TS 501 gegen T301

Mit der Studio Line hat Braun zwischen 1978 und 1981 das HiFi-Konzept slim line eingeführt.
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werner
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TS 501 gegen T301

#1 Beitrag von werner » 23.07.2012, 12:13

so.
über die bucht mal wieder zuwachs bekommen :D .

nachdem der T 301 nach "aus zwei mach eins" gut funktioniert,
leider aber DLF (105,6) nicht empfangen kann weil das frequenzband endet,
und kein forianer eine idee hatte wie das frequenzband verschoben werden könnte,
hab ich mir einen TS 501 zugelegt. DLF-Problem gelöst!

gerätenummer 16 027, also ein späteres gerät mit dem dunkelgrünen netzschalter.
der knallfrosch war schon geplatzt, die lithiumbatterie leer. dafür reichen meine lötkünste zum glück.

mir scheint der TS 501 deutlich empfangsstärker zu sein.
UKW-Empfindlichkeit: 0,5 statt 0,7 µV sagen auch die datenblätter.

frage an die weltbesten und braunversierten technikerklärer hier im forum:
ist der sythesizertuner doch besser als ein drehelko? oder nur im falle slimline?

jetzt wachsen natürlich die begehrlichkeiten nach einem passenden A 501.
das ist halt der virus...
falls jemand ....
zum glück für den virusbefallenen (und vor allem für seine ehefrau) sind der 701er so selten :wink:

grüsse aus dem momentan pilzreichen schwarzwald,
werner

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henry2
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#2 Beitrag von henry2 » 25.07.2012, 22:43

Hallo Werner,

Glückwunsch zu Deinem neuen Zuwachs! Ja, ja, der Virenbefall... dann kannst Du Dich wohl eines A501 auch nicht mehr erwehren.

Zu Deinem Eindruck, bei dem Du den Unterschied der Empfangsempfindlichkeit zwischen dem T301 und dem TS501 festzustellen glaubst: Er erscheint mir unerklärlich, denn nach Studium der jeweiligen Schaltpläne ergeben sich – was den eigentlichen Empfänger, nämlich den UKW-Baustein, den ZF-Verstärker und den Stereodekoder angeht - kaum Unterschiede. Sie sind weitestgehend identisch. Der Unterschied kann eigentlich nur dadurch begründet sein, dass mit Deinem T301 etwas nicht ganz in Ordnung ist.

Die Angabe einer Empfindlichkeit von 0,5µV scheint mir aber ohnehin ziemlich unrealistisch zu sein. Selbst 0,7µV kommen mir schon arg geschönt vor. Es kommt natürlich auch darauf an, unter welchen Bedingungen, d.h. bei welchem Hub und welchem Signal-/Rauschabstand (S/R) diese gemessen wurde. Da können große Unterschiede bestehen.

Wir haben früher z.B. bei nur 15 KHz Hub und 30 dB S/R gemessen. Daraus ergibt sich natürlich eine viel geringere Empfindlichkeit als bei 40 KHz Hub, mit dem jedoch meistens (auch bei Braun) gemessen wurde. Die Messung mit 15 KHz ist aber ehrlicher, da praxisgerechter; leider jedoch nicht so werbewirksam.

Das war aber nicht Deine Frage, auf die ich dennoch mit möglichst einfachen Worten versuchen möchte einzugehen, obwohl ich nicht der weltbeste, braunversierteste Technikerklärer bin: Ist der Synthesizer-Tuner besser, als ein "Drehelko"?

Da das ein ganz allgemeines und grundsätzliches Thema ist, habe ich als Schuhkartonliebhaber auch gar kein Problem damit, selbst wenn wir uns hier in der Rubrik "Slim Line-Reihe" tummeln.

Also abgesehen davon, dass auf dem gesamten Weltmarkt kein Drehelko erhältlich ist, kann ich Dir die Frage - was die Empfangseigenschaften angeht - mit einem klaren Nein beantworten.

Wenn Du mit der "Drehelko"-Abstimmung jene im T301 meinst, so wäre das eher als "Drehwiderstands"-Abstimmung zu bezeichnen, mit der Du bei der Senderwahl die Abstimmspannung der Kapazitätsdioden in den Schwingkreisen im UKW-Baustein einstellst. Das ist ein analoger Vorgang mit beliebig kleinen Zwischenschritten, sprich Empfangsfrequenzen.

Wenn Du mit der "Drehelko"-Abstimmung die früher fast ausschließlich verwendete "Drehko"-Abstimmung meinst, so handelt es sich hierbei um mechanisch kontinuierlich in ihrer Kapazität verstellbare (Dreh-)Kondensatoren.

Beim digitalen Synthesizer-Tuner erfolgt die Abstimmung ebenfalls mittels Kapazitätsdioden, die je nach Größe der angelegten Gleichspannung ihre Kapazität verändern. Deren Abstimmspannung wird aber nicht manuell über ein Potentiometer (wie z.B. beim T301) eingestellt, sondern sie wird mit digitaler Technik starr an eine Quarzreferenz gekoppelt. Im Stationsspeicher werden weder Spannungs- noch Frequenzwerte abgelegt, sondern rein digitale Teilungsfaktoren. Sie geben an, um wie viel mal die Sollfrequenz größer ist als die Quarzfrequenz. Kurzum: Beim Synthesizer kann die Empfangsfrequenz nicht durch Temperatur- oder Alterungseffekte wegdriften; die AFC wird somit ebenfalls hinfällig. Ganz nebenbei hat dieses Prinzip auch den Vorteil, dass man ohne viel Aufwand zahlreiche Stationen speichern kann.

Und hier sind wir wieder beim Thema: Es geht immer auch um Einsparungen bei den Herstellungskosten. Das begann schon mit dem Ersatz der kostspieligen mechanischen Drehkoabstimmung durch die sehr viel billigeren Kapazitätsdioden. Gleichzeitig ließ sich mit einfachen Mitteln die Speichermöglichkeit von mehreren Sendern realisieren. Für den Kunden ergaben sich dadurch die Vorteile, dass er für das gleiche oder sogar für weniger Geld einen viel besseren Bedienungskomfort erhielt.

Um es nochmals festzuhalten: Die Empfangsqualität und Empfindlichkeit gleich aufgebauter Empfänger (wie beim T301 und TS501) ändern sich nicht dadurch, ob diese nun über analoge oder digitale (Zauberwort "Synthesizer") Technik abgestimmt werden. Sie ändert sich nur durch mehr oder weniger Aufwand (und Können), der in die Konzeption der HF-, ZF- und Decoderbausteine des Tuners gesteckt wird.

Ich persönlich verzichte gerne auf den Komfort eines automatischen Sendersuchlaufs oder auf die Speichermöglichkeit von ein paar Sendern und ziehe in jedem Fall einen hochwertigen Tuner mit Drehko-Abstimmung vor. Der weist neben anderen Vorteilen schon prinzipiell eine wesentlich bessere Großsignalfestigkeit auf, als ein solcher mit Kapazitätsdioden-Abstimmung. Wenn er dann noch sorgfältig und mit etwas mehr Aufwand konzipiert wurde, kann man eine völlig ausreichende Frequenzstabilität auch ohne AFC erreichen, die eh nur eine vordergründige Krücke darstellt. Die regelt nämlich nur den Oszillatorkreis nach; Vor- und Zwischenkreis bzw. Zwischenkreis-Bandfilter bleiben "daneben", woraus sich ein - wenn in der Regel auch nur geringfügiger - Abfall der Empfindlichkeit und der Selektivität ergibt.

Resümee: Ich bleibe bei meinen CEs. Das war nun mal wieder viel Text, aber ich finde, es war einfach der Beantwortung Deiner Frage und dem Thema insgesamt geschuldet.

Viele Grüße

Heinrich

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exkurs

#3 Beitrag von werner » 25.07.2012, 23:01

danke heinrich!

in deinem artikel steckt viel zeit und wissen. und verstanden hab ich es auch!
beim stammtisch wäre es schneller erklärt, dann hätten aber weniger forianer an der tollen erklärung teilhaben können.

bekommen wir nächste woche mal ein breisgaustammtischle mit norbert hin?

grüsse aus haslach, werner

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henry2
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#4 Beitrag von henry2 » 26.07.2012, 21:54

Hallo Werner,

wohl wahr! Am Stammtisch wär's wirklich schneller gegangen. Aber ich dachte eben, eine offiziell gestellte Frage sollte auch mit einer offiziellen Antwort erwidert werden.

Abgesehen davon wäre nach so langer Zeit ein kurzfristig anberaumter Stammtisch dringement angesagt. Wie wärs am kommenden Donnerstag um 18:00 Uhr im Café Einstein" in der Klarastraße? Ich schreibe Norbert mal 'ne PN.

Grüße aus dem warmen Süden

Heinrich

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#5 Beitrag von werner » 26.07.2012, 23:35

hallo heinrich,

DO 18uhr passt bei mir, ist vorgemerkt.

gruss, werner

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