LS150-Frequenz-Weichen - Bauteilwechsel - evt. auch LS130

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Rudikar
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LS150-Frequenz-Weichen - Bauteilwechsel - evt. auch LS130

#1 Beitrag von Rudikar » 17.01.2021, 18:46

Hallo Forum,

ich habe heute mal ein paar Ergebnisse, was die Frequenzweichen der LS150 betrifft. Im Titel habe ich auch bereits die LS130 mit hinein genommen, weil ich annehme, dass ein Großteil davon auch die LS130 übertragbar sein wird, aber auf die komme ich noch. Auslöser aber waren die LS130, denn meine Lebensgefährtin hat diese – und bevor ich lange die ihren stilllege, wollte ich mal an meinen LS150 im Keller probieren. Mittlerweile habe ich drei Paare, das war hierfür gar nicht schlecht, zwei vorbereitet für den PA1-Einschub, eines ohne.

Rainer Hebermehl war so nett und sendete mir die technische Information zur LS150 mit der Schaltung. Eine Weiche hatte ich bereits ausgebaut, das geht bei der LS150 zumindest in der Einschub-Variante wunderbar einfach. Warum bei der späteren nicht, dazu später. Das sieht dann nach wenigen Minuten ausgebaut so aus:
DSC_7019_01.JPG
DSC_7030_01.JPG

Alles recht kompakt, die Anschlussterminals sind fest mit der Weiche rückseitig verbunden. Das macht das Ausbauen eben sehr einfach - freilich beginnt damit das Problem: wie kommt man an die Teile heran - und vor allem wie immer bei Weichen, wie bekommt man hier neue Kondensatoren hinein? Und schnell tat sich auch eine weitere Frage auf: auf meiner Weiche waren fünf Elkos, auf Rainers Schaltbild nur vier plus ein Folienkondensator. Auch stimmten nach weiterem Besehen meiner (schließlich aller) Weiche(n) und dem Vergleichen mit Rainers Schaltbild die Kondensator-Werte überhaupt nicht überein. Um die längere Geschichte dazu kurz zu machen, auch nach Rücksprache mit Rainer noch einmal, hier das wahrscheinliche Ergebnis: Es gibt einen Bericht in der Zeitung Stereo 6-83, in dem eine Weiche gezeigt wird. Aus rechtlichen Gründen zeige ich das Bild hier einmal nicht, aber jene Weiche weicht vollkommen baulich von meinen ab. Vermutlich hatten die Redakteure damals ein frühes Muster, Braun hat das Design der Weichen später sicher noch einmal geändert – und ich würde sagen: technisch an das der LS130 angeglichen. So entspricht der Hochtöner-Zweig technisch zumindest bei der Elkobestückung C4 und C5 der LS130, abgesehen von den Schaltern S1 und S2, die es bei der LS130 nicht gibt.

Hier das Bild, wie die technische Schaltung der LS150 bei nahezu allen Boxen aussehen sollte (meine früheste Nummer ist 14156):
LS150-Frequenzweiche korrigiert 800.jpg
Nun zum Konkreten: um an die Mitteltöner-Elkos heranzukommen, hätte ich Weiche und Terminal-Platte von einander trennen müssen. Das wird ziemlich aufwendig – und vermutlich müssen dabei Teile ersetzt werden, nämlich die vier Verbindungen, die von den Terminals auf die Weiche führen und dort mit 90-Grad so umgeknickt sind, dass man das ziemlich wahrscheinlich nicht auf- und wieder zumacht. Das ist also nur eine 50%-Revision. Ich habe nur die Elkos im Hochtöner-Zweig getauscht. Dies sind C5 = 3,3 µF und C4 = 6,8 µF. Ich bin schließlich bei Audyn Q4 fündig geworden, diese haben beide 35 mm Länge, die realen Durchmesser (Intertechnik hat es nicht so mit Maßangaben) sind 15 und 21 mm. Die habe ich bestellt (der Audyn Q2 passt nicht, der hat 45 mm Länge (d = 18 mm), was aber nirgends steht). Jedenfalls kommt es immer auf jeden Millimeter an, um es irgendwie passend zu machen. Maximal bekommt man so an die 35-37 mm Länge hinein, es muss ja noch aufgestellt werden (Einbau) und der zweite Kontakt wieder runter.

Sie sieht es nun aus.
DSC_6932.JPG
DSC_6940.JPG
Was musste dazu getan werden:

• mit einer Dremelfräse meiner Tochter musste ich im gezeigten Bereich den Steg wegfräsen, sonst passt es mit der Höhe nicht – oder auch ein Kontakt lässt sich nicht auf die Platine zurückführen. Dieser Steg hat nicht wirklich konstruktive Funktion, man kann vielleicht noch sparsamer fräsen, aber dann quält man sich beim Einbau umso mehr.
• Für C5, damit dieser nicht schief steht, musste ich das Loch etwa 2,5 mm dichter an den Platinenrand heranbringen. Das ist etwas unschön, weil damit an der schrägen Kante der Kondensator etwas übersteht – sieht man auch um Bild. Beim nächsten Stück werde ich das Loch zugleich einen Millimeter weiter nach innen seitlich setzen. Mehr geht nicht, sonst bekommt man den anderen Kontakt nicht mehr an seine Stelle, und den kann man nicht rücken, weil da wiederum C5 steht. Seht einfach die Bilder – oder fragt. Der Überstand macht nichts in diesem Ausmaß, man muss nicht mal das Holz der Box anpassen.
• beide Kondensatoren noch mit UHU-Plus Zweikomponentenkleber etwas dünn fixiert.

Ja, und wie das klingt? Weiß ich noch nicht. Denn dazu müsste ich zwei Boxen nach oben tragen, gegen die M12 tauschen, eine Box mit revidierter Weiche, eine ohne und dazu…. hatte ich heute keine Lust mehr. Das mache ich mit dem nächsten Paar? :-)

Ach so – und das Schönste zum Schluss: als ich wissen wollte, welche Weichenvarianten es gibt, holte ich auch eine raus aus dem Paar ohne PA1-Einschub. Whoww, im negativen Sinne! Da hatte ja nun der sparsame Kaufmann richtig gewütet: die inneren Anschlusskabel sind nicht mehr mit Kabelschuh befestigt, sondern fest eingelötet. Und das Verzinnen der Leiterbahnen hat man sich auch gespart. Nun, wie Rainer schrieb, das war die Zeit, als Braun-Hifi zu ads wanderte – und es in der Zeit jede Menge Unsicherheiten gab. Da sind die späteren M-Serien ja dann doch wieder aus ganz anderem Holz.
20201225_174352.JPG
So, genug Text, vielleicht nützt das ja mal jemandem – oder wer anders baut mal den Mitteltöner-Zweig? Ich würde sicher sagen, dass man mit MKP-Tpen dort keine Chance hat, vielleicht kann man noch mit MKT etwas ausrichten, auch da hat Intertechnik ja (ovale) Typen, aber dafür reichte dieses Mal meine Experimentierlust nicht mehr.

Grüße – Rüdiger

Nachsatz: ich habe die ausgebauten Werte von drei Weichen gemessen: da sind die Abweichungen nach der langen Zeit nicht ganz so gravierend wie bei den RM5/RM6. C5 hat etwa 3,7 µF und C4 lag immer ungefähr bei 8 µF.

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Re: LS150-Frequenz-Weichen - Bauteilwechsel - evt. auch LS130

#2 Beitrag von HiFi Fan » 17.01.2021, 19:45

Hallo Rüdiger,

schöner Bericht, bin auf deinen Höreindruck gespannt

Grüße
Christian

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