ich habe es an anderer Stelle angekündigt: Inzwischen hat Rainer Hebermehl die Hoch- und Mitteltöner meiner LS 200 überarbeitet. Um es gleich vorwegzunehmen: Er hat hervorragende Arbeit geleistet!

Die Hochtöner sind bekanntlich auf allerhöchste Weisung besonders dick beschichtet worden. Das war auch bei meinen Hochtönern so, es hat sich im Obertonspektrum bemerkbar gemacht. In jedem gesungenen oder instrumentalen Ton erklingt immer ein Gesamtklang von Grund- und Teiltönen. Über den Grundtönen bauen sich bis ins unendliche aufsteigende Obertöne auf. Reine Sinustöne kommen ja äußerst selten vor und werden eigentlich nur im Sinustongenerator erzeugt.
Nun macht es sich bei zu dicker Beschichtung der Hochtöner deutlich bemerkbar, dass das Obertonspektrum hiervon beeinträchtigt wird. Rainer Hebermehl kann das wieder korrigieren, in dem er die Beschichtung abwäscht und neu - dünn - aufträgt. Ich hatte ihn denn auch damit beauftragt, und weil es auch bei den Mitteltönern kritisch aussah und klang, hatte ich ihm auch die geschickt. Hier zwei "Vorher-Fotos" (Norbert, ggf. bitte verkleinern!)


Deutliche Rotznasen also insbesondere beim Hochtöner (ich habe nur einen abgebildet, der andere sah genauso aus.
Der Ausbau der Chassis geht denkbar einfach dank Inbusschlüssel und stabilen Steckverbindungen. Vorsicht beim Verpacken: Styroporlage nehmen, Löcher für die Kalotten schneiden, Chassis gegen Verrutschen sichern, das ganze in einen Karton, dann einen zweiten karton vorbereiten, auspolstern und das Paket mit den Lautsprechern hinein. So kann eigentlich nichts schief gehen, aaaaaaber: Ich Verpackungsprofi hatte die Löcher für die Mitteltonkalotten zu klein gemacht, dadurch waren sie etwas eingedrückt beim Meister angekommen!




Das klangliche Ergebnis hinterher ist in der Tat frappierend, Herr Hebermehl übertreibt nicht, wenn er von einem "völlig neuen Hörgefühl" spricht. Signifikant beispielsweise bei Schlagzeug, insbesondere Becken (Hörvorlage: "Jazz at the Pawnshop" (proprius prcd 7778). Deutlich besser auch Vibraphon, das stand klar und plastisch im Raum. Unverändert gut - das war auch schon vorher so - sind Holz- und Blechbläser, insbesondere Klarinette, Saxophon, Trompete, Tuba (Wynton Marsalis, the Majesty of Blues). Unverändert gut ist die Fähigkeit der LS 200, kleinste Dynamikänderungen nachzuvollziehen. Das zeigt sich bei symphonischem Material (Gustav Mahler, 7. Symphonie, Berliner Philharmoniker). Das komplexe Orchestergeschehen wird ausgezeichnet aufgedröselt, vorher wie nachher, allerdings jetzt deutlich obertonreicher was man bei Streichern merkt. Bei barockem historischem Instrumentarium ist der Unterschied am deutlichsten. Alte Instrumente klingen insgesamt obertonreicher, Streicher wegen Darmseitenbespannung zarter. Das muss man hören können, nach der "Hebermehl'schen Operation" ist das deutlich auszumachen. Ach ja für die Deep-Purple-Fraktion habe ich hier nichts geboten, aber ich glaube, ein allgemein bekanntes markantes Gitarrenriff dürfte richtig kernig ausfallen.

Also: Rundum ein gutes Ergebnis, nochmals danke an unseren Lautsprecherprofi. LS 200-Besitzer sollten jetzt schnell und entschlossen zum Telefon greifen, wenn sie es nicht schon getan haben.