... pünktlich zum Weihnachtsfest hat sich nach über zehn Jahren Suche völlig überraschend doch noch mein Sammlertraum erfüllt - mit der Musiktruhe Grundig 9010:
Ich wollte doch keine Röhrengeräte mehr haben, und jetzt sind es schon zwei von den Trümmern. Zur Zeit räume ich gerade das Zimmer leer, wo die beiden Truhen später stehen sollen, weil sie hintereinander stehend im Flur nicht gerade einen dekorativen Anblick bieten.
Die 9010 ist aus zwei Gründen etwas besonderes - einmal besitzt das Radio einen Verstärkerteil mit zwei Endröhren EL12/375 und 375 Volt Anodenspannung. Lt. Katalog soll der Verstärker 25 Watt Nennleistung haben, die an sechs Lautsprecher abgegeben werden. So was Fettes hat es meines Wissens in der Röhrenradio-Ära nie wieder gegeben, zumindest nicht in Deutschland.
Die zweite Besonderheit ist der Plattenspieler. Die Firma Elac hat Anfang der Fünfziger Jahre den Tonabnehmer mit dem bewegten Magneten entwickelt. Die ersten Geräte, in denen diese Systeme in nennenswerten Stückzahlen eingebaut wurden, waren aber die Sonderklasse-Varianten von Perpetuum Ebner. Die 9010 hat so einen Sonderklasse-Plattenspieler eingebaut. Der Entzerrer Vorverstärker für das Magnetsystem ist in den Plattenspieler integriert, wer die normalen Rex Plattenwechsler kennt, dem wird auffallen, dass es einige Knöpfe mehr gibt - einen Ein- Aus- Schalter mit Lautstärkeregler, sowie einen Bass- und einen Höhenregler. Leider ist bei meiner Truhe der Tonarm nicht mehr original, Ersatz kommt aber Anfang 2013.
Die 9010 zeigt noch deutlicher als die 9080, dass das Thema HiFi schon deutlich älter ist, als es die HiFi-Chronisten Glauben machen wollen. Die 9010 ist 1952 auf den Markt gekommen, der erste Sonderklasse Plattenspieler von PE 1951. In einem Zeitungsartikel von 1952 über diese Plattenspieler wurde sinngemäß geschrieben, dass die Leute bei Vorführungen glaubten, die Musik käme vom UKW-Radio und nicht von der Platte. Die Vorführer haben dann absichtlich den Plattenspieler mit dem Finger zum Leiern gebracht, um den Zuhörern zu zeigen, dass tatsächlich der Plattenspieler spielte.
Ich bin auf jeden Fall fest entschlossen, beide Geräte wieder voll funktionstüchtig zu bekommen, um mir selber einen Eindruck verschaffen zu können. Das PE Standardlaufwerk der Fünfziger Jahre nimmt schon die Antriebsart vorweg, die später z.B. im PS500 zu finden ist, die Kombination aus Riemen und Reibrad. Dies ist auch der Grund, warum die "Rexe" von PE so viel besser spielen als alles, was sonst so an Plattenspielern in den Fünfzigern in Deutschland rumlief. Ich finde es einfach unheimlich schade, dass PE und auch Elac bei den HiFi-Historikern kaum in Erinnerung geblieben sind, obwohl sie echte Pionierarbeit geleistet haben.
Auch Grundig ist so eine Firma, die eher mit Omas Küchenradio in Verbindung gebracht wird, als mit Pionierleistungen im Audio-Bereich. Hier ist es auch noch interessant, einen Blick auf das Tonbandgerät zu werfen. Die erste Variante dieses Tonbandgerätes kam 1951 auf den Markt, und hatte schon einen Standard, der im Heimbereich von den anderen erst einige Jahre später geschafft wurde. Selbst der Tonband-Papst Studer hatte Anfang der Fünfziger noch nichts adäquates für den Heimbereich zu bieten, schon gar nicht zu dem Preis, das Grundig Tonbandgerät kostete 1952 in der Einbauvariante keine 600 DM.
So, jetzt genug gequatscht über ein Fremdprodukt - ich hoffe, es interessiert den einen oder anderen
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Gruß Frank
"Man will halt immer das, was die anderen haben, bis dann alle das haben, was die anderen haben und dann wollen alle wieder das, was dann keiner mehr hat"