Capstanmotor "geht durch"

Sämtliche Tonbandgeräte bis zum TG 1020
Antworten
Nachricht
Autor
Holgi
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 20
Registriert: 11.02.2011, 19:08
Wohnort: Hannover

Capstanmotor "geht durch"

#1 Beitrag von Holgi » 16.02.2011, 21:29

Hallo,

ich habe ein Problem mit meiner TG 1000 C, bei dem ich nicht weiter komme. Die Maschine lief zunächst einwandfrei. Heute habe ich ein defektes Drehspulinstrument erneuert und bei der Gelegenheit die Hauptplatine ausgebaut, die Schalterkontakte gereinigt, alle Pfostensteckverbinder mit dem Glasfaserstift gereinigt, einige Tantalkondensatoren, Trimmpotis und Elkos getauscht. Nachdem ich alles wieder zusammen hatte, lief der Capstanmotor mit überhöhter Geschwindigkeit und reagiert nicht mehr auf die Umschalttasten.
Die Regelung des Motors funktioniert definitiv nicht mehr, die Drehzahl fällt bei leichtem Abbremsen und nach zehn Minuten Betrieb langsam ab. Anfangs würde die Bandgeschwindigkeit bei ca. 30 cm/s liegen, nach zehn Minuten etwa bei der Hälfte.

Ich habe, da ich ja die Platine draußen hatte, zunächst vermutet, dass dabei ein Draht gebrochen oder ein Steckverbinder falsch aufgesteckt ist oder ähnliche Scherze. Sowas hat man ja in vierzig Jahren Bastlertätigkeit schon mehr als einmal erlebt!
Da ich alle Stecker vorher mit Klebeschildchen mit ihrer Bezeichnung versehen hatte, war das allerdings auch unwahrscheinlich.

Zuerst maß ich die 24 V-Versorgung aus dem Netzteil nach. Es waren 23,4, die ich dann mittels des zuständigen Trimmpotis auf 24,0 V korrigierte. Soweit also alles Roger.

Das Durchpiepsen der vier Leitungen von der Motorleiterplatte (die mit den Geschwindigkeitstasten) zur Kommutierungsplatte ergab ebenfalls keine Unterbrechungen.
Nun lötete ich alle Lötstellen der Motorleiterplatte und der Kommutierungsplatte nach, besonders die Stifte der Tastenschalter. Erfolglos.

Dann lötete ich die beiden Transen T3005 und 3006 aus und führte sie meinem Komponententester zu. Beide Halbleiter ok. Nachdem ich den Capstanmotor entnommen hatte, lötete ich ebenso die vier darauf enthaltenen Transistoren aus und checkte sie durch. Alle heile.
Das wackelige Trimmpoti für die Geschwindigkeitsjustage wurde ebenso erneuert wie der 4,7 µ-Elko auf der Motorleiterplatte. Die 6,8 V-Z-Diode und die beiden in Reihe damit geschalteten 1,5 V-Dinger scheinen ebenfalls in Ordnung zu sein, zumindest ist an allen ein entsprechender Spannungswert zu messen.
Immer noch keine Änderung am Verhalten des Motors. Aus Verzweiflung erneuerte ich die beiden Transistoren auf der Schalterplatine, T3005 und 3006. Vergeblich.

Ich bin nun am Ende mit meinem Latein. Da Braun leider so gut wie keine Spannungsangaben auf dem Schaltplan macht (hier kann man nur Hersteller wie Telefunken oder Revox als positive Beispiele anführen...), ist eine Fehlersuche nach Spannunganalyse unnötig erschwert, wenn nicht unmöglich. Ich bin nun bald so weit, dass ich glaube, der Motor selbst (Hallgeneratoren?) ist kaputt und meine Löterei an der NF-Platte hat damit gar nichts zu tun.

Vielleicht hat einer eine Idee, wo ich noch suchen kann. Sonst kommt die Kiste auf den Elektroschrott... :evil:

Wie herrlich repariert sich dagegen eine Revox! So. Das musste jetzt mal gesagt werden. :lol:

LG Holgi


Bild

Benutzeravatar
raimund54
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 1589
Registriert: 03.01.2009, 20:23
Wohnort: 64295 Darmstadt

#2 Beitrag von raimund54 » 16.02.2011, 22:01

Hallo Holgi,

hast du an Messpunkt 3 auf der Motorplatine mal mit dem Oszi geschaut, was da anliegt?

Gruß,

Raimund

Benutzeravatar
Norbert
Obermaschinist
Obermaschinist
Beiträge: 2047
Registriert: 02.01.2009, 19:27
Wohnort: 79106 Freiburg

Re: Capstanmotor "geht durch"

#3 Beitrag von Norbert » 16.02.2011, 22:07

Hallo Holgi,

Pause machen, mit der Zeit beißt man sich fest, dann geht gar nichts mehr. Ich kenne das doch von mir selbst. Warte mal, bis unser Raimund sich meldet. Oft ist es nur eine blöde Kleinigkeit, die man im Eifer des Gefechts übersieht.
Holgi hat geschrieben:Vielleicht hat einer eine Idee, wo ich noch suchen kann. Sonst kommt die Kiste auf den Elektroschrott... :evil:

Aber bitte bitte mir vor die Haustür :wow:
Wie herrlich repariert sich dagegen eine Revox! So. Das musste jetzt mal gesagt werden. :lol:
Bei den A 77 hatte ich schon böse Probleme mit der Bremsmimik. Da wären beinahe auch mal welche durchs geschlossene Fenster geflogen :lol:

Edit: Ich sehe gerade, Dein Helfer ist schon da :)

Gruß, Norbert
Wenn es nach dem Löten kracht, hast du etwas falsch gemacht.
Nostalgie Funk - le groove de légende

Holgi
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 20
Registriert: 11.02.2011, 19:08
Wohnort: Hannover

#4 Beitrag von Holgi » 16.02.2011, 23:45

raimund54 hat geschrieben:Hallo Holgi,

hast du an Messpunkt 3 auf der Motorplatine mal mit dem Oszi geschaut, was da anliegt?

Gruß,

Raimund
Nein, Raimund, das ist etwas problematisch, weil mein Oszi im Keller steht und die TG 1000 im 3. Stock. Und diese 21 Kilo ohne Henkel... Ich habe mich bisher auch noch nicht mit einschlägigen PC-Softwarelösungen beschäftigt, weil ich gern mit meinem Hameg HM 203 arbeite. Vielleicht mache ich es anders und hole ihn mal rauf.

Was sollte denn an TP 3 zu messen sein?

Gruß Holgi

simon
Profi
Profi
Beiträge: 462
Registriert: 01.02.2010, 18:20
Wohnort: Bremen

#5 Beitrag von simon » 17.02.2011, 10:13

Hallo Holgi,

die Braun-Serviceunterlagen sagen: "Röhrenvoltmeter an Meßpunkt 3 (R3003) anschließen. Mit Trimmpotentiometer D (R 3006) auf Anzeigeminimum einstellen." Mach'das!

Nebenbei:
Kannst Du mir erklären, warum Du bei einem funktionierenden TG1000:
bei der Gelegenheit die Hauptplatine ausgebaut, die Schalterkontakte gereinigt, alle Pfostensteckverbinder mit dem Glasfaserstift gereinigt, einige Tantalkondensatoren, Trimmpotis und Elkos getauscht.
hast?

Ich weiß, das hilft Dir jetzt nicht weiter. Für mich (und vielleicht auch andere) ist es aber eine neuerliche Erinnerung an den alten Spruch: "Never touch a running system!". Die leider weit verbreitete planlose Kondensatortauscherei schadet weit mehr als daß sie nutzt. Ist jedenfalls meine Ansicht.

Viel Erfolg jedenfalls, Simon

Holgi
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 20
Registriert: 11.02.2011, 19:08
Wohnort: Hannover

#6 Beitrag von Holgi » 17.02.2011, 12:46

Hallo Simon,

vielen Dank für deinen Hinweis. Deinen scharfen Tonfall mag ich übrigens nicht so ("Mach' das!"- "Kannst du mir erklären, warum..."), meine Bundeswehrzeit liegt nämlich schon Jahrzehnte hinter mir :? .
Die Einstellung des Symmetrierungstrimmers R3006 dürfte nur dann gelingen, wenn die Motorregelung voll funktionsfähig ist. Das ist sie aber nicht mal ansatzweise...

Und um deinen Vorwurf zu beantworten: Ich bin das mit dem Elkotausch so von Röhrengeräten und den Revoxen gewohnt, da macht "man" das, weil die haufenweise verbauten Tantalkondensatoren und einige Elko-Bauarten (Frakos) zu häufigen Ausfällen neigen. Bei den alten A77 tauscht man auch oft die Transistoren der jeweils 1. Verstärkerstufen gegen neue, extrem rauscharme Typen aus. Immerhin sind die Geräte etwa 40 Jahre alt. Geschadet hat alles das bis jetzt noch bei keiner Maschine, wo ich es gemacht habe. Alle liefen hinterher wieder und klangen oft besser als vorher.
Manche Restauratoren gehen sogar so weit, die Kohleschichtwiderstände in den Verstärkern gegen Metallfilme zu tauschen, von wegen dem Rauschen. Das halte ich aber für übertrieben.

Ich weiß, zu all diesem sind die Meinungen geteilt. Und ich gehöre eigentlich auch zu denen, die das nicht um jeden Preis machen, wenn alles funktioniert. Ich hatte bei der TG 1000 allerdings ein erhöhtes und unregelmäßiges Rauschsignal auf dem rechten Kanal, das ich gern gemäßigt hätte. So was kommt häufig von unsicheren Kandidaten der Kondensatorfraktion oder auch von Transistoren mit Alterungserscheinungen. Ob es jetzt besser ist, weiß ich noch nicht, denn ich muss nun erst mal diese Sache mit dem Capstanmotor hinkriegen.

Du brauchst jetzt aber nicht mit mir zu schimpfen, denn das ist ganz allein meine Sache und ich habe damit niemanden geschädigt! Außerdem steht das hier nicht zur Debatte und ich sehe keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen getauschten Kondensatoren im NF-Teil und dem Versagen der Motorregelung, die ich dabei nicht angetastet habe.

Wenn, dann ist irgend etwas versehentlich beim Zerlegen oder Wiederzusammenbau schief gegangen, was mir aber ebenfalls bis jetzt nicht ins Auge gefallen ist. Es käme ja auch nur eine Unterbrechung oder Ähnliches bei der kleinen Platine mit den Trimmern und Tasten in Frage. Und an der Kommutierungsplatte habe ich auch nichts gemacht, bevor der Fehler auftrat.

In den nächsten Tagen, wenn ich mal Zeit habe, hole ich meinen Oskar aus dem Keller und werde das Signal von den Hallgeneratoren checken. Ich melde mich dann wieder.

Gruß
Holgi

Benutzeravatar
Norbert
Obermaschinist
Obermaschinist
Beiträge: 2047
Registriert: 02.01.2009, 19:27
Wohnort: 79106 Freiburg

Re: Capstanmotor "geht durch"

#7 Beitrag von Norbert » 17.02.2011, 13:16

Holgi hat geschrieben:Die Maschine lief zunächst einwandfrei. Heute habe ich ein defektes Drehspulinstrument erneuert und bei der Gelegenheit die Hauptplatine ausgebaut, die Schalterkontakte gereinigt, alle Pfostensteckverbinder mit dem Glasfaserstift gereinigt, einige Tantalkondensatoren, Trimmpotis und Elkos getauscht. Nachdem ich alles wieder zusammen hatte, lief der Capstanmotor mit überhöhter Geschwindigkeit und reagiert nicht mehr auf die Umschalttasten.
Hallo Holgi,

Du schreibst, vor der Reinigung der Schalterkontakte und Pfostensteckerstifte, dem Elko- und Trimmpotitausch lief die Maschine einwandfrei. Es muß auf dem Weg ein Fehler passiert sein, daß nun die Motorregelung nicht mehr arbeitet. Ich sage es aus eigener Erfahrung: Selbst eingebaute Fehler sind die schlimmsten und kosten dementsprechend Nerven.

Hast Du mal kontrolliert, ob an einem Pfostenstecker vielleicht eine Ader abgerissen ist? Dann die Lötstellen mit einer Lupe auf eventuelle Zinnbrücken kontrollieren. Auf Motordefekt tippe ich nicht.

Gruß, Norbert
Wenn es nach dem Löten kracht, hast du etwas falsch gemacht.
Nostalgie Funk - le groove de légende

Holgi
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 20
Registriert: 11.02.2011, 19:08
Wohnort: Hannover

#8 Beitrag von Holgi » 17.02.2011, 18:33

Ach Norbert,

hundert mal habe ich schon alle Pfostenverbinder, Leiterbahnen und Kabel überprüft, durchgemessen. Keine Feststellung.
Ich weiß es ja aus eigener Erfahrung, dass man Fehler, die man selbst unbeabsichtigt eingebaut hat, nicht findet. Oder erst nach dem zweihundertsechzehnten Überprüfen. Ich habe inzwischen nach einem Tipp aus dem Bandmaschinenforum mal die Spannung an den Kathoden D3001 bis 3004 nachgemessen. Hier liegen immer, egal welche Geschwindigkeitstaste ich drücke, die Betriebsspannung plus Generatorspannung an, also rund 48 V! Es hat den Anschein, dass der Regelkreis irgendwo unterbrochen ist und der Transistor T3006 diese Tachospannung gar nicht bekommt. Ich finde den Grund dafür aber nicht. Bei den paar Teilen auf der kleinen Platine mit den Tasten kann es doch nicht so schwer sein, einen Defekt zu finden - dachte ich. Da ich nun auch kein E-Technik-Ingenieur bin und nicht immer alle Schaltungstricks sofort durchschaue, wäre es für mich sehr hilfreich, wenn ich ein paar Sollwerte für die Spannungsmessung hätte. Aber damit hatte Braun ja nichts am Hut, weiß der Geier, warum... :evil:

Hast du noch einen Tipp, was ich als nächstes messen könnte? Sonst kommt das Ende auf dem Recyclinghof immer näher :cry: ! Ich habe jetzt schon zehn Stunden in die Fehlersuche investiert.

LG Holgi

Holgi
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 20
Registriert: 11.02.2011, 19:08
Wohnort: Hannover

#9 Beitrag von Holgi » 17.02.2011, 19:24

Ich habe es. Eine klassische Leiterbahnunterbrechung im mikroskopisch kleinen Bereich. Die Ohmmessung mit Abfahren der Bahn vom Pfosten bis zum Schalter S 3001 ergab zunächst unendlich, und von einer bestimmten Stelle der Leiterbahn an dann Durchgang. Diese Stelle war nur mit der Lupe als unterbrochen zu erkennen.
Kurzes Drahtstück drübergelötet — läuft und schaltet ordnungsgemäß um!

Kein Recyclinghof. Wäre ja auch zu schade gewesen!

Wie diese Unterbrechung zustande gekommen sein kann, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Ich habe ja nicht mit Gewalt und Brecheisen an der Platine hantiert. Aber egal.
Es war wohl doch im weitesten Sinne ein selbst eingebauter Fehler.

Nochmals vielen Dank an alle, die mir in dieser schweren Stunde zur Seite gestanden und mir Mut zugesprochen haben!

Schönen Abend noch!
Holgi

Benutzeravatar
Norbert
Obermaschinist
Obermaschinist
Beiträge: 2047
Registriert: 02.01.2009, 19:27
Wohnort: 79106 Freiburg

Halleluja :-)

#10 Beitrag von Norbert » 17.02.2011, 21:05

Holgi hat geschrieben:Ich habe es. Eine klassische Leiterbahnunterbrechung im mikroskopisch kleinen Bereich. Die Ohmmessung mit Abfahren der Bahn vom Pfosten bis zum Schalter S 3001 ergab zunächst unendlich, und von einer bestimmten Stelle der Leiterbahn an dann Durchgang. Diese Stelle war nur mit der Lupe als unterbrochen zu erkennen.
Kurzes Drahtstück drübergelötet — läuft und schaltet ordnungsgemäß um!
Hallo Holgi,

na Glückwunsch :D Auweia - Leiterbahn-Haarrisse sind megaübel, weil man vor allem darauf als letztes tippt, ich jedenfalls. Die fürchte ich wie der Teufel das Weihwasser.

Klopf Dir kräftig auf die Schulter! Aber nach solch einer nervigen Such-Orgie hast Du nun bestimmt mehr Spaß an Deiner TG 1000, jedenfalls wünsche ich Dir das.

Gruß, Norbert
Wenn es nach dem Löten kracht, hast du etwas falsch gemacht.
Nostalgie Funk - le groove de légende

Holgi
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 20
Registriert: 11.02.2011, 19:08
Wohnort: Hannover

#11 Beitrag von Holgi » 18.02.2011, 00:39

Danke für deine Glückwünsche, Norbert! :D
Aber ich könnte ja hier noch eben erzählen, wie es weiterging. Manchmal ist wirklich der Wurm drin, wie schon Jürgen von der Lippe feststellte...

Ich also, gar nicht faul, ein Band aufgelegt, um nun endlich das getauschte VU... nein, Peakmeter einzustellen. Den Wiedergabepegel und die Vormagnetisierung grob hatte ich schon vor ein paar Tagen justiert. Ich bin dann doch auf 320 nWb/m bei 0 dB gegangen, damit ich mich hier nicht unbeliebt mache :wink:. Und natürlich, weil der Hersteller das auch so haben wollte.

Es mussten jetzt also noch der Sinusgenerator und das Millivoltmeter angeklemmt werden, Vorband auf 0 dB ausgepegelt und dann Hinterband auf beiden Kanälen mit den Aufsprechpegeltrimmern derselbe Pegel eingestellt werden. Anschließend sollten dann noch die Schätzeisen auf 0 justiert werden. So dachte ich mir das.

Allein, das linke, sprich gerade eingebaute, von Braunberni erstandene NOS-Instrument schlug keinen Millimeter weit aus! Beim Einschalten der Maschine machte es aber sehr wohl synchron mit dem rechten seinen kurzen Elko-Umlade-Zuckerich. Ich begann zu suchen.
Am Kopfhörerausgang kam das Signal ebenso an wie am Verstärkerausgang. Am Schleifer des Trimmpotis vor dem Messverstärker lag es auf beiden Kanälen an, hinter dem Koppel-C 2113 ebenfalls noch. Am Collector des Transistors T 2103 war nix mehr. Null. Ich tastete die Basis mit dem Millivoltmeter an und dort war — ebenfalls tote Hose! Einen cm davor am 68n-Kondensator lagen 100 mV an. Sollte etwa auch hier...? Ich wollte es nicht glauben und wackelte vorsichtig am Transistorlein. Deutlich sichtbar wackelte das Lötäuglein an der Unterseite mit!
Die Unterbrechung war sogar beidseitig der Lötstelle. Ich habe diesen Transistor aber zuvor nicht getauscht oder sonstwie daran herum gelötet!
Fragt mich nicht, wie diese Leiterbahnrisse zustande kamen. Übersinnliche Phänomene?

Ich habe nun den Verdacht, dass die Braun-Platinen sehr empfindlich sind und diese Risse eine Krankheit der TG 1000 sein könnten. Ich weiß es nicht. Bei anderen Geräten hatte ich so etwas noch NIE!

Nun gut. Der Fehler war behoben, das "Meter" schlug munter aus. Aber, was war das nun wieder? Der rechte Kanal war weg. Weder vor noch hinter Band war etwas davon im HD 414 zu hören! Ich war kurz davor, mich vom Balkon zu stürzen, nahm dann aber doch davon Abstand, weil sonst meine arme kleine Frau die 21 Kilo Braun vom Tisch hätte heben müssen.

Ich begann erneut zu suchen. Diesmal ging es recht schnell. Ich hatte gleich die Vermutung, dass einer der Drähte an einem Steckverbinder durch das mehrmalige Lösen und Einstecken gebrochen sein könnte. Das war dann auch tatsächlich an dem Verbinder mittig auf der Platine der Fall. Ich lötete den gebrochenen Draht und hoffte, nun sei alles in Butter.

——— Ich hatte recht.

Nach einer abschließenden Feinjustage der Vormagnetisierung nach Gehör und weißem Rauschen auf allen Geschwindigkeiten und abschließender Pegelkontrolle machte ich die Kiste wieder zu und hoffe, dass sie das nun erst mal für ein paar Wochen, Monate oder vielleicht gar... nein, ich will es nicht beschreien.

Manchmal fragt man sich, was man sich da eigentlich für ein beklopptes Hobby ausgesucht hat?!?!?! :wall:

LG Holgi

Benutzeravatar
jsbo
Experte
Experte
Beiträge: 297
Registriert: 07.05.2009, 23:40
Wohnort: 448XX Bochum

#12 Beitrag von jsbo » 18.02.2011, 02:29

Holgi hat geschrieben: Manchmal fragt man sich, was man sich da eigentlich für ein beklopptes Hobby ausgesucht hat?!?!?! :wall:

LG Holgi
Stimmt, Holgi
das frage ich mich oft auch.
Da teste ich und teste ich meinen TG 1000, er will nicht.
Da teste ich und test ich und stelle dann fest , dass er
den Blindstecker für den Anschluss der FB nicht hat. :D

Oder z. B. warum mein Klappzahlenwecker 4 934 seinen
Weckruf nicht einstellt und nur Dauerton bietet. :(

Gruß

Jürgen S.
Tief im Westen...............................................

derlange
Profi
Profi
Beiträge: 584
Registriert: 16.03.2009, 12:32

#13 Beitrag von derlange » 18.02.2011, 08:49

jsbo hat geschrieben:Da teste ich und test ich und stelle dann fest , dass er
den Blindstecker für den Anschluss der FB nicht hat.
Ja, das ist der Klassiker! Das ist wohl jedem von uns schon einmal passiert.

Aus diesem Grund hat Braun ja auch den noch beim CEV 520 vorkommenden Blindstecker abgeschafft und beim RA 1/RS 1 durch eine sich selbst kurzschließende Buchse ersetzt.

Aber diese "Fehler" haben auch ihr Gutes: Auf diese Weise habe ich günstig je eine "defekte" audio 310 und CEV 520 erstanden :D


Grüße
DerLange

simon
Profi
Profi
Beiträge: 462
Registriert: 01.02.2010, 18:20
Wohnort: Bremen

#14 Beitrag von simon » 18.02.2011, 18:52

Hallo Holgi,

Glückwunsch! Dein hart erkämpfter Erfolg freut mich. Tut mir leid, wenn meine Formulierungen zu "scharf" bei Dir angekommen sind, so war es nicht gemeint. Meine Zeit mit dem Bund dauert noch an, das färbt vielleicht ab. Entschuldigung!

Zum Thema "vorsorglicher Elkotausch" werden wir wohl unterschiedlicher Meinung bleiben; damit werden wir beide und der Rest der Welt leben können. Für mich hast Du (vielleicht auch gegen Deinen Willen) mit Deiner TG 1000-Aktion wieder einmal bewiesen, daß nicht nur Elkos, sondern auch Platinen altern und man da immer minimalinvasiv vorgehen sollte. Wenn Du (und Andere) das anders sehen: auch gut.

Schönes Wochenende, Simon

Holgi
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 20
Registriert: 11.02.2011, 19:08
Wohnort: Hannover

#15 Beitrag von Holgi » 18.02.2011, 23:03

Hallo Simon,

eigentlich hättest du damit ja ein schönes Schlusswort zu der Affäre "Holgi und seine TG 1000" geschrieben, aber da du mich darin nochmals ansprichst, will ich noch kurz antworten.

Ich muss dir in diesem Fall natürlich Recht geben: hätte ich nicht an den Platinen herumgelötet und -gefummelt, wäre mir diese nervenaufreibende Geschichte erspart geblieben :(
Andererseits nimmt der Erfahrungsschatz durch jede noch so dusselige Fehlersuche stetig zu, und das ist doch auch nicht zu verachten!
Inzwischen habe ich übrigens deinen Befehl :wink: befolgt und am Messpunkt 3 das Spannungsminimum eingestellt!

In diesem Sinne: nochmals Danke und nichts für ungut wegen meiner Kritik an deinem Tonfall. Ich war auch ziemlich genervt zu diesem Zeitpunkt.

Ich habe die TG 1000 jetzt "soweit" fertig, allerdings werde ich noch einen Viertelspur-Hörkopf nachrüsten (habe ich schon, incl. Befestigungsplatte, von Rainer), den T 3005 mit einem Kühlstern versehen (nachdem ich mir gestern nach halbstündigem Probelauf fast die Finger daran verbrannt habe) und ich muss noch den Dämpfungswiderstand R 3205, parallel zur Dummyspule L 3205, an meinen neuen, niederohmigeren Aufnahmekopf anpassen. Im jetzigen Zustand habe ich bei Mono immer etwas weniger Bias als bei Stereo. Außerdem bekommt der Löschkopf bei Stereo 58 V, bei Mono aber nur 51 V.
Das werde ich aber mit einem Trimmpoti anstelle des 10k-Widerstands in den Griff bekommen — hoffe ich :D
Aber das eilt nicht...

LG Holgi

Benutzeravatar
raimund54
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 1589
Registriert: 03.01.2009, 20:23
Wohnort: 64295 Darmstadt

#16 Beitrag von raimund54 » 18.02.2011, 23:21

Hallo Holgi,

nimm 27 kOhm anstatt den 10 kOhm, dann solle es auch bei Mono passen.

Diese Leiterbahnrisse sind mir bei den TG 1000 noch nicht vorgekommen, außer bei "Gewaltanwendung". Aber die Geräte sind ja auch nicht mehr die jüngsten.

Außerdem machst Du Dich nicht unbeliebt, wenn Du eine andere Meinung hast/vertrittst und diese in Diskussionen darlegst.

Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Spaß mit den Schätzeisen :lol: und dem daranhängenden Tonbandgerät :D :D :D

TG1000fache Grüße,

Raimund

Holgi
Jungspund
Jungspund
Beiträge: 20
Registriert: 11.02.2011, 19:08
Wohnort: Hannover

#17 Beitrag von Holgi » 18.02.2011, 23:46

Das mit dem "unbeliebt machen" war ja auch mit einem einschlägigen Smiley versehen! Natürlich habe ich das nicht erst gemeint.

Mit den Schätzeisen der Braun komme ich übrigens ganz gut zurecht. Man kann bei 19 ruhig mal etwas reichlich aussteuern (+1-2 dB), bei 9,5 bis 0 dB und bei 4,7 eher nur bis -2 oder so, sonst fängt es an zu zischeln.

Wenn ich die 19er Aufnahmen auf der A 77 abspiele (deren VU-Meter ich besser kenne), schlagen deren Schätzeisen bis etwa -2 dB aus, wobei die Revox auf die üblichen 257 nWb für 0 dB VU eingemessen ist. Das passt schon.
Die TG 1000 habe ich jetzt übrigens auf RMG LPR35 eingemessen — wovon ich bei Frank "Darklab" zwei Spezial-Rohwickel à 750m bezogen habe. Diese passen jeweils genau auf eine 22er Spule. Spielzeit bei 19 cm/s ca. 62,5 Minuten.

LG
Holgi

Benutzeravatar
raimund54
Braun-Insider
Braun-Insider
Beiträge: 1589
Registriert: 03.01.2009, 20:23
Wohnort: 64295 Darmstadt

#18 Beitrag von raimund54 » 19.02.2011, 00:06

Hallo Holgi,

den smiley hatte ich gesehen, wollte es nur bestätigen.

4,75 cm/s kann man für ernste Aufnahmen bei Tonbandgeräten echt vergessen, da muß man sich bei der Aussteuerung sehr zurückhalten. Außerdem ist der Frequenzgang halt sehr bescheiden.

Bei 9,5 cm/s kann man es hinbekommen, daß man quasi keinen Unterschied zur Schallplatte hört.

Bei 19 cm/s gibt es eigentlich kaum eine Einschränkung und man kann hoch aussteuern, so wie Du schreibst.

Ich habe auch Aufnahmen auf (früherem) BASF SPR50 (Standardband) gemacht, geht hervorragend. Paßt halt nicht viel auf eine Spule.

Gruß,

Raimund

JUMRG
Foren-As
Foren-As
Beiträge: 123
Registriert: 23.10.2017, 19:22

Re:

#19 Beitrag von JUMRG » 20.01.2024, 08:42

derlange hat geschrieben: 18.02.2011, 08:49 ...
Aus diesem Grund hat Braun ja auch den noch beim CEV 520 vorkommenden Blindstecker abgeschafft und beim RA 1/RS 1 durch eine sich selbst kurzschließende Buchse ersetzt.
...
Und diese Buchse hat oft korrodierte Schaltkontakte!
Da muss man dann auch erst mal drauf kommen...
VG Jürgen

Antworten