RCS9

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braunfreund
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RCS9

#1 Beitrag von braunfreund » 23.06.2011, 12:27

Der RCS9 ist ein Stereo- Steuergerät in Flachbauweise, hergestellt in den Jahren 1961 - 1964.

Bild

Gerätetyp: Stereo- Steuergerät

Bauzeit: 1961-1964
Wellenbereiche: UKW, KW, MW, LW
Ausgangsleistung: 2x7W an 4 Ohm (Röhren- Gegentaktendstufen)
Anschlüsse: Tonabnehmer, Tonbandgerät
11 Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EBF89, 2xECC83, 2xEC92, 2xELL80, EM84
Besonderheiten: UKW- Scharfabstimmung (AFC), Kurzwelle bis 60m (4,8 MHz),
Stereodecoder nachrüstbar bzw. teilweise eingebaut (siehe unten)
Gehäuse: Holz Schleiflack altweiß mit Alu- Seitenwänden, Rückwand Kunststoff weiß
BxHxT 56,2 x 20,5 x 28 cm
Leistungsaufnahme 75W bei UKW- Empfang

Verwandte Geräte mit Plattenspieler PCS4 sind das atelier 3 (Alu- Seitenwände) und das atelier 2 (Holz- Seitenwände und Skala mit Sendernamen).

In dem Buch "Braun- 50 Jahre Produktinnovationen" ist auf Seite 127 ein RCS9 mit Sendernamenskala (Musikschrankversion wie RS12 und R23) abgebildet. So einen habe ich anderswo noch nicht gesehen.


Das in diesem Gerät verwendete Rundfunkchassis RC9 ist die letzte Ausführungsform des klassischen, auf Blechchassis "handverdrahteten" Röhrenradios, dessen Konzept bereits vom RC60 (1955) stammt. Die Audioverstärker sitzen beim RCS9 erstmalig auf zwei kleinen Leiterplatten.

Bild

Das RCS9 benutzt einen in jenen Jahren üblichen Röhrensatz, erreicht in puncto UKW- Empfindlichkeit und ausgewogenem Klangbild nicht ganz das Niveau relativ guter Wettbewerbsgeräte (Telefunken Opus 2550, Philips Capella 853). Die 7W- Gegentaktendstufen mit den Doppelröhren ELL80 sind die letzte Entwicklungsstufe der Röhrentechnik, dann kamen die Transistoren (z.B audio 1). Gegenüber den Einzelendröhren EL84 des Vorgängers atelier 1 (RC81/82) sollen sie mehr Ausgangsleistung bei weniger Klirrfaktor bieten. Mit einem CSV13 kann man den RCS9- Verstärker aber nicht vergleichen, ersterer ist um Klassen besser.

Zum Thema Stereo- Empfang:

Die frühen RCS9 (Baujahre 1961/62) sind noch nicht für den Einbau eines Stereodecoders vorgesehen. Die Serviceanleitung bietet eine Umbauanleitung, nach der 48 Arbeitsschritte auszuführen sind (ich schätze mal, 1 Arbeitstag). Es sind viele Verbindungen zu ändern und zusätzliche Bauteile einzufügen. Das Komplizierteste ist der Einbau von Zusatzkondensatoren in die ZF- Bandfilter, da für Stereoempfang eine größere ZF- Bandbreite benötigt wird. Der ZF- Verstärker muss neu abgeglichen werden, das geht nur mit einem "Wobbelsender" und Oszilloskop.

Es ist besser, nach einem RCS9 der Baujahre 1963/64 zu suchen, der hat meistens den Decoder TD901 schon an Bord. Der UKW- Stereorundfunk wurde zur Funkausstellung 1963 eingeführt. Der Decoder sitzt unter dem Chassis unten auf der Bodenpappe (im obigen Bild erkennbar), wenn von außen aus der Bodenpappe ein paar Schraubenköpfe herausstehen, hat das Gerät einen Decoder. Eine von außen sichtbare Stereoanzeigelampe gibt es nicht. Beim Umschalten auf Stereo wird das Gerät leiser, da die Betriebsspannung des Stereodecoders, gewonnen aus der Röhrenheizspannung, etwas zu gering ist.

Viele RCS9 klingen heute basslastig und "bedämpft" ohne klare, transparente Höhen. Ich habe einige Bauteile ausfindig gemacht, nach deren Auswechselung bzw. Werteänderung der RCS9 ein ausgewogenes Klangbild mit "ordentlichen" Höhen bietet. Wenn gewünscht, kann ich dazu noch etwas sagen.

Ein Gerät für Liebhaber des frühen, puristischen Dieter- Rams- Designs, am besten mit den Lautsprecherboxen L40. Kein Hingucker, aber noch alltagstauglich, sofern man ein kräftiges UKW- Empfangssignal hat. Über ein Zwischenkabel DIN 5-polig/ Klinken- oder Cinch- Stecker lassen sich auch CD- oder MP3- Player wiedergeben.

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tomjorg
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#2 Beitrag von tomjorg » 23.06.2011, 14:00

Mein Stereo-Decoder ist zufällig gerade ausgebaut, so sieht das Bauteil aus:

Bild

Für erwähnenswert bezüglich des Designs halte ich noch die große Nähe zum Vitsoe Regalsystem 606. Mit den Alu-Seitenteilen und den lackierten Korpusteilen ähnelt es sehr einem Holztablar von Vitsoe.

MW1378

Restaurierung RCS 9

#3 Beitrag von MW1378 » 03.12.2012, 17:16

Hallo ,

bin heute durch das Entrümpeln des Dachbodens meines Hauses zu dieser Seite gekommen. Ich hab ein RCS 9 gefunden. Ist die alte Stereoanlage meines Vaters , die für mich seit 20 Jahren verschollen war und von der ich dachte Sie sei entsorgt worden.
Naja, wie es die Nostalgie so will, soll das Teil jetzt auch wieder laufen. d.h. laufen tut es, nur ist vom alten Klang nichtsmehr da, klingt wie mein iphone mit Einbaulautsprecher, auch das magische Auge macht keinen Mucks mehr. Welche Teile machen Sinn zu ersetzen, welche bringen evtl. sogar Verbesserungen ? Ist übrigens ne Stereoversion.
Ich möchte das Teil wieder zu dem wunderbaren Klang meiner Kindheit bringen, es muss KEIN neumodischer Krimskrams dran. HiFi Zeugs ist mein Hobby, für Neumodisches hab ich genug Eqipment zum Anschliessen......Ipod an Braun brauchts also nicht.Die original Boxen sind auch dabei, die hab ich aber noch nicht ausgegraben, da muss noch etwas Kram weg.
Danke im Voraus

Gruss Marc

expo
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Re: RCS9

#4 Beitrag von expo » 19.03.2017, 19:08

Ich habe zwei RCS-9

Interessanterweise hat ein Chassis lackierte Holzteile und das andere ist mit einer sehr festen Folie beklebt, fast wie Resopal.

Beide sehen Originalgetreu aus,..das beklebte hat keine Sprühnebel Spuren innen.

Das ist industriell sehr sauber ausgeführt. Ich schaue beizeiten mal nach den Seriennummern.

Gruß Johannes

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