R4 lässt sich nicht mehr ein-/ausschalten

[Sven]

Moin zusammen,
ich habe einen Braun R4 (schwarz, seitl. mit horizontalen Schlitzen), der bis vor kurzem noch einwandfrei funktionierte; ich habe das Gerät seit rund 25 Jahren. Seit einigen Wochen kommt es vermehrt zu fehlerhaften Anzeigen im Display; d.h. obwohl das Gerät im Standby und nicht eingeschaltet war (und nur der kleine grüne Punkt zu sehen hätte sein sollen) wurde irgendetwas angezeigt, bspw. "mono - h.blend - grüner Standby-Punkt"; ein Foto vom momentanen Status ist beigefügt. Wenn dies der Fall war/ist, lässt sich das Gerät nicht mehr ein-/ausschalten. Neztzstecker rein / raus half am Anfang, mittlerweile aber praktisch nicht mehr. Nur sehr selten klappt es noch, dann kommt das typische Klacken beim Einschalten und der der R4 läuft wieder (stundenlang) bis man ihn wieder ausschaltet… dann dauert es etwas (manchmal Stunden, im besten Fall Tage) und das Display wird etwas angezeigt, wie auf dem Foto zu sehen. Jedenfalls reagiert das Gerät dann nicht mehr.
Wie ich hier als Neuling im Forum erfahren konnte, sind derartige Fehler beim R4 ja keine Seltenheit. Ansonsten befindet sich der Receiver aber in einem sehr guten Zustand (Toblerone funktioniert, Rückklappe ist vorh., keine Kratzer).
Da ich selbst eine Reparatur/Revision nicht vornehmen kann, würde ich mich freuen, wenn sich jemand meldete, der/die das machen würde (ich wohne in Kiel)?! Alternativ könnte ich mir auch einen Tausch gegen einen funktionierenden R2 oder A2 vorstellen. Freue mich ich über Nachrichten und Vorschläge! Viele Grüße, Sven

[Friedel]

C726 = 1µF

[Sven]

Danke Friedel für den Hinweis; habe dazu auch eine wunderbare Erläuterung von Dir gefunden:
"Ich komme nochmal auf C726 (1µF) zu sprechen. Der ist für den POR (Power on Reset) zuständig …"
Vielleicht findet sich hier jemand, der das machen und den ich damit beauftragen könnte??

[Paparierer]

Hi Sven,
wenn es wirklich nur darum geht, den C726 zu tauschen -
das können hier im Forum sicher einige machen.
(und wenn sich hier keiner meldet wahrscheinlich sogar irgendwo in einem Repair Café jemand mit einem brauchbaren Lötkolben)
Für den Tausch eines einzigen Kondensators das Gerät quer durch die Republik zu schicken ist auch nicht gerade toll.
Wennz das aber nicht ist oder weitere Mängel und Baustellen im Gerät sind nach so langer Betriebszeit, und dann doch einige Mehrarbeiten zu tun sind, ist's halt blöd; und eine Revision ist aufwändig und nicht mal soo eben schnell gemacht.

Wenn Du den "Schuß ins Blaue" probieren magst...
...normalerweise wäre morgen, 19.09.2020, ein Repair Café im Vinetazentrum in Kiel, das ist aber Pandemie-bedingt abgesagt
nähere Infos hier.
Aber vielleicht kannst Du da jemand telefonisch erreichen, der Dir einen Fachkundigen vermitteln kann.
(Wie gesagt: Als "Schuß ins Blaue". Du oder derjenige müsste dann einen entsprechenden Kondensator beschaffen oder vorrätig haben und ihr einigt Euch auf eine "Corona-safe" Choreografie für die Übergabe.)

Ich fände, einen Versuch wäre es wert, wenn sich kein Forianer in Deiner Nähe findet.
Gruß, Gereon

[Sven]

Hallo Gereon, danke für den Tipp!! Repair Cafes waren mir überhaupt nicht bekannt. Aber wenn sich jemand hier findet, der sich einfach speziell gut mit den Ateliergeräten auskennt und den R4 im Ganzen auch kompetent durchchecken könnte, wäre mir das eigentlich noch lieber… Schöne Grüße, Sven

[Friedel]

ich bin auch für eine Revision und nicht für eine punktuelle Reparatur. Du wirst Dich nämlich dran halten.
Ich stehe aber nicht mehr für eine R4 Revision zur Verfügung.

[Stephan]

Hallo Sven,

von woher kommst Du ? Du solltest alle Elkos des Prozessorboard tauschen.

Gruss

Stephan

[Paparierer]

Sven,
natürlich wäre eine Revision das beste, die ist aber wie schon gesagt ziemlich aufwändig - wenn sie "g'scheit" gemacht sein soll.
Uli hat seine - vollumfängliche - Revision hier im Forum dokumentiert...
Leider hast Du die erste Version des R4, und bei der ist das Platinenmaterial erfahrungsgemäß grottenschlecht.
Schon aus diesem Grund sind die durchzuführenden Arbeiten keine Freude - wenn man wegbröselnde Leitungen rekonstruieren muss.
Hier im Forum gibt es einige, die schon R4-Revisionen durchgeführt haben, aber z.B. Friedel (siehe sein eigener Post oben) hat schon abgewunken, und auch Pierre Wittig von der Werkstatt "HiFi-Zeile" in Worpswede bietet seit einiger Zeit keine mehr für die Version 1 an.
Von daher sehe ich keine großen Chancen - aber vielleicht meldet sich ja jemand.
Falls nicht, bleibt der "Schuss ins Blaue".

@Stephan: Sven hat geschrieben, dass er in Kiel wohnt und selber keine Reparatur vornehmen kann.

Gruß, Gereon

[Friedel]

Ich will mich da gar nicht groß weiter einmischen. Ich mache keine R4 Revisionen und auch keine punktuellen Reparaturen mehr. Ich muss aber dennoch Stephan widersprechen. Gerade weil es ein R4/1 ist, sollte man das Prozessorboard so gut wie nicht anfassen. Wenn überhaupt, dann brauchen nur die 700er Elkos raus. Der wichtigste ist dann weiter der genannte C726. Der sitzt auf dem Mainboard. Für den Tausch muss das Tunerboard ausgebaut werden.
Nochmal abschließend meine Einschätzung. Erfahrungsgemäß ist der R4/1 ziemlich durchgebraten. Wenn er einmal zerlegt wird, dann hält man sich mit Reparaturen dran. Auch wenn Du nur den aktuellen Fehler beseitigt haben möchtest, wird die Funktion des R4 nicht von langer Dauer sein.

[Sven]

Danke für Eure Hinweise und Einschätzungen. Ich werde den R4 in der nächsten einmal öffnen und ein paar Fotos vom Innenleben anfertigen und hier posten. Vielleicht kann man dann ja eher sehen, ob eine Reparatur mutmaßlich sehr umfangreich oder eben doch machbar/sinnvoll ist. Allen ein schönes WE, Sven

[mad max]

Hallo Sven,

hier mal eine Einschätzung zur R4 von jemand, der gerade dabei ist, das Revidieren von R4's zu erlernen. Meine erste befindet sich nun auf der Zielgeraden. Ich besitze über 10 R4's /1 und /2 dazu noch ein paar CC4's /1 und /2. Ich habe die Geräte mir für ein Projekt gekauft.

Ich denke, was ich dir dazu sagen kann, werden die Cracks nur bestätigen.
Den Zustand und daraus die Möglichkeit, eine R4 /1 und /2 zu revidieren ergibt sich nicht allein durch Fotos. Viel mehr ergibt sich dies aus aktuellen und neuen Symptomen. Erledigst du eins, tritt das nächste auf. Usw. Auch kalte Lötstellen sind oft ein Problem. Diese via Foto zu identifizieren, ist fast unmöglich. Defekte bzw. „ausgelutschte“ Elkos sind ebenfalls nicht via Foto zu finden. Ganz zu schweigen von defekten IC’s, Wiederstände und sonstiges. Und korrodierte Kabel sind nicht nur Kleber bedingt. Und noch vieles mehr.

Ich möchte hier das Zitat (im Film) von Mark Watney „Der Marsianer“ anbringen. „Sie lösen ein Problem und dann das nächste. … Bis Sie genügen Probleme gelöst haben und nach Hause kommen“. Sprich: … bis die R4 wieder fantastisch funktioniert.

Ich kann dir als Novize die Aussagen von Friedel, Uli und allen anderen, die sich wirklich damit auskennen nur bestätigen: Ungenaue Aussagen sind wie ein Blick in die Glaskugel. Ohne Grundknowhow, Schaltpläne und Messgeräte wird es sehr schwer, den Fehler zunächst zu identifizieren. Nur eine genaue Beschreibung des Problems mit vorherigem Ausschlussverfahren ermöglicht eine genauere Lösungsbeschreibung. Man muss das Gerät vor sich haben und dann anfangen, die Probleme zu identifizieren und zu beseitigen bzw. weitere Rückschlüsse zu ziehen. Es hat sich auch bewahrheitet, dass, wenn man alle C7xx austauscht, man ggf. Probleme löst, von denen man noch nichts weiß, weil sie noch nicht aufgetreten sind.

Ich habe bei meiner ersten R4 Tabula rasa gemacht. Alle Elkos, Gleichrichter, Spannungswandler, Relais getauscht. Alle Kabel neu aufgesetzt. StepDown in die Prozessorbox eingebaut. Auf 240V umgebaut. Alles penibel gereinigt (auch MM/MC Schalter) und nachgelötet. Die Ausrichtung aller Elkos mehrfach geprüft. Prozessorbox nach der Überholung in einer 2ten R4 48 Std lang getestet. Das gleiche mit der Tuner-Platine. Auf der Tuner-Platine musste ich dann den PLL und ZF nachträglich austauschen. Dann habe ich Prozessor, Tuner und Vorverstärker in einer R4 wieder zusammengefügt (ohne Verstärker). Wieder getestet. Als Verstärker dient eine zweite R4 (die zickt mittlerweile gewaltig obwohl schon einiges an ihr vom Vorgänger (der hat auch Ahnung) gemacht wurde). Weitere Fehlersuche anhand neuer Symptome, die vorher nicht auftraten. Dabei eine TI wieder zurückgebaut! Selbst verursachte Fehler behoben (Kabel vertauscht). Jetzt steht noch der Einbau des Verstärkers an. Mal schauen, was da noch auf mich zu kommt.

Ich möchte dich auf keinen Fall entmutigen, nur die R4 ist schon sehr speziell. Gerade wegen der Prozessorbox können Fehler auftreten, die einen Rasend machen, weil das Symptom nicht zunächst darauf schließen lässt. Davon kann ich dir etliche Probleme schildern, die ich bei meinen R4‘s hatte und gelöst habe.

Wäre da nicht das Hitzeproblem, ist die R4 eigentlich ein tolles Gerät. PA4 und CC4 vereint mit guter Klangqualität für kleine und mittlere Räume in Zimmerlautstärke. Dazu ein Paar RM7/CM7.

Gruß Markus

Hier mal zwei Beispiele von "gekochten" Boards: Ob sich die zu überholen lohnen?
Bei der Vorverstärkerplatine ist der zweite Eklo unten links neben dem blauen einfach rausgefallen!!! Den Kühlkörper auf dem runden Gleichrichter mitte rechts ist einfach weggesprengt und lag in zwei Teilen im Gerät. Du siehst auch die dunklen Stellen in der Mitte. Darunter lösen sich sich die Leiterbahnen.


Die Verstärkerplatine sieht nicht besser aus. Sollte ich die überholen, müssten auch einige Transistoren getauscht werden.