Das neue Jahr hat bei mir nach Maß begonnen. Nach 7 Jahren Dauerbetrieb hat sich mein grauer R4/2 entschlossen, mich mit diversen Problemen so zu nerven, dass ein entspanntes Hören nicht mehr möglich ist

Die Symptome dürften hinlänglich bekannt sein:
- Der Infrarotempfänger zwingt durch seine Empfindlichkeit bezüglich Energiesparlampen, Plasma-Fernseher und Sonnenlicht den Prozessor regelmäßig in die Knie und leitet eine Schaltorgien bis zum Absturz ein.
- Die Fronttasten am R4 stellen ihre Funktion nach und nach ein, da entweder Kontaktschwierigkeiten in der Stecker-Leiste des Prozessorboards oder die empfindlichen flexiblen Verbindung in der Toblerone und der Funktionsleiterschalterplatte für Unterbrechung sorgen.
- Die alten noch originalen LS-Relais sind abgerockt und produzieren mehr Aussetzer und Klirr als man ertragen kann…
- Die Goldcap hat ihre beste Zeit vor 20 Jahren gehabt und ist aller Wahrscheinlichkeit über den Jordan (Einstellungen und Sender gehen verloren, wenn der R4 vom Netz genommen wird.…
- Etc…
Nach Eintreffen von Pierre Wittigs Austausch LS-Relais habe ich diese auf der Endverstärkerplatine unter dem Prozessorboard eingelötet (da Pin-kompatibel), sodass ich nach kurzem Funktionscheck das Klirr-Problem aussortieren konnte. Da mich die IR-Empfindlichkeit und die ewigen Zickereien des R4 nervten, habe ich den lange vor mich hergeschobenen IR-Umbau den Uli und Gunnar erstklassig beschrieben haben endlich durchgeführt und die Schaltung nach Vorgabe modifiziert. Auch hier passte alles. Test bestanden

Das Löten an den Aufnahmepunkten der flexiblen Leiterbahnen um die Funktionstasten auf der Toblerone reaktivieren, war etwas kitzlig. Ich konnte immerhin einen Kontakpunkt wiederherstellen. Nachdem ich die Steckerleiste am Prozessorboard genau untersucht habe viel mir auf, das sich einzelne Drähte aus dem Stecker geschoben hatten. Nach kurzer Justage haben sich erfreulicherweise alle Tasten entschlossen wieder in Funktion zu gehen…

So weit so gut…
Nach einem erfolgreichen Funktionstest, habe ich den R4/2 im Testbetrieb laufen lassen. Leider bewahrheitet es sich, dass der R4 ein wahrer Seuchenvogel ist. Während des Probebetriebs ohne Signal machte der R4 plötzlich dicht …

Das Display ging buchstäblich vor meinen Augen aus und der R4 war komplett tot. Den Netzstecker ausgestöpselt und wieder eingestöpselt und der Punkt im Display war wieder da. Neu eingeschaltet (über Fernsteuerung) – mein R4 meldete sich zurück ins Leben. Leider hielt dies nur für 10 Sekunden, dann war er wieder aus. Diesmal jedoch bedauerlicherweise endgültig. Ich meine noch eine leicht verbrannte Ausdünstung für einen Augenblick wahrgenommen zu haben, die jedoch zu schwach war um eindeutig zugeordnet zu werden. Es ist erstaunlich welche intensive Emotionslage sich in einem solchen Augenblick einstellt…

Nach weiteren zwei Tagen (ich hatte echt Frust) habe ich dann angefangen die drei Versorgungsspannungen aus dem Standby-Trafo zu überprüfen, die erfreulicherweise i.O. waren. Die Gleichspannung an den drei nachgeschalteten Brückengleichrichtern war jedoch zusammengebrochen. Die Lösung war recht einfach, da die Brückengleichrichter noch funktionierten, jedoch jeweils ein vorgeschalteten Sicherungswiderstand pro Gleichrichter (zwei im Prozessorboard, einer auf der Vorverstärkerplatine) verbrannt und damit taub waren. Hier hatte der Geruch seinen Anfang genommen. Offensichtlich hatte das Prozessorboard aus irgendeinem Grund zu stark Strom gezogen und die Widerstände haben ihren Job gemacht. Die Frage die sich mir stellt ist jedoch, warum? Einen Kurzschluss kann ich zumindest bei meinen Lötarbeiten ausschließen. Sicherheitshalber habe ich die Ladekondensatoren und den kleinen 1µF Kondensator (C726) direkt mit ausgetauscht und die Spannungsstabilisierung sowie die Transistoren im Spannungszweig geprüft (Prozessorboard).



Nach abgeschlossenen Löt- und Messarbeiten habe ich den R4 wieder zusammengestöpselt und unter Netzstrom gesetzt. Das Display meldete sich zurück – leider mit Punkt und weiteren angezeigten Funktionen, die im Standby nicht auftauchen sollten (Mhz, l.bass, h.blend, mono)


Ein ähnicher Fall findet sich im Archiv mit sehr guten Empfehlungen zur Behebung: www.braun-hifi-forum.de/viewtopic.php?f=3&t=10196
Mein erster Gedanke war – hoffentlich hast Du Dir den Prozessor nicht in die Jagdgründe geschossen…
Ich bin noch einmal alle Kontakte des Prozessorboards durchgegangen, habe kalte Lötstellen beseitigt sofern vorhanden, alle C’s geprüft und auch die Goldcap ausgetauscht, die offensichtlich komplett ausgefallen war und sperrte.
Die Kiste schnell fliegend zusammengebaut und unter Strom gesetzt. Siehe da, Nummer 5 lebt. Es ist nur der Punkt im LCD Fenster zu sehen. Fernsteuerung und Tasten funktionieren wieder und der Betrieb blieb stabil. Erleichterung bei mir auf der ganzen Linie

Nach Zusammenbau und erstem Testlauf (1 Stunde) habe ich ihn zurück in die Anlage gestellt. Der Klang war klar wie es sein sollte, die Beeinflussung des IR-Empfängers Geschichte, und die Tasten an der Frontseite und der Toblerone funktionsfähig.

Leider kreisten die Geier schon wieder über meinem R4. Nach ca. 1 Stunde Betrieb mit CD4 setzte schleichend ein Kratzen im rechten Kanal ein, bis dieser komplett verzerrte. Ich habe den R4 sofort ausgeschaltet und vom Netz genommen. Er war bisher nur handwarm und zeigte keine äußeren Auffälligkeiten. Auch nach der Abkühlung verzerrt der Kanal leider. Die beiden von mir verbauten LS-Relais habe ich wechselseitig mit den Boxen überprüft, die Verzerrung des rechten Kanals wechselt mit. Ein kurzer Check des Ruhestrom zeigte, das sich dieser nur auf der linken Seite einstellen läßt. Rechts bekomme ich keine Werte.
Also ist der R4 wieder auf meinem Arbeitstisch gelandet und ich muss mir die Frage stellen, ob ich selbst einen Sekundärschaden provoziert habe oder ein weiteres bisher noch nicht bekanntes Problem auf den Plan getreten ist…
Daher werde ich mir zunächst folgende Dinge ansehen:
- Prüfen ob Vor- und Endstufe gleichermaßen betroffen sind.
- die Versorgungsspannungen noch einmal komplett überprüfen.
- Ruhestromeinstellung (nach Reparatur) durchführen,
- Dem Rat aus diesem Thread R4 - Probleme mit der Endstufe im Anschluss nachgehen.
- Sinus einspeisen und den Signalweg messtechnisch (Oszi) nachgehen, falls sonst nichts hilft.
Ich berichte, wenn ich mehr weiß…
Viele Grüße,
Jens