Matteo Thun über Braun Design

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Rudolf
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Re: Matteo Thun über Braun Design

#31 Beitrag von Rudolf » 07.08.2015, 14:56

Hallo Frank,

ein sehr schöner Beitrag, von jemandem, der es mit dem Bauhaus ernst meint(e?).

Und insbesondere hierin finde ich mich wieder:
fnerstheimer hat geschrieben:Spätestens wenn man selber Kinder im Haus rumlaufen hat, merkt man, wie sehr man allen Popanz im Haus vergessen kann. Ich bewohne seit 2010 ein Haus, das von einem Mies van der Rohe Schüler entworfen worden ist, und in dem ich mich so richtig austoben wollte. Bis Ende 2010 lag ich noch gut im Plan, dann kam Januar 2011 die zweite Tochter, und seitdem ist Stillstand - die Lebenskraft und das Geld von zwei Erwachsenen reichen nicht aus, um neben dem Beruf noch die Ramsschen Gestaltungsphilosophien durchzuhalten.
Meine Frau und meine Familie haben mir beigebracht, dass das Leben zählt: ständig eine bestimmte Ordnung in die mich umgebenden Dinge bringen zu wollen, lassen einen viel vom Leben verpassen. Ob selbst gutes Design das wert ist? Nicht umsonst leben viele Designer ganz ohne Design.

Viele Grüße
Rudolf

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Tugendhat
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Re: Matteo Thun über Braun Design

#32 Beitrag von Tugendhat » 08.08.2015, 09:24

Rudolf hat geschrieben:Meine Frau und meine Familie haben mir beigebracht, dass das Leben zählt: ständig eine bestimmte Ordnung in die mich umgebenden Dinge bringen zu wollen, lassen einen viel vom Leben verpassen. Ob selbst gutes Design das wert ist? Nicht umsonst leben viele Designer ganz ohne Design
So ähnlich ging's mir auch. Irgendwann stand ich vor der Wahl: möchte ich in einem Design-Museum leben oder einfach nur leben? Oder frei nach Ikea: Rückst Du noch gerade oder lebst Du schon? Kinder helfen einem da bei der Entscheidungsfindung. Andererseits ist das meiste in unserem Haushalt gut gestaltet, schlecht designtes Zeug mag ich nicht um mich herum haben. Der Umgang mit den Dingen ist aber ein anderer geworden. Die empfindlichen Braun-Sachen, die ich noch habe, stehen im Schrank, die Einrichtung der Bude ist eher Eames-like - also viel Holz und gemütlich gemischt mit ein paar USMs.

simon
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Re: Matteo Thun über Braun Design

#33 Beitrag von simon » 08.08.2015, 10:24

"Einfach nur leben" kann auch ein steinzeitlicher Höhlenmensch. Dem Chaos entgegenzuwirken ist für mich eine der wichtigsten menschlichen Aktivitäten, und das kann man auch Kindern vermitteln (Geduld. Geduld.).

Ob es dazu nun ausgerechnet 10(!) Design-Geboten(!) bedarf, sei dahingestellt. Für meinen Geschmack klingt das ein wenig anmaßend.

Klare, über Jahrzehnte beibehaltene Gestaltungsgrundsätze schließen außerdem technischen Fortschritt keinesfalls aus, wie Frank wohl meint: ("[...] der Stil, dem die Braun Jünger zugetan sind, entspricht aber bis in alle Ewigkeit dem, was in den sechzigern bis achtzigern realisiert wurde."). Ich sage nur: "Rams Apple Ive", für die Suchmaschine müßte das ausreichen.

Schönes Wochenende, Simon

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Re: Matteo Thun über Braun Design

#34 Beitrag von Ojibway » 15.09.2015, 13:08

p1i hat geschrieben:Moin Tamsel,
»Minimalismus war in den 90er Jahren im Bereich des Designs ein Ausbruch von Gefühlskälte und Ideenleere«. Less is more habe sich zu less is a bore entwickelt, Wenig ist Langeweile.
Das mag ja jeder sehen wie er will und darf es natürlich auch.
Ich selbst bin nun kein Design Spezialist, aber mich hat minimalistisches Design auch in den 90ern nicht gelangweilt.
Gerade im Kontext von Ideen wie dem ersten iMac, dem Harlekin Polo, übergroßer Sonnenbrillen und abstruser Schulterpolster.
Aber ich kann auch mit den meisten Dingen von Colani oder Hunderwasser nichts anfangen.
Die verlinkte Teekanne erscheint mir persönlich wie ein planloser Mix unterschiedlichster Formen, Materialien und Farben.
Andere mögen das völlig anders empfinden.
Tamsel Tamansari hat geschrieben: Die echten HiFiisten hatten für Braun nur ein mitleidiges Lächeln übrig.
Was sind denn "echte" HiFiisten?

Viele Grüße
Thomas
Du hast ganz recht - die Teekanne ist eine Mischung aus zufälligen Formen.
Die Memphis-Gruppe waren alle verzierter Designers, wegwerfen alle Regeln der Design und erstellen Sie einige interessante, vielleicht empörend Designs entschieden. Meine Meinung ist, dass sie alle eine Menge Spaß.
Aber sie haben eine Menge Schaden. Studenten des Designs in den 80er Jahren folgten ihrem Beispiel und erstellt Designs ohne Substanz und es bis heute andauert
Michael

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Re: Matteo Thun über Braun Design

#35 Beitrag von Ojibway » 15.09.2015, 13:17

majestix68 hat geschrieben:Daher sind solch gestaltete Gebrauchsgegenstände, die man nur noch mit Mühe gebrauchen kann, meines Erachtens eher Kunst als Design.

In der Kunst darf der Künstler alles ausdrücken was er empfindet, wie er die Dinge sieht. Im Design, oder als Designer, darf er aber nie die Funktionalität
aus dem Blick verlieren.

greetz René

Die Minute, die Sie ein Objekt geben ein Einsatz ist Design. Aber es ist nicht unbedingt ein gutes Design. Gutes Design muss die funktionalen Anforderungen des Objekts entsprechen. Es kann auf jedem Form oder Farbe zu nehmen oder Verwendung von Material, aber es funktionieren muss. Ästhetik ist es, was ein Objekt erwünscht
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