Hallo Michael,
na denn man tau! Dass sich hier schon mal jemand zu schaffen machte, hast Du richtig erkannt. Das ist meist von Übel, denn oft wird an diesen Kisten durch Unkenntnis mehr verdorben als repariert. Was man erkennen kann, ist die bereits erfolgte Erneuerung der Elkos auf der Endstufenplatine. Da kann man glücklicherweise nicht viel kaputt machen.
Man kann auch erkennen, dass die 4 Elkos im sog. Steuerteil, die aufgrund der dicht benachbarten Lastwiderstände zu den thermisch am meisten belasteten Elkos in diesem Gerät gehören, die alten sind. Aber das kann man ja ändern.
Noch etwas vorab bemerkt: Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass der Verstärker aufgrund des eingebauten Kopfhörerverstärkers ein CSV1000/1 sein könnte, aber den rüstete vormals möglicherweise der tüchtige "Vorreparateur" nach. Auf den zweiten Blick fällt dann nämlich auf, dass dem Phonovorverstärker-Modul noch die beiden Trimmpotentiometer zur Pegeleinstellung fehlen, was auf ein frühes Exemplar eines CSV1000 schließen lässt.
Hoffentlich ist das Steuerteil schon mit einem BFY41 ausgestattet, der nun als erste Stufe der Steuerkette der stabilisierten Stromversorgung fungiert. Das siehst Du dann, wenn Du das Steuerteil ausgebaut hast. Du brauchst dazu nicht sämtliche Leitungen abzulöten, lediglich die Leitungen, die zur Basis und zum Emitter der beiden 2N3055 führen. Alle anderen Leitungen sind lang genug, um das Steuerteil weit genug herausnehmen zu können.
Die meiste (Fleiß-)Arbeit steckt in der Erneuerung aller Elkos auf der Vorverstärkerplatine. Generell lässt sich sagen, dass vor den Erneuerungsarbeiten die einzelnen Baugruppen ausgebaut werden müssen, andernfalls man nicht an alles herankommmen kann.
Entsprechende Fotos habe ich bereits in der Beitragsreihe
"CSV1000, Relaissteuerung Quellenumschaltung fehlerhaft" #15 eingestellt.
Oftmals notwendigerweise, aber auch präventiv ersetze ich auch die großen Becherelkos mit Schraubbefestigung. Hierzu gehören C802, C805, C711/712 und C811/812. C805 ersetze ich durch 4.700µF/100V, C711/712 durch einen 4.700µF/63V und C811/812 ebenfallsdurch einen 4.700µF/63V. Beim C802 gibt es die Problematik, dass er in passender Bauart nicht mehr verfügbar ist. Siehe hierzu ebenfalls in dieser Beitragsreihe #20.
Ergänzend dazu möchte ich hinzufügen, dass mir Raimund nach meiner Anfrage einen solchen fabrikneuen Elko angeboten hat. Ich nahm sein Angebot an und war nach Erhalt des Originalelkos (C802) auf meine Messergebnisse gespannt. Es ergaben sich absolut einwandfreie Werte, sowohl was die Sollkapazität, wie auch die wichtigen Verlustwerte angeht. Die Messfrequenz betrug 100Hz, womit auch F+T bei Elkos dieser Größenordnung misst. Diesen Elko würde ich demnach unbedenklich als Ersatz verwenden.
Ich hatte vor längerer Zeit mal eine Liste aller Elkos in diesem Gerät erstellt. Hier ist sie:
Beim ersten Einschalten des Geräts nach der Erneuerung aller Elkos:
Ich vermute, dass Dir kein Regeltrafo zur Verfügung steht, aber Du hattest es ja schon mal laufen. Deshalb (grundsätzlich) den Netzspannungsschalter auf 250V einstellen. Netzsicherung und die beiden Mikrosicherungen auf die richtigen Sollwerte prüfen. Immer auf die Temperatur der Kühlkörper achten. Bei rascher bzw. zu starker Erwärmung den Verstärker sofort vom Netz nehmen. So lange er noch läuft, die Spannung am Pluspol des C805 gegen Masse messen und ggf. mit einem Schraubendreher das Spindelpotentiometer R821 auf 68V einstellen (schwarze Kunststoffschraube oben am Steuerteil).
Bis zur nächsten Etappe (weitere Fragen), Fehlersuche, Einstellarbeiten usw. wünsche ich Dir viel Erfolg.
Viele Grüße
Heinrich