ELA: Umbau eines DSV 2 in einen ELV 500

Receiver und (Vor-)Verstärker außerhalb atelier/regie/slim line
Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
henry2
Moderator
Moderator
Beiträge: 1115
Registriert: 03.10.2010, 10:39
Wohnort: Markgräflerland

ELA: Umbau eines DSV 2 in einen ELV 500

#1 Beitrag von henry2 » 28.09.2022, 13:51

Vorbeschrieb:

Dieser ELV 500 wurde in Eigenregie aus dem Chassis eines DSV 2 mit der Ser.-Nr. 10659 zusammengebaut, welcher das Netzteil und die Endstufe enthielt.

An dieser Stelle möchte ich auch bemerken, dass ich bisher noch nie von einem Gerät der Firma Braun namens DSV 2 gehört hatte. Da Ede jedoch über einen umfangreichen Fundus nicht nur von "normalen" HiFi-Geräten, sondern auch von einer Reihe Exoten des Herstellers unseres Herzens verfügt, konnte er mich auch über den DSV 2 aufklären. Es handelt sich hierbei um einen ehemaligen "Diskotheken-Stereo-Verstärker", welcher, wie der Name schon sagt, insbesondere für den Diskothekenbetrieb hergestellt und eingesetzt wurde. Allerdings bezweifle ich, dass, wie die Seriennummer suggeriert, von diesem Verstärkertyp 659 Stück (oder mehr) gebaut wurden. Es handelt sich also eher um eine "Phantasienummer".

Sämtliche Blechteile und Anschlussträger, die für einen ELV 500 erforderlich sind, wurden von Ede sehr fachmännisch originalgetreu und passgenau aus verzinktem Stahlblech nachgefertigt und montiert. Dem elektrischen Umbau in einen funktionierenden ELV 500 stand also nichts mehr im Wege.

Die Herstellung und Montage der Stahlblechteile, wie auch die Bestückung des Anschlussträgers mit den DIN-Buchsen, den Tuchel-Ferderleisten, dem Sicherungsträger und Spannungsumschalter hatte Ede übernommen.

1. Stromversorgung, Netzteilplatine

Zunächst habe ich mich um die Stromversorgung gekümmert. Der Ladeelko im Netzteil (4.700 µF/100 V links unten im Bild) wurde als erstes erneuert. Die 30V-Versorgung für den Vorverstärker auf der (senkrecht stehenden) Netzteilplatine wurde schon ab Werk nicht bestückt, da es sich ja um einen DSV 2 handelte. Allerdings musste ich noch einen Vorwiderstand für das Kontrolllämpchen über (dem Netzschalter) ergänzen, auch einen Entstörkondensator am Netztrafo habe ich nachgerüstet.

Der Effekt nach dem Einbau des Entstörkondensators war wieder deutlich hörbar. Ohne ihn war sowohl beim Ein- als auch beim Ausschalten der Endstufe ein merkliches Knacksen aus den Lautsprechern zu vernehmen. Nach Einlöten des Kondensators hört man davon nichts mehr.

Auf dieser Platine befindet sich auch die Schaltung für die elektronische Sicherung der Endstufe. Zwei 10µF-Elkos in dieser Schaltung wurden ebenfalls ersetzt, deren Kapazität stark abgenommen hatte.

Beide Schmelzsicherungen (primär- und sekundärseitig des Netztrafos) waren zu hoch dimensioniert und wurden durch solche mit vorgeschriebenem Nennstrom und Auslösecharakteristik ersetzt.

2. Zur Endstufe
ELV500_DSV2-Chassis.jpg
Die erste Maßnahme bestand in der Erneuerung sämtlicher Elkos sowohl auf der Platine, als auch der beiden Elkos mit Schraubbefestigung (je 4.700 µF/63 V) am Verstärkerausgang.

Die meisten Elkos hatten ihre Nennkapazität (Toleranz großzügig betrachtet) zwar noch weitgehend, jedoch waren die Verlustwerte bei fast allen Elkos durch Alterung erheblich zu hoch geworden.

Anschließend wurde die Netzspannung am Verstärker mit dem Regeltrafo langsam bis zur vollen Spannung hochgefahren. Gleichzeitig wurde die Gleichspannung zur Versorgung der Vor- und Endstufe überprüft. Alles blieb dabei stabil und störungsfrei.

Die Überprüfung der Ruheströme der Endstufen ergab bei beiden Kanälen deutlich zu hohe Werte. Nach Ablauf einer Betriebsdauer von ca. 20 Min. wurden die Arbeitspunkte auf die zulässigen Werte eingestellt.

3. Anschluss und Verkabelung des Anschlussträgers

Ede hatte bereits die Lautsprecher-DIN-Buchsen, den Netzspannungsumschalter und den Sicherungshalter auf dem Anschlussträger angeschlossen. Die Kontakte für die Lautsprecheranschlüsse auf den DIN-Buchsen und auf der Tuchel-Federleiste waren noch zu verdrahten.

4. Das Vorverstärkerchen

Vermutlich um die Pegelverluste durch die Übertrager am Ausgang des externen Vorverstärkers ESV 400 wieder auszugleichen und zum kanalgetrennten Einpegeln der Endstufe, wurde vor deren Eingänge ein kleiner einstufiger Vorverstärker mit zwei getrennten Potentiometern vorgesehen. Da die Netzteilplatine des (echten) ELV 500 keine elektronische Sicherung für die Endstufe enthält, wurde diese vom Hersteller einfach mit auf die Platine des kleinen Vorverstärkers gepackt.

Wir haben hier aber keinen originalen ELV 500, sondern einen umgebauten DSV 2. Deshalb wird an dieser Stelle keine elektronische Sicherung für die Endstufe benötigt, da sich diese ja auf der Netzteilplatine des DSV 2 befindet. Es galt also nur, den noch benötigten kleinen Vorverstärker nachzubauen und einzusetzen.

Zwischenzeitlich hatte Ede einen Hersteller gefunden, der die Platine für den kleinen Vorverstärker nach meinen Vorgaben anfertigte.
ELV500_DSV2-VV.jpg
Sie ist sehr schön geworden. Die Bestückung der Platine übernahm dann wieder ich. Ede hatte dafür bereits die Tragplatte aus Stahlblech und daneben einen neuen Original-Netzschalter mit darüberliegendem Kontrolllämpchen hervorragend passend vorgesehen.

Nach Einbau und Anschließen des Vorverstärkers funktionierte die ganze Kiste auf Anhieb
perfekt, und man konnte auch feststellen, dass der kleine Vorverstärker eine nicht nur brauchbare, sondern sogar eine äußerst wichtige Komponente im ELV 500 ist.

Um eine Masseschleife mit einem daraus resultierendem Brummeffekt zu vermeiden, darf die Abschirmung der Leitungsverbindung vom Eingang des Vorverstärkerchens zur Eingangs-DIN-Buchse auf dem Anschlussträger nur an dieser, jedoch nicht auch am Masseanschluss auf der Vorverstärkerplatine angeschlossen werden.

5. Testbetrieb

Nach einem Messdurchgang am Funktionsgenerator und Oszilloskop wurde der „neue ELV 500“ über mehrere Stunden hinweg einem ausführlichen Probebetrieb an einem CE 251 unterzogen. Er verlief absolut störungsfrei; alle Funktionen waren im Soll und blieben stabil.

Grüße Heinrich

Antworten