Kennt noch jemand "High Com"?

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Jens
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Kennt noch jemand "High Com"?

#1 Beitrag von Jens » 02.10.2012, 21:58

Hallo zusammen,

ich bin über diese ebay Auktion gestolpert, die zunächst einen etwas "verbastelten" Eindruck auf mich machte... (C301 Modifikation). Ich konnte mich jedoch dunkel an die in der Artikelbeschreibung erwähnte Hobbythek-Sendung mit Jean Pütz zum Thema Rauschunterdrückung erinnern.

Der hier beschriebene C301 hatte also in grauer Vorzeit (so um 1980) eine kleine Modifikation erhalten welche vorsah, das zwischen Rundfunkempfängen (was auch sonst) und Tapedeck ein kleines selbst gebautes Kästchen eingeschliffen werden konnte. Dieses entsprach einer do-it-your-self Version des High Com Rauschunterdrückungs-Companders.

Nach kurzer Recherche im Internet habe ich einen recht spannenden Bericht zur Entstehung, Entwicklung und Vermarktung gefunden, der inhaltlich und technisch aufschlußreich ist High Com - Story...

In dieser Zeit hatte ich schon das ein oder andere Interfaces für meinen Atari 800XL auf Grundlage des Computer Clubs hinter mich gebracht und kann mich daher gut daran erinnern, das ein Freund genau diese Hobbythek Box für sein Grundig Tapedeck gebaut hatte. High Com war Dolby B tatsächlich seinerzeit um Meilen voraus.

Gruß, Jens
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urknall
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#2 Beitrag von urknall » 03.10.2012, 10:55

Hi!

Ich kannte die High Com Geschichte bisher nicht. Das System ist mir aber sehr wohl bekannt.
Ich habe in meiner Jugend eine Zeit lang die Telefunken Stereoanlage meines Bruders mit
benutzen dürfen. Er hatte/hat ein RC200 Kassettendeck, welches auch dieses Rauschunterdrückungssystem hatte.

Ich hatte schon einmal im Forum erwähnt, dass ich mir damals kein Braun leisten konnte
und mir aufgrund der guten Erfahrungen mit der Anlage meines Bruders auch eine Telefunken
Anlage gekauft hatte und im Nachhinein auf der ganzen Linie enttäuscht war, weil sie
nicht annähernd an die Qualität der Anlage meines Bruders anknüpfen konnte.

Die Anlage war schon einige Jahre älter und da hatte Telefunken schon schwer kommen
lassen, wie ich aber er später feststellen musste. So traurig das klingt, ich hätte mir damals
besser etwas von den Japanern gekauft...

Aber zurück zum System, mir war damals schon aufgefallen, dass im Vergleich zu meinem
Dolby B/C Deck das High Com System viel besser arbeitet und die Aufnahmen nicht so
an Brillianz verlieren und dumpf klingen.

Es ist in diesem Fall auch, wie bei vielen guten Entwicklungen in der Vergangenheit, sie
waren technisch überlegen, aber haben sich leider nie durchgesetzt...
Grüße Urknall

Viele tolle HiFi-Geräte von Braun aktiv im täglichen Einsatz...

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roland
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#3 Beitrag von roland » 03.10.2012, 11:32

moin zusammen,

ich habe damals ein tape-deck von telefunken mit high-com an meinem regie 510 betrieben. die rauschunterdrückung war um längen besser als dolby. ich denke mal der grund warum es sich nicht durchgesetzt hat ist, daß man die mit high com aufgenommen kassetten nicht auf anderen geräten ohne high com abspielen konnte...das klang nämlich fürchterlich.


und dieses selbstbaukästchen aus der hobbythek kenn ich auch noch jens, war immer eine klasse sendung. ööhmmm ja atari...ich habe heute noch jedes gerät aus der damaligen ST-serie...angefangen mit dem 260er ST bis zum MEGA STE. und soll ich euch was sagen...die funktionieren alle noch :wink: .
herzlichen gruß

roland

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absolvo te

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brauni
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#4 Beitrag von brauni » 03.10.2012, 16:18

Spannende Geschichte von High Com...

Kann mich noch an dieses Tape von Telefunken erinnern. Wenn ich mich recht erinnere, war es das erste mit HC http://www.radiomuseum.org/r/telefunken ... c3000.html

War von der Anmutung her leider eine ziemliche "Plastikkiste" und hat irgendwie nicht zu "normalen" HiFi-Geräten gepasst. Es gab dann auch einzelne HighCom-Geräte, die für beliebige Tapes/Spulenbänder benutzt werden konnten, z.B. von Nakamichi http://www.audioscope.net/nakamichi-hig ... -1708.html

Dann gab's noch DBX und schlussendlich Dolby C, dass sich "durchgesetzt" hat. Kenne die Unterschiede zu wenig, aber man kann Dolby C (mit zu viel Höhen) auch auf normalen Tapes (z.B. Autoradio) hören. Bei High Com tönte das dann doch ziemlich übel (soweit ich mich erinnern kann; ist aber doch schon sehr laaaaange her... :wink: ).

Hat jemand von Euch die Systeme "hörtechnisch" mal parallel vergleichen können?
Doni


R4, CC4, PA 4/2, PA 4/1, C 4, CD 5/2, P4, TV 3, VC 4, R 2, CD 2/3, C 2/3, A2, T2, C2, A1, T1, RS 1, PC 1 & einfach alles was schön ist!

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Jens
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#5 Beitrag von Jens » 04.10.2012, 09:04

..ich habe heute noch jedes gerät aus der damaligen ST-serie..
Hi Roland - Respekt!
Es ist in diesem Fall auch, wie bei vielen guten Entwicklungen in der Vergangenheit, sie
waren technisch überlegen, aber haben sich leider nie durchgesetzt...
Hallo Urknall, leider nur zu wahr.
Dann gab's noch DBX...
Hallo brauni, DBX kannte ich noch nicht.

Die Spuren von maßgeblich beteiligten Entwicklern aus der analogen Zeit verlieren sich schon einmal schnell in der Umbruchzeit zur Digitaltechnik. Dies scheint bei Herrn Schröder nicht der Fall gewesen zu sein. Offensichtlich hat sich dieser auf digitale (audio) Kompression spezialisiert und gehörte zur MPEG Entwicklergruppe und im speziellen zur MPEG Layer 3 Gruppe (mp3) um Thomson und Das Frauenhofer Institut. Keine schlechte Bilanz. mp3

Gruß, Jens
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fnerstheimer
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bei diesem Thread ...

#6 Beitrag von fnerstheimer » 04.10.2012, 13:29

... kann man schon irgendwie melancholisch werden.

Die technische Entwicklung in der Unterhaltungselektronik läuft um ein vielfaches schneller, als sich das Werteempfinden umstellen kann.

Ich kann mich auch noch gut an das High-Com-Kästchen aus der Hobbythek erinnern. Bei mir lief es an einem Philips N4504, für das ich als sechzehnjähriger vier Wochen auf dem Bau geschuftet hatte. Ein Bekannter von mir betrieb es an einem Uher Royal DeLuxe, und wir waren total begeistert von der totalen Stille bei leisen Musikpassagen. Ich hatte zu dieser Zeit eine selbstgebaute Vor- / Endstufenkombination nach einer Elektor-Bauanleitung und zwei Dynaudio Pyramiden aus der Elrad nachgebaut, wir saßen regelmäßig zusammen, bastelten, tranken Kaffee und hörten Musik.

Über die Jahre sind viele Träume wahrgeworden, die wir uns als Jugendliche zusammengesponnen haben. Die riesige Musikbibliothek mit Zugriff von überall z.B., oder der Plattenschrank zum Mitnehmen in Form des IPod Classic. Nur glücklicher sind wir nicht geworden. Schon jahrelang habe ich nur noch im Auto die Möglichkeit, gelegentlich mal ein Musikalbum von Anfang bis Ende durchhören zu können, es legt auch kaum noch jemand Wert auf hochwertiges bewusstes Musikhören, und kaum noch jemand hat Lust und Muße, sich mit der Technik zu beschäftigen, obwohl ganz objektiv gesehen die Möglichkeiten umfassender sind als jemals vorher. Wir haben alles, was wir wollten, und noch mehr, und langweilen uns zu Tode.

Vielleicht ist es ja wirklich so, dass der Weg das Ziel ist - Modellbahner sind ja auch nur so lange glücklich, wie sie basteln können. Wenn die Anlage mal fertig ist, wird es schnell langweilig. Vielleicht brauchen wir Menschen ja die Auseinandersetzung mit dem Unperfekten, Unfertigen, um wirklich glücklich zu sein. Ich habe heute ein NAS im Büro stehen, und in allen wichtigen Zimmern einen Netzwerkplayer, die auf fast 1500 Alben und auf hunderte Radiosender zugreifen können. Und trotzdem höre ich weniger bewusst Musik als jemals vorher, und das hat nichts mit der Klangqualität zu tun.

So genug philosophiert, Kaffee ist alle, ich geh wieder "am Arbeiten" .

Gruß Frank
"Man will halt immer das, was die anderen haben, bis dann alle das haben, was die anderen haben und dann wollen alle wieder das, was dann keiner mehr hat"

Braunkronberg
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#7 Beitrag von Braunkronberg » 15.10.2012, 15:39

Telefunken gehörte neben Studer zu den Ausrüstern von Rundfunk- und Musikstudios. Im Bereich der Rauschunterdrückung war Dolby mit seinem System A dort führend. Telefunken entwickelte in der Folge das TelCom (TelefunkenCompander) C4, einen Profikompander, der dem Dolby-A deutlich überlegen war. Im professionellen Bereich, zumindest in Europa, vornehmlich in Deutschland, hatte TelCom eine sehr hohe Akzeptanz.

Für den Heimgerätebereich entstand quasi als Ableger HighCom (HighfidelityCompander), der sich gegenüber dem damals allgegenwärtigen Dolby-B ebenfalls als bessere Alternative empfohlen hatte.

In der Anfangszeit kämpfte HighCom noch mit dem hörbar wahrnehmbaren Pumpen (Rauschatmen). Telefunken perfektionierte das System und mit dem Nakamichi HighCom II war ein sehr effektives Kompandersystem am Markt, das sich hervorragend mit Bandmaschinen kombinieren ließ. Leider hat es Telefunken nicht verstanden, dieses vorzügliche System entsprechend zu vermarkten.

Mit dem Erscheinen von Dolby-C schwenkten die Hersteller wieder fast vollständig in das Dolby-Lager zurück. Lediglich einige wenige, außer Telefunken selbst, hielten zu dem immer noch sehr guten System.

Persönlich hatte ich ein Telefunken TC750 mit HighCom, das mit sehr guten Wiedergabeeigenschaften (praktisch rauschfrei) glänzte. Mein danach erfolgter Umstieg auf das erste TapeDeck von Revox, zunächst mit Dolby-B und kurze Zeit später mit Dolby-C beendete die HighCom-Erfahrung.

Gruß
Bernd

Friedel
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#8 Beitrag von Friedel » 15.10.2012, 20:29

zu Zeiten, wo ich noch RICHTIG viel Geld für Hifi ausgegeben habe, hatte ich mir mal einen Nakamichi 680ZX und ZWEI Highcom II Bausteine zugelegt. (Vor/Hinterbandkontrolle eben 8)
In den Highcom Bausteinen waren jeweils 2 Original Telefunken HighCom ICs (Ich meine pro Kanal, kann mich aber nicht mehr genau erinnern) eingebaut und das klang richtig klasse.

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