Guten Abend,
eine kurze Geschichte zu einer nur teilweise erfolgreichen Reparatur und den Einsatz eines Phonosuper SK6 mit dem PC4.
Der Sammlungsinhaber Werner Ettel wurde von einer Dame, die einen "Kunstraum" in Berlin betreibt, gefragt, ob er einen Phonosuper ("Schneewittchensarg") für eine Aufführung einer Künstlerin zur Verfügung stellen könnte.
Werner bejahte dies, insofern er einen funktionieren Phonosuper hätte. An einem Sonntag im Museum ist er dann mit mir alle Phonosuper, die er besitzt, und das ist eine ganze Menge, durchgegangen.
Tja, wer hätte es gedacht, es ging kein einziger, teilweise drehte sich der Plattenteller nicht und bei allen Geräten funktionierte der Verstärker und / oder Tuner nicht.
Das einzige Gerät, was andeutungsweise was von sich gab, ein SK6 mit einem PC4 wurde mir zur Reparatur überlassen. Der Receiver gab bei FM kaum noch wahrzunehmende Musik wieder, aus dem PC4 kam nichts.
Nun, es gab einen Termin und der Druck nahm mit kleiner werdendem Abstand zu diesem zu. Da ich vollberuflich arbeite, kann ich nur in der Freizeit an der Sammlung arbeiten (und ich hatte auch noch weitere parallele Reparaturen an Geräten von Kollegen in diesem Forum).
Verstärker und Tuner wurden bearbeitet, nach dem Austausch der Elkos und Papierkondensatoren spielte der Receiver einwandfrei. Angeschlossen an meine zwei Testboxen von Grundig entwickelte der SK6 einen für mich erstaunlichen, sehr guten und kräftigen Klang.
Sowohl der FM-Betrieb als auch die Wiedergabe von Medien über die Eingangsbuchse sind eindrucksvoll und ich hatte nicht gedacht, was zwei EL95 für eine große Lautstärke ermöglichen.
Einzig der PC4 blieb stumm. Da mir das System KST 102 bzw. der Austausch zu diesem Zeitpunkt nicht geläufig war und ich Sorge hatte, etwas zu zerbrechen (wenn ich z.B. das System tausche), habe ich kurzerhand einen anderen PC 4 eingebaut, bei dem das System funktionierte. Nach Austausch des Motorkondensators lief auch der Motor einwandfrei (vorher lief er oder auch nicht). Das Reibrad wurde mit Walzenreiniger behandelt, der Gleichlauf ist gut.
Das System klingt einigermaßen gut.
Leider sprang der Tonabnehmer bei einigen Platten Richtung Plattenmitte (ich habe eine Frage zu eventuellen Tips in einem separaten Post gestellt).
Da ich nach der Abstimmung mit Werner Ettel davon ausging, dass der SK6 nur mehr oder weniger 30 min. als "Requisite" für die Aufführung / Performance der Künstlerin dienen würde, habe ich mir keine großen Sorgen gemacht, es gab ja mehrere Platten im Museum, die einwandfrei abgespielt werden konnten.
Ich habe dann dennoch noch sicherheitshalber eine Ersatznadel (NOS) gekauft und Werner schlug vor, dass wir uns eine halbe Stunde vor Beginn dort treffen könnten.
Bei der angegebenen Adresse war dann allerdings weit und breit kein "Kunstraum" oder eine Galerie o.ä. zu sehen. Ein Mehrfamilienhaus, ein Altbau in Berlin, ohne Gewerberäume.
Natürlich hatte mir Werner auch keinen Namen mitgegeben und natürlich war Werner auch nicht die verabredete halbe Stunde früher da. Auf gut Glück habe ich dann bei einem Namen geklingelt (10 Mietparteien) und hatte gleich beim ersten mal Glück: ein Kunstraum für Aufführungen und sonstiges in einer privaten Wohnung.
Die Künstlerin war sehr nett, meinte aber sogleich, dass einige Platten springen würden.
Ja, warum sie denn nicht die mitgenommenen Platten aus dem Museum spielen würde, fragte ich, die würden doch funktionieren?
Ja, da sagte sie mir, nein, nein, sie wolle in der Performance kleine Geschichten über die Musik auf Platten erzählen, die sie mitgebracht hatte und dann die Platten abspielen und genau auch in der festgelegten Reihenfolge.
Also plante sie, nur ihre ausgewählte Platten abzuspielen, und das bei dem bei einem knappen Drittel der Platten springenden Tonabnehmer!
Der SK6 spielte auch keine Nebenrolle sondern das Abspielen von Musik war (neben den einleitenden Geschichten) genau das Thema der Aufführung!
Mein Pulsschlag wurde daraufhin doch etwas schneller, die Aufführung sollte in 15 min. beginnen.
Ich nahm dann sofort die NOS Nadel und versuchte, die alte Nadel aus dem System zu ziehen, und die neue einzusetzen, da ich davon ausging, dass das Problem damit behoben sei.
Als erstes fiel mir das komplette KST 102 aus dem Tonarm. Da ich das System nicht kannte, dachte ich zunächst, dass die dünnen Drähte abgerissen waren und jetzt alles weitere vergebens sei.
Aber wie doch etwas Adrenalin das Studium von Dingen beschleunigen kann: mir wurde klar, dass das System nur gesteckt / geklemmt war und über oberseitige Kontaktflächen und Federn im Tonarm das Signal von linkem und rechten Kanal weiterleitet und das bewegliche Teil zum Umschalten von N auf Micronadel eine Aufnahme für den Massekontakt des KST 102 hat. Es war nicht über Drähte direkt angeschlossen! Ich konnte es nach 1 min. glücklicherweise wieder in seine Position bringen.
Dann, in Vorfreude die erste Platte getestet: .... und .... der Tonabnehmer sprang wie zuvor Richtung Plattenmitte, immer so 3-5 Rillen auf einmal, dann 1 Sekunde Musik, dann wieder hüpfen.
In der Not hatte ich dann probeweise das System auf "N" gestellt, also für Abtastung von Normalrillen (über etwaige Plattenschädigung hatte ich mir in dieser Situation keine Gedanken gemacht), und siehe da, immerhin lief es besser, zwei vor vier Testschallplatten liefen. Dafür lieferte das System nun ein ab und an leicht aussetzendes Signal (auch bei Stellung "Micro" des Systems), was es vorher nicht getan hatte. Ich hatte die schwarz angelaufenen oberseitigen Kontaktflächen des KST 102 in Verdacht, aber ich wollte nun, fünf Minuten vor der Aufführung, nicht nochmal das System herausholen.
Also Stellung "N" und ich beschied mich ins Schicksal.
Es waren nun an die 30 zahlenden Gäste erschienen, überwiegend jüngere Leute, alles setzte sich auf Stühlen oder auf dem Boden, im Halbkreis vor dem SK6, der zusammen mit der Künstlerin nun im Fokus aller war.
Zu allem Überfluss wurde dann direkt vor der Aufführung von der Betreiberin des Kunstraums nicht nur der mittlerer weile erscheinende Werner Ettel als Besitzer des Geräts und Betreiber des braun Museum Sammlung Ettel vorgestellt sondern auch noch ich als der Reparateur des SK6!
Die Aufführung begann ... und ...
das Glück ist mit den Dummen oder den Anfängern, der PC4 spielte in den 90 Minuten, die die Aufführung dauerte, immerhin 5 von 6 Platten einwandfrei ab, ohne zu springen und ohne merkliche Tonaussetzer, davon erfreulicherweise die vier ersten und die letzte Platte, so dass die erste Stunde ohne Störung verlief, die 5. Platte ohne Umstände gleich wieder eingepackt wurde und die Aufführung erfolgreich und zur offensichtlichen Zufriedenheit der Künstlerin und des Publikums mit der 6. Platte beschlossen werden konnte.
Meine Anspannung bei der ersten Platte war unglaublich, ich war dann so froh, dass es eine Stunde lang ohne Probleme lief.
Und der Klang des PC4 bzw. des SK6?
Ich war angenehm überrascht, ich hätte nicht gedacht, dass das uralte System und der eingebaute Lautsprecher doch einen so durchaus überzeugenden Klang erzielen konnten (während des Reparierens und im Anschluss hatte ich den SK6 ja immer über ein größeres angeschlossenes Lautsprecher getestet).
Es passte glücklicherweise alles sehr gut zusammen und wie gesagt, die Besucher waren zufrieden und am Ende gab es für alle Beteiligten sogar Applaus.
Es war wunderschön, einen Phonosuper SK6 in solch einem Rahmen zu erleben, er wurde nach der Aufführung von vielen Besuchern fotografiert und Werner informierte die zahlreich Fragenden im Anschluss an die Aufführung über Allgemeines zum Gerät, die Firma braun, und die Designer.
Viele Grüße
Michael
Springender Tonabnehmer beim PC4, kurze Geschichte
Re: Springender Tonabnehmer beim PC4, kurze Geschichte
P.S. Diese Ankündigung / Einladung mit dem im Mittelpunkt stehenden SK6 und den Einladungstext habe ich leider erst nach der Performance gesehen sonst hätte ich vorher auf jeden Fall versucht, den PC4 zum einwandfreien Abspielen zu bringen oder hätte ein anderes Gerät eingesetzt.
(Dargestellt ist auch ein anderes Modell des Phonosuper, zumindest ist es kein PC4).


(Dargestellt ist auch ein anderes Modell des Phonosuper, zumindest ist es kein PC4).

