann, auf möglichst naturgetreue Wiedergabe, ungeachtet des Bedienungskomforts. Selbst was das Aussehen der Anlage angeht, bin ich sehr kompromissbereit, solange der gute Ton stimmt (das kann ich jetzt leicht sagen, denn die Anlage steht hinter geschlossenen Schranktüren

). Es liegt mir aber fern, jemanden zu dieser Vorliebe bekehren zu wollen - obwohl... wenn es gelänge, würd's mich schon freuen.
Nochmal kurz zurück zu den 70ern: Die Schilderung über Deine Aktivitäten in dieser Zeit lässt darauf schießen, dass ich so etwa eine Dekade mehr auf dem Buckel habe als Du. Auch ich entdeckte schon sehr früh meine Leidenschaft für die Radiobastelei (Anfang der 60er) und machte später dann mein Hobby zum Beruf.
Schon während meiner Studienzeit fiel mir das verbreitete Interesse meiner Mitbewohner im Studentenwohnheim an Hifi auf und ich ließ mich gerne von ihnen anstecken. Das allgemeine Interesse beschränkte sich dabei keineswegs auf Geräte, die sich den damaligen Quelle- oder Neckermann-Angeboten zuordnen ließen, sondern man zielte auf Braun, Wega oder auch auf gut beleumundete Japaner ab. Unter den Enthusiasten gab es auch Ausnahmen, die aus einem gut betuchten Elternhaus stammten und sich deshalb eine teuere Anlage ins Zimmer stellen konnten. Die meisten aber, und zu denen gehörte auch ich, gingen in den Semesterferien arbeiten, um sich z.B. ihre ersten Braungeräte anschaffen zu können.
Nebenbei erwähnt: Unser Heimleiter wurde von allen beneidet, denn besaß eine Braun Studio 500-Anlage einschließlich einem Pärchen L710 – und er war bestimmt kein Großverdiener; aber so war eben der Zeitgeist.
Dieses damals gegenüber heute viel breitere Interesse an guter HiFi-Qualität konnte ich bis in die 90er Jahre hinein wahrnehmen, um dann aber feststellen zu müssen, dass es mehr und mehr nachließ. Die Leute scheinen nun zufrieden darüber zu sein, dass die Wiedergabequalität und der Bedienungskomfort bei gleichzeitig zivilen Preisen gegenüber den damaligen Geräten heute tatsächlich viel besser ist.
Aber es geht doch noch mehr! Natürlich nur zu etwas gehobeneren Preisen. Dafür interessieren sich gegenüber früher leider nur noch wenige "Verrückte", zu denen ich mich sicherlich selbst zählen muss.
Bestimmt werden aber ein schöner IPod Classic oder ein Noxxon Internetradio auch einmal begehrte Sammlerobjekte sein (siehe TP1), obgleich sie in wesentlich höheren Stückzahlen produziert wurden.
Gruß henry2