Hallo zusammen,
Klaus schnitt in der
Beitragsreihe CE16 unter dem Themenbereich "Braun Produktegalerie" kurz die Entwicklung der Empfangsempfindlichkeit von Tunern an, die nach dem CE16 folgten. Er schrieb:
Zitat: "Die Eingangsempfindlichkeit, die bei Fertigung noch bahnbrechend gewesen sein dürfte, hat Braun später mehrfach übertroffen mit 0,8 µV beispielsweise im CE 1020."
Das ist sicherlich zutreffend und sicherlich hat sich diesbezüglich auch noch einiges getan, aber ganz so spektakulär, wie es uns die später angepriesenen (µV-)Werte glauben machen wollen, ist es doch nicht ganz. Insbesondere sind die Angaben zur Empfindlichkeit beim CE16 und den nachfolgenden Tunern und Receivern in keiner Weise miteinander vergleichbar.
Beim
CE16 lauteten die Angaben:
Empfindlichkeit 1,5µV bei 26dB Signal-Rauschabstand und bei 22,5KHz Hub.
Beim
CE500/501:
Empfindlichkeit 1µV bei 30dB Signal-Rauschabstand und bei 40KHz Hub.
Beim
CE1000:
Empfindlichkeit 0,9µV bei 30dB Signal-Rauschabstand und bei 40KHz Hub.
Beim
CE1020,
CEV510 und
CEV520:
Empfindlichkeit 0,8µV bei 30dB Signal-Rauschabstand und bei 40KHz Hub.
Bei den Geräten, die dem CE16 nachfolgten, einigte man sich bei der Firma Braun und etlichen anderen Herstellern darauf, den Wert für die Empfindlichkeit bei 30dB Signal-Rauschabstand und einem Hub von 40KHz anzugeben. Letztere sind auch untereinander vergleichbar, jedoch nicht mit denen des CE16.
Ein Hub von 40KHz ergibt (bei gleichem Pegel des HF-Signals) gegenüber einem Hub von 22,5KHz einen um 5dB besseren Signal-Rauschabstand. Das heißt, wenn z.B. beim CE500 oder CE501 die Empfindlichkeit bei einem Hub von 22,5KHz gemessen würde, so würde sich der Signal-Rauschabstand bei einer HF-Eingangsspannung von 1µV auf 25dB reduzieren. Daraus folgt das Argument der Werbefachleute: Je größer der Hub, desto "besser" erscheinen auf den ersten Blick die Angaben für die Eingangsempfindlichkeit.
Umgekehrt lässt sich aber an dieser Stelle leider nicht darauf zurückschließen, wie hoch das Eingangssignal beim CE16 bei 30dB Signal-Rauschabstand und 40KHz Hub sein müsste, da wir dessen Rauschpegel nicht kennen. Es wird aber sicherlich geringer als 1,5µV sein.
Allerdings sagt der Wert der Eingangsempfindlichkeit bei einem Tuner längst nicht alles über seine Empfangsqualitäten aus. Es spielen noch eine Menge andere Faktoren eine mindestens ebenso große Rolle, wie z.B. die Selektivität, Gleichwellenselektion, Großsignalfestigkeit, Spiegelfrequenzunterdrückung, Fremdspannungsabstand, NF-Frequenzgang und Klirrfaktor, um die wichtigsten zu nennen.
Was nutzt eine supertolle Empfindlichkeit, vielleicht noch gepaart mit einer sehr guten Selektivität, wenn dafür der NF-Frequenzgang und der Klirrfaktor grottenschlecht ist? Oder ein hervorragender NF-Frequenzgang (toller Klang), gepaart mit besten Klirrfaktorwerten, wenn die Kiste unempfindlich und nicht selektiv ist? Oder wenn ein starker Ortssender den Empfang eines benachbarten, schwach einfallenden Senders unmöglich macht? Oder wenn ein Sender an einer auf der Skala angezeigten Frequenz empfangen wird, wo er gar nicht existiert oder noch schlimmer, wo er (bzw. seine Spiegelfrequenz) dort einen schwachen Sender einfach verdrängt?
Erst die gekonnte Kombination von wichtigen und zugleich überdurchschnittlich guten technischen Daten macht einen überdurchschnittlich guten Tuner aus. Und solche sind wirklich rar gesät.
Viele Grüße
Heinrich