Braun Produkte nach Fernost verkaufen

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Arthur
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Braun Produkte nach Fernost verkaufen

#1 Beitrag von Arthur » 29.11.2018, 16:54

Hallo zusammen,
ich möchte aus gegebenem Anlass die Braun-Gemeinde hier im Forum fragen, ob jemand bereits Erfahrungen im Verkauf seiner überzähligen Geräte nach Fernost (Japan, Hongkong, Südkorea etc.) z.B. über Ebay oder andere Foren gemacht hat. Gibt es besondere Punkte zu beachten? Bisher hatte ich dies immer ausgeschlossen, aber die Anfragen aus diesem Raum mehren sich.
Freue mich auf Hinweise und Tipps von Euch.
Grüße aus dem Südwesten.
Arthur

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Paparierer
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Re: Braun Produkte nach Fernost verkaufen

#2 Beitrag von Paparierer » 30.11.2018, 14:04

Servus Arthur,
bislang habe ich mehrfach ins europäische Ausland und nach Amerika verkauft und versandt.
Ebenso habe ich an einen SK5x und zwei Lautsprecher (L1 und L11) an einen Südkoreaner verkauft, der aber eine Düsseldorfer Lieferadresse - irgendein Import/Export-Unternehmen - angegeben hatte; insofern war das ganz unkompliziert.

Grundsätzlich lasse ich beim Verkauf ins Ausland nur eine Zahlung per Vorab-Überweisung (Artikelpreis zuzüglich "S+H"*) zu, kein Paypal.
Ich möchte mir da keine unliebsame Überraschung einfangen, nur weil ein gewiefter Käufer vielleicht irgendeine vermeintliche "Garantie" der Auktionsplattform oder des Zahlungssystems anzieht, obwohl es dazu keine Grundlage gibt.
Bei meinen Angeboten steht ganz klar, dass ich keine Garantie, keine Gewährleistung, keine Rückabwicklung und keine Nachverhandlung anbiete; und wer mitbietet, erkennt durch sein Gebot diese Vereinbarung an.
Foreign bidders may ask any question, e.g. S&H costs, BEFORE bidding.
*S+H = Shipping & Handling (Versand- und Verpackungskosten)
Damit bin ich bislang gut gefahren (Feedbackquote 100%).

Darüber hinaus gibt es noch das Thema RoHS-Konformität.
(Restriction of Hazardous Substances Directive 2002/95/EC, (RoHS 1), kurz für Directive on the restriction of the use of certain hazardous substances in electrical and electronic equipment)
Sowohl Korea als auch z.B. die USA haben analoge Vorschriften; (Japan hat so etwas nicht(!), dafür aber sehr strenge Recycling-Gesetze - sagt zumindest Wikipedia).
Gegebenenfalls würde ich ins Angebot noch den Passus aufnehmen, dass eine ev. erforderliche RoHS-Konformität resp. die Einhaltung entsprechender Gesetze und Vorschriften des Käuferlandes vom Käufer selbst sichergestellt werden müssen bzw. seine alleinige Verantwortung darstellt.
(Was schwierig genug sein wird...: Wenn ich das richtig im Kopp habe, ist z.B. Lötzinn, der Blei enthält, nicht zulässig. Ist also im Gerät schon einmal nachgelötet oder ein Widerstand, Kondensator oder was weiß ich ersetzt worden, kann das ein K.O.-Punkt sein.)
Bei einer Anfrage aus einem der fraglichen Länder würde ich genau diese Frage zurückspiegeln, zumal es auf den Paketaufklebern inzwischen so ein Feld zum Abhaken gibt. Hakst Du das an und das Gerät wird beanstandet, könnte es Ärger geben - den niemand braucht. Ob es Ausnahmen für "Oldtimer" gibt - keine Ahnung, muss ich passen. Wenn Sich hier jemand gut auskennt - bitte lass uns teilhaben an Deinem Wissen!

Gruß, Gereon
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The price of anything is the amount of life you exchange for it.
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Arthur
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Re: Braun Produkte nach Fernost verkaufen

#3 Beitrag von Arthur » 30.11.2018, 21:44

Hallo Gereon,
vielen Dank für deine Erfahrungen zu dem Thema. Das ist wirklich sehr informativ. Ich gehe mit vielen Deiner genannten Punkte einig.
Du sprichst auch die RoHS Problematik an. Ich meine, dass dies nur für Neugeräte gilt (so kenne ich es zumindest aus meiner kürzlich abgeschlossenen beruflichen Tätigkeit, und hier wurde mitunter auch viel "getrickst", wenn es um die Lieferketten ging. Es war mitunter gar nicht möglich, nachzuprüfen, ob Bauteile RoHS konform sind oder nicht. Man hat sich auf die Angabe des Herstellers verlassen müssen. Dann wurden teure Röntgenfluoreszenz-Testgeräte angeboten, die angeblich geringste Mengen dieser verbotenen Substanzen "nachweisen". Doch wer hat sich so ein Gerät angeschafft??)
Bei den "Oldis" an Braun-Geräten wird wohl niemand auf die Idee kommen, alle Geräte nur noch mit bleifrei Lot zu reparieren, oder Chrom-6 Schrauben zu ersetzen usw. Ich habe für Reparaturzwecke noch ausreichend verbleites Lot verfügbar.
Du hast Recht, wenn Du erwähnst, dass Länder außerhalb der EU die RoHS wahrscheinlich restriktiver auslegen. Wenn sich die Südkoreaner an das chinesische Pendant zur RoHS anpassen, haben Europäer wenig bis keine Chancen, zu liefern. Das sind bewusste Handelshemmnisse.
Hinzu kommt noch die Story mit den Zolldeklarationen.
Also von daher werde ich meinem koreanischen Designfreund wohl absagen.
Viele Grüße aus dem Südwesten
Arthur

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Re: Braun Produkte nach Fernost verkaufen

#4 Beitrag von derfila » 12.05.2020, 11:30

Dieser Thread ist zwar schon ein bisschen älter, aber ich würde gerne meine Erfahrungen zum Verkauf nach Fernost mit euch teilen.
Verkauft habe ich einen exzellent erhaltenen Braun Atelier 3 und ein Paar LS25. Den habe ich vor drei Jahren vom Erstbesitzer gekauft, mit Kaufbeleg von 1965 und allen Unterlagen. Ich hatte sogar ein kurzes Youtubevideo erstellt, auf dem ich die Funktionen und den optischen Zustand zeige. Nichts aufregendes, nur um zu zeigen, dass ich keinen Schrott mit Patina anbiete.
Mein Erfahrung mit deutschen Kunden ist mittlerweile sehr gemischt und daher hatte ich bewusst den Verkauf nach Japan, Hongkong, Taiwan und Südkorea erlaubt, um zu gucken was passiert. Man fühlt sich nicht besonders abegesichert, wenn man bei EBAY speziellen Vertragsklauseln zustimmen muss, aber sonst klappt es mit dem Verkauf dorthin nicht.

Eure Hinweise habe ich ernst genommen: Shipping & Handling Cost klar ausgewiesen, nur RoHS habe ich nicht erwähnt. Das ist für mich das Problem des Käufers.
Paypal habe ich zugelassen, denn ich würde als Käufer niemals mehr eine Banküberweisung ohne Absicherung ins Ausland vornehmen. Ich bin vor 4 Jahren mal an einen Braunfreund aus Österreich geraten, der mir den versprochenen CC4 niemals geschickt hat....

Gleich nach Angebotserstellung bekam ich ernsthafte Anfragen aus Korea und Hongkong. Nach 6 h war das Gerät verkauft! Gekauft hat es - ohne eine Rückfrage - ein Südkoreaner mit Lieferadresse in Frankfurt.
Die Verpackung war sehr aufwändig (Karton in Karton und unfassbar viel Lufpolsterfolie und Styropor) und hat mich 2 Stunden gekostet. Aber das Ergebnis war fast perfekt und die Ware ist heil angekommen, die positive Bewertung ist da und somit alles gut.

Mein Fazit:
Es klappt, wenn man klar, und deutlich beschreibt, nichts beschönigt und bilingual anbietet. Gute Fotos und das Video, kurz etwas mehr Mühe machen, haben sicher geholfen.
Dass die Versandkosten nicht nur die reinen Frachtkosten sind, sondern auch die Zeit für's Verpacken lang sein kann und die reinen Materialkasten hoch sein können ist eine Binsenweisheit. Ich hatte es etwas unterschätzt und habe etwas drauf gezahlt.
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Arthur
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Re: Braun Produkte nach Fernost verkaufen

#5 Beitrag von Arthur » 12.05.2020, 21:25

Hallo derfila,

danke für Deine Erfahrungen zu diesem Thema. Im Herbst 2019 hatte auch ich wieder ein Angebot eines Südkoreaners, der meinen angebotenen Phase 2 Wecker kaufen wollte. Es gab keine kleinlichen Preisverhandlungen oder ähnliches. Auf meine Antwort-Email, dass ich nur in Europa versende, erhielt ich eine Lieferanschrift einer koreanischen Firma in Eschborn bei Frankfurt. Nach Eingang des Geldes, ging der Wecker bestens verpackt auf die Reise. Alles lief bestens ab, selbst mit positiver Bewertung. Mein persönlicher Eindruck hatte sich erneut bestätigt, dass sich eine größer werdende Designgemeinde in den bereits genannten Ländern entwickelt, die auf der Jagd nach solchen "Schätzen" sind. Wenn man die von Dir und Gereon erwähnten Grundsätze beachtet, müssten solche Lieferungen möglich sein.

Weiterhin gute Geschäfte wünscht Dir
Arthur

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