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von fnerstheimer » 14.12.2011, 15:26
die Cassette war einfach für lange Zeit das einzige HiFi-taugliche Aufnahme/Wiedergabe-Medium, das portabel war. In der Zeit von etwa 1975 bis etwa 1995 musste man die Cassette benutzen, wenn man im Auto oder unterwegs was anderes als Radio hören wollte.
Mich hat immer wieder fasziniert, was man aus einer eigentlich für Diktiergeräte entwickelten Primitivtechnik herausholen kann, wenn ein geschäftliches Interesse dahintersteckt. Reineisenband, Dreikopftechnik zusammen mit Autoreverse in die schmalen Schlitze der Cassetten gepresst, Auto-Cassettenspieler mit Titelsprungfunktion wie bei einer CD, HiFi-Walkmänner mit Aufnahmefunktion und Dolby B oder C.
Ich denke, wenn jemand ein interessantes technisches Sammelgebiet sucht, das noch nicht abgegrast ist, könnte er sich hier austoben. Mit den Reineisenbändern ( Metal ) hat man übrigens damals recht erfolgreich das Problem beseitigt, das Norbert weiter oben beschrieben hat.
Und trotz allem ist die Cassette das einzige Medium aus der alten Analog-Ära, das ohne retromäßiges Auffrischen bis heute am Leben ist. es gibt immer noch zahlreiche Mini-Anlagen und Koffergeräte mit eingebautem Cassettenlaufwerk zu kaufen. Auch bespielte Cassetten gibt es noch bei Saturn, zwar nur für Kinder, aber immerhin.
Die einfache Handhabung macht die Cassette bis heute für Kinder ideal. Sie spielt einfach so ohne technische Tricks an der Stelle weiter, wo sie vorher aufgehört hat. Sie hat beim Starten keine Gedenkminute, die einzigen Bedienschritte sind Cassette rein / raus, start / stop und vor / zurück. Das beherrscht auch ein Dreijähriger nach wenigen Minuten. Besonders die preisgünstigeren mp3-Player haben oft ein "Bedienkonzept", an dem selbst technisch begabte Wesen verzweifeln können.
Was mich bis heute erstaunt; bei Spulengeräten, selbst bei den ganz billigen, muss alles justiert werden, die Höhe der Spulen, die Höhe der Bandführungen, die Köpfe in alle drei Richtungen und noch die Eintauchtiefe. Bei Tapedecks gab es eine Azimuthschraube und sonst nichts, bestenfalls den Bandzug konnte man noch einstellen. Wenn es doch möglich war, so präzise zu fertigen, dass man die Mechanik festsetzen konnte, wieso hat man das dann nicht auch bei den Spulengeräten gemacht ?
Gruß Frank
"Man will halt immer das, was die anderen haben, bis dann alle das haben, was die anderen haben und dann wollen alle wieder das, was dann keiner mehr hat"