Restaurationsprojekt: CSV60/1

Receiver und (Vor-)Verstärker außerhalb atelier/regie/slim line
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Sanug
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Restaurationsprojekt: CSV60/1

#1 Beitrag von Sanug » 23.04.2013, 06:48

Hallo zusammen,

hier hatte ich mich und meinen schönen Straßenfund vorgestellt. Jetzt geht es endlich los mit den Vorbereitungen zur Inbetriebnahme.

Einfach so Saft draufzugeben halte ich für gewagt, zudem fehlt mir immer noch das passende Netzkabel. Also habe ich die Primärseite des Netztrafos mal ohmsch durchgemessen - mit überraschenden Resultaten:

Die Schaltung ist mehr als simpel, der Aufbau relativ servicefreundlich und überschaubar. Leider habe ich es gleich mit mehreren unerwarteten Problemen zu tun: die blaue Leitung vom Netanschluss zum Netzschalter hat keinen Durchgang. Und der zweipolige Netzschalter funktioniert nur einpolig, die andere Seite bleibt hochohmig.

Nun, wer misst, misst Mist. Möglicherweise gibt es einfach ein wenig Korrosion oder Belag auf den Schaltkontakten im Netzschalter und am Netzanschluss. Und bei 230V brennt sich das frei. Trotzdem werde ich den Netzanschluss-Stecker mal ausbauen, leider kommt man da nur schlecht ran.

Das nächste, was mich wundert: An den Sicherungen Si1 und Si2 liegt ja die Primärwicklung des Netztrafos an. Diese hat für Gleichstrom nur einen Widerstand von 7 Ohm. Mir ist klar, dass der Widerstand bei Netzfrequenz wegen der Induktion ansteigt, aber 7 Ohm hätte ich nicht erwartet. Ist das normal?

Sanug
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#2 Beitrag von Sanug » 23.04.2013, 15:12

Hier habe ich noch was interessantes zum Thema Phono-Entzerrung gefunden (der CSV60 entzerrt ja nicht nach RIAA, sondern nach CCIR):
Phonoentzerrung alter Schallplatten
Welches Label welche Entzerrung vor 1964 nutzte
Irre, dass es mal so viele Standards gab. Und dass Braun auf den Exoten CCIR gesetzt hat.

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v/d/b
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#3 Beitrag von v/d/b » 23.04.2013, 15:50

Hallo Chris,
dafür warum Braun seinerzeit die CCIR Entzerrung verwendete, habe ich bisher auch noch keine Erklärung gefunden.
Auf der Seite von Friedrich Hunold findest Du einige Hinweise zur Modifikation der Schaltung.

Viele Grüße
Thomas

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henry2
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#4 Beitrag von henry2 » 23.04.2013, 22:26

Hallo Chris,

dass an den Sicherungen Si1 und Si2 die Primärwicklung des Netztrafos anliegt, braucht Dich nicht weiter zu wundern. Diese Sicherungen dienen ja zur primärseitigen Absicherung des Netztrafos (und der sekundärseitigen Komponenten der Stromversorgung).

Auch was den ohmschen Widerstand der Primärwicklung des Netztrafos angeht, so ist der mit ~ 7 Ohm vollkommen in Ordnung. Kupfer ist ein guter Leiter und bei einer Trafoleistung von schätzungsweise ~ 150 VA ist dieser gemessene Gleichstromwiderstand durchaus plausibel.

Die CCIR-Entzerrung war früher gar nicht mal so exotisch. Einige bekannte Labels, darunter z.B. auch DECCA, wurden nach der CCIR-Kurve geschnitten. Deshalb baute u.a. auch Fa. Dual ihre Verstärker damals mit CCIR-Phonoentzerrung. Auch bei Braun wurde der noch bis Ende der 60er Jahre hergestellte CSV1000/1 mit CCIR-Entzerrung ausgestattet.

Für heute schöne Grüße

Heinrich

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#5 Beitrag von Sanug » 23.04.2013, 23:48

Hallo Heinrich, vielen Dank für die Information! Da muss ich also nicht befürchten, dass der Trafo einen Wicklungsschluss hat.

Mittlerweile habe ich auch den Grund gefunden, warum die blaue Leitung vom Netzanschluss zum Netzschalter hochohmig war: Am Kaltgerätestecker ist sie mit einer Schraubklemme befestigt, und die war wohl oxidiert. Ich habe den Kaltgerätestecker ausgebaut (Fummelei) und will versuchen, einen aktuellen dreipoligen Kaltgerätestecker mit passendem Einbaumaß zu finden. Das spart mir das exotische Netzkabel, welches mir ja fehlt. Ich mache diesen Umbau aber nur, wenn es ohne mechanische Veränderung an der Rückseite funktioniert und damit reversibel ist.

Was spricht eigentlich dagegen, das Chassis auf Schutzleiter zu legen? Wie gesagt habe ich bei dem Aufbau dieses Gerätes ein äußerst mulmiges Gefühl, was die elektrische Sicherheit bezüglich der Spannungsfreiheit am Gehäuse betrifft. Mir ist schon klar, dass ein geerdeter Verstärker zu Brummschleifenproblemen führen kann, aber ich habe nicht vor, einen Tuner mit Kabelanschluss oder irgend ein anderes Gerät mit Erdpotenzial da dranzuhängen. Als Vorteil sehe ich neben der Sicherheit eine eventuell geringere Schwingneigung, wenn der Verstärker fest auf Schutzleiter liegt.

Bezüglich RIAA und CCIR mache ich mir erst mal keinen Kopf. Angeblich sind sogar die DDR-Klassikplatten auf dem Eterna-Label bis zuletzt nach CCIR gefertigt worden. Wäre interessant, ob die am Braun besser klingen, denn ihnen fehlt es an Brillianz gegenüber anderen Scheiben, ich hatte mich schon darüber gewundert. Ein Umbau ist ja ohnehin kein Hexenwerk, aber das mache ich erst, wenn alles andere läuft.

Nach dem Kaltgerätestecker kommt der Netzschalter dran, weil er auf einem Kontakt keinen Durchgang hat. Er ist verschraubt, kann man es wagen, ihn zu zerlegen, oder bekommt man ihn nachher nicht wieder zusammen? Ich könnte es ja auch von außen mit Kontaktspray versuchen, aber eigentlich halte ich von dem Sauzeug nicht viel.

Danach werde ich alle Elkos messen, glücklicherweise habe ich ein Kapazitätsmessgerät. Erst danach werde ich Saft auf die Kiste geben.

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#6 Beitrag von Sanug » 24.04.2013, 06:49

Ein Hinweis zur Phonovorstufe:

Bild

Ich habe einen gut lesbaren Schaltplan vom CSV60 und einen weniger schönen vom CSV60/1 (Bildausschnitt). Der Widerstand R101 wurde beim CSV60/1 von 33kOhm auf 47kOhm geändert! Damit dürfte die Eingangsimpedanz für aktuelle Tonabnehmer voll in Ordnung sein, für mein AT120EMkII wird jedenfalls 47kOhm empfohlen.

Noch ein interessanter Unterschied: Laut meiner Pläne hatte der CSV60 noch 3polige DIN-Buchsen für Phono, TB und Radio, nur für TB gab es eine 5polige Buchse wegen der Aufnahmefunktion. Der CSV60/1 hat dagegen für alle Eingänge 5polige DIN-Buchsen mit Belegung nach Standard!

Es hab also durchaus ein paar Modifikationen in der Baureihe - das, was ich hier beschrieben habe, war sicher noch nicht alles.

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#7 Beitrag von v/d/b » 24.04.2013, 07:11

Hallo Chris,
zum Zerlegen des Schalters kann ich Dir leider nichts sagen, weil ich den bei meinem CSV 13 seinerzeit durch einen neuen / alten ersetzt habe.

Was die Erdung angeht, so habe ich mir das geschenkt, weil das Gerät ja nach Schutzklasse II ausgelegt ist und auch entsprechend geprüft wurde.

Bei meinen beiden Quads, die ich derzeit in Arbeit habe, sieht das anders aus.
Da war mir eine (nachträgliche) Erdung wichtig.
Allerdings habe ich dort dann Schaltungsmasse und Erdung getrennen und nur über einen entsprechend dimensionierten Widerstand und einen Kondensator verbunden.
Das könnte man im Fall von Netztbrumm auch beim CSV probieren.

Viele Grüße
Thomas

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#8 Beitrag von Sanug » 25.04.2013, 22:51

Hallo Thomas, danke für deine Einschätzung bezüglich der elektrischen Sicherheit. Einen mechanisch passenden dreipoligen Kaltgeräte-Einbaustecker habe ich nicht bekommen, aber eine passende zweipolige Kaltgerätekupplung. Damit werde ich ein Netzkabel bauen. Den alten zweipoligen Kaltgeräte-Einbaustecker habe ich wieder montiert, die Verbindung funktioniert jetzt wieder. Auch der Netzschalter lebt wieder nach Einsprühen mit WD40.

Den festsitzenden Höhenregler habe ich übrigens ebenfalls mit WD40 wieder gängig bekommen.

Das Durchmessen der Elkos war ernüchternd. Die 2x100µF-Becher haben alle Kapazität verloren, am schlimmsten der mittlere, er hat nur noch 2x30 µF, die anderen etwa 2x80µF. Bevor mir die Dinger um die Ohren fliegen und die Platine versauen, werfe ich sie raus. Heute habe ich eine Bestellung an "frag Jan zuerst" rausgelassen, der hat solche Elkos ja als deutsche Neuware. Alle anderen Elkos besorge ich noch von Reichelt oder Conrad, denn die Kathodenelkos zeigen völlig falsche, viel zu hohe Messwerte.

Das Birnchen für die Power-Anzeige funktioniert nicht, obwohl der Glühfaden zu sehen ist. Ich habe einen LED-Ersatz besorgt, der nur nach vorne strahlt und damit das grüne Fensterchen gut ausleuchtet, ohne Streulicht zu produzieren. Man muss aber darauf achten, für Wechselspannung geeignete LED-Leuchtmittel zu kaufen, denn die Lampe hängt direkt am Netztrafo.

Die Aufbereitung der Kiste wird nicht billig werden, obwohl ich ganz günstig an die meisten Teile herankomme. Aber egal, ich denke, das Gerät ist es wert.

Bisherige Ausgaben (inkl. Versandkosten):
4x PL504 RFT NOS, zusammen € 32,00 (ebay)
1x LED-Lämpchen 6V AC, E10 € 5,70 (ebay)
1x Siemens Kaltgerätekupplung alte Norm € 6,50 (Die Nadel)
Die dicken Becherelkos werden zusammen über 50 Euro kosten.

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#9 Beitrag von v/d/b » 26.04.2013, 07:04

Hallo Chris,
dann geht es ja mit großen Schritten voran.
Du hast recht, so eine Restauration geht schon ins Geld, aber dann hat man auch für die nächsten Jahre Ruhe.
Wenn Du gerade am Messen bist, schau dir auch mal stichprobenweise die Widerstände an.
Bei meinem CSV 13 waren da einige weit von ihrem Sollwert entfernt.
Das muss aber auch nicht sein, denn nach meinen Informationen hat Braun unterschiedliche Bauformen verwendet, von denen nur eine Probleme macht.

Viele Grüße
Thomas

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#10 Beitrag von Sanug » 26.04.2013, 15:18

Hallo Thomas,

danke für den Hinweis. Welche Widerstände sind denn vorrangig von Problemen betroffen? Wonach soll ich zuerst suchen? Ohne genauere Informationen wäre das die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, und alle Widerstände zu prüfen oder gar zu ersetzen wäre erheblich zu viel Aufwand.

Ciao

Chris

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#11 Beitrag von v/d/b » 26.04.2013, 16:11

Hallo Chris,
schau mal, ob bei Deinem Verstärker Widerstände mit glatter, oder eher rauher Oberfläche verbaut sind. Erstere sind wohl die besseren.
Bei mir waren allerdings auch von denen welche faul.
Schau mal in den Schaltplan, einige Widerstände können im eingebauten Zustand durchgemessen werden, das ist nicht viel Aufwand.
Ansonsten sind diejenigen verdächtig, die schon optisch auffällig sind.
Das ist in meinen Augen dann eine hinreichend große Stichprobe.

Viele Grüße
Thomas

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Wilhelm
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#12 Beitrag von Wilhelm » 26.04.2013, 16:18

Die Widerstaende mit glatter Oberflaeche sind von "Beyschlag," die anderen von Vitrohm. Die Vitrohm sind anfaelliger, haben einen hoeheren Rauschfaktor, aber waren billiger im Einkauf.

Gruss
Wilhelm

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#13 Beitrag von Sanug » 04.05.2013, 01:19

Es geht voran! Die Widerstände sind alle mit glatter Oberfläche und sehen gut aus. Die stichprobenartig überprüften lagen alle in der Toleranz. Da werde ich nichts dran ändern.

Mittlerweile sind die Elkos von "Frag Jan zuerst" (die dicken Becherelkos 2x100µF) und von Reichelt (axiale Standardware für 105°C, low ESR) eingetroffen und es ging wie in guten alten Zeiten ans Löten. Herrlich!

Nicht gepasst hat der Print-Doppelelko 2x32µF/350V. Ärgerlich, ich hätte besser zwei axiale oder radiale Standardelkos bei Reichelt für deutlich weniger Geld bestellen sollen. Aber egal, denn der alte Siemens-Becher hat die volle Kapazität, also bleibt er drin und ich will mal hoffen, dass er keinen Ärger macht. Bei der nächsten Teilebeschaffung fliegt er aber raus.

Bei den kleinen Elkos übrigens war fast alles Schrott! Die Kathodenelkos (100µF/3V) messen alle statt 100µF fast 500 µF, da gehe ich von Defekten aus. Ganz schlimm waren die 5µF/70V-Elkos auf der Treiberplatine, die die Gitterspannung der Endstufen glätten. Beide hatten nur noch einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Kapazität! Die kleinen Elkos waren alles gelblich mit Folie überzogene Aluteile von Frako. Immer raus damit!

Der rote Frako 500µF/35V war messtechnisch okay, ich habe ihn aber trotzdem erneuert, denn er ist ein Pfennigsbauteil und uralt. Ich weiß nicht, seit wann es den Wert 500µF nicht mehr gibt - in meiner Lehrzeit gab es bereits die Normreihe mit 470µF, und das war in den frühen 1980ern.

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#14 Beitrag von Sanug » 04.05.2013, 01:51

Nachdem ich die neuen Teile sauber eingelötet und alles penibel kontrolliert habe, mache ich noch mal eine Sichtkontrolle der Platinen. Respekt, kaum kalte Löststellen, nicht mal an den Röhrensockeln, auch keine Brandspuren oder sonstige sichtbare Hitzeschäden.

Jetzt geht es ans Anschließen. Für meine großen Wigo 1400XL Lautsprecher, die ich mit Klemmen ausgestattet habe, fertige ich stilvolle Kabel mit 0,5mm² und den Lautsprecher-DIN-Steckern, wie es damals Standard war. Dickere Kabelquerschnitte halte ich bei einer Endstufe mit Ausgangsübertragern für nicht sinnvoll. Die Lautsprecher werden immer angeschlossen, denn Röhrenverstärker sind nicht leerlauffest und sollten niemals ohne Last betrieben werden.

Meinen Pioneer CD-Player schließe ich mit einem DIN-Cinch-Standardkabel direkt an. Eigentlich müsste man mit einem Spannungsteiler den Pegel für die zu empfindliche Tonband-Eingangsstufe anpassen. Das kann ich mir aber sparen, denn der Pioneer besitzt einen regelbaren Cinch-Ausgang, den ich einfach nicht voll aufdrehe.

Der Dual-Plattenspieler (ich ärgere mich jetzt, dass ich den PS500 nicht mitgenommen habe, er stand neben dem CSV60/1, war aber in schlechtem Zustand) findet ebenfalls mit einem DIN/Cinch-Adapter Anschluss. Das Erdungskabel des Plattenspielers wird mit einem Bananenstecker verbunden, der in die Erdbuchse des CSV60/1 gesteckt wird.

Der erste Einschaltversuch wird bei offenem Gerät und mit Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt: Ein Fehlerstromschutzschalter als Zwischenstecker wird generell verwendet, da ich der Schutzklasse nicht traue und keine Lust auf 230V am Gehäuse habe. Der Strom wird per Verlängerungskabel aus sicherer Entfernung zugeschaltet, eine Löschdecke liegt bereit. Ja, ich bin ein wenig paranoid.

Es wird spannend. Stecker rein. Und - die Power-LED leuchtet, die Röhren auch. Ein zwischengeschaltetes Wattmeter zeigt beruhigende 70 Watt, Tendenz leicht steigend. Keine verdächtigen Geräusche oder Rauchzeichen. Doch, ein wenig dampft es vom Netzschalter :shock: , aber es ist nicht der Knallfrosch, sondern nur Reste vom WD40, das sich verflüchtigt.

Der CD-Player ist an, ich drehe vorsichtig die Lautstärke auf, und höre - Musik! Ohne Brummen. Klar und störungsfrei. Wow, die Kiste lebt!

Was nicht auf Anhieb geht, ist der Phono-Eingang. Ein Kanal ist leise und verzerrt, beide brummen laut. Die ECC83 reagiert mikrophonisch und es brummt stärker bei Annäherung an die Röhre. Die Fehlerursache ist aber nicht die Röhre, sondern trivial: eine schlechte Verbindung am DIN/Cinch-Adapter war schuld! Der Phonoeingang spielt!

Ich habe die originalen Valvo PL500 erst mal drin gelassen, obwohl die echt fertig aussehen. Aber die Kiste spielt! Die neuen RFT-Röhren kommen erst dann rein, wenn ich mich der Ruhestromeinstellung widme. Das sollte nämlich noch sein, ebenso eine Kontrolle der Heizspannung der ECC83.

Bis dahin werde ich mit dem wunderschönen Gerät einfach mal viel Musik hören und mir ein genaues Bild machen.

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#15 Beitrag von Sanug » 04.05.2013, 02:08

Ein paar interessante Auffälligkeiten nach wenigen Betriebsstunden:

Beim Aufheizen gibt es komische Geräusche aus den Lautsprechern, so als ob etwas schwingen würde. Das gibt sich aber.

Die LED kommt gut. Schön hell, aber auch nicht übertrieben. Und rückbaubar!

Der Klang ist nicht schlecht. Für ein abschließendes Urteil ist es aber noch zu früh. Wer behauptet, dass die Kiste richtig mies klingt, hat mit Sicherheit defekte Bauteile (Kathodenelkos!) drin.

Die guten alten Telefunken-Vorstufen- und Treiber-Röhren funktionieren einwandfrei und ohne Mikrofonie. Bei genauem Hinsehen finde ich auch die Raute im Boden (ich hatte sie zunächst übersehen), es sind also "echte", alte Telefunken-Röhren. Die sind ja mittlerweile unbezahlbar!

Eine Besonderheit des CSV60/1 ist der Schalter für die Hinterbandkontrolle. Schließt man einen CD-Player an die Tonbandbuchse an und stellt den Schalter auf "Hinterband", umgeht man damit eine der Röhrenvorstufen. Das macht bei meinem Gerät aber keinen merklichen Klangunterschied aus. Die Vorstufen sind wirklich gut!

Die Hitzeentwicklung ist auch bei geschlossenem Gehäuse und stundenlangem Betrieb absolut im Rahmen und unbedenklich! Wer auf seinem Gerät Spiegeleier braten kann, hat wahrscheinlich entweder einen viel zu hohen Ruhestrom eingestellt, oder das Gerät schwingt. Im Ruhezustand beträgt die Leistungsaufnahme bei meinem etwa 100 Watt.

Schwer beeindruckt bin ich von der Qualität der Potis und Schalter! Da knackt und kratzt nichts, alles läuft geschmeidig und geräuschlos. Das hätte ich bei so einem alten Gerät nicht erwartet!

Bild

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Eigentlich viel zu schade, um einen Deckel drauf zu machen. Aber leider muss es sein.

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#16 Beitrag von v/d/b » 04.05.2013, 19:20

Hallo Chris,
das sieht doch schon alles sehr gut aus.
Glückwunsch zur gelungenen Reparatur!

Was den Print-Elko angeht, hat der in meinem CSV 13 auch nicht gepasst.
Die Anschlüsse ließen sich aber passend zurecht biegen.
Auf der Unterseite mussten dann nur noch zwei Masseverbindungen ergänzt werden.

Bild

Viele Grüße
Thomas

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#17 Beitrag von Sanug » 06.05.2013, 06:59

Hallo Thomas,

müssen die Masseverbindungen wirklich sein? Sind die intern nicht vorhanden? Mein Multimeter misst da 0 Ohm, ich sehe aber die interne Verbindung nicht.

Bei meinem Printelko reicht ein Verbiegen der Anschlüsse nicht aus. Zudem sind die zu dick, um durch die Bohrungen der Platine zu passen. Aufbohren möchte ich die Plantine nicht.

Zum Klang: Die Schallplattenwiedergabe ist sehr brillant, was auch der CCIR-Entzerrung geschuldet sein dürfte, die ja ein etwas helleres Klangbild erzeugt. CDs klingen mir zu dumpf, übersteuert wird der Eingang wegen der Regelung am CD-Player-Ausgang nicht, aber mit eingeschaltetem Präsenzfilter ist es wieder gut. Kann das an einer Fehlanpassung (Eingangsimpedanz des DIN-Eingangs) liegen?

Immer muss der Lautstärkeregler mindestens halb aufgedreht sein, sonst wird es zu basslastig wegen der gehörrichtigen Lautstärkeregelung, die ich gerne abklemmen möchte, wenn das einfach geht.

Insgesamt ist das Gerät aber alltagstauglich und klingt gut. Und es kann auch laut, ohne heiß zu werden. Wobei die PL500 Röhren möglicherweise altersschwach sind und auch deshalb die Kiste so kühl bleibt, möglicherweise ist der Ruhestrom zu niedrig geworden. Aber da gehe ich beizeiten noch ran.

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#18 Beitrag von v/d/b » 06.05.2013, 07:40

Hallo Chris,
es ist ja nun schon ein paar Jahre her, dass ich den CSV 13 restauriert habe. Aber wenn ich mich richtig erinnere, habe ich die Masseverbindungen eingelötet, weil der Elko von fJz ja nur einen Masseanschluss besitzt, der Original-Elko aber drei.
Selbst wenn es hier auf anderem Weg eine Verbindung geben sollte (da bin ich mir aber nicht sicher), könnte das ansonsten zu Problemen führen. Röhrengeräte sind ja recht empfindlich, was die Masseführung angeht.

Bohren musste ich nicht, aber vielleicht liefert fJz heute eine andere Bauform.
Vielleicht kannst Du ja mit mit Drähten unter dem Elko die Anschlüsse verlängern.
Wenn man das sauber macht, sieht man es später auch nicht.

Die gehörrichtige Lautstärkeregelung musst Du eigentlich nicht abklemmen.
Über die Einstellung der Balance-Regler und des Lautstärkereglers wird man sie auch so los.
Hier wurde das schon mal für den Regie 550 beschrieben. Bei den älteren Geräten folgt das der gleichen Logik.

Viele Grüße
Thomas

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#19 Beitrag von Sanug » 06.05.2013, 23:57

Hallo Thomas,

danke für den Hinweis mit der Masseführung. Klar, Röhrenschaltungen können schnell schwingen, wenn die Masse irgendwo fehlt. Und natürlich hast du recht, dass so eine Verbindung wichtig sein kann, auch wenn sie anderweitig zusätzlich besteht - wir haben es hier ja nicht mit Gleichstrom zu tun.

Ich werde erst beim nächsten Schritt was an dem Elko tun. Wie gesagt, den alten habe ich gemessen mit sehr gutem Ergebnis, ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Elkos. Langfristig muss er natürlich raus wegen seines Alters.

Danke auch für den Link mit der gehörrichtigen Lautstärkeregelung. Mir war die Funktion schon klar. Ich hätte das Poti trotzdem lieber linear, weil ich abends gerne leise höre und der Bass zu sehr andickt, sobald der Lautstärkeregler unter -30dB (Hälfte) steht. Allein über den Balancesteller zu regeln finde ich unkomfortabel, weil man damit schnell die Stereobalance ungewollt mit verstellt. Zudem habe ich bei weit aufgedrehtem Lautstärkeregler leichte Geräusche (Brummen), die bei sinnvolleren Einstellwerten vermeidbar sind. Vorne Gas zu geben und hinten wieder zu kappen ist ja nur bedingt sinnvoll.

Mittlerweile läuft der CSV60 bei mir mehrere Stunden täglich. Vielleicht sollte ich die Vorauszahlung bei meinem Energieversorger etwas heraufsetzen :? . Egal, denn das sahnige Klangbild gefällt mir immer besser! Auch wenn der letzte Punch und Pep manchmal fehlt und mein Pioneer Transistorverstärker zweifellos knackiger klingt, bereitet mir der Braun CSV60/1 den größeren Hörspaß. Die Bässe sind klar und voll, die Mitten sauber und schön, die Höhen seidig und fein. Vor allem Platten machen Spaß, trotz (oder wegen?) CCIR. Das Klangbild ist einfach angenehm, dennoch brillant und es fehlt nichts wirklich. Manche Stücke erzeugen eine Gänsehaut, das kenne ich sonst so nicht.

Ich bin sehr gespannt auf die Veränderungen, die der nächste Schritt bringen wird. Kontrolle der Heizspannung der ECC83, Erneuerung der Endröhren (Valvo PL500 > PL504 RFT NOS) und korrekte Einstellung des Anodenstroms sind die nächsten Schritte, wahrscheinlich noch vor Umbau auf RIAA und Abhängen der gehörrichtigen Lautstärkeregelung. Aber das alles wird noch dauern, denn ich habe Zeit und das Gerät spielt ja :D

Ciao, Chris

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#20 Beitrag von Wilhelm » 07.05.2013, 00:20

Hallo Chris,
wenn Du den CSV60 wieder aufmachst, haenge ihn doch auch mal an einen Oszillographen. Einige der von Braun eingesetzten Ausgangsuebertragern hatten eine ziemlich starke Schwingneigung.

Gruss
Wilhelm

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#21 Beitrag von Sanug » 07.05.2013, 06:31

Hallo Wilhelm,

danke für den Tipp. Leider habe ich kein Oszilloskop (mehr). Dass die CSV60 gerne schwingen, kann ich mir gut vorstellen, insbesondere angesichts der Berichte über Geräte, die kriminell heiß werden sollen.

Meiner bleibt aber überraschend kühl - außerhalb der Endstufenröhren wird der Gehäusedeckel auch bei mehrstündigem lautstarken Betrieb gerade mal gut handwarm (ich habe etwa 32°C Oberflächentemperatur gemessen).

Wie hoch sollte eigentlich die Netzaufnahmeleistung im Ruhezustand bei einem "gesunden" CSV60 sein? Daraus kann man ja auch grob auf den Anodenruhestrom und eventuelle Schwingneigung schließen. Ich habe ein Wattmeter (Verbrauchskostenzähler) hier, und das zeigt gute 100 Watt im Ruhezustand (muss ich noch mal genauer messen).

Ciao, Chris

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#22 Beitrag von Sanug » 07.05.2013, 23:36

Es geht weiter: Heute habe ich die unsägliche gehörrichtige Lautstärkeregelung deaktiviert, indem ich die RC-Kombinationen am Lautstärkeregler abgelötet habe. Endlich tut der Lautstärkeregler, was er soll!

Dann wollte ich eigentlich die alten Endröhren nur mal sauber machen. Bei der zweiten hat sich dann beim Lösen der stramm sitzenden Anodenkappe der Anschluss gelöst. Egal, die Röhren sind eh fertig, also die RFT-Schätzchen flugs eingebaut! Der Ruhestrom ist jetzt etwas höher, mein Wattmeter meldet stramme 143 Watt Netz-Leistungsaufnahme. Die Symmetrie wird grob eingestellt, indem die Spannung zwischen den Anoden auf jeder Seite auf Null gebraucht wird, was nicht ganz gelingt, da die Potis nichts mehr taugen. Aber mit 500mV Differenz gebe ich mich fürs erste zufrieden.

Der Hörtest offenbart Erstaunliches: Die Klangqualität hat zugelegt, aber wie! Viel mehr Lebendigkeit und Dynamik, satterer Bass, klarere Höhen. Vor allem ist aber der dumpfe und etwas muffige Klang bei der CD-Wiedergabe weg. CD klingt jetzt hervorragend, egal ob laut oder leise gehört! Platte finde ich sogar ein wenig zu hell, CCIR lässt grüßen, der Umbau auf RIAA wird die zweitnächste Aktion.

Leider ist nämlich noch was aufgefallen. Eine ECF80 Treiberröhre ist mikrofonisch und neigt zum Schwingen. Beim Tausch der Röhren wandert der Fehler zum anderen Kanal. Schade, die schöne Telefunken-Röhre ist wohl hin. Da werde ich mich schleunigst nach Ersatz umschauen müssen.

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#23 Beitrag von v/d/b » 08.05.2013, 07:04

Hallo Chris,
schade dass Du die Schaltung nun schon verändert hast.
Die Ursache für den dumpfen Klang war ja dann wohl doch eher der Umstand, dass die Röhren fertig waren und weniger die gehörrichtige Lautstärkeregelung.
Kannst Du aber ja vielleicht testweise noch mal zurück bauen, wenn der Verstärker komplett in Ordnung ist.

Viele Grüße
Thomas

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#24 Beitrag von henry2 » 08.05.2013, 12:40

Hallo Chris,

es ist schön mitzuverfolgen, wie Du Deinen Verstärker nach und nach wieder auf Vordermann gebracht hast. Dein Problem mit der gehörrichtigen Lautstärkeregelung könntest Du vielleicht auch ein wenig "entschärfen". Wie Thomas bin auch ich der Meinung, dass ein radikales Entfernen der RC-Glieder am Lautstärkepotentiometer nicht die endgültige Lösung sein sollte (insbesondere im Hinblick auf eine möglichst vollständige Erhaltung des Originalzustandes bzw. der originalen Funktionen).

Wenn Dir der Einfluss der gehörrichtigen Lautstärkeregelung gar zu basslastig erscheint, so könntest Du den Wert des Widerstandes R16 entsprechend erhöhen. (Ich spreche hier und im folgenden nur von den Bauteilen des linken Kanals; die des rechten Kanals müssen natürlich identisch modifiziert werden.)

Ich würde R16 zunächst provisorisch gegen ein Trimmpoti mit 25KΩ austauschen und dieses dann nach Deinem persönlichen Hörempfinden einstellen. Dann wieder ausbauen, Widerstandswert messen und durch den nächstliegenden Festwiderstand ersetzen. R15 (trägt zusammen mit C15 zu einer leichten Höhenanhebung bei) würde ich zunächst einmal nicht ändern. Bei Bedarf könnte er in Richtung 150KΩ erhöht werden, wodurch die Höhenanhebung ebenfalls gemindert würde.

Wenn bei Überprüfung der Heizspannung für die ECC83 diese zu niedrig ist, sieh' zunächst mal nach, ob C8 (500µF) noch seine volle Kapazität besitzt. In seiner Funktion als Ladeelko trägt er nämlich erheblich zur korrekten Heizspannung bei. Sollte der Elko in Ordnung, die Heizspannung aber zu niedrig sein, schwächelt der Selengleichrichter. Du wirst schwerlich einen passenden Selentyp erhalten und müsstest ihn deshalb durch einen Siliziumgleichrichter ersetzen. Dann aber unbedingt einen entsprechenden Vorwiderstand vorsehen, denn der Si-Gleichrichter liefert aufgrund seiner Niederohmigkeit eine erheblich höhere Ausgangsspannung. Die Heizspannungen sollten möglichst genau eingehalten werden.

Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, dass Du wegen der heute bei uns genormten Netzspannung von 230V ± 10% den Netzspannungs-Wahlschalter auf 250V einstellen solltest.

Bei der Einstellung des Anodenstroms der Endröhren solltest Du jeweils einen Wert von ca. 22-23mA einhalten. Wie Du sicherlich weißt, wird dessen Höhe mit R7, die Symmetrie der beiden Endröhren je Kanal mit R316 bzw. R416 eingestellt. Man muss die Einstellung an den 3 Potis einige Male wiederholen bis alles stimmt, da sie sich gegenseitig etwas beeinflussen.

Weiterhin viel Erfolg bei Deinem Projekt wünscht Dir

Heinrich

Sanug
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#25 Beitrag von Sanug » 08.05.2013, 21:49

Hallo Thomas, hallo Heinrich,

ohne die gehörrichtige Lautstärkeregelung bin ich erst so richtig glücklich mit dem Gerät, die bleibt deshalb draußen. Ich hebe die Originalteile aber auf, damit man gegebenenfalls den Originalzustand wiederherstellen kann. Trotzdem vielen Dank für die Information, welches Bauteil für welche Funktion ist, das ist für mein Verständnis der Schaltung sehr hilfreich. Bei diesem Gerät fasziniert mich ja gerade die Nachvollziehbarkeit der Funktion von jedem einzelnen Bauteil.

Das den Selengleichstinker betrifft, da werde ich ran müssen. C8 war in Ordnung, ich habe ihn trotzdem gegen einen neuen 470µF-Elko ausgetauscht. Leider messe ich nur 22,5V, es müssten aber gute 26V sein. Den Spannungswähler für die Netzspannung hatte ich schon ganz zu Anfang auf 240V gestellt (250V gibt es nicht).

Leider tun sich neue Baustellen und Probleme auf. Vorhin gab es Rauchzeichen aus dem Netzschalter, es ist nicht der Knallfrosch, sondern offenbar der Schalter selber. Er war mir von Anfang an mit Kontaktproblemen aufgefallen und hatte schon bei meiner Erstinbetriebnahme kurz geraucht. Ich werde ihn wohl zerlegen und schlimmstenfalls ersetzen müssen, was sehr ärgerlich ist, denn er hat ja eine besondere Bauform, die es so nicht mehr gibt. Vielleicht lässt er sich aber auch instand setzen.
Zuletzt geändert von Sanug am 08.05.2013, 21:54, insgesamt 1-mal geändert.

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#26 Beitrag von Sanug » 08.05.2013, 21:52

Kann mir jemand etwas zu der normalen Leistungsaufnahme eines gut eingestellten CSV60 sagen? Nur so als Richtwert zur groben Voreinstellung des Anodenstroms.

Zum Thema Anodenstrom: Den kann ich doch ganz einfach messen, indem ich ein Milliamperemeter zwischen Anodenkappe und Anodenanschluss schalte (unter Beachtung der Sicherheitsvorkehrungen, wir haben es hier ja mit ordentlich hoher und gefährlicher Gleichspannung zu tun). Der Innenwiderstand des Multimeters sollte nicht zu arg die Messung verfälschen, oder?

Gilt der Wert für den Anodenruhestrom eigentlich auch für die PL504, oder sollte er höher eingestellt werden als für die PL500? Die PL504 ist ja etwas leistungsstärker, aber ich frage mich, ob man deshalb mit dem Anodenruhestrom ein wenig höher gehen sollte.

Ist es richtig, dass ich die Symmetrie einfach dadurch abgleichen kann, indem ich ein Voltmeter zwischen die beiden Anoden eines Röhrenpärchens schalte und mit dem Poti auf 0V einstelle?

Heute war ich in meinem Elternhaus und habe in meiner alten Bastelwerkstatt noch einige schöne Schätze geborgen, unter anderem neue gekapselte 25kOhm-Trimmpotis von Piher, aber auch axiale Folienkondensatoren für den RIAA-Umbau, teilweise sogar mit 1% Toleranz. Und eine dicke Rolle gutes bleihaltiges Lötzinn.

Uh, viel Text, ich muss mal wieder ein paar Bilder machen. Vielen Dank für euer aufmerksames Lesen und die guten Tipps!

Chris

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#27 Beitrag von Sanug » 09.05.2013, 01:31

Hier ein paar Bilder:

Die RC-Glieder der gehörrichtigen Lautstärkeregelung am Potentiometer, teilweise im Schlauch versteckt, vorne bereits demontiert

Bild


In Aktion mit neuen Röhren. Die Anodenkappen sitzen noch nicht ganz fest, damit ich mit einer Messspitze an die Anoden herankomme.

Bild

Bild


Der kaputte Netzschalter, leider ist er vernietet. Wo bekomme ich Ersatz her?

Bild

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#28 Beitrag von v/d/b » 09.05.2013, 09:15

Hallo Chris,
ich würde als erstes mal versuchen die Nieten auszubohren und den Schalter zu reparieren.
Wenn die Kontakte verbrannt sind dürfte das aber nicht von Erfolg gekrönt sein.
Ansonsten hast Du eine PN.

Viele Grüße
Thomas

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#29 Beitrag von Sanug » 09.05.2013, 11:49

Hallo Thomas,

vielen Dank für die PN und den Tipp mit dem Aufbohren. Ich fürchte, dass ich mir den Aufwand sparen kann, denn der Schalter stinkt erbärmlich verbrannt. Ich hab ihn erst mal ausgebaut und eine Brücke per Lüsterklemme hergestellt, damit ich weiter mit meinem Schätzchen Musik hören kann 8)

Einen schönen Vatertag noch

Chris
Zuletzt geändert von Sanug am 09.05.2013, 12:28, insgesamt 1-mal geändert.

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#30 Beitrag von henry2 » 09.05.2013, 18:09

Hallo Chris,

über die Leistungsaufnahme eines gut eingestellten CSV60 kann ich Dir leider nichts sagen, da ich selbst keinen besitze. Die Leistungsaufnahme des Verstärkers gibt Dir aber auch keine direkte Auskunft darüber, ob die Anodenströme der Endstufen richtig eingestellt sind oder nicht. Die musst Du schon separat messen (hierbei natürlich alle Lautstärke-/Balanceregler auf 0-Anschlag stellen).

Es ist richtig, dass die PL504 mit einer max. Anodenverlustleistung von 16W etwas leistungsstärker sind als die PL500 mit einer solchen von 12 W. Dennoch würde ich den Anoden-Ruhestrom auch bei der PL504 nicht höher einstellen als 25mA je Röhre. Damit wird dann bei einer Anodenspannung von 345V schon mehr als die Hälfte der max. Anodenverlustleistung erreicht, die bei höheren Lautstärken nochmal deutlich ansteigen wird.

Du kannst ja mal die Höhe der Anodenströme in ihrer Summe (Soll: 4 x 25mA = 100mA) an der Stelle messen, wo die Mittelanzapfungen der Ausgangsübertrager zusammen an den Gleichrichter Gl1 angeschlossen sind. An dieser Stelle auftrennen, die Lücke mit einem 10Ω-Widerstand (Rtest) wieder schließen und mit R7 eine Spannung an Rtest von 1,0V einstellen.

Die von Dir vorgeschlagene einfache Messmethode zur Symmetrieeinstellung der beiden Anodenströme einer Endstufe wird sicherlich funktionieren, indem Du die Spannung zwischen den Anoden der beiden Endröhren mit R316 (linker Kanal) bzw. R416 (rechter Kanal) auf exakt 0V einstellst.

Die beiden Primärwicklungen eines Ausgangsübertragers weisen für diese Messmethode einen genügend hohen Gleichstromwiderstand auf (geschätzt so um die 8-10Ω). Dabei muss Dein Spannungsmesser allerdings empfindlich genug sein, Spannungen von wenigen mV genau zu erfassen. Die Differenz der beiden Anodenströme sollte natürlich so gering wie möglich sein und 2mA nicht überschreiten. Bei 2mA Differenz würdest Du weniger als 20mV zwischen den beiden Anoden messen. Wenn Dein Messgerät empfindlich genug ist, kannst Du also die Symmetrie hinreichend exakt (auf 0V) einstellen.

Dabei zwischendurch den Gesamtanodenstrom über Rtest messen und ggf. die Spannung am Widerstand auf 1,0V mit R7 nachstellen. Anschließend wieder prüfen, ob die Symmetrie noch stimmt - usw. bis alle Einstellungen im Soll sind. Danach kannst Du Rtest wieder auslöten und die hinterlassene Lücke bis zur nächsten Inspektion, spätestens aber bis zum nächsten Röhrenwechsel wieder schließen.

Wenn Du möchtest, berichte doch ob Du Deine Einstellungen erfolgreich abschließen konntest, oder ob vielleicht irgendwelche Schwierigkeiten auftauchten.

Schöne Grüße

Heinrich

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