Abschaltung aller analogen Radiosender in der EU bald real?

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SubZeroSynthesis
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Abschaltung aller analogen Radiosender in der EU bald real?

#1 Beitrag von SubZeroSynthesis » 17.04.2011, 23:04

Hab mich neulich mal wieder ein bisschen über ein Thema informiert, dass schon länger im Gespräch ist und mir immer wieder Sorgen bereitet: Die geplante Abschaltung des Analog-Radios, die jetzt wohl auf 2015 angesetzt ist.
Die Gegenargumente gegen diesen "augezwungenen Fortschritt" sind offensichtlich, aber Ich Frage mich ob der gesunde Menschenverstand die Politik aufhalten wird ( das ist ja an sich nicht zu erwarten)

Was denkt Ihr über das Thema ?

Gibt es eine Petition gegen das Vorhaben, oder irgend eine Initiative an der ich mich beteiligen kann ?

Liebe Grüße

Sub

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Norbert
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Abschaltung aller analogen Radiosender in der EU bald real?

#2 Beitrag von Norbert » 18.04.2011, 00:00

Hallo Sub,

UKW sollte schon ein paarmal abgeschaltet werden, zuletzt hieß es bis spätestens 2010. Bis es wirklich soweit ist, muß erst eine 100% digitale Alternative her, die vor allem auch im Auto brauchbar funktioniert. DAB ist ja eine Totgeburt - hat nur einen Haufen Geld verschlungen. DRM ist auch kein richtiger UKW-Ersatz, das Internet ebenso noch nicht. Ein paar AM-Sender (hauptsächlich Mittelwelle) hat man mittlerweile schon stillgelegt - diese werden aber kaum noch gehört und verursachen hohe Betriebskosten.

Wenn Du genaue Infos über die allgemeine Radioszene möchtest, lies mal in den Radioforen mit. Laß Dich dort aber nicht durch den teilweise recht ruppigen Umgangston erschrecken :wink:

Ich meine, daß eine Abschaltung des analogen Hörfunks nicht von heute auf morgen erfolgen kann, dazu sind einfach noch zu viele Empfänger in Betrieb. Das geht nur durch "ausschleichen", sobald ein brauchbarer Ersatz da ist.

Unsere Braun-Schätzchen können wir trotzdem noch rundfunkmäßig verwenden, wenn es irgendwann mal kein UKW mehr geben sollte - mit diesen Minisendern, die eigentlich für die MP3-Wiedergabe im Autoradio entwickelt wurden :D

Gruß, Norbert
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#3 Beitrag von peerteer » 18.04.2011, 08:42

Hallo!

Ich bin da mit dem Fortschritt auch skeptisch. Ich bin da kein Profi, aber:
DRM wird eher eingestellt. Mein DRM-Radio empfängt selten was! Und dann etwas was ich eigentlich nicht hören möchte. Sehr Störanfällig gegen Störstrahlung (PC).

Bei DAB gibts jetzt z.T. schon DAB+. Nun habe ich 4 DAB-Radios, die wunderbar funtionieren. Es ist bei gesprochenen Sendungen so, dass man sich schwer tut wieder analog zu hören. Es ist wirklich super!
Aber es ist ein sehr unangenehmes Gefühl, wenn man nach 3 Jahren einen Teil, der edben jetzt mit DAB+ gesendet wird, nicht hören kann. Das Gefühl kennt man eher von Microsoftprodukten. Dann gab es Gerüchte, dass der BR DAB einstellen will. Und so weiter.

Wenn alle 5 Jahre neue Geräte notwendig werden. Kann es schwierig werden.


Ich freue mich also über den analogen T2. In dem noch viel Platz für ein DAB-Modul wäre.
Hier noch ein Link zu einem nicht ruppigen Forum:
DRM Forum

Viele Grüße
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DSR

#4 Beitrag von Norbert » 18.04.2011, 10:26

Hallöchen,

erinnert sich noch jemand an

Bild

Die auf der Funkausstellung 1989 als "Digitales Radio der Zukunft" angebotenen, ca. 2000 DM teueren Empfänger hatten einen sehr guten Klang auf 16 Kanälen über den Satelliten Kopernikus - ohne Datenreduzierung, mit einer Audio-CD vergleichbar. Ab 1996 purzelten die Gerätepreise plötzlich. Es machten sich Gerüchte über die Abschaltung und das Auslaufen der Verträge zwischen Telekom und Programmanbietern breit. Mitte Januar 1999 war es dann soweit: DSR wurde trotz der Proteste vieler Hörer abgeschaltet. Die Telekom beschloss 1997, daß dringend die vom DSR belegten Sonderkanäle S2 und S3 für die analoge TV-Verbreitung geräumt werden müssen. Für Geräte, die nach 1996 gekauft wurden, gab es von der Telekom eine (kleine) Entschädigung.

Ich besaß so einen DSR-Empfänger, leider vor 1996 gekauft. Es war der teuerste, noch bestens funktionierende "Elektronikschrott", den ich schweren Herzens entsorgen mußte... :(

Gruß, Norbert
Zuletzt geändert von Norbert am 18.04.2011, 10:44, insgesamt 1-mal geändert.
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DAB

#5 Beitrag von werner » 18.04.2011, 10:43

in meinem keller steht auch noch eine Kiste mit meinem DAB-autoradio. sah aus wie ein normales autoradio und hatte einen kleinen LCD-zusatz-monitor. im kofferraum war die grosse elektronikkiste "versteckt".
gabs mal gesponsort vom SWF? leider kommt der kaiserstühler sender nicht bis hier ins tal. wär das was für dich norbert oder bleibst du bei FIP? :wink:
war damit sehr zufrieden. wenn empfang da war, dann glasklar. und alle staumeldungen mit karte und text immer in echtzeit.
grüsse werner

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Re: DAB

#6 Beitrag von Norbert » 18.04.2011, 10:53

werner hat geschrieben:leider kommt der kaiserstühler sender nicht bis hier ins tal. wär das was für dich norbert oder bleibst du bei FIP? :wink:
Hallo Werner,

werden da noch Sendungen ausgestrahlt? FIP ist wahrscheinlich einfacher zu empfangen :)

Gruß, Norbert
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DAB in FR

#7 Beitrag von werner » 18.04.2011, 11:17

hallo norbert,
der überregionale teil ist wohl noch aktiv - auf kanal 12, das regionale _band ist weg.
http://www.senderfotos-bw.de/vogtsburg.html
die daten für den bildschirm gibts schon lange nicht mehr.
in 2 schuhkartons könnte alles knapp reinpassen! :lol:
grüsse werner

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#8 Beitrag von urknall » 18.04.2011, 13:57

Die Abschaltung von Analog Radio ist alle Jahre mal wieder ein Thema. Auch die Argumente pro und contra sorgen dann immer für heisse Kontroversen.

Ich persönlich glaube nicht daran, dass es kommen wird. Wenn man sich schon alleine die Anzahl der Autoradios anschaut, die im Umlauf sind lässt dies vermutlich den Plan der Abschaltung scheitern.

Ausserdem würde man der GEZ dadurch eine wichtige Argumentationsgrundlage für die Gebühreneintreiberei entziehen, alleine deswegen kommt das schon nicht.
Es ist nämlich immer so schön bequem für die zu argumentieren, dass fast überall im Haushalt oder Auto ein Radio verfügbar ist, mit dem theoretisch die Möglichkeit besteht zu empfangen. Was würden die nur tun, wenn dann jeder behaupten würde ich kann aber nur analog empfangen und das wird ja nicht mehr gesendet ;)

*verschwörungsmodus an*
Vielleicht kommt wegen der Abschaltung von analog ja die GEZ Haushaltspauschale ;)
*verschwörungsmodus aus*

Meine Meinung zu dem Thema, immer locker bleiben, ich bezweifele dass es kommen wird und wenn es dennoch kommt, können WIR dagegen sowieso nichts machen.
Grüße Urknall

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#9 Beitrag von hpm66127 » 18.04.2011, 14:40

Ich dachte zuerst wird AKW abgeschaltet und dann erst UKW :wink:

Gruß

Hans-Peter

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#10 Beitrag von urknall » 18.04.2011, 14:46

Wenn man sich mal anschaut, was für Probleme es welt- und europaweit gibt,
haben die Politiker und Entscheider glaube ich weitaus grössere Probleme, die es zu lösen gilt, als die Abschaltung von analogem UKW :)
Grüße Urknall

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#11 Beitrag von Norbert » 18.04.2011, 15:00

urknall hat geschrieben:Wenn man sich mal anschaut, was für Probleme es welt- und europaweit gibt, haben die Politiker und Entscheider glaube ich weitaus grössere Probleme, die es zu lösen gilt, als die Abschaltung von analogem UKW :)
Hallo Urknall,

da hast Du weißgott recht...

Gruß, Norbert
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#12 Beitrag von fnerstheimer » 26.04.2011, 22:57

Die Thema Digitalradio ist ein absolutes Trauerspiel. Gerätehersteller, Programmacher und Zuhörer haben es in Eintracht geschafft, den technischen Standard des offiziellen Rundfunks auf den Stand der frühen sechziger Jahre einzufrieren, die Einführung des Stereorundfunks war die letzte echte Innovation.

Ich betreibe seit etwa zwei Jahren ein Netzwerk aus Mediaserver und mehreren Squeezeboxen von Logitech im Haus. Wenn man sich an so eine Lösung einmal gewöhnt hat, merkt man erstmal, wie vorsintflutlich das ist, was man z.B. im Auto zu ertragen gezwungen ist.

Zum test habe ich mir mal eine Internetradio-Software auf mein Smartphone installiert, es funktioniert ganz ausgezeichnet, auch im fahrenden Auto ohne Aussenantenne. Der ( noch ) limitierende Faktor sind ie Mobilfunk "Flatraten", die nach einem bestimmten Datenvolumen auf GPRS-Geschwindigkeit herunterschalten. Würden sich die Sendeanstalten aber darauf einigen, für mobile Anwendungen einen Stream mit 64kBit/s zu übertragen, wäre auch das kein Problem mehr, und die Klangqualität ist auch bei 64kBit/s besser als ein raschelndes und zischendes UKW-Radio, das ständig die Stereobandbreite variiert und dreimal pro Stunde eine andere Frequenz wählt.

Das Internetradio wird es wahrscheinlich auch sein, das ähnlich wie bei mp3 durch die Hintertür den Markt erobert, weil die Entscheider unfähig sind, einen offiziellen Standard zu etablieren.

Überhaupt stellt sich mir die Frage, wieso immer wieder Geld in proprietäre Lösungen versenkt wird, anstatt alle Ressourcen in das Internet als Universal - Übertragungsmedium zu stecken. Es ist doch absurd, das auf der einen Seite Milliarden in Nettigkeiten wie DVB-T und die ganzen Digitalradiospielereien investiert wird, und man auf der einen Seite 4km von einem Ballungsraum entfernt keine vernünftige Internetanbindung mehr hat, weil der Ausbau nicht finanzierbar ist. Würde sich endlich mal auf breiter Ebene herumsprechen, dass man über das Internet auch Radio und Fernsehen übertragen kann, gäbe es vielleicht endlich den nötigen Kick, der schon längst überfällig ist.

Am Konsumenten verstehe ich eine Sache nicht - als in den frühen Fünfzigern UKW als "Welle der Freude" eingeführt wurde, meckerte kaum jemand, und fast alle nahmen die hohe Klangqualität dankbar an - obwohl mit der Einführung von UKW auch ganze Gerätegenerationen von heute auf morgen zu altem Eisen wurden.

Als vor ein paar Jahren DVB-T eingeführt wurde, sagte niemand dankeschön dafür, dass man mit einem kleinen billigen Kästchen statt drei verrauschter Programme fast das gesamte analoge Kabelangebot empfangen konnte, und dass der Elektrosmog reduziert wurde, weil statt drei Riesensendern nur noch ein leistungsschwächerer Sender erforderlich war. Die Sozialverbände fragten, wie denn ein Arbeitsloser die 50 Euro für so einen Receiver aufbringen soll, und forderten einen Sozialausgleich. Die Esotheriker beschwörten den Elektrosmog, obwohl er durch DVB-T faktisch geringer geworden ist. Alle meckerten herum und trauerten um die drei Programme, selbst wenn sie schon jahrelang kein terrestrisches Fernsehen mehr gesehen hatten, jetzt, wo man es ihnen wegnehmen wollte, war es auf einmal eine ganz große Tragödie.

Beim digitalen Radio habe ich oft das Gefühl, der Normalnutzer freut sich regelrecht, wenn mal wieder ein Digitalradioexperiment schief gegangen ist. Die großen Radiosender haben sich aber alle mittlerweile auf das Internetradio eingeschossen, die Hersteller von KFZ-Audiosystemen basteln schon länger an stabilen Internetverbindungen fürs Auto, ich denke, das UKW-Radio wird nicht offiziell abgeschaltet, sondern erledigt sich wie der AM-Rundfunk über einen längeren Zeitraum von allein. Zuhause habe ich bestimmt schon mehr als ein Jahr kein konventionelles Radio mehr eingeschaltet gehabt.

Gruß Frank

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#13 Beitrag von Norbert » 27.04.2011, 00:34

fnerstheimer hat geschrieben: Zuhause habe ich bestimmt schon mehr als ein Jahr kein konventionelles Radio mehr eingeschaltet gehabt.
Hallo Frank,

grast man heute mal die UKW-Skala ab, ist meiner Meinung nach nicht mehr viel hörenswert. Die Popsender sind zum durchformatierten "Dudelfunk" geworden, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich. Dazu die Vergewaltigung des Sounds durch das teilweise extreme Processing. Mit HiFi-Qualität hat das nicht mehr viel zu tun. Allein die Kulturwellen halten sich in dieser Richtung noch zurück.

Aber auch bei den Internetradios wäre qualitativ wesentlich mehr drin. 128 kbps Stereo sind einfach zu wenig, um nahezu CD-Qualität zu übertragen. Die meisten streamen ja im MP3- oder WMA-Format. Am besten wäre, verlustfreie Codecs zu verwenden. Wenn schon digital, dann sollte man die ganze mögliche Bandbreite dieser Technik auch nutzen, nicht "kastriert".

UKW entstand nach dem Zweiten Weltkrieg ja quasi aus einer Notlösung heraus. Deutschland wurde bei der Vergabe der Mittelwellenfrequenzen im Kopenhagener Wellenplan extrem benachteiligt. Die ersten UKW-Sender hatten Senderöhren aus den USA. Für Radioempfänger mit nur AM-Empfang gab es UKW-Vorsatzgeräte zu kaufen.

Gruß, Norbert
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#14 Beitrag von fnerstheimer » 27.04.2011, 01:07

Das ist prinzipiell richtig, nur sollte man den Faktor Alltagstauglichkeit nicht außer Acht lassen.

Je höher die avisierte Bitrate ist, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das System auf breiter Ebene durchsetzen wird. Die heute verfügbaren Handyflatraten schalten nach Verbrauch eines bestimmten Datenvolumens auf 128kBit/s Maximalrate herunter. Mit etwas Sicherheitsreserve könnte man schon heute 64kBit/s realisieren, was z.B. für das Autoradio völlig ausreichend wäre. Mit 128kBit/s müsste man warten, bis vielleicht irgendwann mal eine bessere Infrastruktur kommt. In ländlichen Gegenden gibt es oft nur das Mobilfunknetz oder ISDN, auch hier könnte man sofort anfangen, wenn man 64kBit/s benutzen würde.

Bedenkt man, dass Datenformat und Übertragungsrate ohne technische Umbauten jederzeit geändert werden können, dann stellt sich umso mehr die Frage, wieso man nicht endlich anfängt, das Internetradio als Nachfolger von Analog FM zu pushen. HiFi für die Anspruchsvollen, Standard für das Büro oder die Küche, niedriges Datenvolumen für unterwegs, das alles könnte man mit einem System erschlagen.

Gruß Frank

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Petition zum Erhalt der analogen Hörfunkübertragung

#15 Beitrag von Norbert » 11.05.2011, 20:35

Hallöchen,

nun gibt es beim Deutschen Bundestag eine offizielle Petition zum Erhalt der analogen Hörfunkübertragung.

Gruß, Norbert
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#16 Beitrag von fnerstheimer » 16.05.2011, 11:16

letztlich wird der analoge UKW-Rundfunk langsam sterben, und nicht offiziell abgeschaltet werden, dafür ist keine Petition nötig.

Das Argument des Katastrophenschutzes gilt für AM, aber nicht für FM. Mittelwellen- und Langwellensender mit AM kann man mit einfachsten Mitteln aufbauen und betreiben, die Teile zum Bau eines Empfängers finden sich überall im Elektroschrott. FM analog ist aber aufgrund seiner geringen Reichweite und des relativ hohen technischen Aufwandes im Katastrophenfall genauso gefährdet wie Digitalradio. Abgesehend davon gibt es bereits eine klanglich abgespeckte Digitalradiolösung auf AM-Basis, die mal für Afrika entwickelt wurde - die funktioniert auch unter extrem schlechten Bedingungen einwandfrei.

Ich finde es ehrlich gruselig, wie aktiv heutzutage Fortschrittsverhinderung betrieben wird. Das Leben läuft nunmal immer weiter, und irgendwann ohne uns, egal, wie sehr wir uns bis dahin absichern und verrammeln.

Gruß Frank

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#17 Beitrag von reimerdichter » 03.07.2011, 15:47

Hallo Ihr Lieben,

um hier ein älteres Thema wieder etwas zu aktuellisieren,
zum Thema gibt es in der aktuellen Wochenendausgabe der SZ unter Medien eine ganze Seite dazu. Sollte jemand Interesse daran haben bitte ich um eine Mail.
Einen kommentierenden Artikel dazu gibt es auch online:
http://www.sueddeutsche.de/medien/digit ... -1.1115111
Ich denke, daß der Artikel ziemlich auf den Punkt kommt: Investition in eine Technik, die in den 80ern entwickelt, damals sehr innovativ war und heute von Mobilfunk und Internet schon meilenweit überholt ist. Ich weiß nicht, ob man deshalb bei Kritik an DAB mit dem Totschlagargument Technikfeindlichkeit nicht etwas zu kurz greift. Außerdem wird in einem Artikel auf dieser Medienseite die Behauptung aufgestellt, daß auf jeden Bundesbürger durchschnittlich fast 4 Radiogeräte kommen würden. Das wären dann 324 Millionen Geräte die nur in Deutschland auf den Schrott müßten. Dem stünden aktuell 500.000 DAB-Geräte gegenüber (weiß jemand, ob diese Zahlen reell sind?).
Ich freu mich jetzt nicht, daß ein Experiment schiefgegangen ist, fände es aber schrecklich, alte Geräte grundlos einfach wegschmeißen zu müssen. Vor allem weil die UKW Technik einwandfrei funktioniert, für den Dudelfunk völlig ausreichend ist, die Qualität durch Datenreduzierung bei DAB wahrscheinlich auch nicht besser werden wird (na gut, als nicht Techniker weiß ich das nicht mit Gewissheit, als alter Pessimist nehme ich es einfach mal schwer an), und einem die UKW Geräte nachgeschmissen werden, weil es genug davon gibt. Ich fürchte nur, daß es genauso ablaufen wird wie bei der Rechtschreibreform: Keiner wills, keiner brauchts aber es wird durchgedrückt weil es keine schlagkräftige Gegenlobby gibt, Politiker ihr Gesicht nicht verlieren wollen und insgesamt schon zuviel Geld reingesteckt und damit Tatsachen geschaffen wurden.

Netter Sonntag noch,

herzlichst

reimer
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#18 Beitrag von peerteer » 03.07.2011, 16:10

Was nie erwähnt wird:

Ab August kann ich quasi 6 Radiogeräte wegwerfen!
Diese sind an unseren BrAun-Geräten gemessen noch im Säuglingsalter.

Aber der Wechsel von DAB auf DAB+ lässt sie rasch veralten.

Wer glaubt, dass ich nochmals 6 DAB+-Geräte kaufe? Für wie lang? Wieder 5-10 Jahre?

Sehr frustrierend.

Grüße
PeerTeer
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#19 Beitrag von fnerstheimer » 04.07.2011, 16:23

Politik, Industrie und Konsumenten haben bis heute nicht begriffen, dass die Konzepte aus der "Eine Kiste eine Funktion"-Ära nicht mehr funktionieren.

Die Idee, heute einen Standard festzuschreiben, der wieder für Jahrzehnte gültig ist, funktioniert nicht mehr, weil die Technologiezyklen zu kurz sind, um einen starren Standard etablieren zu können.

Die Technologie des Internet vermeidet den Fehler, alle Aspekte von der Übertragungsart bis zum Datenformat in einen Standard zu stopfen. Die Internet-Technologie baut vielmehr auf einem Schichtenmodell auf. In diesem ist der Block "Übertragung" in einzelne standardisierte Schichten aufgeteilt, und jede Schicht kann für sich genommen variiert werden. Solch ein Modell berücksichtigt die Veränderung zur Lebenszeit des Produktes. Die Anpassung z.B. an neue Datenformate oder eine neue Art der Funkübertragung erfolgt durch Software-Updates oder den Tausch kleiner Module. Auch wenn man sich beim Radio nicht vom öffentlichen Web abhängig machen will - der Ansatz funktioniert auch in einem eigenen Netz.

Bei den Kunden könnte man sich das Vertrauen zurückerobern, wenn man z.B. sagen würde: "OK, die Standards ändern sich alle Nase lang, aber Du brauchst Dir deshalb nicht jedes Mal ein neues Gerät zu kaufen, weil Die Gerät die Änderungen mitmacht".

Aber wahrscheinlich ist das nur ein schöner Traum, und so wird das Webradio am Ende den Siegeszug vom mp3 wiederholen, der auch nur möglich war, weil die Industrie sich nicht auf einen digitalen Standard als Ersatz für die Compact Cassette einigen konnte. Webradio-Lösungen für zuhause gibt es schon gut und reichlich, die Sendeanstalten schießen sich darauf ein, und auch im mobilen Bereich tut sich langsam was - Mercedes denkt z.B. ernsthaft darüber nach, die nächste Generation der Navigationsgeräte mit einem permanenten Internetzugang zu versehen.

Aber vielleicht ist das ja für viele auch eine langweilige Vorstellung - ein Kistenstapel, der nicht mehr höher wird.

Gruß Frank

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#20 Beitrag von peerteer » 04.07.2011, 20:38

Hallo!

OJOT - One job one tool!
Gerne mit vielen Schnittstellen! Ist aber eher Philosophisch.
-------------
Ein normales UKW-Radio braucht evtl. 1s bis der Ton kommt. Wenn überhaupt!

Ein DAB-Radio bisher sicher 2 Sekunden und im Vergleich zum UKW lagt es. Geht unsere Welt dann 2 Sekunden nach?

Meine Internetradios brauchen im Schnitt 10s bis etwas kommt und sind bei weitem Störanfälliger im WLAN.

Ich will nicht sagen, dass ich mit der Morgentoilette fertig bin bis das Internetradio los dudelt. Aber es fühlt sich schon so an.

Internet ist auch nicht kostenlos. Es kostet zumindest die Flat! Das stört auch nur wenige aber es sind laufende Kosten. Geht ein Internetradio eigentlich bei Tempo 130 km/h? Bin nicht sicher.

Viele Grüße
PeerTeer

(6 Geräte! Die Familie - radioverrückt - war (!) begeistert! Seitdem ist meine Braunsammelei wieder rehabilitiert. Die laufen noch!)
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#21 Beitrag von werner » 04.07.2011, 20:49

hatte bis 2002 ein DAB-Vorseriengerät von Blaupunkt im alten auto.
riesige prozessorkiste hinten drin. war begeistert.
mit mini-bildschirm für verkehrsmeldungen. leider stockte der senderausbau.
und die autoindustrie und ihre autoradiozulieferer haben die neue technik auch nie durch gute geräteangebote beim neuwagenkauf gefördert.
werner

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