R4 Revision
Verfasst: 05.01.2010, 17:41
Hallo Forum,
hier stelle ich mal meine R4 Revision ins Netz. Sie umfasst einige Änderungen und neue Dinge, ich habe es mal ins Forum gestellt, damit man mal sieht wie aufwendig solch eine Revision ist (sieht man schon ander Länge des Berichts
). Achäologische Ausgrabung könnte man es auch nennen, aber macht euch selbst ein Bild (zum größer zoomen einfach auf die Bilder klicken!):

Ziel dieser Revision ist die Erneuerung von Kondensatoren (Panasonic 105°), Goldcap-Speicherzelle in der Prozessorbox, 5 neue Relais, neue Silikonkabel, neue Gleichrichter (& Gl.-Dioden) sowie Spannungsregler, das entfernen von hunderten kalten Lötstellen, Reparatur der Toblerone sowie die komplette Reinigung aller Platinen und einstellen des ganzen Gerätes.
Das erste was ich zur Sicherheit gemacht habe sind die 4 großen Elko´s des Netzteiles mit 1KOhm zu brücken, da versehntlicher Kurzschluss verheerende Folgen für den Rest der Elektronik haben kann:

Damit die kleinen Widerstände bei den Folgearbeiten nicht abknicken, habe ich den ganzen R4 bei der kompletten Revision auf zwei 40mm hohe ca. 40cm x 10cm lange (Reste einer Arbeitsplatte) Holzblöcke gestellt, diese verschafften eine gute Arbeitshöhe, was sich auch als sehr hilfreich darstellte, da immer irgendwelche Kabel ober oder unterhalb des Chassis quetschten.
Dann ging es an die Demontage. Ich habe alle Stecker (es sind ca. 30-40 Stück) vor dem abziehen mit einem feinen Edding mit den Steckernummern (stehen auf der Platine) gekennzeichnet um den Jungle hinterher wieder richtig zusammen zu bekommen. Viel habe ich auch geknipst, damit ich auch die Kabel hinterher wieder ihren ursprünglichen Weg verlaufen.
Hier z.B die Stecker der Antennenkabel auf der Tunerplatine, diese kann man schlecht kennzeichnen, aber durch das Bild kann man sie hinterher wieder eindeutig aufstecken:

Schwierig zu kennzeichnen (aber machbar!) die Stecker der Prozessor-Box, da sie alle gleich aussehen:

Bei dem rechten Bild seht Ihr den ersten Pfusch, kalte Lötstellen bei einem vorherigen Ausbau der Box:

Mit gut saugender Lötlitze (habe 4 Rollen in dieser Revision verbraucht) habe ich die Stromkabel zur Box abgelötet.
Die Tunerplatine ist dagegen nur gesteckt, da man vorher die Kabel der Prozessorbox abgeklemmt hat, stecken dann nur noch 2 andere Stecker auf der Platine, kennzeichnen und abziehen....und das ganze demontieren.
Wer übrigens wenig Löterfahrung hat, sollte mit dem wechseln der Kondensatoren auf dieser Platine anfangen, es scheint auch die einzige Platine in diesem Gerät zu sein, welche keine (!) kalten Lötstellen hatte. Die Platine hat auch noch "gezeichnete" Leiterbahnen, alles sehr schön aufgeräumt hier drauf! Ich möchte fast behaupten, das die noch "Made in Germany" ist!
Die kleinen Drehpoti´s lasse ich bei dieser Rev. außer acht, da eine Justierung des Tunerteil´s meinen Horizont übersteigen würde (denke ich...) außerdem werden sich feste Werte wohl nicht über die Jahre verstellen. (Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren und bitte das Forum um eine Anleitung zur Justage!)
Dann geht es weiter zur Verstärkerplatine, hier sieht es düster aus und ich nenne den R4 mal ab jetzt "Toaster"!
Hier ein Bild der (schon entnommenen) Lautsprecher-Relais:

Hier hatte ich schon einmal gereinigt! (Platinenreiniger LR von "Kontakt-Chemie" war da sehr hilfreich)
Aber auch viel kratzen muss man bei dieser Rev. bevor man wieder Bauteile erkennen kann. Es half nichts, alles musste raus:

Für die kleinen Schalttransistoren (2SC2240, T710 & T711) habe ich Ersatztypen (mit geänderter Pin-Belegung) gefunden, hier kamen BF297 mit identischen Werten zum Einsatz. Auch neue Relais hat es gegeben, hier kamen neue Schrack-Relaise mit 8Á Schaltkraft zum Einsatz.

Hier seht Ihr die komplett erneuerte LS Relais-Ecke,
auch habe ich neue Silikonkabel (4²mm, kein Voodoo sondern hochflexible Messkabel) für die Lautsprecher verlegt:

Damit diese auch bis zu den Relais durchkommen habe ich sie durch die Lötaugen bis an die Relaisanschlüsse der Platine direkt auf die Leiterplatte verlötet.
Bei der Teilebestellung gab es ein Problem, leider werden die großen (Kühlturm) Elko´s bei einem benötigten Wert von 63V - 8200uF in der passenden Baugröße nicht mehr lieferbar. (hab’s bei fast allen Lieferanten versucht !) Das blöde ist der Durchmesser von 30mm. (Alle haben nur einen ø von 35mm in dieser Voltzahl) Wenn man sich nun die Platzverhältnisse anschaut muss man das tricksen anfangen. Mein erster Gedanke war eine Adapterplatine. Zwei verschiedene Stromkreise werde gesiebt, einmal besagte 63V/8200uF und zum zweiten 10000uF bei nur 35V. Interessanter weise habe ich die letzteren mit gleichen Werten im Durchmesser von (nur) 25mm gefunden. Ich hatte nun eine Adapterplatine entworfen, wo die beiden Elko-Pärchen jeweils gegenüberliegend angeordnet wurden und nicht nebeneinander wie es Original verbaut ist und kam daher auch auf einen Abstand von max. 60mm und somit hatte ich wieder Platz.

(Wer die Adapterplatinenvorlage im Corel-Format haben möchte schreibe mich bitte per p/n an!)
Beim auslöten der originalen 4 Elko´s sah man allerdings, das noch mindestens 3mm Luft zu jeder Seite der Standorte Platz war. Auch das die Massepunkte der Lautsprecherausgänge durch die Türme verlegt waren. (dieses hatte ich übrigens alles bei der Adapterplatine bedacht!)
Die einzigen Nachbarn die störten waren der vieckige Gleichrichter, der kleine Entkoppelkondensator links neben den Türmen der an die Gehäusemasse ging sowie der braune Masseanschluss.

Da es viel leistungsstärkere Brückengleichrichter in flacherer Bauform gibt entschloss ich mich für den Wechsel und Rauswurf des original verbauten Gleichrichters. Zuleitungen zum Gleichrichter, Entkoppelkondensator (zum Gehäuse) habe ich nun direkt unter die Platine verband, da sie dort (meiner Meinung nach) besser angeschlossen sind als über dünne Kupferbahnen der Leiterplatte. Die Koppelkondensatoren des neuen (viel flacheren) Gleichrichters habe ich direkt an die Pinn´s gelötet, neue Silikonkabel (1,5mm²) verlegt und durch das Loch der alten Befestigung der Platine geschoben. Alles mit Schrumpfschlauch isoliert und an die Seite des Gehäuses befestigt. (Da wo vorher der Kühlkörper des alten Gleichrichters gesessen hatte)
Hier ein Bild der neuen Situation:

(Die kleine Drahtbrücke (gelber Pfeil) ist durch die neue Situation weggefallen!)
Auch die (gesiebten) Ausgänge (Stromversorgung zur Verstärkerplatine) links im Bild sind unter die Platine gewandert, da diese eh von unten an die Verstärkerplatine geführt werden. Auch hier kamen neue hitzefeste Silikonkabel (1,5mm²) zum Einsatz.

Alles im Allem kommt man recht gut mit den Platzverhältnissen unterhalb der Platine klar, nachdem ich die großen Siebelko´s eingelötet habe und alles nachgemessen habe, werde ich das ganze noch mit "Endfest 300" (2K Kleber) isolieren, damit auch hier kein Gehäuseschluss mehr stattfinden kann. Oberhalb sollte nun Platz genug für die dickeren beiden Elkos geschaffen sein und wenn man den Querschnitt der originalen Stromkabel (unterhalb zur Verstärkerplatine) sieht, bin ich mit der neuen Situation wesendlich zufriedener.
Bei den Spannungsregler habe ich auch noch eine Veränderung gemacht, mir sagte mal ein alter Fuchs, das 1uF Kondensatoren zwischen den Ein- und Ausgängen der 78xx & 79xx Typen (so nah wie möglich direkt an die Beinchen gelötet) eine wesendlich saubere Spannung machen, durch die Siebung wird die Schwingung des IC´s abgefangen. Ob das stimmt kann ich nicht sagen, Platz war genug und so habe ich bei allen Reglern diese Veränderung vorgenommen.
Bei den negativ 79xx Regler-Typen ist darauf zu achten das sie eine andere Pinbelegung als ihre positiven Brüder haben. Auch das die Elkomasse nicht auf die IC Masse geht sondern natürlich auf die Ein- & Ausgänge gelötet wird.

Nun kam die Sysifusarbeit, ich hab’s mal durchgezählt, alleine 93 Elko´s sitzen auf der Vorverstärkerplatine (inkl. der Stromversorgung) !!
Ich habe zum wechseln einen ganzen Tag gebraucht. Es ist peinlichst auf die Ausführung, Polung und Position der Elko´s zu achten! Hier ein nettes Foto vom Nadelwald:

Wenn man das Chassis senkrecht auf die Seite stellt (Trafo nach unten) kann man die Positionen der alten "C´s" ganz gut verfolgen. Aber auch das nochnicht abknipsen der neuen Elkobeinchen half mir zur Orientierung.
Ein großes Problem sind die Klebereste die die kleinen Japaner zur Fixierung verwendet haben. Die zu entfernen ist richtig schei...!
Ich habe es mit Aceton, Bremsenreiniger und Nitroverdünner versucht, leider negativ
! Das einige was (relativ) gut ging war eine breite Lötkolbenspitze, unter Hitze kann man die Kleberschicht vorsichtig von der Platine abkratzen. (Achtung beim abrutschen
)
Nach dem Drama des nichtendenden wollenden Elkotausches musste ich mich erst mal einer anderen Arbeit widmen: Der (nicht mehr klappenden) Toblerone!
Aber auch hier brauchte ich fast einen halben Tag und Uhrmacherwerkzeug bis ich die wieder instandgesetzt hatte!
Gottesdank waren bei meinem R4 alle Teile noch vorhanden, nur die Frontklappe war zermackelt, daher entschied ich mich eine neue zu montieren. (BB hatte zum Glück noch Ersatz)
Auch hier machte ich 2 duzend Foto´s, da alles nur einmal passt (oder nur richtig montiert... funktioniert!)
Hier die Klein(st)teile:

Die kleinen M1 Kreuzschlitzschrauben halten die Tastatur mit der Ladenfront zusammen, solch einen kleinen Schraubendreher hatte ich nicht und so mussten die Messerspitzen aus dem Besteckkasten meiner Frau herhalten, nur so bekam ich sie gelöst! Wenn Ihr Euch dem Tobleronerahmenwechsel auch hingeben wollt, besorgt Euch vorher vom Urmacher einen passenden Schraubendreher!
Zum Glück waren die nicht sonderlich angezogen, so das ich sie (nach dem 7´ten Messer) gelöst bekam ohne Beschädigungen am Schraubenkopf zu hinterlassen.

Es sind insgesamt an beiden Enden je 2 Schrauben gegen eine Mutternplatte gedreht, erst dann bekommt man die Tastatur von der Front gelöst. Immer Vorsichtig arbeiten, da die Platinenfolie sehr empfindlich ist!!
Beim Zusammenbau umgekehrt vorgehen, die Klappfeder ist sehr stark (wie ich finde) gegen die Gehäusefront gespannt, ist etwas kniffelig diese wieder einzubauen:

Beim einbauen der Front ist die Position der Rasternase für den Führungspin der Lade wichtig. Vorsicht auch bei der Demontage (vergas ich weiter oben zu sagen
)/ Montage der haardünnen Feder, sie wickelt sich um den Hebel der Rasternase. Es ist wichtig sie richtig einzuhängt ist !

Wenn alles richtig gemacht wurde kann man durch leichtes verdrehen der Luftpumpe die Mechanik nachstellen. Hierzu dienen die beiden Befestigungsschrauben der Luftpumpe unterhalb der Verstärker-Platine. Diese lösen und das Halteblech (im 1/10tel mm Bereich) verschieben und einstellen.
Nun läuft meine Toblerone wieder wie am ersten Tag: klick mich !
Ein haariges Thema ist auch die Überholung des Prozessorbord´s. Neben neuer Elko´s sollte in jedem Falle die Goldcap Speicherzelle (0,47F / 5,5V) erneuert werden. Die Platine ist doppelseitig durchkontaktiert was ein auslöten einzelner Bauteile sehr erschwert. Das Lötzinn läuft durch die Platine an den Beinchen des Bauteils auf die andere Seite. Ich weis nicht wie es andere machen, ich allerdings habe die Bauteile nur mit Lötlitze, hoher Hitze, schnelles arbeiten und einer breiten Lötspitze entlötet bekommen. Ein Vorgänger hatte ein Lötauge des Goldcap´s leider schon zerstört und so konnte ich nur ein Beinchen auf ein freigekratztes Stück Platine umlegen und dort anlöten, sonst hätte ich keinen Kontakt bekommen.
Auch hier wurden (mit obengenannter Technik) alle Elko´s erneuert. Silikonkabel zur Stromquelle fanden auch hier ihre Bestimmung.
Ich habe alle neue gemachten Kontakte mit einem Multimeter auf Durchgang geprüft und ggf. nachgearbeitet, aber hier wollte ich auf jeden Falle Gewissheit haben, das mit dem Prozessor alles Ok war. Da ich in der glücklichen Lage bin noch ein intakten R4 zu besitzen, schraubte ich diesen auf, steckte alle Stecker vom Prozessorbord um, lötete die Stromversorgung an und konnte nun die restaurierte Box testen. Alles Prima!! Ich hatte schon üble Befürchtungen, da der Baustein vor der Rev. nur wirre Zeichen anzeigte. Warum der Prozessor abstürzt frage ich mich heute noch. Ich denke, das es ein Stromproblem (Wackler o.ä.) ist, daher modifizierte ich auch hier den 7805 Spannungsregler mit 1uF Kondensatoren an Ein- & Ausgang.... mal sehen ob es was bringt.
Da ich den Test R4 schon mal offen hatte prüfte ich auch die Tunerplatine, auch hier nahm der R4 ohne zu Murren seinen Dienst auf.
Es kamen jetzt noch die Netz-Relais Platinen vorne und hinten links an den Seiten zur Inspektion.
Die Netzplatine hinten links neben den Doppelsteckern ist ziemlich verbaut angebracht, die Demontage bekam ich nur durch lösen der seitlichen Chassisteile hin, diese konnte ich dann ca. 4mm auseinander drücken und demontieren. Die Lötstellen sahen sehr porös und milchig aus, also wiedermal Lötlitze her und alles neu machen. Auch hier kamen 2 neue 8Á Schrack Relais zum Einsatz. Die haben übrigens eine geringere Bauhöhe wie die (original??) hellblauen verbauten Relais. IC, Widerstände & Transis habe ich alt gelassen, aber alle Lötstellen erneuert. Die 1N4001 Dioden habe ich erneuert, waren etwas angegraut und daher flogen sie raus.
Bei dem Hauptrelais vor dem Stand-by Trafo wurde lediglich das Relais erneuert, alles andere war OK und wurde nur nachgelötet.
So, nun habe ich allein einen halben Tag mit dem tippen des Berichtes verbracht, gerne höre ich von Euch welche Veränderungen Ihr noch durchführen würdet, was Ihr noch alles testen würdet oder welche Verbesserungen Ihr zu dem Bericht beisteuern könnt. Ich bin sehr gespannt auf Pierre seine "Wärmeentwicklung", diese würde ich gerne in die Revision mit einfließen lassen. Pierre hat mir freundlicher weise auch die 4 unter Hitze stehenden Trasnsistoren auf der Verstärkerplatine zur Verfügung gestellt, ich danke Dir hierfür!
Ein zweiter Bericht vom Zusammenbau und Einstellarbeiten folgt natürlich, abschließend zu diesem Bericht noch ein Foto vom Lohn der Angst:

Ist das eigentlich Sondermüll?
Gruß... Uli
hier stelle ich mal meine R4 Revision ins Netz. Sie umfasst einige Änderungen und neue Dinge, ich habe es mal ins Forum gestellt, damit man mal sieht wie aufwendig solch eine Revision ist (sieht man schon ander Länge des Berichts


Ziel dieser Revision ist die Erneuerung von Kondensatoren (Panasonic 105°), Goldcap-Speicherzelle in der Prozessorbox, 5 neue Relais, neue Silikonkabel, neue Gleichrichter (& Gl.-Dioden) sowie Spannungsregler, das entfernen von hunderten kalten Lötstellen, Reparatur der Toblerone sowie die komplette Reinigung aller Platinen und einstellen des ganzen Gerätes.
Das erste was ich zur Sicherheit gemacht habe sind die 4 großen Elko´s des Netzteiles mit 1KOhm zu brücken, da versehntlicher Kurzschluss verheerende Folgen für den Rest der Elektronik haben kann:

Damit die kleinen Widerstände bei den Folgearbeiten nicht abknicken, habe ich den ganzen R4 bei der kompletten Revision auf zwei 40mm hohe ca. 40cm x 10cm lange (Reste einer Arbeitsplatte) Holzblöcke gestellt, diese verschafften eine gute Arbeitshöhe, was sich auch als sehr hilfreich darstellte, da immer irgendwelche Kabel ober oder unterhalb des Chassis quetschten.
Dann ging es an die Demontage. Ich habe alle Stecker (es sind ca. 30-40 Stück) vor dem abziehen mit einem feinen Edding mit den Steckernummern (stehen auf der Platine) gekennzeichnet um den Jungle hinterher wieder richtig zusammen zu bekommen. Viel habe ich auch geknipst, damit ich auch die Kabel hinterher wieder ihren ursprünglichen Weg verlaufen.
Hier z.B die Stecker der Antennenkabel auf der Tunerplatine, diese kann man schlecht kennzeichnen, aber durch das Bild kann man sie hinterher wieder eindeutig aufstecken:

Schwierig zu kennzeichnen (aber machbar!) die Stecker der Prozessor-Box, da sie alle gleich aussehen:

Bei dem rechten Bild seht Ihr den ersten Pfusch, kalte Lötstellen bei einem vorherigen Ausbau der Box:

Mit gut saugender Lötlitze (habe 4 Rollen in dieser Revision verbraucht) habe ich die Stromkabel zur Box abgelötet.
Die Tunerplatine ist dagegen nur gesteckt, da man vorher die Kabel der Prozessorbox abgeklemmt hat, stecken dann nur noch 2 andere Stecker auf der Platine, kennzeichnen und abziehen....und das ganze demontieren.
Wer übrigens wenig Löterfahrung hat, sollte mit dem wechseln der Kondensatoren auf dieser Platine anfangen, es scheint auch die einzige Platine in diesem Gerät zu sein, welche keine (!) kalten Lötstellen hatte. Die Platine hat auch noch "gezeichnete" Leiterbahnen, alles sehr schön aufgeräumt hier drauf! Ich möchte fast behaupten, das die noch "Made in Germany" ist!
Die kleinen Drehpoti´s lasse ich bei dieser Rev. außer acht, da eine Justierung des Tunerteil´s meinen Horizont übersteigen würde (denke ich...) außerdem werden sich feste Werte wohl nicht über die Jahre verstellen. (Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren und bitte das Forum um eine Anleitung zur Justage!)
Dann geht es weiter zur Verstärkerplatine, hier sieht es düster aus und ich nenne den R4 mal ab jetzt "Toaster"!
Hier ein Bild der (schon entnommenen) Lautsprecher-Relais:

Hier hatte ich schon einmal gereinigt! (Platinenreiniger LR von "Kontakt-Chemie" war da sehr hilfreich)
Aber auch viel kratzen muss man bei dieser Rev. bevor man wieder Bauteile erkennen kann. Es half nichts, alles musste raus:

Für die kleinen Schalttransistoren (2SC2240, T710 & T711) habe ich Ersatztypen (mit geänderter Pin-Belegung) gefunden, hier kamen BF297 mit identischen Werten zum Einsatz. Auch neue Relais hat es gegeben, hier kamen neue Schrack-Relaise mit 8Á Schaltkraft zum Einsatz.

Hier seht Ihr die komplett erneuerte LS Relais-Ecke,
auch habe ich neue Silikonkabel (4²mm, kein Voodoo sondern hochflexible Messkabel) für die Lautsprecher verlegt:

Damit diese auch bis zu den Relais durchkommen habe ich sie durch die Lötaugen bis an die Relaisanschlüsse der Platine direkt auf die Leiterplatte verlötet.
Bei der Teilebestellung gab es ein Problem, leider werden die großen (Kühlturm) Elko´s bei einem benötigten Wert von 63V - 8200uF in der passenden Baugröße nicht mehr lieferbar. (hab’s bei fast allen Lieferanten versucht !) Das blöde ist der Durchmesser von 30mm. (Alle haben nur einen ø von 35mm in dieser Voltzahl) Wenn man sich nun die Platzverhältnisse anschaut muss man das tricksen anfangen. Mein erster Gedanke war eine Adapterplatine. Zwei verschiedene Stromkreise werde gesiebt, einmal besagte 63V/8200uF und zum zweiten 10000uF bei nur 35V. Interessanter weise habe ich die letzteren mit gleichen Werten im Durchmesser von (nur) 25mm gefunden. Ich hatte nun eine Adapterplatine entworfen, wo die beiden Elko-Pärchen jeweils gegenüberliegend angeordnet wurden und nicht nebeneinander wie es Original verbaut ist und kam daher auch auf einen Abstand von max. 60mm und somit hatte ich wieder Platz.

(Wer die Adapterplatinenvorlage im Corel-Format haben möchte schreibe mich bitte per p/n an!)
Beim auslöten der originalen 4 Elko´s sah man allerdings, das noch mindestens 3mm Luft zu jeder Seite der Standorte Platz war. Auch das die Massepunkte der Lautsprecherausgänge durch die Türme verlegt waren. (dieses hatte ich übrigens alles bei der Adapterplatine bedacht!)
Die einzigen Nachbarn die störten waren der vieckige Gleichrichter, der kleine Entkoppelkondensator links neben den Türmen der an die Gehäusemasse ging sowie der braune Masseanschluss.

Da es viel leistungsstärkere Brückengleichrichter in flacherer Bauform gibt entschloss ich mich für den Wechsel und Rauswurf des original verbauten Gleichrichters. Zuleitungen zum Gleichrichter, Entkoppelkondensator (zum Gehäuse) habe ich nun direkt unter die Platine verband, da sie dort (meiner Meinung nach) besser angeschlossen sind als über dünne Kupferbahnen der Leiterplatte. Die Koppelkondensatoren des neuen (viel flacheren) Gleichrichters habe ich direkt an die Pinn´s gelötet, neue Silikonkabel (1,5mm²) verlegt und durch das Loch der alten Befestigung der Platine geschoben. Alles mit Schrumpfschlauch isoliert und an die Seite des Gehäuses befestigt. (Da wo vorher der Kühlkörper des alten Gleichrichters gesessen hatte)
Hier ein Bild der neuen Situation:

(Die kleine Drahtbrücke (gelber Pfeil) ist durch die neue Situation weggefallen!)
Auch die (gesiebten) Ausgänge (Stromversorgung zur Verstärkerplatine) links im Bild sind unter die Platine gewandert, da diese eh von unten an die Verstärkerplatine geführt werden. Auch hier kamen neue hitzefeste Silikonkabel (1,5mm²) zum Einsatz.

Alles im Allem kommt man recht gut mit den Platzverhältnissen unterhalb der Platine klar, nachdem ich die großen Siebelko´s eingelötet habe und alles nachgemessen habe, werde ich das ganze noch mit "Endfest 300" (2K Kleber) isolieren, damit auch hier kein Gehäuseschluss mehr stattfinden kann. Oberhalb sollte nun Platz genug für die dickeren beiden Elkos geschaffen sein und wenn man den Querschnitt der originalen Stromkabel (unterhalb zur Verstärkerplatine) sieht, bin ich mit der neuen Situation wesendlich zufriedener.
Bei den Spannungsregler habe ich auch noch eine Veränderung gemacht, mir sagte mal ein alter Fuchs, das 1uF Kondensatoren zwischen den Ein- und Ausgängen der 78xx & 79xx Typen (so nah wie möglich direkt an die Beinchen gelötet) eine wesendlich saubere Spannung machen, durch die Siebung wird die Schwingung des IC´s abgefangen. Ob das stimmt kann ich nicht sagen, Platz war genug und so habe ich bei allen Reglern diese Veränderung vorgenommen.
Bei den negativ 79xx Regler-Typen ist darauf zu achten das sie eine andere Pinbelegung als ihre positiven Brüder haben. Auch das die Elkomasse nicht auf die IC Masse geht sondern natürlich auf die Ein- & Ausgänge gelötet wird.

Nun kam die Sysifusarbeit, ich hab’s mal durchgezählt, alleine 93 Elko´s sitzen auf der Vorverstärkerplatine (inkl. der Stromversorgung) !!
Ich habe zum wechseln einen ganzen Tag gebraucht. Es ist peinlichst auf die Ausführung, Polung und Position der Elko´s zu achten! Hier ein nettes Foto vom Nadelwald:

Wenn man das Chassis senkrecht auf die Seite stellt (Trafo nach unten) kann man die Positionen der alten "C´s" ganz gut verfolgen. Aber auch das nochnicht abknipsen der neuen Elkobeinchen half mir zur Orientierung.
Ein großes Problem sind die Klebereste die die kleinen Japaner zur Fixierung verwendet haben. Die zu entfernen ist richtig schei...!
Ich habe es mit Aceton, Bremsenreiniger und Nitroverdünner versucht, leider negativ


Nach dem Drama des nichtendenden wollenden Elkotausches musste ich mich erst mal einer anderen Arbeit widmen: Der (nicht mehr klappenden) Toblerone!
Aber auch hier brauchte ich fast einen halben Tag und Uhrmacherwerkzeug bis ich die wieder instandgesetzt hatte!
Gottesdank waren bei meinem R4 alle Teile noch vorhanden, nur die Frontklappe war zermackelt, daher entschied ich mich eine neue zu montieren. (BB hatte zum Glück noch Ersatz)
Auch hier machte ich 2 duzend Foto´s, da alles nur einmal passt (oder nur richtig montiert... funktioniert!)
Hier die Klein(st)teile:




Die kleinen M1 Kreuzschlitzschrauben halten die Tastatur mit der Ladenfront zusammen, solch einen kleinen Schraubendreher hatte ich nicht und so mussten die Messerspitzen aus dem Besteckkasten meiner Frau herhalten, nur so bekam ich sie gelöst! Wenn Ihr Euch dem Tobleronerahmenwechsel auch hingeben wollt, besorgt Euch vorher vom Urmacher einen passenden Schraubendreher!
Zum Glück waren die nicht sonderlich angezogen, so das ich sie (nach dem 7´ten Messer) gelöst bekam ohne Beschädigungen am Schraubenkopf zu hinterlassen.


Es sind insgesamt an beiden Enden je 2 Schrauben gegen eine Mutternplatte gedreht, erst dann bekommt man die Tastatur von der Front gelöst. Immer Vorsichtig arbeiten, da die Platinenfolie sehr empfindlich ist!!
Beim Zusammenbau umgekehrt vorgehen, die Klappfeder ist sehr stark (wie ich finde) gegen die Gehäusefront gespannt, ist etwas kniffelig diese wieder einzubauen:

Beim einbauen der Front ist die Position der Rasternase für den Führungspin der Lade wichtig. Vorsicht auch bei der Demontage (vergas ich weiter oben zu sagen


Wenn alles richtig gemacht wurde kann man durch leichtes verdrehen der Luftpumpe die Mechanik nachstellen. Hierzu dienen die beiden Befestigungsschrauben der Luftpumpe unterhalb der Verstärker-Platine. Diese lösen und das Halteblech (im 1/10tel mm Bereich) verschieben und einstellen.
Nun läuft meine Toblerone wieder wie am ersten Tag: klick mich !
Ein haariges Thema ist auch die Überholung des Prozessorbord´s. Neben neuer Elko´s sollte in jedem Falle die Goldcap Speicherzelle (0,47F / 5,5V) erneuert werden. Die Platine ist doppelseitig durchkontaktiert was ein auslöten einzelner Bauteile sehr erschwert. Das Lötzinn läuft durch die Platine an den Beinchen des Bauteils auf die andere Seite. Ich weis nicht wie es andere machen, ich allerdings habe die Bauteile nur mit Lötlitze, hoher Hitze, schnelles arbeiten und einer breiten Lötspitze entlötet bekommen. Ein Vorgänger hatte ein Lötauge des Goldcap´s leider schon zerstört und so konnte ich nur ein Beinchen auf ein freigekratztes Stück Platine umlegen und dort anlöten, sonst hätte ich keinen Kontakt bekommen.
Auch hier wurden (mit obengenannter Technik) alle Elko´s erneuert. Silikonkabel zur Stromquelle fanden auch hier ihre Bestimmung.
Ich habe alle neue gemachten Kontakte mit einem Multimeter auf Durchgang geprüft und ggf. nachgearbeitet, aber hier wollte ich auf jeden Falle Gewissheit haben, das mit dem Prozessor alles Ok war. Da ich in der glücklichen Lage bin noch ein intakten R4 zu besitzen, schraubte ich diesen auf, steckte alle Stecker vom Prozessorbord um, lötete die Stromversorgung an und konnte nun die restaurierte Box testen. Alles Prima!! Ich hatte schon üble Befürchtungen, da der Baustein vor der Rev. nur wirre Zeichen anzeigte. Warum der Prozessor abstürzt frage ich mich heute noch. Ich denke, das es ein Stromproblem (Wackler o.ä.) ist, daher modifizierte ich auch hier den 7805 Spannungsregler mit 1uF Kondensatoren an Ein- & Ausgang.... mal sehen ob es was bringt.
Da ich den Test R4 schon mal offen hatte prüfte ich auch die Tunerplatine, auch hier nahm der R4 ohne zu Murren seinen Dienst auf.
Es kamen jetzt noch die Netz-Relais Platinen vorne und hinten links an den Seiten zur Inspektion.
Die Netzplatine hinten links neben den Doppelsteckern ist ziemlich verbaut angebracht, die Demontage bekam ich nur durch lösen der seitlichen Chassisteile hin, diese konnte ich dann ca. 4mm auseinander drücken und demontieren. Die Lötstellen sahen sehr porös und milchig aus, also wiedermal Lötlitze her und alles neu machen. Auch hier kamen 2 neue 8Á Schrack Relais zum Einsatz. Die haben übrigens eine geringere Bauhöhe wie die (original??) hellblauen verbauten Relais. IC, Widerstände & Transis habe ich alt gelassen, aber alle Lötstellen erneuert. Die 1N4001 Dioden habe ich erneuert, waren etwas angegraut und daher flogen sie raus.
Bei dem Hauptrelais vor dem Stand-by Trafo wurde lediglich das Relais erneuert, alles andere war OK und wurde nur nachgelötet.
So, nun habe ich allein einen halben Tag mit dem tippen des Berichtes verbracht, gerne höre ich von Euch welche Veränderungen Ihr noch durchführen würdet, was Ihr noch alles testen würdet oder welche Verbesserungen Ihr zu dem Bericht beisteuern könnt. Ich bin sehr gespannt auf Pierre seine "Wärmeentwicklung", diese würde ich gerne in die Revision mit einfließen lassen. Pierre hat mir freundlicher weise auch die 4 unter Hitze stehenden Trasnsistoren auf der Verstärkerplatine zur Verfügung gestellt, ich danke Dir hierfür!
Ein zweiter Bericht vom Zusammenbau und Einstellarbeiten folgt natürlich, abschließend zu diesem Bericht noch ein Foto vom Lohn der Angst:

Ist das eigentlich Sondermüll?
Gruß... Uli