BRAUN L710

Die aktiven und passiven HiFi-Lautsprecherboxen
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Georgio
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BRAUN L710

#1 Beitrag von Georgio » 26.05.2010, 01:41

Interessanter Artikel für alle L710 Fans. :cry:

http://www.hifimuseum.de/verklaerte-wahrheit.html

Mit freundlichen BRAUN-Grüßen

Georgio
FAIR geht vor!

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Norbert
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#2 Beitrag von Norbert » 26.05.2010, 02:28

Hallöchen,

okay, meine beiden Kisten fliegen gleich morgen früh auf den Wertstoffhof :wink: Ein Freund meinerseits ersteigerte sich ein Pärchen L 710, weil ihm der Sound von meinen so gut gefiel. Als er sie bekam: Große Enttäuschung - ein ganz anderer, mumpfiger und enger Klang. Beide Hoch- und Mitteltöner waren hinüber und wurden bei Rainer überholt. Auf die Weichen kamen neue Elkos. Danach war der Klang hervorragend.

Von Bassschwäche kann ich absolut nicht reden, der Bassregler meines regie 510 steht immer ca. 3 dB im Minusbereich, ebenfalls nicht von mangelnder Räumlichkeit (im Gegenteil) oder hölzernem Klang. Mit gutem Musikmaterial machen sie für mich heute noch eine gute Figur. Wie wir alle wissen, ist Klangempfinden sehr subjektiv. Der Verfasser hat sich IMHO überholungsbedürftige Kandidaten an Land gezogen, bei diesem Alter kann das durchaus passieren. Diese können selbstverständlich mit Lautsprechern von 2010 nicht mithalten.

Hier fällt ihm auf, daß Basschassis hinüber sind und er faselt noch was von nicht ausreichender Kabeldicke :roll: Im gleichen Atemzug schwärmt er von "beeindruckenden" MP3-Klangbeispielen mit einer Bitrate von 128 kbps...

Gruß, Norbert
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#3 Beitrag von v/d/b » 26.05.2010, 07:36

Hallo zusammen,
der Autor schreibt:
"Ob weiß, ob braun, ob schwarz angemalt, diese Boxen sind 40 Jahre alt und es ist der historische Sound von früher."
Genau aus diesem Grund habe ich mir seinerzeit die L810 zugelegt.
Es ist ja sicher auch eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber mir ist aufgefallen, dass mich der zunächst beeindruckende (analytische?) Klang heutiger Lautsprecher aus dem gehobenen Preissegment auf Dauer nervt.

Viele Grüße
Thomas

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#4 Beitrag von Norbert » 26.05.2010, 20:02

p1i hat geschrieben:Es ist ja sicher auch eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber mir ist aufgefallen, dass mich der zunächst beeindruckende (analytische?) Klang heutiger Lautsprecher aus dem gehobenen Preissegment auf Dauer nervt.
Hallo Thomas,

richtig, HiFi-Lautsprecher sollten auch für mich keine "Effektgeräte" darstellen mit z.B. überzogenem Bassgewitter. Das mag anfangs mal recht eindrucksvoll klingen, aber zum Dauerhören ist das für mich stressig. Wobei sich mit den L 710 eine Kesselpauke keineswegs wie ein laues Lüftchen anhört, wenn die Aufnahme gut abgemischt ist. Dazu braucht es nicht mal hohe Schalldruckpegel, solche kann ich hier in meiner hellhörigen Nachkriegs-Mietbude sowieso nur sehr selten fahren.

Braun hatte doch mal den Slogan: "Ein Lautsprecher soll die Musik so glasklar transparent hindurchlassen, als sei er gar nicht vorhanden. Er ist dann perfekt, wenn man ihn nicht hört" oder so ähnlich.

Gruß, Norbert
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#5 Beitrag von hififan » 26.05.2010, 23:10

Aus meiner Sicht kann ich diese völlig abgedrehte Favorisierung alter Braun Lautsprecher nicht nachvollziehen.

Man könnte ja fast meinen in den letzen 40 Jahren sei die Technik stehengeblieben. Die L710 sehen gegen heutige Mittelklasselautsprecher (Magnat Monitor, Heco Victa etc...) einfach kein Land mehr.

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#6 Beitrag von Norbert » 26.05.2010, 23:34

hififan hat geschrieben:Man könnte ja fast meinen in den letzen 40 Jahren sei die Technik stehengeblieben. Die L710 sehen gegen heutige Mittelklasselautsprecher (Magnat Monitor, Heco Victa etc...) einfach kein Land mehr.
Hallo hififan,

das meinst Du. In punkto Lautsprecherbau hat sich IMHO in dieser Zeit nicht so viel getan wie Du denkst, ich machte da so meine Hörerfahrungen. Schlußendlich zählt wie schon erwähnt der eigene Hörgeschmack. Und ich stehe eben auf den Sound der alten Teile, ich kann da ja auch nix für :wink: Warum soll ich mir unbedingt was neues ins Zimmer stellen, wenn ich nicht davon überzeugt bin - nur, damit ich up to date bin? Dann müßte ich die ganze Anlage in die Tonne treten.

Gruß, Norbert
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#7 Beitrag von v/d/b » 26.05.2010, 23:37

hififan hat geschrieben:Aus meiner Sicht kann ich diese völlig abgedrehte Favorisierung alter Braun Lautsprecher nicht nachvollziehen.

Man könnte ja fast meinen in den letzen 40 Jahren sei die Technik stehengeblieben. Die L710 sehen gegen heutige Mittelklasselautsprecher (Magnat Monitor, Heco Victa etc...) einfach kein Land mehr.
Von abgedrehter Favorisierung konnte ich hier bisher nichts lesen. Ich habe lediglich meine persönlichen Höreindrücke, bzw. meinen Hörgeschmack beschrieben.

Sicher gab es in den letzten Jahrzehnten, gerade was die verwendeten Materialien angeht eine gewisse Entwicklung. Aber die zu Grunde liegende Physik hat sich eben nicht geändert.

Viele Grüße
Thomas

Edit: Norbert war schneller :wink:

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Rainer Hebermehl
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#8 Beitrag von Rainer Hebermehl » 27.05.2010, 10:30

Hallo Freunde,

beruhigt Euch. Wie ich Norbert gestern schon schrieb, wurden hier Äpfel mit Birnen verglichen. ( Weitere Ungereimtheiten sind in diesem " Bericht" enthalten)
Bei den JBL Boxen, mit denen unsere L710, L715 verglichen werden, handelt es sich zum Ersten um Baßreflexboxen während unsere geschlossen und Akustisch gedämpft sind. Weiter, und das stellt Herr Dipl.Ing Redlich ganz richtig fest, sind seine Vergleichs JBLs 20 Jahre jünger. Leider stellt er nicht die technischen Daten unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Chassisaufbaus gegenüber. Die Braun Tieftöner sind extrem weich aufgehängt ( Wirkungsgrad, Einschwingverhalten) Die JBL Tieftöner dagegen hart für kräftige, harte Impulse, das Digitalzeitalter läßt grüßen. Außerdem spielen die JBL Boxen in ganz anderern Preisklassen. Die zum Vergleich angeführte Li 1000, eine 2-Wegebox ! kostete in den 90gern immerhin 4.000.- DM das Paar.

Es wird in den Foren und an anderen Stellen immer wieder effekthascheriche Berichte geben, deren spektakulären Aufmachung einer fundierten Überprüfung nicht standhalten. Wie zum Beispiel, daß wir Heco-Chassis verbaut hätten.

Also nicht verunsichern lassen

Rainer Hebermehl

Anbei BIlder der JBL Li1000 und L90


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#9 Beitrag von simon » 28.05.2010, 16:17

Guten Nachmittag,

die bei hifimuseum.de veröffentlichte "Rezension" der Braun L710 ist schon ziemlich ärgerlich, weil leider im Stil heutiger Hifi-Publikationen sehr un-ingenieursmäßig herangegangen wurde und gleichzeitig (das ärgert mich besonders, obwohl ich nicht betroffen bin), ohne jeden Beleg ehrrührige Behauptungen gegenüber damaligen Hifi-Redakteuren und -Technikern in den Raum gestellt werden.

Ich zitiere aus hifimuseum.de, 27. Mai 2010:
Die L710 kam etwa 1969 oder 1970 zur Funkausstellung raus und räumte sogleich einige Rezensionen ab. Wie weit dabei von "interessierter Seite" nachgeholfen wurde, ist nicht mehr zu ergründen. Aber zu der Zeit war es Gang und Gäbe, daß man solche Rezensionen "kaufen" konnte. Übrigens war einer der Braun Oberen im Vorstand des DHFI, so so. Ist natürlich alles gar nicht wahr, werden die damals Beteiligten sagen, doch bei der Recherche über 40 Jahre Edel-Hifi ist es ganz augenscheinlich, wer damals sehr oft bevorzugt wurde. Völlig zufällig wurden diese Arten der mehrseiten Rezensionen von weiteren ganzseitigen Farbanzeigen "begleitet" bzw. "untermauert", die in den anderen Ausgaben dieses oder jenes Magazines davor oder danach fehlten. Man nannte das auch Marketing. Bei Braun waren es natürlich edle Dieter Rams schwarz weiß Anzeigen.

Das sind unbelegte und überwiegend (und auf Wunsch gerne nachweislich) unwahre Unterstellungen. Braun-Produkte, auch Lautsprecher aus der 7xx-Serie, sind in der zeitgenössischen Hifi-Presse trotz geschalteter Anzeigen keineswegs immer gut weggekommen. Mich ärgert :evil: , wenn Herr Dipl.-Ing. R. vorsätzlich-spekulativ ("ist nicht mehr zu ergründen") die solide dokumentierte Arbeit von Leuten, die sich nach 40 Jahren wohlmöglich nicht mehr wehren können oder wollen, schlecht macht. Bitte harte Fakten oder ein wenig Zurückhaltung, Kollege R.!

Zur Technik:
Ich besitze selbst zwei L710 (Serien-Nr. 012672 und 012668).

20 Hz (Sinusgenerator) sind nachweislich hörbar und sichtbar (Membranauslenkung).
Also keineswegs, wie R. [ich selbst heiße auch nicht wirklich "Simon", daher nenne ich auch "R." fairerweise hier nicht beim vollen Namen] schreibt:
"haben die Braun Boxen im Vergleich so gut wie keinen Bass." Und weiter R.:
"Der schwache Bass (obwohl Bassregler volle Pulle am Anschlag) fiel gar nicht so sehr auf. Er ist einfach nicht da. Vor 40 Jahren fiel das nie auf, da gab es solchen Bass nicht."

Also, vor etwas :wink: über 40 Jahren gab es bereits Orgelmusik; die Orgel ist eines der wenigen Instrumente, die die Untergrenze des menschlichen Hörbereiches ausreizen kann. Aber möglicherweise liegt R.'s Problem auch hier:
"Und ob ein Basschassis bereits knistert und kratzt (wie bei mir)[...]"

Vielleicht sollte man als Ingenieur Lautsprecher nicht mit: "Ich habe 30 Jahre alte Juliane Werding Platten digitalisiert und da gibt es mehrere Lieder mit einem absolut fundamentalen Bass" :wall: testen, sondern wenigstens einigermaßen fundiert. Da kann man sich angesichts des heutigen Hifi-Gelabers von der damaligen Hifi-Stereophonie (D), Suono (I) und sehr vielen ungenannten aus den 70er Jahren noch viele Scheiben abschneiden.

Schönes Wochenende! Simon

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Rainer Hebermehl
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#10 Beitrag von Rainer Hebermehl » 28.05.2010, 16:57

Interessant für den Laien ist die fotografische Dokumentation des soligen Aufbaus der Braunschen Tieftöner, auch wenn von Herrn Dipl. Ing. Redlich versucht wird, das Gegenteil zu suggerieren.

Deutlich sind die Öffnungen im Schwingspulenträger zu sehen. Damals eine konstruktive Novität, die innenbelüftete Schwingspule. Noch heute werden die meisten Tieftöner ohne eine Spulenbelüftung hergestellt ! Wir haben schon damals unsere Schwingspulen in solch guter Qualität hergestellt, daß der Spulenkleber bei ca 180 Grad Celsius eingebrannt werden konnte. ! Dies ist die Temperatur, bei der die auch heute noch mit " Backlack" gewickelten Schwingspulen auch namhafter Lautsprecherhersteller, sich mit Qualm und Geruch verabschieden .

Aber um das Geheimnis des " zeitweiligen Kratzens ", augenscheinlich sein Problem, zu lösen, sei gesagt, daß lediglich eine der Anschlußlötösen gebrochen sein wird und deren Teile auf der Anschlußlitze hin und her wandern. Dies führt zu den von Herrn Redlich geschilderten Störungen. Weshalb der Tieftöner dann geöffnet wurde und ein Fremdkörper im Schwingsystem gesucht wurde ist für mich nicht nachvollziehbar.

Rainer Hebermehl
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#11 Beitrag von simon » 28.05.2010, 18:25

Ciao Norbert, vielleicht sollte dieser Thread zu den Lautsprechern verschoben werden?

Ich habe übrigens Herrn Dipl.-Ing. R. auf diesen Thread aufmerksam gemacht; vielleicht äußert er sich?

Schönes Wochenende, Simon

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Norbert
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#12 Beitrag von Norbert » 28.05.2010, 19:55

Hallo Simon.
simon hat geschrieben:Ciao Norbert, vielleicht sollte dieser Thread zu den Lautsprechern verschoben werden?
Aber sicher doch - schon geschehen.
Ich habe übrigens Herrn Dipl.-Ing. R. auf diesen Thread aufmerksam gemacht; vielleicht äußert er sich?
Ich hatte auch schon diesbezüglich privaten Mailkontakt mit Herrn Dipl.-Ing. Redlich, schrieb ihm ganz offen, daß ich seinen Artikel sehr polemisch und abwertend finde.

Herr R. hält daran fest, daß Braun die Chassis bei Heco fertigen lies. Warten wir's ab, vielleicht nimmt er hier Stellung dazu - das fände ich interessant.

Gruß, Norbert
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hififan

#13 Beitrag von hififan » 28.05.2010, 20:25

Sollten das wirklich die Tieftöner von Heco sein, so wäre dies schon ein richtiger Wucher. Wer weiß woher die anderen Chassis stammen? Vielleicht von Canton :lol:

Moment mal Canton gibt es doch erst seit 1972, hat sich aber sehr schnell zum deutschen Marktführer im Hifibereich avanciert. Nicht zu unrecht wie ich finde.

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Vielen dank für die Nachricht und die Bitte, mich zu äußern

#14 Beitrag von dernachtwerker » 28.05.2010, 21:02

simon hat geschrieben:Ich habe übrigens Herrn Dipl.-Ing. R. auf diesen Thread aufmerksam gemacht; vielleicht äußert er sich?
Hallo und Guten Abend,
mein Pseudonym ist seit über 10 Jahren "dernachtwerker". Hier also auch.

Zum Thema "Verklärte Wahrheit der Einnnerung" auf www.hifimuseum.de :
Dieser Artikel ist quasi ein dokumentierter Selbsttest fast wie bei einem Mediziner, der mal an sich selbst ausprobiert, was er da alles so treibt.

Bei meinen vielen Zeitzeugen Befragungen für Fernsehmuseum.info und auch für Tonbandmuseum.info habe ich mehrere zig hundert Stunden an Gesprächen aufgenommen und damit zu Relativieren gelernt, was ich da so alles gehört habe. Und immer wieder bin ich über die "verklärte Wahrheit der Erinnerung" gestolpert, auch bei Professoren, die nachweislich tüchtige und begabte Koryphähen auf ihrem (Fernseh-)Gebiet waren.

Und jetzt habe ich es mir gegönnt, das mal an mir selbst auszuprobieren. Auch habe ich inzwischen engen Kontakt zu dem überaus freundlichen und kompetenten Herrn Dipl. Ing. Hasselbach, dem ehemaligen Chef aller Braun Hifi-Entwickler. Und über den Förderkereis bei Braun auch zu Herrn Kaupp und anderen Ex-Mitarbeitern und weiteren Kennern der Branche. Also so unbedarft wie ein Bäcker oder Metzger oder Lehrer gehe ich da schon nicht ran, es muß schon fundiert sein.

Weiterhin habe ich seit 1974 während des Studiums bereits mehrer größere Diskotheken gebaut und kenne mich mit der Konstruktion von vielen großen und teuren Bass-Chassis recht gut aus. Auch ist mir die Entwicklung der Hifi-Qualität seit 1969 an geläufig, denn wenn alle die Geräte und Boxen noch da wären, die ich jemals gehabt hatte, wären damit zwei Hifi-Studios ala Raumtonkunst/Ffm locker zu füllen. Sehr zum Leidwesen meiner Frau ist immer noch massig Hifi übrig geblieben.

Jetzt zum Internet bzw. zu den Webs: Was mich an den diversen Foren so maßlos betrübt, da bleibt selbst der größte Mist auf ewig stehen und manche anderen Teilnehmer berufen sich immer wieder darauf, als wenn das damit alles "wahr" wäre. Wenn Sie in dem Forum der AAA mal schnuppern, wird es Einem grauselig. -- Auf einer Webseite kann der Autor das alles korrigieren oder direkt kommentieren, insbesondere auf der eigenen Seite.

In einem Mal direkt vor oder nach Norberts E-Mail Kommentar, den ich übrigens im vollen Wortlauf auf der Webseite anonym eingebracht habe, schreibt ein anderer Kommentator etwas sehr Treffendes:

"Gerade, wenn man bedenkt, was für ein Nimbus um die alten Braun Boxen aufgebaut wird, und was diese Geräte seinerzeit gekostet haben, ist die Performance absolut enttäuschend, selbst wenn man den "Rentnerbonus" mit einrechnet."

"Rentnerbonus" - der Begriff hatte mir noch gefehlt. Also stellen Sie Ihre eigenen Empfindungen mal vesuchsweise neutral auf den Prüfstand für Mythen und Glorie. Mit etwas Abstand kommen Sie vielleicht auf ganz einfache Erkenntnisse.

Vielleicht ein Blick noch hierhin: http://www.hifimuseum.de/braun-kommentare.html

Bezüglich der Kommentare von Herrn Hebermehl: Ich hatte dort vor etwas über einer Woche angerufen und um ein Interview sowie die Überprüfung von zwei L710 Basschassis ersucht. Er wurde mir von den Frankfurt/Kronberger Braunliebhabern als der Experte für Braun Lautsprecher genannt, auch wenn er im absoluten Klinch mit Braun geschieden war. Das hat leider nicht mehr geklappt bzw. wurde abschlägig beschieden.

Noch ein Kommentar zu der sogenannten Taunus (Lautsprecher-) Mafia. Die Entwickler der ganzen Lautsprecher Serien von Braun, Canton, Acron und Heco (habe ich noch welche vergessen), egal welche Reihenfolge, wanderten von Firma zu Firma, die ja alle im Umkreis weniger Kilometer angesiedelt waren. Und manche Canton Box ist ein fast originalgetreues Abbild der Braun Boxen. Und die Chassi kamen alle aus einer "Schmiede". Und die wenige Lautsprecher-Entwickler kannten sich auch alle. Es gibt da keine Geheimnisse mehr, nur Mythen und Legenden und Idole.

Das also als Einstieg zu meiner Tätigkeit aus Redakteur dieser Musuemsseiten.
einen schönen Abend noch und bis zum 12.6. in Kronberg - die Börse - ich versuche zu kommen

Gert Redlich / Wiesbaden
Zuletzt geändert von dernachtwerker am 28.05.2010, 23:26, insgesamt 2-mal geändert.

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#15 Beitrag von hififan » 28.05.2010, 21:57

Auch ich hatte schon des öfteren den Verdacht, dass Braun zur damaligen Zeit ähnliche Marketingkonzepte wie Bose oder Bang-Olufsen aufgefahren hat. Abgesehen von der "Taunus-Mafia" haben andere Hersteller insbesondere Canton schon damals für einen geringeren Preis deutlich bessere Lautsprecher hergestellt. Bei Braun lag der Schwerpunkt meines Erachtens nach auf dem Design bzw. dem Vermaktungskonzept. Ein Konzept das aufgrund des eingeschränkten Käuferkreises nicht aufgehen konnte. Heco und Canton haben bis heute überlebt. Zum einen dank ihres unschlagbaren Preisleistungsverhältnisses.

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Thema Braun und Lautsprecher Chassis

#16 Beitrag von dernachtwerker » 28.05.2010, 23:44

Habe eben mit Herrn Hasselbach nochmal darüber gesprochen. Also es war ein Mißveständnis, daß Heco "alle" Braun Chassis gebaut hatte. Braun hatte nach der L80 mit Leak Tieftöner und Kelly Ribben Hochtöner und Heco Mitteltöner den Kontakt von Herrn Seikritt zu dem damaligen Hennel Junior benutzt, um dort die bei Braun entwickelten Chassis bauen zu lassen. Als "mann" bei Braun heraus bekam, daß Heco damit zu schlau gemacht wurde, wurde die Produktion der Chassis im alten Werk 2 in Ffm in der Rüsselsheimerstraße aufgebaut.

So sollte es jetzt korrekt stimmen.
Gert Redlich
Zuletzt geändert von dernachtwerker am 29.05.2010, 00:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Thema HECO

#17 Beitrag von dernachtwerker » 28.05.2010, 23:53

Heco hat mitnichten überlebt. Konkurs um 2000 herum. Verkauf des Namens an die Magnat Gruppe. Canton soll angeblich zu 50% an Sony übertragen worden sein.

Übrigens: Von 59 bis 64 wurden bei Braun sogar Isophon Chassis verbaut. Doch Isophon konnte oder wollte die Braun "Spezifikationen" nicht realisieren.

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#18 Beitrag von v/d/b » 29.05.2010, 01:05

Hallo Herr Redlich,
vielen Dank für die Berichtigung.
So oder so ähnlich hatte ich das auch aus Gesprächen mit meinem Vater in Erinnerung, habe mich hier aber bislang zurückgehalten, weil ich mir nicht mehr ganz sicher war.

Viele Grüße
Thomas

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L 710

#19 Beitrag von Norbert » 29.05.2010, 02:15

Hallo Herr Redlich,

herzlich willkommen in unserem Forum :D

Mal völlig abgesehen von der ganzen Geschichte:

Bei der L 710 war es bei mir quasi wie "Liebe auf den ersten Blick". Ich kenne diese Lautsprecher nicht aus ihrer Frühzeit (damals war ich erst 10 Jahre alt), sondern erst seit ca. 3 Jahren - eine "verklärte Wahrheit" ist hier nicht vorhanden. In meinem recht kleinen Abhörraum fügt sie sich sehr gut ein. Davor benutzte ich ein Pärchen Dual CL 730, welche die Raummoden bei ca. 40 Hz sehr anregten, der Bass war zu aufgedickt und nervte auf Dauer.

Mein subjektiver Klangeindruck der Boxen (wie auch schon in unserer "Produktegalerie" beschrieben):

Sehr gute Raumabbildung ("akustische Bühne"), - saftiges, brillantes und druckvolles Klangbild in Kombination mit den Steuergeräten CEV 510/520. Stimmen und akustische Instrumente werden natürlich wiedergegeben. Für Liebhaber klassischer Musik, Jazz und Rock/Pop gleichermaßen geeignet. Kräftige, trockene Basswiedergabe - ohne aber basslastig zu wirken. Diese Box macht auch bei Zimmerlautstärke Spaß und hat einen guten Wirkungsgrad. Beim Betrieb als Standbox Füße benutzen.

Jeder hat eben seine persönlichen Klangvorlieben, gerade bei HiFi-Lautsprechern. Da gibt es keinen speziellen Maßstab, nur das eigene Gehör zählt.

Gruß, Norbert
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#20 Beitrag von BrAms » 30.05.2010, 19:30

Jeder hat eben seine persönlichen Klangvorlieben, gerade bei HiFi-Lautsprechern. Da gibt es keinen speziellen Maßstab, nur das eigene Gehör zählt.
Das sehe ich ganz genauso und kann dies nur dick unterstreichen.

Mein HiFi-Ohr wurde in jungen Jahren wesentlich durch die von meinen Eltern am regie 510 betriebenen L620/1 beeinflusst, die sich auch bei neutraler Höhen- und Baßeinstellung am Receiver durch einen für damalige Verhältnisse kräftigen aber weichen Baß und luftig brillierenden Höhen auszeichneten.

[Übrigens zur Werthaltigkeit der Braun-Produkte: Diese Anlage (regie 510, TGC 450, PS 500) aus 1972/73 spielt auch heute noch mit nur einer Reparatur einwandfrei. Lediglich die L620/1 mußten leider (Sicken defekt) vor einigen Jahren durch gleichartige Canton-Regalboxen ersetzt werden, die aber m.E. klangmäßig keinen adäquaten Ersatz bieten können.]

Ich selbst hatte in den 70igern aus Kostengründen die Isophon 30/8 (betrieben mit einem Saba 8080),

Bild

sicherlich auch gute Boxen (spielen heute noch bei einer Bekannten), aber im Klangbild in meinen Ohren deutlich härter oder von mir aus auch analytischer.

Ich bekenne mich ganz offen: Ich bin ein Fan des "Taunussounds", jedenfalls was man darunter versteht (ganz einfach ausgedrückt: Frequenzgang einer Badewanne: Höhen und Tiefen vordergründig, Mitten neutral bis dezent).
In den achtziger Jahren war ich bei einem HiFi-Fachhändler des öfteren Besucher seines Hörstudios, in dem den ganzen Tag lang die LS 200 ihren beeindruckenden Sound darboten und mich so vereinnahmten, dass mich hierbei regelmäßig die Gänzehaut begleitete.


Nur noch mal zur Erinnerung:
Jeder hat eben seine persönlichen Klangvorlieben, gerade bei HiFi-Lautsprechern. Da gibt es keinen speziellen Maßstab, nur das eigene Gehör zählt.
Für meinen Hörgeschmack steht nun einmal BrAun, wenn auch nicht ausschließlich (Stichwort: verklärte BrAun-Fans).

Mitte der achtziger Jahre habe ich mir neue HiFi-Lautsprecher in der ü/DM 1.000,-- Klasse zugelegt und hatte nach Hörtests im Tonstudio die Wahl zwischen Cabasse Sloop M5 und BrAun LS130,

BildBild

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die preislich und auch vom Volumen sowie vom Aufbau her vergleichbar (man darf ja schließlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen) waren. Meine Entscheidung viel dann zu Gunsten der Cabasse aus, da sie letztendlich ein volleres bzw. präsenteres Klangbild hatten bzw. haben. Denn wie das Schicksal so spielt; heute habe ich beide Paare, also auch die LS 130, die mich auch genauso überzeugen, denn es kommt natürlich auch auf die Größe der Räumlichkeiten an. In meinem Wohnzimmer mit knapp 40 qm geben die Cabasse sicherlich aufgrund ihres hohen Wirkungsgrad eine bessere Figur ab, in meinem halb so großen Schlafzimmer sind die LS 130 in ihrem Element.

Die Aussage des Herrn R., dass BrAun einige Rezensionen in Fachzeitschriften wie auch immer "nachgeholfen" hätte, kann ich nach eigener Kenntnis aus der damaligen Zeit nun überhaupt nicht nachvollziehen. Denn ich habe mich bei dem Studium der damaligen Fachzeitschriften regelmäßig darüber gewundert bzw. auch geärgert, dass BrAun in den einschlägigen Test nicht nur bei Lautsprechern regelmäßig nur in der (oberen)Mittelklasse landete, abgesehen von m. W. einer Ausnahme, die M15 waren seinerzeit Referenz. Dies kann ich heute auch nicht ganz nachvollziehen, denn für mich ist der SW 2 mit LS 40 im Klangbild absolut top.

(wie gesagt):
Jeder hat eben seine persönlichen Klangvorlieben, gerade bei HiFi-Lautsprechern. Da gibt es keinen speziellen Maßstab, nur das eigene Gehör zählt.
und diese BrAun-Kombi Subwoofer mit Satelliten war, wie wir heute wissen, wegweisend und bei den meisten damaligen Anbietern m.W. so nicht im Programm.

Ich glaube man kann sich darauf einigen, dass BrAun gute und vor allen Dingen wertige Geräte und Lautsprecher hergestellt und dabei auch viele wegweisenden Innovationen hervorgebracht hat, in einem Design, das heute noch sehr viele Fans hat und als Vermächnis der Vergangenheit nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft steht. Auch hier spricht der Markt eine eindeutige Sprache, denn welche anderen Geräte mit einem Alter von mindestens über 20 Jahren werden noch so häufig nachgefragt bzw. gehandelt und dann noch zu den teilweise stolzen Preisen?

Gruß Harald
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L 710

#21 Beitrag von mahl » 02.06.2010, 16:40

Hallo,

hier muss ich doch als Braun-Lautsprecher-Fan Öl ins Feuer schütten und selber wieder löschen:

Ich habe mir vor ca. 4 Jahren ein Paar L 710 in Nußbaum ersteigert. Ein Freund hat diese dann abgeholt. Sie waren optisch ok und technisch als einwandfrei in der großen Bucht beschrieben worden.

Ich hatte mir diese Lautsprecher gekauft, weil ich ca. Ende der 80ger Jahre die L710 bei einem Freund gehört hatte, der sie von seinen Großeltern geerbt hatte. Die waren zwar mit der Sprühflasche anthrazit lackiert und mit Graffity versehen worden (80ties Design halt :-((), klangen für mich aber an einem Standard Kenwood Receiver einfach super.

Als ich dann meine L710 an meinen Marantz 2285B angeschlossen hatte, traute ich meinen Ohren nicht. Ein Klang kam da heraus, der genau so grauselig war wie von Herrn Redlig beschrieben: Kein Bass, holzig, irgenwie undifferenziert, wie ein besseres Kofferradio.

Verdammt dachte ich, früher war wohl nicht alles besser und weg damit, immerhin mit 10 Euro Gewinn, ins Ebay.

Soweit so gut.

Einige Wochen später liefen mir im Ebay die aktiven LV720 über den Weg. 10km vom Wohnort, technisch top, optisch gut, Sofortkauf 65 Euro. Wg. meiner Erfahrungen mit den L710 hätte ich fast nicht gekauft, aber tat es dann doch.

An den gleichen Receiver (Marantz 2285B) angeschlossen, klangen die LV 720 fantastisch. Ein klares durchsichtiges Klangbild, strammer Bass, tolle Räumlichkeit einfach super. Ich war so überzeugt, dass ich mit noch ein Paar zugelegt habe und später noch 2 Paar LV 1020 dazu.

Wenn ich jetzt viele Berichte in Foren lesen finde ich meist, dass LV 720 und L 710 klanglich nicht so weit auseinander liegen sollen. Dies schreiben auch Kenner, die schon viele Lautsprecher gehört haben.

Daraus folgt für mich:

Meine L710 hätten eine Revision benötigt. Zwar funktionierten alle Lautsprecher, aber sicherlich waren einige Weichenbauteile nicht mehr ok. Vermutlich waren auch die LS von Herrn Redlich überholdungsbedürftig.

Ich kann mit nicht vorstellen, dass ich 1989 so daneben gelegen habe. Andere Sound-Deja-Vus haben ja auch gepasst.
Ich werde mir demnächst noch ein Paar L710 kaufen und diese dann überholen. Vieleicht geht der ein oder andere Lautsprecher dann auch durch die Hände von Herrn Hebermehl. Ich bin mir sicher dann eine top passive Lautsprecherbox zu haben, die die negativen Eigenschaften meines Tests von vor einigen Jahren vergessen lässt.

Viele Grüße

Thomas

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#22 Beitrag von Florian » 03.06.2010, 13:33

Ich glaube man kann sich darauf einigen, dass BrAun gute und vor allen Dingen wertige Geräte und Lautsprecher hergestellt und dabei auch viele wegweisenden Innovationen hervorgebracht hat, in einem Design, das heute noch sehr viele Fans hat und als Vermächnis der Vergangenheit nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft steht. Auch hier spricht der Markt eine eindeutige Sprache, denn welche anderen Geräte mit einem Alter von mindestens über 20 Jahren werden noch so häufig nachgefragt bzw. gehandelt und dann noch zu den teilweise stolzen Preisen?

Gruß Harald
Hallo Harald,

im großen und ganzen gebe ich dir ja Recht aber, einen Regie 510, den ich jetzt einfach mal als Kultgerät deklariere was er ja auch ist. Bekommst du in gutem Zustand für um die 100 Euro. Genauso alles was die Kompaktanlagen betrifft.
Klar für einen gut erhaltenen CD5 usw. musst du schon etwas tiefer in die Tasche langen.
Schaue dich aber mal im Pioneer/Marantz/Sansui Lager um, da bezahlst du für den kleinsten Receiver schon das 3 fache.

Vergleiche mal die Preise eines TG1000 mit den von Akai und Pioneer Maschinen, die Preise sind enorm ...

Wenn man ehrlich ist, ist das Braun Geräte Sammeln gar nicht mal „so teuer“.

Das T-1000 lass ich jetzt mal außen vor. ;)

Grüße

Florian

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meine Erlebnisse dazu ...

#23 Beitrag von fnerstheimer » 16.06.2010, 18:33

... ich bin seit etwa einem Jahr stolzer Besitzer des kompletten Studio 1020, mit Tuner, Vorverstärker, TG1000, CD-4-Demodulator, Plattenspieler ( leider "nur" ein modifizierter PS500 ) und vier LV720.

Ein Paar der LV720 war ein sogenannter Dachbodenfund, das andere Paar habe ich mit den originalen Ständern für teures Geld vom Erstbesitzer aus dem Wohnzimmer gekauft.

Der erste Hörtest deckte sich a) genau mit der Beschreibung von Herrn Redlich, und b) klangen die vier Lautsprecher erschreckend gleich schlecht, die verranzten Dachbodenfunde unterschieden sich nicht von den "Lieblingen" aus dem Wohnzimmer.

Zunächst machte ich mir nicht viel aus diesem ernüchternden Erlebnis, wusste ich doch schon, dass die Chassis wahrscheinlich eine Überholung brauchten. Vor einigen Wochen war ich in Kronberg im Braun Archiv zu einer Quadro-Vorführung eingeladen. Entgegen der Vorankündigung standen dort vier LV720 statt der angekündigten LV1020. Und - Überraschung, Überraschung, die angeblich neuwertigen Museumsboxen klangen exakt genauso wie meine "alten Kisten" zuhause. Trötender unpräziser Bass, näselnde Mitten. Das Einzige, was man den Boxen zugute halten konnte, war ihre hohe Präzision bei der räumlichen Abbildung, die wahrscheinlich auf die Aktivtechnik zurückzuführen ist. Der Quadroeffekt kam dann auch genial rüber, man hatte wirklich den Eindruck, die vier Schallquellen nicht mehr orten zu können.
Das alles änderte aber nichts an dem Klang, der nach einer halben Stunde richtig in den Ohren weh tat. Das verwundert besonders, wenn man sich den technischen Aufwand überlegt, und die Tatsache, dass das Studio 1020 1974 so viel gekostet hat wie ein neuer Mercedes.

Die halb so teure große Quadroanlage von Dual aus der selben Zeit spielt das Studio 1020 klanglich an die Wand - mit Boxen, die mit zugekauften Heco Chassis ausgerüstet waren.

Gruß Frank

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Sehr schwierig...

#24 Beitrag von Norbert » 16.06.2010, 21:08

Hallo Frank,

eine neutrale, klangliche Beurteilung von HiFi-Boxen generell ist echt schwierig wenn nicht gar unmöglich. Weiter oben schreibt ja Thomas, er hat zwar zuerst schlechte Erfahrungen mit der LV 720 gemacht, die aber später durch ein zweites Pärchen absolut ausgelöscht wurden. Zwar nicht an einen CSQ 1020, sondern an einem Marantz-Verstärker.

Du wiederum hörst die LV 720 wieder völlig anders, im negativen Bereich. Von daher zeigt sich die Subjektivität eines solchen Vergleichs, weil jeder "guten Klang" wieder anders definiert. Darüber könnte man ganze Bücher verfassen. Jeder soll mit den Boxen bzw. Kombis abhören, die für ihn am angenehmsten klingen. Zum Glück gibt es ja genügend davon :wink: Geschmacksache spielt IMHO dabei die größte Rolle überhaupt.

Meine L 710 würde ich nicht wieder hergeben wollen, weil sie speziell in meinem Raum für mich einen sehr guten und räumlichen Klang erzeugen (an einem CEV 510). Daß alte Exemplare wirklich Schaden erleiden können, habe ich bei einem Freund mit eigenen Ohren gehört, der sich auch ein Pärchen als "Dachbodenfund" in der Bucht geschossen hatte. Diese kamen erst nach einer Chassis-Überholung bei Rainer Hebermehl wieder an den Klang von meinen ran. Auf den Weichen wurden noch die 50µF-Elkos erneuert.

Mit Aussagen wie z.B. "Anlage A spielt Anlage B an die Wand" bin ich äußerst vorsichtig, bis sich meine Ohren ihr Urteil gebildet haben. Damit machte ich schon mehrere schlechte Erfahrungen, weil ich auf andere gehört habe.

Gruß, Norbert
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natürlich hast Du Recht ...

#25 Beitrag von fnerstheimer » 16.06.2010, 21:28

... ich weiß selber genau, wie subjektiv die Beurteilung des Klanges ist, und von wie vielen Faktoren er abhängt. Das ist auch der Grund, weshalb ich im Allgemeinen nur über persönliche Erfahrungen und Eindrücke schreibe, und mich mit objektiv aussehenden Urteilen zurückhalte. Das mit dem "an die Wand spielen" ist mir rausgerutscht, weil ich mit der Dual-Anlage eigentlich genau das Gegenteil erlebt hatte - aus rein nostalgiscvhen Gründen gekauft und instandgesetzt, traute ich meinen Ohren nicht, was aus den vier CL190 herauskam.

Im Fall der LV720 fand ich es nur merkwürdig, dass insgesamt vier Paare in sehr unterschiedlichem Erhaltungszustand die für mich negativen Klangeigenschaften in unterschiedlichen Hörräumen fast identisch hervorbrachten.

Wenn es irgendwo die Möglichkeit gibt, wirklich gut erhaltene oder überholte LV720 zu hören, hätte ich großes Interesse. Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang auch noch die Frage, wie gut denn der CSQ1020 ist. Vielleicht ist er ja der Übeltäter und nicht die Lautsprecher.

Gruß Frank

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Re: natürlich hast Du Recht ...

#26 Beitrag von Norbert » 16.06.2010, 21:44

fnerstheimer hat geschrieben:traute ich meinen Ohren nicht, was aus den vier CL190 herauskam.
Ich weiß, diese "4-Wege-Kindersärge" sind nicht zu unterschätzen, wenn alle Chassis in Ordnung sind :) Nur braucht man dafür einen dementsprechend großen Raum, gerade noch im Quadrobetrieb. Zu meiner Schulzeit hatten wir ein Paar davon im Musiksaal stehen.

Gruß, Norbert
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#27 Beitrag von derlange » 17.06.2010, 09:36

...und bei allem sollte man nicht vergessen, daß die Aufstellung innerhalb des Raumes in der Wirkung nicht zu unterschätzen ist. Mein LV 720 standen aus Platzgründen bisher auf meinen Cantonstandboxen in der den Ecken des Raumes. Nun da sie - Dank an ein nettes Forumsmitglied - auf eignen Füßen (LF 700) frei im Raum stehen, klingen sie nochmals deutlich besser.

Ich persönlich glaube an diese Alterungsgeschichten nicht! Bei den LV 1020 lösen sich bekanntermaßen die Sicken auf, es kann sich auch der eine oder andere Elko einmal verabschienden (wie kürzlich der Siebelko in einer meiner LV-Endstufen), aber schlechter Klang? Wenn ein (Koppel-)Elko seine Kapazität verliert, werden tiefe Frequenzen gedämpft, etwa so, als wenn man am Baßregler dreht, aber schlechter Klang? Das möge mir bitte einmal jemand erklären!

Grüße
DerLange

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#28 Beitrag von mahl » 18.06.2010, 23:06

Hallo Norbert,

die schlechten Erfahrungen waren mit der L710, nicht der LV720.

Grüße

Thomas

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#29 Beitrag von Norbert » 19.06.2010, 00:09

Hallo Thomas,

danke für die Richtigstellung :)

Gruß, Norbert
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#30 Beitrag von cos » 27.07.2011, 22:06

Ich muss mal diesen alten Thread wieder hoch holen.

Ich war bis jetzt eigentlich immer sehr zufrieden mit meinen L 710/1. Schöne Räumlichkeit und Auflösung, guter Bass und angenehme Höhen, so wie es viele hier beschrieben haben.

Nun habe ich ein Paar kleine Wigo Lautsprecher an den Regie 510 angeschlossen und war doch ziemlich überrascht über das Ergebnis. Was da aus den kleinen Lautsprechern rauskam, war ein glasklarer Sound, sehr linear mit einer sehr feinen Auflösung und tollen Mitten, alles sehr angenehm kein bißchen anstrengend. Nur im Bassbereich konnten sie nicht mit den L 710/1 mithalten, was natürlich aufgrund des Größenunterschiedes nicht verwunderlich ist.

Naja, seitdem bin ich ein bißchen am zweifeln mit meinen L 710/1. Plötzlich klingen die Mitten seltsam "verhangen" und alles könnte ein Tick "klarer" sein. Dass die Chassis beschädigt sind, möchte ich fast ausschließen, denn die LS klingen immer noch "gut", aber eben nicht so toll wie die Wigos oder vielleicht einfach nur anders.

Nun stellt sich die Frage, ob das einfach die Klangcharakteristik der L 710/1s ist oder ob sich bei meinen nicht vielleicht doch Alterungserscheinungen bemerkbar machen. Wobei ich schlecht einschätzen kann, ob z.B. veraltete Kondensatoren ein Grund dafür sein könnten.

Würdet Ihr von Euren L 710s sagen, dass sie klar und sauber klingen oder sind diese leicht verhangenen Mitten einfach der Sound der Brauns?

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