A 501 "durchgebrannt" / Netzsicherung brennt durch

Mit der Studio Line hat Braun zwischen 1978 und 1981 das HiFi-Konzept slim line eingeführt.
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seppelon
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A 501 "durchgebrannt" / Netzsicherung brennt durch

#1 Beitrag von seppelon » 11.06.2011, 10:41

Hallo liebe Hifi-Freunde,
der Titel beschreibt mein "Problem" eher schlecht, deshalb schildere ich mal was mir passiert ist:

Ich habe an meiner Braun A 501 sämtliche Elkos getauscht und alle Schalter vollständig zerlegt, gereinigt und leicht gefettet und wieder Montiert. Arbeitsaufwand ~12 Stunden, alles weil ein Kanal nur kurz funktionierte und dann mit einem Krächtsen ausgestiegen ist.
Beim Probelauf hatte ich keine Lautsprecher in der Werkstatt, deshalb habe ich in dem Glauben, das Transistorendstufen das abkönnen, mein Oszilloskop an den Ausgang angeschlossen.
Das ganze sah auch sehr gut aus, die Pegelanzeiger auf der Vorderseite haben angezeigt und das Oszilloskop hat mir das Audiosignal verstärkt angezeigt.

Nach ein paar Minuten auf recht hoher Lautstärke war dann kurz ein brummen vom Netzteil zu hören und dann ist die Netzsicherung auf der Primärseite durchgebrannt.
Das Erneuern der T1,6A hat nur dazu geführt, dass das Problem sofort wieder auftritt. Nach dem Einschalten ist die Sicherung innerhalb < 1 Sekunde durch.

Ich kann mir eigentlich nicht erklären was passiert ist. Zwischen die beiden Messspitzen, die am Oszilloskop angeschlossen waren, habe ich extra eine Kunststofffolie zur Isolation gelegt, damit es auch beim Abrutschen keinen Kurzschluss geben kann. 100%ig auszuschließen ist das allerdings nicht.

Ich habe alle Bauteile einer Sichtprüfung unterzogen, insbesondere die Endstufentransistoren, sieht alles gut aus. Ich würde jetzt in meiner Verzweiflung auf Verdacht die Endstufentransistoren tauschen, hat vielleicht noch einer von euch einen heissen Tipp?
Eventuell Teile die bei einem Kurzschluss am Ausgang normaler Weise gehimmelt werden oder die bekannter Maßen bei Leerbetrieb hochgehen (was ich mir immernoch nicht erklären kann, warum das passieren sollte)?

Danke euch und schöne Pfingsten
Sebastian

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Norbert
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#2 Beitrag von Norbert » 12.06.2011, 20:21

Hallo Sebastian,

ein herzliches Willkommen in unserer "Braun-Selbsthilfegruppe" :D

Funktionierte der A 501 vor dem Elkotausch noch einwandfrei? Wie schnell hat man sich bei solch einer Aktion selbst einen Fehler eingebaut. Das kann z.B. eine winzige Zinnbrücke sein, ein falsch gepolter Elko etc.

Von daher ist eine Ferndiagnose schwierig. Auf alle Fälle hast Du nun einen satten Kurzschluß im Gerät. Ich würde mir zuerst mal die Endstufen-Transistoren unter die Lupe nehmen. Dann muß nach der Ursache geforscht werden, falls diese gehimmelt sind. Leerlaufbetrieb macht denen eigentlich nichts aus.

Schöne Pfingsten ebenfalls!

Gruß, Norbert
Wenn es nach dem Löten kracht, hast du etwas falsch gemacht.
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#3 Beitrag von seppelon » 12.06.2011, 22:56

Hallo Norbert,
danke erstmal für das herzliche Willkommen!

Zu aller erst mal: er läuft wieder!

"Braun-Selbsthilfegruppe" finde ich einen schönen Begriff, bei dem Gerät kann man echt auf den Geschmack kommen, da ist noch echte Elektronik drin. Bei den aktuellen Geräten hat man ja kaum noch die Chance einen Fehler zu finden.

Zurück zu meinem Gerät:
Da mir auch ziemlich klar war, dass es hier an irgendeiner Stelle einen Kurzschluss geben muss, habe ich mir anhand des Schaltplanes (den es ja sehr hilfreicher Weise noch gab) und der Bauteile mal überlegt wo überhaupt so viel Strom fließen kann, ohne dass es gleich die Bauteile zerreisst.
Ich habe also das "Netzteil" bis zur Kondensatorbank getestet - alles hübsch.
Danach habe ich mir die bereits verdächtigten Endstufentransistoren vorgenommen und erstmal mit Multimeter im Diodentestmodus den linken mit dem rechten Kanal verglichen (in der Schaltung) - bingo, rechter Kanal Durchgang zwischen Emitter und Collector!

Da sich in der Schaltung natürlich nicht mehr rausfinden ließ, welcher Transistor durch ist, habe ich alle vier ausgebaut. Ausserdem habe ich alle laut Schaltplan vorgeschalteten Transistoren mit ausgebaut und auch gleich noch alle anderen verdächtigen Bauteile, die im Bereich des Leistungsteils lagen.
Bis auf zwei Endstufentransistoren hatte es keine Bauteile dahin gerafft. Ich habe lediglich einen BD809 und einen BD810 ersetzt.
Daraus schließe ich mal, dass es einen Kurzschluss am Ausgang gegeben haben muss, den ich offensichtlich nicht bemerkt habe.
Erklären kann ich mir das bis jetzt noch nicht, den Tastkopf vom Oszilloskop habe ich auch schon auf eventuellen Durchschlag überprüft.

Jedenfalls hat das Gerät nach der kleinen Operation wieder prächtig funktioniert. Nach dem ich jetzt auch Lautsprecher dran hatte, kann ich sagen dass sich die Aktion auf jeden Fall gelohnt hat. Abgesehen von dem nicht mehr vorhandenen Aussetzen des einen Kanals, behaupte ich auch eine nicht unerhebliche Verbesserung der Klangqualität rauszuhören.

@Norbert, danke nochmal für deine Tipps, auch wenn ich sie erst gerade jetzt lese. (war einfach zu ungeduldig um untätig hier zu sitzen)
Das Gerät hat vor dem Tausch nur die Aussetzer auf einem Kanal gehabt, ansonten war alles einwandfrei. Vor dem Tausch habe ich jeden Quadrahtzentimeter der Platinenoberseite fotografiert und anhand der Fotos nochmal die Polarität verglichen, alles bestens. Lotbrücken konnte ich keine finden, die ich für nicht mutwillig gehalten habe. Lot muss damals echt noch günstig gewesen sein. :D
Als logische Erklärung bleibt für mit nur ein Kurzschluss. Wenn ich den Schaltplan richtig deute, machen die Schalter zum Wegschalten der Lautsprechergruppen auch nichts anderes, als den Kanal in Leerlauf zu schalten.

Nach zwei Stunden Dauertest auf mittlerer Leistung gehe ich davon aus, dass der Patient kuriert ist.
Als Besonderheit ist mir noch augefallen, dass im Schaltplan im Leistungsteil BD609&BD610 eingezeichnet sind, aber die Vergleichstypen BD809&BD810 verbaut sind. Ob das bereits original so war, kann ich nicht nachvollziehen.

Viele Grüße
Sebastian


PS:
Durchgeführte Tätigkeiten:
- Alle Elkos ausgetauscht
- Alle Schalter zerlegt, mit Wählerfett konserviert und wieder zusammengesetzt
- Netzentstörkondensator ersetzt (Alter abgebrannt)
- Nach Kurzschluss zwei Endstufentransistoren erneuert

Macht etwa 25€ Bauteilkosten und ~15 Stunden Arbeitszeit.

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#4 Beitrag von v/d/b » 12.06.2011, 23:17

Hallo Sebastian,
Glückwunsch zum kurierten Gerät!
Wo nimmst Du denn heute noch Siemens Wählerfett her?

Viele Grüße
Thomas

seppelon
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#5 Beitrag von seppelon » 12.06.2011, 23:25

Hallo Thomas,

das sind noch Altbestände. Habe nichts in der Werkstatt, was ich als geeigneter eingeschätzt habe.
Wenn ich weiterhin sparsam damit arbeite, wird die halbe Tube wohl noch bis an mein Lebensende reichen. :wink:

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#6 Beitrag von v/d/b » 12.06.2011, 23:32

Hallo Sebastian,
eine gute halbe Tube habe ich auch noch.
Die Stammt aus der Zeit, als mein Vater bei Siemens in München in der Röhrenfertigung tätig war. Das muss so Ende der 50er gewesen sein.
Anscheinend gibt es das Zeug heute nicht mehr.
Aber es gibt ja auch keine mechanischen Wähler mehr :mrgreen:
Schade, denn für manche Dinge ist es wirklich gut zu gebrauchen.

Viele Grüße
Thomas

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#7 Beitrag von derlange » 14.06.2011, 09:27

Hallo,

SIemens-Wählerfett war bei Braun auch das Mittel der Wahl. Man schaue einmal in die Serviceunterlagen zu PS 400 bis PS 500. Da wurden z. B. die Schaltscheiben damit gefettet. Glücklich, wer soetwas noch sein Eigen nennt.

Grüße
DerLange


P. S.: Bostik steht auch hoch im Kurs :wink:

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#8 Beitrag von Uli » 14.06.2011, 09:41

Hi!

Lt. Google ist Wählerfett normale Vaseline !?
Kann das sein?

http://www.google.de/gwt/x?q=w%C3%A4hle ... t2553.html

Gruß... Uli
Gruß Uli
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#9 Beitrag von seppelon » 14.06.2011, 10:00

Moin,

es gab zwei verschiedene Varianten von dem Zeug, die mit Wählerfett V und T bezeichnet waren. Wo genau der Unterschied lag, kann ich nicht detailliert beantworten, ich war noch nicht im Berufsleben, als mechanische Wähler aktuell waren.
Bei dem für Kontakte eingesetzten Wählerfett V soll es sich meiner Kenntniss nach aber tatsächlich zum allergrößten Teil um Vaseline handeln. Ob da jetzt noch Zusatzstoffe enthalten sind, kann ich nicht sagen. Wichtig war wohl nur das es Säurefrei ist und nicht verharzt. Diese Eigenschaften dürfte im Zweifelsfall auch Vaseline für medizinische Anwendungen erfüllen.

Gruß
Sebastian

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#10 Beitrag von v/d/b » 14.06.2011, 10:06

Hi Uli,
in wie weit der hier gemachten Aussage zu glauben ist, weiß ich nicht.
Von der Konsistenz her könnte das aber hin kommen.
Eventuell kann ja einer der "altgedienten" hierzu etwas sagen.

Viele Grüße
Thomas

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