Braun R4 Lautsprecher Schutzschaltung

[stefste]

Hallo zusammen!

Ich bin neu hier und bedanke mich als erstes für all die interessanten Beiträge, die ich schon gelesen habe! Ein wirklich hochkarätiges Form

Aktuell bin ich dran, einen Braun R4 eines Freundes zu reparieren

Anfangssfehler: mal schalten die Endstufenrelais ein, mal nicht:

Habe als erstes diese Relais getauscht noch ohne über die Feinheiten dieses Gerät was zu wissen. Danach überhaupt keine Reaktion mehr.

Mittlerweile bin ich an folgendem Punkt: Die meisten Kondensatoren der Endstufe waren defekt, oder mit unterirdischen Werten: Alle ersetzt.
Die Leiterplatte unter T309 und T310 war dunkelbraun. Die Bahnen an den Transistoren haben schon angefangen sich zu lösen sich. R325 und R326 von 47 auf 82 Ohm erhöht. Lt Hinweis aus dem Forum.


Am Pin 9 des Ic’s TA7317P (Lautsprecherschutzschaltung) waren 59V zu messen  der vor PIN9 liegende Widerstand R396, 18K war i.O. Vermutung (die Im IC liegende Stabilisierung, 4 Dioden) defekt.
IC TA 7317 ersetzt

Änderung: PIN9 hat jetzt ca. 3V
Trotzdem bleibt am Ausgang 6 bei 59V_> Ergo: der vor dem Ausgang von Pin 6 Darlington Transistor (nach Datenblatt) wird nicht geschaltet: Spannungen an den Überwachungspins 1,2,3 7, alle unauffällig bei ca. 0V
An Pin 8 (Einschaltverzögerung) war kein Spannungsanstieg auf 1,3 V zu sehen.
Habe einen neuen TA7317 bestellt

Um die Lautsprecherschutzschaltung besser zu verstehen habe ich mir ein LTSpice Modell gebaut und mit den Außenwerten vom Braun R4 beschaltet:

Und hier die Umsetzung in LT Space:


Und hier das Ergebnis:

An einem der Überwachungseingänge (2) habe ich eine Spannungsquelle angeschlossen die nach 4sec auf -1V geht und nach 4,5sec auf 0V

Ergebnis:
V(n003) Spannung an PIN8
I(R13) (blau) Strom durch R 13 („Relais“)
V(n016) Spannung am Überwachungseingang 2 (aufgeschaltet)
V(n021) Spannung an Pin 5



Was sieht man, was sehe ich: Spannung an der Basis Q6 Steigt auf ca.1,3V Damit steigt sie Spannung an der Basis von Darlington Q11Q12 von 0,5V auf 1,4 V und gibt den Relaisstrom frei. Nach 4 Sec wird über die aufgeschaltete Spannung z.B an PIN 2(min ca 1V) über Q8 der Kondensator C1 (Braun C357) entladen. Sobald Die Störung an Pin2 vorbei ist geht das Spiel von vorne los. Interessant ist der Impuls an PIN5. Denke der erhöht die Entladungsgeschwindigkeit des C1. Man sieht tatsächlich einen Unterschied wenn man das RC Glied vom Ausgang weg nimmt.

Wo der Fehler bei mir liegt muss ich jetzt noch herausfinden.

Habe hierzu schon alle konsequent Widerstände und alle Halbleiter auf ihre Flussspannung durchgemessen. T330 war defekt, ersetztdurch einen BC557. Denke aber dass der keine Einfluss auf die Schutzschaltung hat

Und dazu habe ich Fragen praktischer Natur:

Die erste ist die Wichtigste:

• Kann ich den R4 mit ausgebauten Prozessorkasten betreiben ohne dass da irgendwas ins Nirwana geschossen wird ?
• Sind dann alle Spannungen verfügbar die die Endstufe benötigt?
• Kann ich, wenn das funktioniert, unter diesen Bedingungen den Ruhestrom einstellenl?
•
Der Aufwand für den Ausbau der Prozessorbox ist groß, das möchte ich vermeiden, gerade wenn es dann nicht funktioniert und man weiter Fehler suchen muss.

Noch eine Idee zum TA 7317: Habe den inzwischen gesockelt, würde als erstes den Receiver ohne eingestecktes IC einschalten und schauen ob an den Eingängen 2 oder 3 eine Spannung anliegt.
Ist das vernünftig ??

Gerne auch andere Hinweise, bin dankbar für jeden Kommentar

LG Stefan



edit Paparierer: Thread in die richtige Rubrik verschoben und Titel korrigiert

[Litton72]

Hallo Stefan,

der R4 wurde geschaffen, um gestandene Techniker in die Irre zu führen

Wenn die LS- Relais mal schalten und mal nicht, liegt es meist an einer wackeligen Verbindung von der Prozessorbox zu den Relais.
Das ist in der Praxis ein langer Leitungsweg über mehrere Stecker und Platinen.

Du kannst die R4 Endstufe ohne die Prozessorbox betreiben, wenn du das Netzrelais überbrückst oder am Stecker St18 auf der Vorverstärkerplatine 5V anlegst (Polarität beachten, 18/1=Minus, 18/2=+5V!).
Aber Achtung: die LS- Relais werden dann nicht schalten. Ansonsten sind für die Endstufe alle Spannungen vorhanden.

Der Vorverstärkerteil funktioniert nur mit angeschlossener Prozessorbox.

Fehlersuche:
Lass das arme IC 301 in Ruhe seinen Job erledigen. Lege einfach eine Brücke von Pin 6 zu Pin 4, dann können die LS- Relais anziehen.(da du das IC inzwischen gesockelt hast, nimm es heraus und lege es für später beiseite)

BEVOR du deinen R4 nun einschaltest, ziehe die Lautsprecher ab(!) und messe bei angezogenen Relais an den LS- Klemmen, ob dort Gleichspannung anliegt.
Wenn die Relais nicht schalten (Prozessorbox fehlt), musst du an den Spulen L301 / L302 auf Gleichspannung prüfen.

Wenn ja (Gleichspannung vorhanden), hat die Endstufe einen Fehler. Wenn ok, kannst du die LS wieder anschließen und über die "main in" Buchsen ein Audiosignal (möglichst regelbar) einspeisen. das sollte zumindest im LS hörbar sein.

Egal was los ist, wenn es nach dem Einschalten nicht qualmt, messe den Ruhestrom jeder Endstufe. Die wichtigste Frage ist: lässt er sich verstellen und ist er im Limit?

Wenn das nicht der Fall ist, wird es klein, bunt und lustig. Ich bin gespannt auf deinen Bericht.

P.S.
Im Laufe der Jahre bekommen die Platinen braune Stellen, manchmal verkokelt das Pertinax sogar.
Es gibt Ersatzplatinen (vor- und Endstufe) bei @mad max.

Über die Änderung von Bauteilen wie z.B. R325 und R326 kann man sich streiten, ich baue jedenfalls immer die originalen Werte ein.

Viele Grüße
Hajo

[stefste]

Hallo Hajo,

vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Das macht das Leben einfacher. An die 5V zum Einschalten des Netzrelais hätte ich bestimmt nicht gedacht.
Ich werde in jedem Fall berichten. Kann nur machmal dauern da ich immer nur sporadisch daran arbeiten kann.

LG Stefan

[tommi]

Hallo zusammen,

ich gehöre zwar nicht zu den alteingesessenen Brauntechnikern hier, aber nach meinem Verständnis haben solche Schutzrelais in einem Verstärker ja einen speziellen Sinn.
Nämlich, Gleichspannungen von den angeschlossenen Lautsprechern fernzuhalten. Hattest Du Dir das Ausgangssignal der Endstufentransistoren denn einmal auf einem Scope angeschaut?
Denn das wäre für mich der erste Schritt, bevor man anfängt, die Funktion des Relais selbst in Frage zu stellen.

VG
Thomas

[Litton72]

Zum Test der Endstufen noch eine Ergänzung:
Damit die Endstufen funktionieren müssen die grün und gelb markierten Leitungen angeschlossen sein, weil darüber die Masse läuft.
Wenn die Masseverbindung fehlt, kann man sich dumm und dämlich suchen.....

Gruß
Hajo

[stefste]

Danke für die weiteren Kommentare

@ Thomas: nein habe ich nicht gemacht, bin von Haus aus Maschinenbauer und eher Hobby Elektroniker. Bei mir dauert#s machmal, bis ich die Dinge verstehe.

@ Hajo: Ich hatte die Kabel vom Vorverstärker nie ab. Trotzdem gut zu Wissen, wo man ggf drauf achten muss.
Bin heute ein Stück weiter gekommen, das arbeiten ohne die Prozessorbox ist super und hat auch sofort mit den 5V an ST18 funktioniert.

Erstmal : kein Rauch ))

Gleichspannung an L301/ L302
IC301 noch nicht gesteckt, die Messung der Gleichspannung ergab gute Werte : -3mV rechts und -4 mV links
Danach die Ruhestromeinstellung: Auch die war problemlos. Hatte am Anfang ca 2mV und musste VR 301 und Vr 302 ca.um 45° weiterdrehen
Könnte mir vorstellen dass durch die Erhöhung der Ermitterwidertände R325/326 eine etwas geänderte Trimmerstellung notwendig geworden ist
Es ließ sich aber präzise einstellen.

Heute nacht lass ich den mal so laufen und messe morgen nochmals nach ob sich was verändert. Dann stecke ich das IC301 und bin gespannt.

Gruß Stefan

[stefste]

Heute Morgen gab es Änderungen: Rechter Kanal i.O, linker Kanal n.i.O

Gleichspannung an L 301: 34mV ( war um 4mV)
Kein Ruhestrom mehr, 0mV an den Messpunkten

Habe dann angefangen rechten Kanal entlang T310, T332 und T306 Spannungen aufzunehmen, um diese dann mit T309, T331 und T307 zu vergleichen.

Zwischendurch, als ich an den Spannungen des Emitterwiderstand des T309 dran war, musste da ein Strom fliessen (-59,5 und -58,1 V)
Und siehe da: Keine Spannung mehr an L301 und Ruhestrom wie eingestellt.

Habe den ganzen Bereich um T309 nachgelötet, es funktioniert auch jetzt noch und lässt sich gut einstellen.
Habe in diesem Bereich auch vorsichtig auf die Platine und an den Pins gedrückt und alles bleib stabil.

Heute nochmal ein Sinusignal mit dem Oszilloskop angeschaut, alles gut.

die Umschaltungen funktionueren Cd, Tape 1 ..., die Anzeige ist etwas dunkel
LS aus für Kopfhörer funktioniert
Mute bei Sendersuchlauf funktioniert , T933 und T934 auf der HF Platine

Leider aber kein Ton vom Tuner, FM und Am , Hat mich etwas gefrustet...

Was habe ich hierzu überprüft:
Mute bei Sendersuchlauf funktioniert , T933 und T934 auf der HF Platine
Sender Suchlauf i,O, Feldstärkeanzeige i,O

Habe dann das Signal am Einganges Sterodecoders (u PC1223C) mit dem Oszillographen angeschaut: volles Signal da
An den beiden Ausgängen Pin 8 und 10 nur ganz dünnes rauschen.

Die Spannungen an IC legen nahe dass da was nicht stimmt. Habe aber rund um Decoder und PLL keine Ahnung wo man da Hinlagen muss



Wäre sehr glücklich wenn ich das mit Hilfe des Forums auch noch hinbekomme:

Meine Ideen:
IC tauschen
Mal 6,2 V von Extern an PIN 5 anlegen

Mehr Ideen habe ich nicht

Und dazu noch die Frage: Gibt ggf. bei Ausbau des HF Teils besondere Dinge zu beachten

Danke im Voraus für eure Unterstützung

Stefan

[stefste]

Neues von der Front:

Habe nochmals nachgedacht, was kann die 0 Volt am Pin 5 verursachen.
C939, Siebkondensatar am Pin 5 hatte eine Gleichstromwiderstand (mit Multimeter gemessen von 1 Ohm
Ausgetauscht und schon spielt der Tuner einwandfrei

Aber

beim ersten Einschalten haben gleich einige Ziffern hygrglyphenmässig in der Anzeige aufgeleuchtet.

Habe die Suchfunktion noch nicht bemüht, aber vielleicht kann jemand adhoc sagen wo ich da hinlangen muss

Danke für eine R

Stefan

[stefste]

Nach zweimal Ein und -ausschalten war alles wieder i.O

Ich kann zuschrauben juhu !!!

Danke an alle, insbesondere an Hajo und allen ein schönes Fest !