bereits länger habe ich vor, einmal einen Beitrag über Frequenzweichen-Bauteile anzufangen. Ich habe ein wenig gesucht – aber hier nicht direkt etwas in der Lautsprecherecke gefunden. Dann kam freilich eine Grippe und nebenbei ging es auch nicht immer ganz besonders, so dass die angefangenen Hobbydinge warten mussten.
Also: ich habe im Laufe der Zeit zwei Paare RM5 erstanden. Bei beiden hieß es, mindestens ein Hochtöner sei defekt. Aber das war/ist es eigentlich nicht. Da ich passende Hochtöner als Ersatz liegen habe, ließ sich das schnell feststellen.
Also habe ich einmal bei einem Lautsprecher die Frequenzweiche ausgebaut. Und siehe da: hier gab es sichtbare Auffälligkeiten. Die RM5-Weiche hat zunächst nur diese sechs Bauteile:
Drei bipolare Elkos glatt mit 35VAC/ ± 5%-Toleranz und folgenden Werten: C1 = 13 µF im Tieftöner-Zweig und C2 = 10 µF und C3 = 20 µF im Hochtöner-Zweig. Dazu eine Ferrit-Spule Dr1 = 1,6mH/Cu d1,4mm (Tieftöner-Zweig) und Widerstand R1 = 1,8 Ohm/7 Watt sowie Luftspule 0,16 mH/Cu d0,6.

Wir Ihr auf dem angehängten Bild sehen könnt,

hat es an der Stelle des Widerstandes R1 eine ziemliche Überhitzung gegeben. Auch die Luftspule DR2 war diesem (zu) hohen Strom ausgesetzt, der Kunststoffträger der Spule war in sich zusammen geschmolzen (beide bereits ausgebaut). (Leider habe ich keine Messeinrichtung, die Spulen von ihren Werten her zu prüfen.) Nun sind die Weichen RM5/RM6 identisch – und erst ab der M10 hat der Hochtöner-Zweig einen Überlastschutz. Hier gab es also zu hohe Spitzen für den HT, möglicherweise durch Knacksen oder einen clippenden Verstärker.
Nun also zum Zustand der Bauteile. Die drei Elkos weisen bei dieser Weiche alle erhebliche Abweichungen von der 5% Toleranz auf: C1 = 16 µF, C2 = 13,4 µF C2 = 25,9 µF. Auch wenn mein Messgerät eine Toleranz selbst von 3% hat, liegt hier einiges sichtbar im Argen. Selbst die bereits beschafften Visaton-Frequenzelkos 10 µF glatt sind jenseits ihrer 10%-Spezifikation: 11,5 und 11,8 µF. Es soll also anderer Ersatz her: Ich dachte an Audyn Folienkondensatoren Q4 MKP mit 5% Toleranz. Leider gibt es die Werte 13 µF und 20 µF nicht, hier müsste ich also durch Parallelschaltung stückeln. Platzmäßig müsste das eigentlich gehen.
Den Widerstand würde ich durch einen Metall-Oxidtyp MOX mit 10 Watt ersetzen. Hier gibt es ja so Theorien mit induktiven Verfälschungen bei Drahtwiderständen. Na ja, das kann man wahrscheinlich vernachlässigen, aber mit MOX kostet es auch nicht viel mehr.
Nun freilich zu der defekten Luftspule. Einen direkt identischen Wert habe ich noch nicht finden können. Bei Reichelt gibt es immerhin 0,15 mH/Cu d0,6, aber da fehlt eben ein ganz bisschen. Da bin ich noch nicht zuende mit der Suche. Von Uli und Gereon kamen Tipps wer die noch haben könnte (DANKE!), aber am allerliebsten wäre mir, ich finde eine für alle leicht verfügbare Quelle. Ob und was genau 0,01 mH Differenz ausmachen würden, müsste ich freilich auch erstmal abschätzen durch Frequenzberechnung des HT-Bandpasses.
So weit bin ich also erst einmal gediehen. Falls jemand einen dicken Denkfehler entdeckt, bin ich für Richtigstellung dankbar. Ansonsten mache ich mal weiter – und suche nach der richtigen Spule noch. Wenn die Weiche mal fertig ist (habe noch nicht bestellt), gibt es ein Foto davon.
Hat jemand mal von Euch konsequent Weichen überarbeitet? Bisher dachte ich ja, die bipolaren Elkos seien nicht unbedingt Kandidaten für einen Wechsel, aber die oben gemessenen Werte lassen mich doch grübeln?
Gruß - Rüdiger