Röhren-Vorverstärker im Ateliergehäuse

Gewerbliche Umbauten müssen als solche gekennzeichnet werden!
Antworten
Nachricht
Autor
Benutzeravatar
Paparierer
Moderator
Moderator
Beiträge: 2599
Registriert: 28.12.2010, 15:36
Wohnort: 85077 Manching

Röhren-Vorverstärker im Ateliergehäuse

#1 Beitrag von Paparierer » 01.12.2016, 02:28

Endlich ist mein TP3 fertig.
Zu Anfang möchte ich mich bei all den Forianern bedanken, die mir durch Rat & Tat, Fehlerhinweis, oder auch durch moralische Unterstützung geholfen bzw. mir durch das Vorführen eines Röhrenverstärkers erst die Idee zu diesem Projekt gegeben haben.
Zu nennen wären da von A-Z Carlos, Frank Harder, Friedel, Gunnar, henry2, Klauz, Roland, Uli, v/d/b, Wickerge. Ich hoffe, ich habe niemand vergessen...

Die Basis bildet ein Dynavox TPR-3,
tpr3_01.jpg
bei dem ich die Kondensatoren durch bessere von Mundorf ersetzt und die Original-Röhren (6N3P) durch wesentlich kleiner bauende 5670er getauscht habe. Damit passt die Hauptplatine schonmal in ein Ateliergehäuse, ohne die Röhren flach zu legen.
Zusätzlich kommt noch ein Digital-Analog-Wandler mit optischem und coax-Eingang hinein.
Und weil gerade noch genügend Platz zur Verfügung steht, auch noch ein automatischer Umschalter für ein Paar Lautsprecher und zwei Verstärker.
Übersicht.jpg
0: Verkabelung für die Netzteile / Trafo
1: Hauptplatine
2: Zugehöriger Ringkerntrafo
3: Phonovorstufe (unten), 3a: Spannungsversorgung dafür
4: DAC (darüber), 4a: Schaltnetzteil 12V
5: Verstärkerumschaltung, 5a: Schaltnetzteil 5V
6: Schaltung für den Stromstoßschalter (DAC-Eingangsumschalter)


Damit das Ganze optisch passt und wenig an der Vorderansicht gearbeitet werden muss, wird eine C2³-Front verwendet. Die nicht benötigten Buchstaben habe ich vorsichtig mit einem Glasfaserradierer entfernt, die schwarze Farbe nachgesprüht und dann professionell bedrucken lassen. (Erst habe ich es mit Decals versucht. Das Ergebnis war aber nicht gut genug, weil sie schnell als Aufkleber/Nassschiebebilder erkennbar waren: Reflexion, schiefe Position.)
DSC01213.JPG
Nun sieht es aber so aus:
IMG_1911Front.jpg
Von links nach rechts:
Der Netzschalter bleibt erhalten, bekommt aber die passende Kappe (schwarz mit grünem Punkt).
Die Laufwerksschublade wird ersetzt durch ein eingeklebtes Fenster, durch das man die Röhren sehen kann. Auch die Originalhinterleuchtung mit den LED aus dem TPR-3 bleibt erhalten - ein büschen Spaß muss sein.
(Beim CD3 und CD5 gibt es hier ja auch eine Art "Betriebsanzeige": Man sieht die beleuchtete CD sich drehen.)
Der Sliderknopf dient zum Umschalten zwischen den beiden Eingängen des DAC.
Die Aussteuerungsanzeige ist derzeit noch ohne Funktion, die Möglichkeit zum Anschluß ist aber gegeben.
Für den Quellenwahlschalter wurde an der gleichen Position wie beim A2 ein Loch gebohrt, auch die Reihenfolge folgt der des A2 (tuner-phono-cd-tape-aux). Der Originalwahlschalter hat eine geriffelte Achse, aber ein Knebel vom A1 kam für mich nicht in Frage. Wahlschalter vom A2 sind nicht verfügbar und außerdem paßt die Schaftaufnahme nicht. Deswegen wurde einer abgeformt und nachgegossen. Für die Wellenaufnahme wurde das passende Stück des zweiteiligen Aussteuerungsknopf eines Atelier-Kasettenrecorders genommen und verdrehsicher eingeklebt.
Zur Lautstärkeregelung dient ein Teil des C2³-Aussteuerungsknopfs, auf dessen Hülse für eine bessere Haptik (und auch für's Aussehen) passende Unterlegscheiben und darüber ein Gummi geschoben sind.

Hinten ist eine angepasste A1-Rückseite verbaut.
IMG_1912Rückseite.jpg
Den MM/MC-Umschalter habe ich im Gerät belassen. Der wird so gut wie nie benutzt. (Und wenn, müsste der Pre-Amp eh aus dem Rack genommen werden, um an seiner Rückseite den einen Plattenspieler aus- und den anderen einzustecken.)
Den DAC wollte ich nicht nur intern verkabeln, sondern habe seine Ausgänge an die Rückseite geführt, so könnte er auch an einen anderen Verstärker angeschlossen werden. Seine Cinch-Anschlüsse liegen direkt neben dem "aux"-Eingang und werden mit den Drahtbrücken eines A1/A2 verbunden. Für den optischen DAC-Eingang wurde ein Cinch-Anschluss ausgebohrt und durch eine Kupplung ersetzt.
Toslink-Kupplung.jpg
Toslink-Kupplung.jpg (27.08 KiB) 4342 mal betrachtet
Die Schaltung für die Lautsprecheranschlüsse entspricht 1:1 der von Christian aus diesem Post - auch Dir danke für Deine elegante Idee: http://www.braun-hifi-forum.de/viewtopi ... =17&t=3882" onclick="window.open(this.href);return false;
Die zugehörige Schaltung habe ich (recht komprimiert) so ausgeführt:
Lautsprecherplatine01.jpg
Lautsprecherplatine01.jpg (32.12 KiB) 4342 mal betrachtet
Das Basisgerät hatte ein Kaltgerätenetzanschlußbuchse mit integrierter Sicherung. So eine Buchse ließ sich hervorragend durch Herausschneiden mehrerer Lüftungsstege in der Rückwand neu platzieren. Sie sitzt ohne Verschraubung fest und es war auch kein weiterer Ausschnitt nötig.
Das Loch in der Rückwand, durch das normalerweise das Netzkabel geht, bleibt noch offen.
Im Moment habe ich eine CC4/PA4-Kombi und nun noch den TP3 mit einem anderen PA4. Analog zu Christians Lautsprecherumschaltung dachte ich daran, eine ähnliche Schaltung für die zwei Vor-/Endverstärkerkombinationen zu entwerfen, da nur ein Paar M12 zur Verfügung steht. Durch das o.g. Loch soll das Steuerkabel des TP3 für diese Schaltung geführt werden. Im Prinzip könnte das so aussehen (ist aber ein weiteres Projekt):
Netzplatine01.jpg
Netzplatine01.jpg (34.15 KiB) 4342 mal betrachtet
Wer den Amp mal im Betrieb hören und sehen will, muss bei mir vorbeikommen. :zwink:
Gruß, Gereon
_______________________________
meistens ist es was mechanisches...
_______________________________
The price of anything is the amount of life you exchange for it.
Henry David Thoreau

andreas schnadt
Moderator
Moderator
Beiträge: 2175
Registriert: 16.09.2010, 14:50
Wohnort: Leverkusen

Re: Röhren-Vorverstärker im Ateliergehäuse

#2 Beitrag von andreas schnadt » 01.12.2016, 06:17

Moin Gereon,
Chapeau! Ich staune und bewundere immer wieder die Kreativität, die hinter diesen Spezialumbauten steckt! Wenn das Ganze dann auch noch die Ohren erfreut, umso besser! :respekt:
Gruß Andreas
Viel Freude beim Hören !

Benutzeravatar
henry2
Moderator
Moderator
Beiträge: 1111
Registriert: 03.10.2010, 10:39
Wohnort: Markgräflerland

Re: Röhren-Vorverstärker im Ateliergehäuse

#3 Beitrag von henry2 » 01.12.2016, 09:46

Hallo Gereon,

schönes Gerät! Mein Glückwunsch zum gelungenen Projekt. Die Funktionen des VV umfassen ja alles, was man heutzutage so braucht. Nein, sogar noch ein Feature mehr, wenn man die integrierte Endstufen-Umschaltung mit berücksichtigt.

Noch eine Frage: Ist im Phonobetrieb der DAC ausgeschaltet, d.h. von der Stromversorgung getrennt?

Der Um- und Aufbau und insbesondere die Dinge, die mit den mechanischen und gestalterischen Arbeiten einhergingen, waren bestimmt recht aufwendig. Sicherlich war das Ganze aber auch mit viel Spaß verbunden. Den wünsche ich Dir weiterhin mit Deiner neuen Errungenschaft.

Viele Grüße

Heinrich

Benutzeravatar
ütronics
Routinier
Routinier
Beiträge: 166
Registriert: 05.06.2013, 16:21
Wohnort: Bielefeld

Re: Röhren-Vorverstärker im Ateliergehäuse

#4 Beitrag von ütronics » 01.12.2016, 15:03

Hallo Gereon,

auch von meiner Seite Glückwunsch und Respekt zu dem gelungenen Umbau!
Eine Frage hätte ich, weil auf dem Bild nicht gut zu erkennen: Ist das Fenster genau so abgewinkelt wie die übliche Atelier-Front oder gerade?
Wenn abgewinkelt, hätte ich gerne gewusst, wie Du das hinbekommen hast.

Gruß Udo

Benutzeravatar
Paparierer
Moderator
Moderator
Beiträge: 2599
Registriert: 28.12.2010, 15:36
Wohnort: 85077 Manching

Re: Röhren-Vorverstärker im Ateliergehäuse

#5 Beitrag von Paparierer » 01.12.2016, 16:23

hi Leute, danke für die Blumen!

Nein, Heinrich, der DAC wird nicht automatisch ausgeschaltet, wenn der Plattenspieler angewählt wird.

Die Scheibe ist aus 8mm Acryl und ich habe sie mir direkt in den richtigen Abmessungen zugeschnitten bestellt. Um die Fase/Schräge, die exakt mit der in der Atelierfront übereinstimmt, hat sich ein Arbeitskollege gekümmert, der wiederum einen Bekannten in irgendeinem Modellbau hatte. Die Abschrägung ist dann auch poliert worden.
Also: nicht ich habe das hinbekommen, Udo, sondern ein Bekannter eines Bekannten...

Ein paar Dinge würde ich aus der gemachten Erfahrungen heraus nun anders machen. Man stößt auf so viele Dinge, die man in der Euphorie am Anfang einer Idee gar nicht auf dem Schirm hatte...
Da sind dann so Kleinigkeiten wie das nach innen Versetzen der Rückwand wegen der Länge der diversen Stecker dabei. Die Rückwand eines Verstärkers passt wiederum nicht gut zu den Seitenwänden eines Cx- oder CDx-Geräts.
Das Bedrucken geht auch noch besser, für die Regler und Schalter sollte man im Zweifelsfall einen höherwertigen Austausch vornehmen, usw. usw.

Gruß, Gereon
_______________________________
meistens ist es was mechanisches...
_______________________________
The price of anything is the amount of life you exchange for it.
Henry David Thoreau

Antworten