Neil Young

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carlos
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Neil Young

#1 Beitrag von carlos » 03.06.2012, 22:29

Bonsoir,
in der SZ (Süddeutsche Zeitung), aktuelle Wochenendausgabe, Feuilleton: ´Behaltet euren Dreck´, Neil Young über Rockmusik der Gegenwart, MP3-
Dateien und Amerika.
Was zum Nachdenken, oder auch brainstorming, um es mal neudeutsch auszudrücken.
Gruss Carlos

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fnerstheimer
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#2 Beitrag von fnerstheimer » 25.06.2012, 15:36

damit auch diejenigen mitreden können, die keinen Zugriff auf die SZ haben, hier wenigstens ein Auszug, der natürlich in allen HiFi-Verstrahlten-Foren zum Wundenlecken benutzt wird:

SZ: „Americana“ erscheint auch als Blue-Ray-Disc. Für die die digitalen Daten nicht komprimiert werden. Warum?
Young: Eben deshalb. Weil es die einzige Möglichkeit ist, die Musik wirklich zu hören.
SZ: Wie bitte?
Young: Die vollständige Musik lässt sich nur auf Vinyl und eben auf Blue Ray hören. Andere digitale Medienbieten dagegen nur einen Bruchteil der Daten, die wie aufgenommen haben. CDs 15 Prozent, MP3 sogar nur 5 Prozent. Insofern sind es auch nicht die illegalen Downloads, die die Industrie bedrohen, sondern die technische Qualität des Produkts, das sie anbietet. Minderwertige Trägermedien wie MP3 und CD ruinieren das ganze Hörerlebnis. Wer zwei gesunde Ohren hat, sagt sich: Da mache ich nicht mit. Behaltet euren Dreck. Ich gehe lieber fischen.

Da kann man nur sagen, der Mann sollte sich auf das beschränken, was er wirklich gut kann, das Musik machen. Die Technik sollte er dann doch besser Leuten überlassen, die sich mit sowas auskennen.

Noch was zum Schmunzeln - dem Geld ist der Herr dann doch nicht böse, siehe hier ;) :

http://www.amazon.de/Americana-video/dp ... =8-2-spell

http://www.amazon.de/Americana-Neil-You ... 678&sr=8-1

Ich denke, das Old School Gelaber ist eher ein Attribut an seine potentiellen Fans. Das hat er früher schon so gemacht, als er in Interviews auf der einen Seite den Drogenabhängigen zu Munde geredet und gleichzeitig Musik für die schlimmsten amerikanischen Hinterwäldler gemacht hat - ein Vollprofi halt.

Schade finde ich, dass die Interviewer nicht eines seiner alten Vinylalben zur Hand hatten, die gehören nämlich soundmäßig zum Schlimmsten, was ich kenne. Die Neil Young Alben waren ein Grund, weshalb ich mir schon 1983 einen CD-Player gekauft habe - damals glaubten wir noch, dieser rotzige vermatschte Sound läge an der Schallplatte - bis wir dann frustriert feststellen mussten, dass es bei den meisten Platten überhaupt keinen klanglichen Unterschied zwischen Vinyl und CD gab. Neil Youngs Decade klingt z.B., als hätte man es direkt von einer russischen oder indischen Pressung auf CD überspielt.

Gruß Frank
"Man will halt immer das, was die anderen haben, bis dann alle das haben, was die anderen haben und dann wollen alle wieder das, was dann keiner mehr hat"

Dirk63
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#3 Beitrag von Dirk63 » 05.07.2012, 02:00

Hallo Frank,

und genauso war es vermutlich auch - "Neil Youngs Decade klingt z.B., als hätte man es direkt von einer russischen oder indischen Pressung auf CD überspielt" - oder glaubst Du wirklich, er hätte das Album für CD damals neu eingespielt.

Also zumindest ist es von den damaligen Mastertapes bzw. der damaligen Mastercopy für die Schallplatte auf die CD übertragen worden. Das gilt ja für die meisten "LPs" der damaligen Zeit (erste Generation von CDs) und die damaligen Mastertapes sind wohl i.d.R. (zumindest bei älteren Aufnahmen bis heute) auch die Basis für das "digital Remastering" der späteren Neuauflagen der Alben. Die ursprünglichen analogen Aufzeichnungsdaten sind also immer die Basis für das Remastering - und die Bearbeitung liegt im Ohr des Hörers. Damit meine ich, wie "Original" kann die Bearbeitung sein, wenn der Bearbeiter das Original nie im Original gehört hat?

Ich hatte mir das Album damals geholt, nachdem in irgendeinem "Rockpalast" (ARD) oder "Rockpop" (ZDF) in einer Pauseneinspielung eine Aufzeichnung von "Like a hurricane" gelaufen war - sensationell.

Das Album war allerdings in der Qualität so schlecht, dass ich es zurück gebracht habe und anstandslos - gegen einen Gutschein - umgetauscht bekam. Ich war wirklich enttäuscht!

Gruß Dirk

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fnerstheimer
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#4 Beitrag von fnerstheimer » 05.07.2012, 12:26

vielleicht noch zur Erläuterung - natürlich glaube ich nicht, dass ein Künstler ein Album neu einspielt, wenn sich die Abspieltechnologie ändert.

Mir ging es mehr darum, dass Anfang der achtziger Jahre, als die CD eingeführt wurde, dieser teilweise schrille Klang von Schallplatten mit nervenden Mitten und zischenden S-Lauten dem System Schallplatte in die Schuhe geschoben wurde.

Auch wenn ich nicht an Wunder geglaubt habe, habe ich trotzdem erwartet, dass die CD's von den Masterbändern überspielt werden ( was ja auch so war ), UND dass die Masterbänder auch wenn sie analog sind eine deutlich bessere Qualität haben, als die davon hergestellten Schallplatten. Diese Erwartung war sicher ein Hauptgrund, wieso ich schon 1983 zwei Monatsgehälter in einen CD-Player und eine kleine CD-Sammlung investiert habe.

Es gab die Schallplatte und die CD ja noch bis Ende der achtziger parallel im Plattenladen zu kaufen, und mit jeder CD-Neuerscheinung, egal ob ganz neu oder aus der Mottenkiste, wuchs die Erkenntnis, dass der Klang im Studio gemacht wird, und dass es eigentlich egal ist, mit welcher Abspieltechnologie die Musik zum Ohr kommt. Die Schallplatte musste dann ja auch Ende der achtziger von der Industrie mit Gewalt abgeschafft werden, weil das Volk einfach nicht aufhören wollte, sie zu kaufen.

Wenn Neil Young wirklich so ein Perfektionist ist, könnte er ja mal seinen Fans ein echtes Geschenk machen, und das Album Decade wirklich noch mal neu einspielen - zumindest die Studiostücke. Die Musik gehört nämlich nach wie vor zum Genialsten, was ich an Rockmusik kenne.

Gruß Frank
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