interessante neue Erkenntnisse zum Klang meiner LV720

Die aktiven und passiven HiFi-Lautsprecherboxen
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fnerstheimer
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interessante neue Erkenntnisse zum Klang meiner LV720

#1 Beitrag von fnerstheimer » 06.02.2014, 20:28

hallo,

wie vielleicht einige wissen, gehöre ich zu denen, die vom Klang der LV720 ziemlich massiv enttäuscht waren.

Vor einigen Tagen habe ich dann zum ersten Mal die passiven L710 gehört, an einem modernen Mittelklasse Vollverstärker, und war doch ziemlich erstaunt, was aus diesen Lautsprechern herauskommt. Sie gehören auch nach heutigen Maßstäben zum besten, was man in dieser Größen- und Leistungsklasse vor die Ohren bekommen kann.

Schaut man sich die Schaltungstechnik der Verstärker an, die in die LV720 eingebaut sind, verwundert das eigentlich auch nicht. Hat jemand Erfahrungen, wie sich die Kombination CES 1020 und LV720 klanglich gegenüber der Kombination Regie 510 und L710 verhält ? Was mich besonders bei der Preisklasse der Geräte irritiert hat, ist, dass sowohl Regie 510 als auch die LV720 Endstufen mit unsymmetrischer Versorgung und Ausgangselkos besitzen.

Wenn ich die Vergangenheit noch einmal Revue passieren lasse, fällt mir auf, dass es in den siebzigern oft Anlagen gab, bei denen die Lautsprecher von Braun waren, die Elektronik jedoch von anderen Herstellern. Vielleicht habe ich gerade den Grund dafür herausgefunden.

Gruß Frank
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raimund54
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#2 Beitrag von raimund54 » 06.02.2014, 21:38

Hallo Frank,

eine LV 720, die technisch in Ordnung ist, und an CES 1020 oder CSQ 1020 betrieben wird, ist klanglich der L 710 an regie 510/520 überlegen ausser im extremen Tiefbassbereich, da die L 710 ein größeres Nettovolumen hat (bei der LV 720 muß man den Verstärkereinschub vom Volumen abziehen, die Gehäuse haben ansonsten die gleichen Abmessungen). D.h. die L 710 geht im Frequenzgang minimal tiefer als die LV 720. Die LV 720 kann aber bis zu Ihrer unteren Grenzfrequenz mehr Druck aufbauen sprich Musik lauter wiedergeben.

Dass die Verstärker damals unsymmetrische Netzteile hatten, liegt wohl in der aufwendigeren Schaltung und höheren Kosten bei den symmetrischen Netzteilen begründet. Erst später ist man dann zu den symmetrischen Netzteilen übergegangen, als man sie technisch besser beherrschte, die Bauteile billiger waren, und auch aus klanglichen Gründen.

Gruß,

Raimund

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fnerstheimer
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#3 Beitrag von fnerstheimer » 06.02.2014, 22:27

hallo Raimund,

danke für die Antwort. Beim Hören vor ein paar tagen waren die L710 an einem Luxman Vollverstärker aus den neunziger Jahren angeschlossen, und ich fand es wirklich beeindruckend, wie der moderne Verstärker mit den Boxen ein Klangbild produziert hat, wie ich es von Braun bis dahin noch nicht gehört habe.

Dass symmetrisch aufgebaute Endstufen aufwändiger sind, da gebe ich Dir recht. Was aber nicht stimmt, ist, dass man erst sehr viel später dazu übergegangen ist, den Aufwand zugunsten der massiven Klangverbesserung zu betreiben. Einer der ersten mit Gleichspannungskopplung war Grundig mit dem SV140, der zur Saison 1969/70 auf den Markt gekommen ist. 1974, als der Regie 510 aktuell war, hatte bei Dual schon der 400DM-Vollverstärker CV60 symmetrische Endstufen ohne Ausgangselko, die unsymmetrische Schaltungstechnik war bei Dual und Grundig nur noch bei den Einsteigergeräten zu finden, wie z.B. den kleinen Heimanlagen.

Das, was ich hier schreibe, soll jetzt auch kein Verriss von Braun Geräten sein, ich bin ja selber ein großer Fan der Geräte aus der "Schuhkarton" Ära. Ich finde es nur merkwürdig, dass ein HiFi-Pionier mit hohem Anspruch wie Braun die technischen Selbstverständlichkeiten der Epoche nicht mitgemacht hat, obwohl die Geräte preislich deutlich über der Konsumentenklasse lagen. Ich habe großen Spaß, mich als Hobbyhistoriker zu betätigen, und solche Entdeckungen wecken meine Neugierde.

Gruß Frank
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